Moderne Gebrauchspistolen haben ein Schlagbolzenschloss.
Diese so genannten „striker-fired Pistols“ verringern nicht nur den
Ausbildungsaufwand, sie reduzieren auch die Gefahr einer Fehlbedienung. Alle
namhaften Hersteller haben ein Modell im Programm. IWI wirft seine Masada ins
Rennen
Die Kaufentscheidung für eine Kurzwaffe kann durch viele
Kriterien beeinflusst werden. Kaliber, Größe, Preis. Ein weniger geeignetes
Kriterium ist das „Aussehen“. Im schlimmsten Fall kauft man eine Pistole rein
fürs Ego. Übertreibung? Nein, passiert täglich. Meistens sind diese Waffen dann
groß und silbern und haben goldene Bedienelemente.
Eine negative Selbsteinrede, dass man mit dem „Griffwinkel“
oder dem „Abzug“ eines bestimmten Pistolenmodells „nicht zurechtkäme“, ist
darüber hinaus ein ebenso ungeeigneter Kaufberater, wie eine kaum durch
Fachkompetenz unterfütterte Meinung aus dem Schützenverein.
Sinnvolle Kriterien für den Kaufentscheid hingegen sind: Zu
erwartender Ausbildungs- und Trainingsaufwand, Verfügbarkeit von Zubehör und
Ersatzteilen, der Preis natürlich und nicht zuletzt der
Mindestpräzisionsanspruch, auf einhundert Meter ein Mannziel treffen zu können.
Die Kaufentscheidung für eine Gebrauchspistole sollte
heutzutage immer zu Gunsten des Schlagbolzenschlosses, also einer „striker-fired“ Pistole, fallen. Alle
anderen Abzugssysteme dürfen im 21. Jahrhundert als waffentechnischer
Anachronismus bezeichnet werden.
Die Israelische Masada: Vorgespanntes Schlagbolzenschloss, 9
mm Luger, geschmiedeter Lauf
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Israel Weapon
Industries
Der Waffenhersteller Israel Weapon Industries (IWI) wurde im
Jahr 2005 aus dem staatlichen Rüstungskonzern Israel Military Industries (IMI)
ausgegliedert und privatisiert. Schätzungen zu Folge gehört IWI zu den fünf
größten Schusswaffenherstellern der Welt. Weitere Produkte des Unternehmens
sind die Pistole Jericho 941, das Tavor X95 Bullpup-Gewehr, die Tavor TS12
Schrotflinte, das Galil-Sturmgewehr sowie die weltweit bekannt Maschinenpistole
Uzi.
Masada
Die Neukonstruktion Masada soll als Ersatz für die Jericho
941 bei den israelischen Streitkräften eingeführt werden. Damit stellt eine
weitere Armee ihre Pistolenbewaffnung auf ein Modell mit dem modernen
striker-fired Abzugssystem um. Unbestätigten Angaben zu Folge nahm Israel
Weapon Industries mit seinem Modell Masada auch an der MHS-Ausschreibung
(Modular Handgun Systems) der US-Streitkräfte teil, welche bekanntlich zu
Gunsten der XM-17 beschieden wurde.
Die Waffe ist ambidexter. Die Griffrücken lassen sich
austauschen
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Griffstück
Die Masada ist aktuell nur im Kaliber 9 mm Luger (9x19) und
nur in einer Rahmengröße lieferbar. Beim Griffstück hingegen kann der Käufer aus
drei Farbvarianten auswählen. Neben dem standardmäßigen Schwarz sind das die
Farben Coyote (Tan) und Olivgrün. Das Masada-Griffstück ist kein wesentliches
Waffenteil. Die Seriennummer ist lediglich in die Abzugsgruppe eingelasert. Der
Nutzer einer Masada kann somit auf seine Schießstand-Garderobe abgestimmt die
Griffstückfarbe nach Belieben wechseln. Austauschgriffstücke sind beim
Europaimporteur Fenix GmbH für 69,90 Euro erhältlich.
Der Umfang des Polymer-Griffstückes ist durch austauschbare
Griffrücken in den Größen S / M und L variabel. Im Lieferumfang sind jeweils
farblich passende Griffrücken enthalten. Erfahrungsgemäß dürfte die werksseitig
verbaute Griffrückengröße „M“ für 90 Prozent aller Anwender eine praktikable
Lösung darstellen.
Feldmäßig zerlegt. Das Magazin fasst 17 Patronen
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Magazinauslöser
Der Magazinauslöser ist ambidexter ausgeführt. Ein Umbau von
links nach rechts ist aber nicht erforderlich. Die Masada kommt ab Werk mit
einem beidseitig bedienbaren Knopf. Ermöglicht wird das durch eine völlige
Neukonstruktion, bei der das Magazin nicht mehr seitlich von links oder rechts
arretiert wird, sondern frontal an der Stirnseite des Magazins.
Zerlegen
Das feldmäßige Zerlegen zum Reinigen erfolgt über einen
Zerlegehebel an der linken Griffstückseite. Dazu wird der Verschluss in hinterer
Position arretiert und der Zerlegehebel um 90 Grad gedreht. Der Verschluss
lässt sich dann nach vorn vom Griffstück entfernen. Ein simpler Vorgang, wie er
auch von anderen Pistolenmodellen bekannt ist.
Der Zerlegehebel lässt sich nur Drehen, wenn sich kein
Magazin in der Waffe befindet. Gleichzeitig deaktiviert der Hebel bei seiner
Drehung über eine kleine Schubstange den Abzug. Dadurch wird es möglich, die
Masada zu zerlegen, ohne vorher den Abzug betätigen zu müssen. Eine
Anforderung, die in diversen behördlichen Ausschreibungen so gestellt wird.
Der Verschluss birgt keine Geheimnisse im Aufbau. Der
Federteller, welcher die Schlagbolzenfeder fixiert ist einteilig. Die
Schlagbolzensicherung wird mit zwei kleinen Spiralfedern geführt
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Verschlussbaugruppe
Auch die Verschlussbaugruppe birgt keine Geheimnisse in
Aufbau oder Funktion. Soll der Masada-Verschluss über den Zustand des
feldmäßigen Zerlegens hinaus weiter zerlegt werden, reichen im Grunde Kenntnisse
aus dem Glock Werkstattkurs.
Die hintere Abdeckplatte ist mit einem Handgriff schnell
entfernt. Worauf hin sich Schlagbolzengruppe und Schlagbolzensicherung
entnehmen lassen.
Die Ausziehkralle hingegen ist über einen Spannstift
gesichert, welcher mit einem Splinttreiber ausgeschlagen werden müsste. Diese
Wartungsarbeit sollte nicht ohne Vorhandensein eines Ersatz-Pins erfolgen und außerdem
auch grundsätzlich nicht in Eigenregie. Darüber hinaus ist sie ohne triftigen
Grund auch nicht erforderlich.
Das Entnehmen, Zerlegen und Reinigen der Schlagbolzengruppe
vor dem Erstgebrauch ist hingegen empfehlenswert. Im Auslieferzustand triefen
diese Bauteile vor Öl.
Zum Zerlegen des Schlagbolzens kann der Verschluss
behelfsmäßig als Werkbank genutzt werden
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Lauf
Der Lauf ist etwa vier Zoll lang (104 Millimeter). IWI
verwendet für die Masada einen geschmiedeten Lauf mit polygonalem
Feld/Zug-Profil. Diese Laufgestaltung verspricht einen spürbaren Zuwachs an
Eigenpräzision der Pistole. Eine Neuerung, die erstmals mit den Modellen der
Gen. 5 des österreichischen Herstellers Glock ihre serienmäßige Markteinführung
im Pistolenbereich erlebte. Das Präzisionspotential der Masada dürfte damit
ebenfalls auf dem Niveau einer Sportpistole liegen. Und der 150-Meter-Treffer
auf eine Mannscheibe problemlos zu bewerkstelligen sein.
Der Magazinauslöser arretiert frontal an der Stirnseite des
Magazins
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Visierung
Ab Werk verfügt die Masada über eine 3-Punkt-Stahlvisierung.
Diese Standardvisierung ließe sich gegen eine so genannte TRU-DOT™ Night Sight
Visierung vom Hersteller Meprolight mit Tritium-Einsätzen austauschen. Überdies
verfügt die Austauschkimme über einen Montage-Slot, der das Leuchtpunktvisier
Micro RDS vom selben Hersteller mittels Schnellspannmontage aufnehmen kann.
Stahlvisierung und Leuchtpunkt hätten in dieser Konfiguration keinen
Co-Witness.
Ab Werk verfügt die Masada über eine 3-Punkt-Stahlvisierung
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Zubehör und Werkstattkurse
Neue Pistolenmodelle haben es bekanntermaßen schwer, in
einem gesättigten Markt Fuß zu fassen. Der semi-professionelle Anwender
erwartet zurecht eine Mindestverfügbarkeit von Zubehörteilen und ist nur selten
bereit, aberwitzige 80 Euro für ein Reservepistolenmagazin zu zahlen.
Der Generalimporteur für Europa hat die Zeichen der Zeit
erkannt und bietet dem Käufer ein Rundumsorglos-Paket mit Bestelloptionen für
ein Kydex-Holster und Zweifach-Magazinholster. Beide mit Paddel zum Einschieben
in den Hosenbund und beide sehr empfehlenswert für jeweils sagenhafte 29,90
Euro. Zwei Magazine sind im Lieferumfang enthalten. Ein weiteres Reservemagazin
kostet 29,90 Euro. Erfolgt die Bestellung zusammen mit der Waffe, sind
Zubehörteile rabattiert.
Holster des Pistolenmodells SIG P320 passen nach ersten
Versuchen auch; u.U. muss am Holsterkörper ein klein wenig Material entfernt
werden, damit der größere Verschlussfanghebel der Masada passt.
In Kürze wird auch die MOS Variante der Masada in Europa
lieferbar sein. Mit dem Modular Optic System (M.O.S.) lassen sich kleine LPV
Geräte direkt auf den Verschluss der Pistole montieren.
Werkstattkurse für Masada Pistolen werden künftig exklusiv
über Akademie 0/500® angeboten.
Griffstückfarbe Tan und Oliv
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Fazit
Die israelische Masada ist weit mehr als nur eine weitere
Kopie eines bewährten Systems. In der Waffe stecken sowohl Innovation als auch
Vereinfachung. Die Konstrukteure folgen dem Weg des Minimalismus. Zubehör ist
preiswert und vor allem auch lieferbar.
Service
Importeur www.fenix.de
Hersteller https://iwi.net/masada/
Die Standardvisierung lässt sich gegen eine TRU-DOT™ Night
Sight austauschen. Die Austauschkimme hat einen Montage-Slot für das Micro RDS
von Meprolight (Foto: Hersteller)
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Stahlvisierung und Leuchtpunkt haben keinen Co-Witness
(Foto: Hersteller)
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Technische Daten
Modell: Masada™
Hersteller: Israel
Weapon Industries (IWI)
Europa-Importeur:
Fenix GmbH, Hückelhoven, DEU
Waffenart:
Selbstladepistole mit Schlagbolzenschloss
Kaliber: 9 mm
Luger (9x19)
L x B x H: 185 x
31 x 135 Millimeter
Lauflänge: 104
Millimeter
Visierlinie: 160
Millimeter
Abzugssystem:
striker-fired (Schlagbolzenschloss)
Abzugsgewicht: je
nach Ausführung 2,5 kg bis 3,2 kg
Gewicht: 675
Gramm (ohne Magazin)
Magazinkapazität:
17 Patronen
EVP: 699 Euro
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