Dienstag, 18. August 2020

Standardübung (26): Der 100-Meter-Simulationsdrill


Der Treffer über eine Distanz von einhundert Metern oder mehr ist im Pistolenschießen das Maß aller Dinge. Trifft der Schütze ein Ziel der Größe 45 mal 75 Zentimeter über diese Pistolen untypische Entfernung, trifft er auch alles andere. Steht keine geeignete Schießbahn zur Verfügung, lässt sich eine vereinfachte Trainingsvariante durchführen


Ursprung
Die Übung hat ihren Ursprung in der Pistolengrundausbildung von Akademie 0/500®. Jeder Teilnehmer absolviert den 100-Meter-Simulationsdrill im Laufe des Kurses Pistole 1. Der standardisierte Ablauf gibt einen Hinweis auf die individuellen Fähigkeiten, präzise Einzelschüsse ohne Zeitbegrenzung aus dem beidhändigen Stehendanschlag abzugeben. Wodurch die Übung auch als Vergleich für eine künftige Leistungssteigerung dienen kann.

Ablauf
Stehen für den Pistolenlangdistanzschuss weder 100-Meter-Bahn noch reaktive Zielmedien zur Verfügung, lässt sich eine stark vereinfachte Trainingsvariante gem. Strahlensatz durchführen.
Die Entfernung zum Ziel wird auf fünf Meter verkürzt. Als Zielmedium dient ein kontrastreiches Quadrat mit 2,5 Zentimeter Seitenlänge, welches das Herstellen eines wiederholgenauen Haltepunktes begünstigt.
Der Anwender gibt zehnmal einen Schuss ab. Wobei er auf das Umsetzen der vier Grundfertigkeiten achtet. Unterstützt wird der Lerneffekt, wenn der Schütze bei jedem Schuss den kompletten Ziehvorgang integriert. Eine Zeitbegrenzung ist nicht vorgesehen. Lassen sich die zehn Treffer am Ende der Übung mit dem Daumen abdecken, bedeutet das eine Streuung von etwa 2,5 Zentimeter auf fünf Meter Entfernung. Demnach ergibt sich gem. Strahlensatz auf einhundert Meter eine Streuung von etwa 50 Zentimeter, was wiederrum der Zielbreite des eingangs erwähnten Standardziels annähernd entspricht.

Elemente
Verschiedene Elemente werden geübt: Zum einen der präzise Einzelschuss in zehnfacher Wiederholung. Nach zehn präzisen Einzelschüssen hat der Schütze ein reales Bild seiner Fähigkeiten. Dabei ist das Umsetzen der Grundfertigkeiten des Schießens wichtig: Visierbild, Haltepunkt, Abkrümmen und Nachzielen. Übungsschwerpunkt sollte hier sein, das Korn zu fokussieren, Abkrümmen ohne die Waffe zu bewegen und den Filmriss nach dem Knall zu überwinden.
Von Beginn an sollte des Weiteren der komplette Ziehvorgang in den Übungsablauf integriert werden. Wie im Trockentraining auch läuft der Ziehvorgang über vier Indexpunkte ab und endet mit dem beidhändigen Anschlag und Grundfertigkeit #1 (Visierbild). Darüber hinaus ist es sehr sinnvoll, das schießtechnische Konzept des Natürlichen Zielpunktes (Natural Point of Aim) zu integrieren. Übungsziel ist dabei, am Ende des Ziehvorgangs nicht nur Grundfertigkeit #1 (Visierbild) zu erfüllen, sondern auch Grundfertigkeit #2 (Haltepunkt) herzustellen. Das bedeutet, ist die Waffe im Anschlag, liegt das Korn automatisch auf dem fünf Meter entfernten Quadrat von 2,5 Zentimeter Seitenlänge. Hierzu ist ein hohes Maß an Wiederholgenauigkeit bei sämtlichen Bewegungsabläufen erforderlich.

Zielmedium
Als Zielmedium kann jede beliebige Scheibe genutzt werden, die einen klaren Haltepunkt sowohl mit offener Visierung (Korn) als auch mit einer Rotpunktoptik (LPV) ermöglicht. Wie bspw. das schwarze Quadrat des CSAT Target.

Fehler
Der 100-Meter-Simulationsdrill offenbart schonungslos mangelhafte Grundfertigkeiten des Schießens. Ein häufiger Fehler ist, beim Betätigen des Abzugs die gesamte Waffe zu bewegen oder die Schussabgabe mit dem Knall zu beenden. Steht der Schütze nicht im Natürlichen Zielpunkt, erschwert seine unnatürliche Körperspannung das reproduzierbare Treffen zusätzlich. Auf Wiederholgenauigkeit ist bei anderen schießtechnischen Elementen, wie z.B. der Grifftechnik und dem Ziehvorgang insbesondere zu achten.

Schusszahl & Zeitansatz
Für einen Durchgang sind zehn Schuss erforderlich. Der Zeitansatz inkl. Auswertung liegt bei weniger als fünf Minuten.

Steigerungsmöglichkeit
Eine Steigerungsmöglichkeit kann sein, eine Schussgruppe anzustreben, die sich nicht nur mit dem Daumen, sondern mit dem Zeigefinger abdecken lässt, was einem 150-Meter-Treffer gleichkäme.

Lernen auf 100 Meter zu treffen hier: Surgical Speed Shooting


Zielmedium: Fünf Meter und zehnmal ein Schuss aus dem Holster. 
Die Schussgruppe darf nicht größer als Daumenbreite sein.
(Kantenlänge Schwarzes Quadrat: 2,5 Zentimeter)




Ein Treffer rechts, einer rechts tief. Acht von zehn
lassen sich mit dem Daumen abdecken. Standard erfüllt




Trotz ein Treffer tief, ist diese Gruppe besser als „Daumenbreit“
und ließe sogar mit dem Zeigefinger abdecken. 
Was einem 150-Meter-Treffer gleichkäme





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