Schnittmodelle bringen für Lehrgangsteilnehmer einen
besonders hohen Weiterbildungseffekt. Das trifft nicht nur auf Schusswaffen zu,
sondern auf alle Maschinen, deren Innenleben und somit auch
Funktionszusammenhänge normalerweise verdeckt sind
Ob es ein Verbrennungsmotor ist, ein Passagierdampfer oder
andere komplexe oder weniger komplexe Gegenstände; Schnittmodelle haben einen
besonderen Reiz, geben sie doch den Blick auf sonst verborgene Details frei. Bei
Aus- und Weiterbildungen tragen diese Cutaway Modelle regelmäßig zum besseren
Verständnis für Funktionszusammenhänge bei.
Der Pistolenhersteller Glock bietet verschiedene
Schnittmodelle an. Sammler oder andere Interessierte, die daraufhin
freudestrahlend zum Bestelltelefon greifen möchten, werden enttäuscht: Die
Schnittmodelle werden nur an Behörden vertrieben.
Der Verkauf von Glock Schnittmodellen erfolgt ausschließlich
an Behörden
Die orangenen Pufferpatronen sind zwar von Glock, aber nicht
im Lieferumfang enthalten
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Rechtliche Einordnung
Waffenrechtlich wird das Schnittmodell einer Glock als
Schusswaffe behandelt. Das Griffstück ist voll funktionsfähig und somit ein wesentliches
Waffenteil im Sinne des Waffengesetzes. Der Importeur RUAG Ammotec führt das
Schnittmodell als Ganzes im Waffenbuch. Wodurch es komplett
eintragungspflichtig ist. Ein Weiterverkauf in den Zivilmarkt ist untersagt.
Dazu verpflichtet sich der Endabnehmer beim Erwerb.
Warnhinweis: Keine scharfe Munition
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Konstruktive Merkmale
Für die Schnittmodelle existiert ein eigener Nummernkreis.
Derzeit mit den Buchstaben JQ. Jedes Glock Schnittmodell wird auftragsbezogen
aus einer Glock Pistole gefertigt. Folgerichtig sind alle Einzelteile mit
scharfen Waffen des gleichen Modells kompatibel und austauschbar. Scharfe
Patronen werden im Schnittmodell ebenso zugeführt, wie in einer normalen Glock.
Der Hersteller gibt einen expliziten Hinweis darauf, dass das zu unterlassen
sei; gesonderte Sicherheitsvorkehrungen in Form von Über- oder Mindermaßen
besitzt das Schnittmodell aber nicht. Lediglich der Schlagbolzen ist
modifiziert und wird ohne Zündspitze geliefert. Das vorgestellte Schnittmodell
gehört zur Gen. 4. Es verfügt also noch über den Sicherungsstift des
Verriegelungsblocks und über eine Abzugsfeder, die auf Zug belastet wird.
Das Griffstück ist voll funktionsfähig. Aufgrund der
Materialwegnahme u.a. auch am Verriegelungsblock ist es für den scharfen Schuss
jedoch nicht mehr geeignet
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Der Schlagbolzen besitzt keine Spitze. Wodurch die Zündung
einer Patrone zuverlässig verhindert wird
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Lernkurve
In der Tat ist im Werkstattkurs der Lerneffekt, den dieses
Schnittmodell ermöglicht außergewöhnlich. Insbesondere die Funktionsweise der
drei unabhängig voneinander arbeitenden Sicherungen und das Zusammenspiel der
Federn in einer Glock lassen sich durch die Sichtfenster beobachten.
Die Schlagbolzensicherung bei einem gespannten Abzug
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Während des Abkrümmens deaktiviert die Nase der Abzugsstange
die Schlagbolzensicherung
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Die Schlagbolzensicherung bei einem entspannten Abzug
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Federn entspannen?
„Ich schlage meine Waffe leer ab, um die Federn zu
entspannen.“, diese Aussage gehört zu den hartnäckigsten Mythen in der
Schusswaffenszene und sie ist in mehrfacher Hinsicht grober Unfug.
Grundsätzlich ermüden Federn nicht unter permanenter Spannung, sondern durch
Gebrauch. Da alle modernen Gebrauchswaffen dafür konstruiert wurden, immer
schussbereit geführt zu werden, erfüllen auch sämtliche verbaute Federn diese
Zweckbestimmung. Der Anwender tut seiner Waffe also keinen „Gefallen“, indem er
sie „leer abschlägt“. Die Lebenszeit der Waffe oder irgendeiner Feder
verlängert sich dadurch auch nicht um die kleinste Einheit.
In Bezug auf Glock Pistolen werden dennoch gern die
Schlagbolzenfeder und die Abzugsfeder genannt, die zu entspannen wären. Mit
einem Blick ins Schnittmodell stellt sich die Situation jedoch anders dar.
Schussbereit: Schlagbolzenfeder teilvorgespannt.
Schlagbolzensicherung aktiv (Normaler Tragezustand)
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Abgekrümmt: Schlagbolzen in vorderer Position.
Schlagbolzensicherung deaktiviert
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Schlagbolzenfeder
Glock Pistolen besitzen ein teilvorgespanntes Abzugssystem.
Die Schlagbolzenfeder steht permanent unter Druckspannung; unabhängig vom
Ladezustand der Waffe. Ein Entlasten der Schlagbolzenfeder ist nur möglich,
wenn sie aus der Schlagbolzenbaugruppe ausgebaut werden würde. Aber nicht durch
das Leerabschlagen der Waffe.
Abzugsfeder
Bis einschließlich Gen. 4 ist in Glock Pistolen eine
Abzugsfeder verbaut, die permanent unter Zugspannung steht. Diese Zugspannung
erreicht beim Abkrümmvorgang ihr Maximum. Auch die Abzugsfeder ist nach einem
Leerabschlagen nicht zu 100% entlastet.
Optional konnte die Abzugsfeder schon immer gegen den so
genannten New-York-Trigger ausgetauscht werden. Die Feder in einem
New-York-Trigger erfährt keine Zugspannung, sondern Druckspannung. Wodurch die Wahrscheinlichkeit
eines Reißens der Feder drastisch reduziert wird.
Schussbereit: Abzugsfeder bei einem gespannten Abzug
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Abgekrümmt: Die Abzugsfeder ist bei einem entspannten Abzug
keineswegs völlig entlastet
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Feder der
Schlagbolzensicherung
Eine Feder, die in der Betrachtung zum „Federn entspannen“
gern vernachlässigt wird, ist die Feder der Schlagbolzensicherung. Diese ist im
Normalzustand immer nahezu entlastet, wodurch sie die Schlagbolzensicherung
aktiviert. Erst beim Abkrümmen wird die Schlagbolzensicherung durch die Nase an
der Abzugsstange nach oben gedrückt und damit deaktiviert. Die Feder wird dabei
unter Druckspannung gesetzt. Nach dem Schuss entlastet sich die Feder wieder
indem die Schlagbolzensicherung aktiviert wird. Es sei denn, der Abzug bleibt,
wie beim „Leerabschlagen“ unvermeidbar, in der hinteren Position. Dann steht
die Feder der Schlagbolzensicherung weiterhin unter Druck.
Service
Termine für Glock Werkstattkurse bei Akademie 0/500 in 2023: https://0-500.org/page/Termine
20. Oktober 2023 in Melle
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