Montag, 11. Mai 2020

Pistole IWI Masada in 9x19


Moderne Gebrauchspistolen haben ein Schlagbolzenschloss. Diese so genannten „striker-fired Pistols“ verringern nicht nur den Ausbildungsaufwand, sie reduzieren auch die Gefahr einer Fehlbedienung. Alle namhaften Hersteller haben ein Modell im Programm. IWI wirft seine Masada ins Rennen



Die Kaufentscheidung für eine Kurzwaffe kann durch viele Kriterien beeinflusst werden. Kaliber, Größe, Preis. Ein weniger geeignetes Kriterium ist das „Aussehen“. Im schlimmsten Fall kauft man eine Pistole rein fürs Ego. Übertreibung? Nein, passiert täglich. Meistens sind diese Waffen dann groß und silbern und haben goldene Bedienelemente.
Eine negative Selbsteinrede, dass man mit dem „Griffwinkel“ oder dem „Abzug“ eines bestimmten Pistolenmodells „nicht zurechtkäme“, ist darüber hinaus ein ebenso ungeeigneter Kaufberater, wie eine kaum durch Fachkompetenz unterfütterte Meinung aus dem Schützenverein.
Sinnvolle Kriterien für den Kaufentscheid hingegen sind: Zu erwartender Ausbildungs- und Trainingsaufwand, Verfügbarkeit von Zubehör und Ersatzteilen, der Preis natürlich und nicht zuletzt der Mindestpräzisionsanspruch, auf einhundert Meter ein Mannziel treffen zu können.
Die Kaufentscheidung für eine Gebrauchspistole sollte heutzutage immer zu Gunsten des Schlagbolzenschlosses, also einer „striker-fired“ Pistole, fallen. Alle anderen Abzugssysteme dürfen im 21. Jahrhundert als waffentechnischer Anachronismus bezeichnet werden.

Die Israelische Masada: Vorgespanntes Schlagbolzenschloss, 9 mm Luger, geschmiedeter Lauf


Israel Weapon Industries
Der Waffenhersteller Israel Weapon Industries (IWI) wurde im Jahr 2005 aus dem staatlichen Rüstungskonzern Israel Military Industries (IMI) ausgegliedert und privatisiert. Schätzungen zu Folge gehört IWI zu den fünf größten Schusswaffenherstellern der Welt. Weitere Produkte des Unternehmens sind die Pistole Jericho 941, das Tavor X95 Bullpup-Gewehr, die Tavor TS12 Schrotflinte, das Galil-Sturmgewehr sowie die weltweit bekannt Maschinenpistole Uzi.

Masada
Die Neukonstruktion Masada soll als Ersatz für die Jericho 941 bei den israelischen Streitkräften eingeführt werden. Damit stellt eine weitere Armee ihre Pistolenbewaffnung auf ein Modell mit dem modernen striker-fired Abzugssystem um. Unbestätigten Angaben zu Folge nahm Israel Weapon Industries mit seinem Modell Masada auch an der MHS-Ausschreibung (Modular Handgun Systems) der US-Streitkräfte teil, welche bekanntlich zu Gunsten der XM-17 beschieden wurde.

Die Waffe ist ambidexter. Die Griffrücken lassen sich austauschen


Griffstück
Die Masada ist aktuell nur im Kaliber 9 mm Luger (9x19) und nur in einer Rahmengröße lieferbar. Beim Griffstück hingegen kann der Käufer aus drei Farbvarianten auswählen. Neben dem standardmäßigen Schwarz sind das die Farben Coyote (Tan) und Olivgrün. Das Masada-Griffstück ist kein wesentliches Waffenteil. Die Seriennummer ist lediglich in die Abzugsgruppe eingelasert. Der Nutzer einer Masada kann somit auf seine Schießstand-Garderobe abgestimmt die Griffstückfarbe nach Belieben wechseln. Austauschgriffstücke sind beim Europaimporteur Fenix GmbH für 69,90 Euro erhältlich.
Der Umfang des Polymer-Griffstückes ist durch austauschbare Griffrücken in den Größen S / M und L variabel. Im Lieferumfang sind jeweils farblich passende Griffrücken enthalten. Erfahrungsgemäß dürfte die werksseitig verbaute Griffrückengröße „M“ für 90 Prozent aller Anwender eine praktikable Lösung darstellen.

Feldmäßig zerlegt. Das Magazin fasst 17 Patronen


Magazinauslöser
Der Magazinauslöser ist ambidexter ausgeführt. Ein Umbau von links nach rechts ist aber nicht erforderlich. Die Masada kommt ab Werk mit einem beidseitig bedienbaren Knopf. Ermöglicht wird das durch eine völlige Neukonstruktion, bei der das Magazin nicht mehr seitlich von links oder rechts arretiert wird, sondern frontal an der Stirnseite des Magazins.

Zerlegen
Das feldmäßige Zerlegen zum Reinigen erfolgt über einen Zerlegehebel an der linken Griffstückseite. Dazu wird der Verschluss in hinterer Position arretiert und der Zerlegehebel um 90 Grad gedreht. Der Verschluss lässt sich dann nach vorn vom Griffstück entfernen. Ein simpler Vorgang, wie er auch von anderen Pistolenmodellen bekannt ist.
Der Zerlegehebel lässt sich nur Drehen, wenn sich kein Magazin in der Waffe befindet. Gleichzeitig deaktiviert der Hebel bei seiner Drehung über eine kleine Schubstange den Abzug. Dadurch wird es möglich, die Masada zu zerlegen, ohne vorher den Abzug betätigen zu müssen. Eine Anforderung, die in diversen behördlichen Ausschreibungen so gestellt wird.

Der Verschluss birgt keine Geheimnisse im Aufbau. Der Federteller, welcher die Schlagbolzenfeder fixiert ist einteilig. Die Schlagbolzensicherung wird mit zwei kleinen Spiralfedern geführt


Verschlussbaugruppe
Auch die Verschlussbaugruppe birgt keine Geheimnisse in Aufbau oder Funktion. Soll der Masada-Verschluss über den Zustand des feldmäßigen Zerlegens hinaus weiter zerlegt werden, reichen im Grunde Kenntnisse aus dem Glock Werkstattkurs.
Die hintere Abdeckplatte ist mit einem Handgriff schnell entfernt. Worauf hin sich Schlagbolzengruppe und Schlagbolzensicherung entnehmen lassen.
Die Ausziehkralle hingegen ist über einen Spannstift gesichert, welcher mit einem Splinttreiber ausgeschlagen werden müsste. Diese Wartungsarbeit sollte nicht ohne Vorhandensein eines Ersatz-Pins erfolgen und außerdem auch grundsätzlich nicht in Eigenregie. Darüber hinaus ist sie ohne triftigen Grund auch nicht erforderlich.
Das Entnehmen, Zerlegen und Reinigen der Schlagbolzengruppe vor dem Erstgebrauch ist hingegen empfehlenswert. Im Auslieferzustand triefen diese Bauteile vor Öl.

Zum Zerlegen des Schlagbolzens kann der Verschluss
 behelfsmäßig als Werkbank genutzt werden


Lauf
Der Lauf ist etwa vier Zoll lang (104 Millimeter). IWI verwendet für die Masada einen geschmiedeten Lauf mit polygonalem Feld/Zug-Profil. Diese Laufgestaltung verspricht einen spürbaren Zuwachs an Eigenpräzision der Pistole. Eine Neuerung, die erstmals mit den Modellen der Gen. 5 des österreichischen Herstellers Glock ihre serienmäßige Markteinführung im Pistolenbereich erlebte. Das Präzisionspotential der Masada dürfte damit ebenfalls auf dem Niveau einer Sportpistole liegen. Und der 150-Meter-Treffer auf eine Mannscheibe problemlos zu bewerkstelligen sein.

Der Magazinauslöser arretiert frontal an der Stirnseite des Magazins


Visierung
Ab Werk verfügt die Masada über eine 3-Punkt-Stahlvisierung. Diese Standardvisierung ließe sich gegen eine so genannte TRU-DOT™ Night Sight Visierung vom Hersteller Meprolight mit Tritium-Einsätzen austauschen. Überdies verfügt die Austauschkimme über einen Montage-Slot, der das Leuchtpunktvisier Micro RDS vom selben Hersteller mittels Schnellspannmontage aufnehmen kann. Stahlvisierung und Leuchtpunkt hätten in dieser Konfiguration keinen Co-Witness.

Ab Werk verfügt die Masada über eine 3-Punkt-Stahlvisierung


Zubehör und Werkstattkurse
Neue Pistolenmodelle haben es bekanntermaßen schwer, in einem gesättigten Markt Fuß zu fassen. Der semi-professionelle Anwender erwartet zurecht eine Mindestverfügbarkeit von Zubehörteilen und ist nur selten bereit, aberwitzige 80 Euro für ein Reservepistolenmagazin zu zahlen.
Der Generalimporteur für Europa hat die Zeichen der Zeit erkannt und bietet dem Käufer ein Rundumsorglos-Paket mit Bestelloptionen für ein Kydex-Holster und Zweifach-Magazinholster. Beide mit Paddel zum Einschieben in den Hosenbund und beide sehr empfehlenswert für jeweils sagenhafte 29,90 Euro. Zwei Magazine sind im Lieferumfang enthalten. Ein weiteres Reservemagazin kostet 29,90 Euro. Erfolgt die Bestellung zusammen mit der Waffe, sind Zubehörteile rabattiert.
Holster des Pistolenmodells SIG P320 passen nach ersten Versuchen auch; u.U. muss am Holsterkörper ein klein wenig Material entfernt werden, damit der größere Verschlussfanghebel der Masada passt.
In Kürze wird auch die MOS Variante der Masada in Europa lieferbar sein. Mit dem Modular Optic System (M.O.S.) lassen sich kleine LPV Geräte direkt auf den Verschluss der Pistole montieren.
Werkstattkurse für Masada Pistolen werden künftig exklusiv über Akademie 0/500® angeboten.

Griffstückfarbe Tan und Oliv


Fazit
Die israelische Masada ist weit mehr als nur eine weitere Kopie eines bewährten Systems. In der Waffe stecken sowohl Innovation als auch Vereinfachung. Die Konstrukteure folgen dem Weg des Minimalismus. Zubehör ist preiswert und vor allem auch lieferbar.

Service
Importeur www.fenix.de

Die Standardvisierung lässt sich gegen eine TRU-DOT™ Night Sight austauschen. Die Austauschkimme hat einen Montage-Slot für das Micro RDS von Meprolight (Foto: Hersteller)

Stahlvisierung und Leuchtpunkt haben keinen Co-Witness (Foto: Hersteller)


Technische Daten
Modell: Masada™
Hersteller: Israel Weapon Industries (IWI)
Europa-Importeur: Fenix GmbH, Hückelhoven, DEU
Waffenart: Selbstladepistole mit Schlagbolzenschloss
Kaliber: 9 mm Luger (9x19)
L x B x H: 185 x 31 x 135 Millimeter
Lauflänge: 104 Millimeter
Visierlinie: 160 Millimeter
Abzugssystem: striker-fired (Schlagbolzenschloss)
Abzugsgewicht: je nach Ausführung 2,5 kg bis 3,2 kg
Gewicht: 675 Gramm (ohne Magazin)
Magazinkapazität: 17 Patronen
EVP: 699 Euro

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.