Die Branche
präsentierte sich auf der 41. IWA und Outdoor Classics stark und selbstbewusst.
Das Wohlbefinden sowohl von Branche als auch Messe zeigte sich in einer neuen
Hallenaufteilung mit größerer Ausstellungsfläche mit über 1.300 Ausstellern und
fast 40.000 Besuchern aus aller Welt. Es gab Messeneuheiten, Innovationen und
Trends.
Von
Waffenkultur-Autorenteam
Trends
Der Trend zum Individualismus ist ungebrochen. Farbige
Gewehre, farbige Zielfernrohre, modularer Aufbau; jedem seine individuelle
Waffe. Bei der Bekleidung etabliert sich mehr und mehr das digitale Tarnmuster.
Dieser Trend ist auch beim Militär erkennbar: „Digi-Camouflage“ verdrängt
zunehmend das klassische Tarnmuster. Ebenfalls ein Bekleidungstrend sind Isolations-
bzw. Kälteschutzjacken mit Kunstfaserfüllung. Diese Jacken sind leicht und
meist eng geschnitten und können auch als Zwischenschicht unter einer
Regenjacke getragen werden.
„Laser Cut Molle“ ist eine Neuheit und wird gleichzeitig
einen Trend setzen. Molleschlaufen werden nicht mehr aufgenäht, sondern per
Laser in das Material geschnitten, was einen deutlichen Gewichtsvorteil bringt.
Helikon-Tex hatte mehrere Taschen und Rucksäcke mit Laser Cut Molle dabei.
Der aus USA übergeschwappte Trend im Segment der
Taschenpistolen wird sich im deutschsprachigen Raum aufgrund der Gesetzeslage
erwartungsgemäß nicht durchsetzen können. Dennoch waren einige interessante
Subkompaktpistolen zu sehen, wie bspw. die Glock 42 in .380 Auto, die Remington
R51 oder Modelle von Ruger und Beretta.
Eine Neuigkeit ist, dass Einfuhr, Lagerung und Verkauf von
Tritium-Visieren in der Bundesrepublik künftig wieder möglich sein wird. Der
Schweizer Hersteller mb-microtec hat für seine trigalight®-Produkte eine
Genehmigung erwirkt. Diese gilt auch für Armbanduhren mit
Tritiumeinlagen im Ziffernblatt.
Mehr darüber in Ausgabe 15 ab dem 30. März unter
http://waffenkultur.com/
Langwaffen
Tikka T3 CTR
Eine echte Messeneuheit kam von Tikka. Die T3 Tactical ist
im Kaliber .308 Win. ab sofort mit einem 10-schüssigen Metallmagazin lieferbar.
Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine „drop-in“ Lösung. Die Änderungen
betreffen den Kunststoffschaft und auch das Systemgehäuse. Tikka wird diese
Teile nicht einzeln verkaufen, sondern nur als Komplettwaffe unter der
Bezeichnung T3 CTR. Der Schaft der CTR verfügt noch nicht über die verstellbare
Schaftbacke. Was sich aber im Laufe der Serienproduktion noch ändern kann. Dass
die Tikka T3 Tactical in .308 in der Lage ist, Treffer auf 1.000 m zu erzeugen,
haben bisher zwei Testwaffen in Waffenkultur-Tests bewiesen. Mit dem
serienmäßigen 10-Schuss-Magazin erfährt die T3 eine Gebrauchswertsteigerung.
OA-15 SSP & OA-10 DMR
Oberland Arms hatte die Vorserie des pistongetriebenen OA-15
dabei. Es handelt sich dabei um ein Kurzhubgaskolbensystem mit zwei
Verstellpositionen für Normalbetrieb und Betrieb unter starker Verschmutzung.
Die OA-10 im Kaliber .308 Win. wird ab sofort auch für
Privatkunden in der Farbe dark earth brown erhältlich sein. Die aktuelle
Lieferzeit eines OA-10 beträgt etwa vier Monate.
Unique Alpine TPG-3
Der in Bayern ansässige Hersteller von
Scharfschützengewehren hatte das TPG-3 im Gepäck. Seit jeher werden bei Unique
Alpine Mehrkaliberwaffen gefertigt, die ein Umrüsten zwischen .308 Winchester
und .300 Win Mag erlauben. Das Taktische Präzisionsgewehr TPG-3 integriert
zusätzlich noch die starke .338 Lapua Magnum. Das Konzept und die
Detaillösungen zeugen von viel Anwendererfahrung. Ein Kaliber- und Laufwechsel
bspw. lässt sich in einer Minute durchführen. Konstruiert wurde das TPG-3 unter
den Gesichtspunkten von maximaler Robustheit bei geringem Gewicht. Den Ursprung
hat das TPG-3 in einer Ausschreibung der US SOCOM zur Beschaffung eines neuen
Scharfschützengewehrs. Die Waffe ist auf dem Zivilmarkt verfügbar und natürlich
auch als Behördenversion.
(Foto: Paul El-Tawil)
Dynamic Arms Research
Die sächsische Waffenschmiede aus Lichtentanne bei Zwickau
präsentierte ein Präzisionsgewehr auf AR-15-Basis im Kaliber 6,5 Grendel. Die
Waffe besitzt einen 28“ Super Bull Barrel. Die Gehäuseteile sind in der Farbe
Foliage Cerakote-beschichtet. Bei DAR wird jede Waffe nach Kundenwunsch
gefertigt. Kaliber, Lauflänge und –profil, Anbauteile und Sonderwünsche sind
individuell konfigurierbar.
Darüber hinaus bietet DAR sämtliche Kleinteile wie Federn-
und Stiftsätze aus deutscher Fertigung an. Der Anwender wird dadurch ein Stück
weit unabhängiger vom US-Markt. Der Vertrieb erfolgt sowohl an Händler als auch
Privatkunden.
Das DAR-10 war bis zum Messebeginn aufgrund von Zuliefererproblemen
nicht rechtzeitig fertig geworden.
SIG Sport 553
Erst die gute Nachricht: SAN Swiss Arms beabsichtigt, das
Modell 553 Sport auf dem deutschen Markt anzubieten. Ein entsprechender
BKA-Feststellungsbescheid soll laut Aussage am Messestand bereits vorliegen.
Jetzt die schlechte Nachricht: Der Produzent des Schweizer Sturmgewehrs
befindet sich in großen finanziellen Schwierigkeiten. SAN Swiss Arms hat Ende
Januar die Hälfte seiner 33 Angestellten gekündigt. Weil die Herstellungskosten
in der Schweiz im internationalen Vergleich deutlich höher sind und der Absatz
an Gewehren rückläufig ist, sah sich die Firma zu den drastischen Sparmaßnahmen
gezwungen. Wie der Schweizer Presse zu entnehmen war, sieht der Präsident des
schweizerischen Büchsenmacher- und Wafffenhändlerverbands, Daniel Wyss, das
zivile Schießwesen mit dem Gewehr 90 gefährdet. Die Schweizer Armee hingegen
sieht auf Anfrage der Schweizer Medien für sich keine Gefahr, falls SAN Swiss
Arms ihre Servicedienste nicht mehr anbieten kann. Es bleibt zu hoffen, dass
die Produktion eines der funktionssichersten und schönsten Sturmgewehre
weitergeht – auch im Hinblick auf Erhaltung der Vielfalt des vom AR-15
dominierten Sturmgewehrmarktes.
Kurzwaffen
Glock
Mit dem Modell G42 stellte Glock seine bislang kleinste
Pistole vor. Die einreihige Waffe besitzt eine Feuerkraft von 6+1 Schuss und
verschießt das Kaliber .380 Auto (9 mm kurz). Beim ersten in die Hand nehmen
erstaunt das geringe Gewicht von lediglich 390 g. Das entspricht gegenüber einer
G26 einer Einsparung von circa 30 %. Beide Glock Pistolen sind gleich hoch, in
der Länge unterbietet die G42 die G26 um knapp 1 cm. Am deutlichsten fällt der
Unterschied in der Breite auf: 23 mm gegenüber 30 mm. Somit hat der
österreichische Hersteller endlich eine reinrassige Taschenpistole im Programm.
Neben der viel beachteten Glock 42 stellte Glock eine neue
Version der Glock Training Pistol vor. Um die Zuverlässigkeit bei Verwendung
verschiedenster Sorten von FX- oder ähnlicher Trainingsmunition zu erhöhen,
wurden große Teile des Schlittens durch Kunststoffeinsätze ersetzt. Durch das
so reduzierte Gewicht des Schlittens kann die ganze Bandbreite an
Trainingsmunition mit einer geringeren Zahl auftretender Störungen betrieben
werden. Die Glock Training Pistol ist nur für Behörden erhältlich.
Taurus 85 View
Der kompromisslos auf das verdeckte Führen ausgelegte Taurus
85 View ist derzeit der kleinste und leichteste Revolver auf dem Markt. Die
geschrumpfte Version des Standardmodells 85 besitzt eine 5-schüssige Trommel,
die ebenso wie die Laufhülse aus Titan besteht. Sein Name „View“ leitet sich
von der Schlossplatte aus Lexan ab, die eine freie Sicht auf das Innenleben des
Mechanismus gestattet. Der DAO-Minirevolver im Kaliber .38 Spezial hat eine
Gesamtlänge von 12,7 cm und wiegt voll geladen lediglich 431 g. Die
Verteidigungswaffe ist für den Einsatz mit +P-Munition freigegeben. Die auf der
IWA gezeigte Version „Pink“ soll weibliche Schützen ansprechen.
SIG Sauer P320
Auf der SHOT Show vorgestellt und vermutlich ab dem IV.
Quartal 2014 im deutschsprachigen Raum im Handel verfügbar: Die P320, die erste
„striker-fired“ Pistole von SIG Sauer. Aufgrund des Griffstücks besteht
äußerlich eine große Ähnlichkeit zur P250. Die Griffstücke sind individuell an die
Handgröße anpassbar. Sowohl in der Full-Size Ausführung als auch in der
Carry-Ausführung stehen jeweils drei Griffstückumfänge zur Verfügung: Small mit
140 mm, Medium mit 145 mm, Large mit 150 mm Umfang. Das Griffstück ist kein
wesentliches Waffenteil und kann daher frei erworben werden. Die Waffe ist
komplett auf Linkshandbedienung umrüstbar. Der Abzugsmechanismus ist als
„drop-in“-Lösung konzipiert. Die Abzugscharakteristik ist angenehm und erinnert
an vergleichbare „striker-fired“ oder „safe-action“ Lösungen. Die P320 wird in
den kalibern 9mm Luger, .357SIG sowie .40S&W angeboten werden. Die
Magazinkapazität variiert je nach Kaliber und Rahmengröße zwischen 17 und 13
Patronen.
Optik
BROWE BCO und BSO
Brian K. Browe, ehemals Entwicklungsleiter bei Trijicon hat
nach seinem Weggang von dort die ACOG Optik weiterentwickelt. Das Resultat
heißt BCO – Browe Combat Optik. Im Gegensatz zum ACOG wird die Helligkeit des
Absehens nicht über ein Glasfaserfenster gesteuert, sondern über eine
Elektronik, die sich an der Helligkeit des Ziels orientiert. Dadurch wird eine
Unter- als auch Überbeleuchtung des Absehens ausgeschlossen. An der linken
Gehäuseseite befindet sich außerdem ein Tastschalter mit dem sich das Absehen
manuell regulieren lässt. Natürlich kann die BCO auch in Verbindung mit einem
Doctor-Sight genutzt werden. Das Doctor ist dazu aber nicht fest montiert. Es
kann über einen Ring flexibel zwischen 12 Uhr und 2 verschoben werden. BCO’s
sind mit einer Vielzahl von Absehen verfügbar. Darunter ballistische Absehen
für 5,56x45 / 7,62x39 / 7,62x51 und 300BLK. Das Absehen ist nachleuchtend.
Die Browe Sport Optic (BSO) ist als Alternative zur Browe
Combat Optic (BCO) für den Sport- und Freizeitsektor gedacht. Das massive
Gehäuse besteht aus 6061-T6-Aluminium, welches viele Hersteller für ihre
AR-15-Upper verwenden. Die Absehenbeleuchtung erfolgt durch eine
phoshoreszierende Einlage, die man mit einer Taschenlampe aufladen kann.
Fünfzehn Sekunden Bestrahlung reichen für mehrere Stunden in wahlweise blau
oder grün. Neben diesen beiden Unterschieden zur BCO sind die technischen Daten
weitgehend identisch. Die 4x32-Optik hat 7° Sehfeld und ist wasserdicht bis 42
Meter. Sie wird in 0,5-MOA-Schritten justiert und verfügt über die gleiche
Auswahl an Absehen. Einen Schönheitspreis wird die BSO sicher nicht gewinnen.
Bei einem US-Preis von unter 1.000 Dollar besteht aber die Hoffnung, auch
hierzulande ein weiteres preisgünstiges, sehr robustes und optisch gutes ZF zur
Auswahl zu haben.
Minox
Minox überraschte zur IWA mit zwei Meldungen: Zum einen mit
dem Eintritt in die Blaser-Gruppe, zum anderen mit einer taktischen
Zielfernrohrserie, bei der auch Technik des Premiumherstellers Optronika
verbaut wird. Vorerst wird es drei taktische ZF geben: ZP8 1-8x24 und ZP5
3-15x50 und ZP5 5-25x56. Der angestrebte Endverbraucherpreis wird sich bei etwa
2.500 € bewegen. Das ZP5 wird mit einem Absehen erhältlich sein, womit das
Schätzen von Entfernung erleichtert werden soll. Sowohl das Absehen MR2 als
auch das MR5 haben die Advanced Quick Ranging Scale (AQRAS).
Ausrüstung
Climashield
Der Hersteller von Isolationsfasern für Bekleidung und
Ausrüstung, Climashield, war mit einem eigenen Messestand vertreten.
Climashield ist eine Polyester-Endlosfaser mit hohem Wärmerückhaltvermögen. Das
Prinzip der Endlosfaser hat den Vorteil, dass Steppnähte einen weiteren Abstand
haben dürfen, sich keine Fasern lösen und auch keine Fasermigration stattfinden
kann. Darüber hinaus ist das Isolationsmaterial sehr robust und übersteht auch
mehrere Wäschen unbeschadet. Im Gegensatz zu Produkten von Wettbewerbern lässt
es sich auch nicht zerreisen. Es gibt verschiedene Ausführungen in
unterschiedlichen Dicken und Grammaturen. Weit verbreitet als Füllmaterial für
Jacken ist die Version „Climashield APEX“. Welches bspw. Verwendung findet bei:
Helikon-Tex, The North Face, Cumulus oder Clawgear sowie den US-amerikanischen
Streitkräften.
Helikon-Tex
Verfolgt man die Entwicklung der letzten Jahre des
polnischen Ausrüsters Helikon-Tex zeigt sich eine deutliche Erweiterung der
Produktpalette und – wenngleich Helikon-Sachen nie minderwertig waren – auch
eine deutliche Qualitätssteigerung. Zur diesjährigen IWA zeigte Helikon-Tex
mehrere Taschen und Rucksäcke mit dem innovativen „Laser Cut Molle“. Unter der
neu gegründeten Vertriebslinie „Direct Action®“ soll insbesondere der
behördliche Uniformmarkt bedient werden. Neu ist hier das Hosenmodell „Direct
Action Combat Pants“, welches im Tarnmuster „Kryptek Mandrake“ zu sehen war.
Nach dem Verkaufserfolg der Wetterschutzjacke „Level 7“ wird im dritten Quartal
2014 eine abgeänderte Version auf den Markt kommen, welche den Zugriff auf eine
verdeckt geführte Kurzwaffe ermöglicht (Husky Winter Jacket). Ebenso erreicht
derzeit die Helikon Malamute-Weste die Läden. Wie die Level 7 Jacke auch,
besitzt die Weste eine Fütterung aus Climashield APEX mit einer Grammatur von
67g/m².
Die Rucksäcke der Direct Action Linie besitzen ein
neuartiges Belüftungssystem; das Combat Vent System® (CVS). Die spezielle
Kanalisation im Rückenpolster soll Schwitzen und Hitzestau reduzieren helfen.
Victorinox
Zu Beginn 2014 wurde die Messerlinie von Wenger in die
Victorinox Kollektion integriert. Mit der Verschmelzung unter der Schweizer
Traditionsmarke Victorinox verspricht man sich Synergieeffekte für den Messerstandort
Schweiz. Obwohl Wenger schon seit 2005 zum Victorinox Konzern gehört, wurden
die Messer bisher noch unter dem Markenname Wenger vertrieben.
LACS
LACS bietet ein Lasertrainingssystem im Stile von MILES oder
AGDUS an. Die Signalgeber gibt es in zwei Varianten. Eine wird an die
Stromversorgung elektrisch betriebener Airsofts angeschlossen und nutzt damit
deren regulären Abzug, die andere löst in bekannter Weise als Reaktion auf
Erschütterungen aus und ist für die Verwendung auf FX- oder scharfen Waffen mit
Manöverpatronen gedacht. Die Sensoren sind sehr kompakt und können an
MOLLE-Schlaufen angebracht werden. Ein großer Fortschritt gegenüber AGDUS und
ähnlichen Systemen ist der Umstand, dass bestimmten Signalgebern bestimmte
Kaliber zugeordnet werden können. Die Sensoren lassen sich ebenfalls auf
bestimmte Kaliber einstellen, so dass z.B. eine leichte ballistische Weste
simuliert werden kann, die gegen Kurz-, nicht aber gegen Langwaffen schützt.
Eine entsprechende Auswertungssoftware zur Aufbereitung und Verwaltung von
Statistiken und Trainingsfortschritten rundet das Paket ab. LACS ist sowohl für
das behördliche Training als auch für den MilSim-Bereich und als Alternative zu
Lasertag oder Paintball im Sportbereich nutzbar.
Der vollständige Report ab 30. März unter http://waffenkultur.com/
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