Montag, 15. Dezember 2025

Wasserdichter Preisbrecher: Regenjacke e.s.concrete von Strauss

 

Eine Regenjacke für weniger als einhundert Euro gibt es nicht? Wir haben uns im Sektor der Arbeitsbekleidung umgesehen und etwas entdeckt, das zumindest den Versuch Wert ist, getestet zu werden: Die e.s.concrete vom Hersteller Strauss Deutschland GmbH aus Biebergemünd

Im Ärmelfutter eingearbeitete Bündchen erhöhen den
Tragekomfort insbesondere bei kälterer Witterung


Von Arne Mühlenkamp

Bei Premiumanbietern kratzen Regenjacken (sog. Hardshell) im Verkaufspreis mittlerweile an der 1.000-Euro-Schallmauer. Eintausend Euro für eine Jacke? Da drängen sich verschiedene Fragen auf: Rechtfertigen verwendete Grundmaterialien und Verarbeitungsqualität diesen Preis überhaupt (noch)? Ist die Premiumregenjacke im Vergleich zum Low-Budget Modell für einhundert Euro zehnmal besser? Sind die Nähte zehnmal stabiler? Oder ist der Verschleiß der Außenschicht zehnmal geringer?

Grenzen des Nutzens
Zumindest wird die 1.000-Euro-Regenjacke nicht zehnmal mehr wasserdicht sein. Denn Wasser- und Winddichtheit von Oberbekleidung erfahren irgendwann ihren Grenznutzen. Und zwar genau dann, wenn das verbaute Grundmaterial einen Wasserdurchgangswiderstand von zweitausend Millimeter Wassersäule aufweist und die Atmungsaktivität mit dem sog. Wasserdampfdurchgangswiderstand einen absoluten Wert von kleiner als zehn besitzt. Beide Werte entsprechen der Stufe 4 und stellen die höchste Schutzklasse in diesem Bekleidungssegment dar.
Die Atmungsaktivität wird beim Tragen von Regenjacken aber immer sehr individuell erscheinen. Wasserfeste Oberbekleidung wird im Vergleich zu anderen Kleidungsstücken immer eine eingeschränkte Atmungsaktivität haben und das ihrem Träger auch spüren lassen.

Wetterschutz-Piktogramm gem. EN343: Oberes Y = Wasserdichtigkeit,
Zweites Y = Atmungsaktivität, R = Im Regenturm geprüft.
Wenn das Stück nicht geprüft wurde, wird „R“ durch „X“ ersetzt


Exkurs: Wassersäule
Nicht selten werden bei der Angabe einer „Wassersäule“ zwei Maßeinheiten verwechselt. Die Wassersäule gibt grds. an, wie gut die Kleidung vor Wasser schützt und wird in der Europäischen Norm 343 geregelt. Der Wert wird in Millimeter (mm WS) oder in Pascal (Pa) angegeben. Ein Pa entspricht 0,1 Millimeter Wassersäule. In Klasse 4, der höchsten Stufe an Wasserdichtheit beträgt der Wert 20.000 Pa; also 2.000 Millimeter Wassersäule. Eine Angabe mit 20.000 Millimeter Wassersäule ist demnach nicht korrekt, sondern bezieht sich auf die Maßeinheit (Pa). 

Das Wetterschutz-Piktogramm in der e.s.concrete sagt
für Wasserdichtigkeit und Atmungsaktivität jeweils
Klasse 4. Aber nicht im Regenturm getestet


Strauss Deutschland GmbH
Die Firma Strauss (bis 2025 Engelbert Strauss) ist seit vielen Jahren als Hersteller robuster Arbeitsbekleidung bekannt. Auch im Freizeitbereich Arbeitsbekleidung zu tragen, ist gewiss nicht jedermanns Geschmack. Strauss bietet für den Freizeitbereich aber auch Oberbekleidung im dezenteren Erscheinungsbild an. So wie beispielsweise die Regenjacke e.s.concrete. Zum Verkaufspreis von derzeit 75 Euro. Rein rechnerisch bedeutet das: Zwölf e.s.concrete Jacken zum Preis von einer Arcteryx Alpha SV Hardshell.

Farbvariante: Alkaliblau. Durchaus mit modischen
Anspruch und alles andere als un-schick
(Foto: Hersteller)


e.s.concrete
Trotz dieses sehr günstigen Preises ist die e.s.concrete in Sachen Material, Verarbeitung und Tragekomfort alles andere als ein „Billigteil“.
Sie erfüllt im Bezug auf Regenschutz (Wasserdurchgangswiderstand) die Klasse 4 der Norm EN343:2019. Das bedeute sie hält einer Wassersäule von zweitausend Millimetern stand. Mehr geht nicht.
Das gewünschte, gegensätzliche Attribut ist die Atmungsaktivität (Wasserdampf-Durchgangswiderstand), der als absolute Größe möglichst klein sein sollte. Auch hier erfüllt die Strauss-e.s.concrete den Bestwert von Klasse 4.
Erreicht werden diese Werte aufgrund der sog. dryplexx® extreme-Membrane, einem hauseigenen Produkt der Firma Strauss.

Der Frontreißverschluss ist durch eine Klappe verdeckt.
Die Nutzererfahrung sagt, das verdeckte Reißverschlüsse
an Regenjacken sinnvoller und praktikabler sind,
als „wasserdichte“ Reißverschlüsse, die frei liegen


Weitere Merkmale
Natürlich sind in dieser Wasserdichtheitsklasse die Nähte wasserdicht verarbeitet. Der Frontreißverschluss ist durch eine Klappe verdeckt. Die Nutzererfahrung sagt, das verdeckte Reißverschlüsse an Regenjacken sinnvoller und praktikabler sind, als „wasserdichte“ Reißverschlüsse, die frei liegen. „Wasserdicht“ ausgeführte Reißverschlüsse werden immer schwergängiger sein, wodurch eine höhere Zugbelastung auf dem Zipper liegt, und dieser abbrechen kann. Ohne Zipper lässt sich der Zipperschuh nicht mehr bewegen – die Regenjacke wird unbrauchbar.
Die Kapuze der e.s.concrete ist volumenregulierbar oder auch abnehmbar.
Außenseitig besitzt die Jacke zwei Brusttaschen und zwei Schubtaschen sowie eine Napoleontasche innen.

„Wasserdicht“ ausgeführte Reißverschlüsse werden immer
schwergängiger sein, wodurch eine höhere Zugbelastung
auf dem Zipper liegt, und dieser abbrechen kann (und wird)


Besonderheit
Besonders angenehme und in dieser Preisklasse eher unerwartet sind die ins Ärmelinnenfutter eingearbeiteten, elastischen Ärmelbündchen. Eine Kleinigkeit, die den Tragekomfort insbesondere bei kälterer Witterung steigert.

Farbvarianten
Aktuell wird die Jacke in vier Farbvarianten angeboten: Alkaliblau, schwarz, olivgrün und anthrazit.

Fazit
Echte Alternative im Marktsegment der Regenjacken. Preisgünstig, hoher Tragekomfort. Nicht nur reine Arbeitsbekleidung.


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