Das Barrett MRAD wurde kürzlich als neues Scharfschützengewehr der US-Streitkräfte auserkoren. Dass es aufgrund dessen allen taktischen Anforderungen des modernen Scharfschützenwesens genügen und technologisch auf dem allerneusten Stand sein dürfte, macht die Waffe natürlich interessant. Überdies ist sie auch für Privatleute erhältlich
(Alle Fotos: Hersteller)
Das Modell MRAD von Barrett wurde auf der SHOT Show 2011 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Im Grunde basiert die Waffe auf dem Barrett Modell 98B aus dem Jahr 1997. Das Modell MRAD jedoch ist das unmittelbare Resultat einer Ausschreibung der US-Streitkräfte unter dem Precision Sniper Rifle Programm (PSR), welches schon im Jahr 2008 gestartet und seither ständig weiterentwickelt wurde. Das Barrett wird seit dem Jahr 2020 als Mk22 bei der U.S. Army und den U.S. Marines eingeführt und soll dort alle anderen noch vorhandenen Scharfschützengewehrmodelle ersetzen.
(Foto: Hersteller) |
Barrett MRAD
Das MRAD (Multi-Role Adaptive Design) ist als Repetiergewehr ausgeführt und besitzt eine Multi-Kaliber Option. Derzeit stehen Wechselsysteme für folgende Kaliber zur Verfügung:
.338 Lapua Magnum
.338 Norma Magnum
.300 Winchester Magnum
.308 Winchester
6.5 Creedmoor
.300 Norma und
.300 PRC
Das Barrett MRAD, wie es als Scharfschützengewehr Mk22 in den US-Streitkräften eingeführt wird (Foto: Hersteller) |
Während das Kaliber .308 Winchester und auch die .300 Win Mag im modernen Scharfschützenwesen künftig kaum mehr eine tragende Rolle spielen dürften, setzen die US-Scharfschützen auf Neuentwicklungen der letzten zwei Dekaden, wie die 6.5 Creedmoor und die .338 Norma Magnum. Interessant ist auch, dass sich die US-Scharfschützen mit ihrem PSR Programm ausdrücklich die Option auf das relativ neue und noch wenig verbreitete Kaliber .300 Precision Rifle Cartridge (PRC) offen halten. Für den privaten Endanwender kann das nur vorteilhaft sein. Durch die massive militärische Nutzung ist eine breitere Palette an Laborierungen ebenso zu erwarten, wie günstigere Einkaufspreise der momentan noch relativ teuren und neuen Long Range Kaliber.
Das Obergehäuse ist ein Aluminium-Monolith inklusive einer MIL-STD M 1913 Picatinny Rail mit 10 Mil Vorneigung (Foto: Hersteller) |
Gehäuse
Das Obergehäuse ist als Monolith inklusive einer MIL-STD M 1913 Picatinny Rail aus Aluminium gefräst. Die Picatinnyschiene besitzt eine Vorneigung von zehn Mil (nicht MOA!). Der Vorderschaft besitzt keine Rails an den Seiten oder unterhalb. Kann aber bei Bedarf mit solchen ausgestattet werden.
Das Untergehäuse kann, ähnlich wie bei AR-typischen Selbstladegewehren, über einen Pivot Pin abgeklappt oder auch ganz entfernt werden.
Der Pistolengriff ist identisch zum AR, ebenso wie die Sicherung, welche ambidexter gewechselt werden kann.
Verschluss
Der Verschluss des MRAD läuft in einer Kunststoffbuchse. Konstruktiv soll dieses Merkmal die Störanfälligkeit auch unter widrigsten Umweltbedingungen gering halten und gleichzeitig die Reinigung erleichtern. Verschluss und Kunststoffbuchse lassen sich zum Reinigen nach hinten entnehmen. Ebenfalls ein Arbeitsablauf, den jeder AR-Besitzer beherrscht.
Der Verschluss läuft in einer Kunststoffbuchse, was Störanfälligkeit verringert und die Reinigung erleichtert (Foto: Hersteller) |
Abzug
Ein Wechsel der Abzugseinheit ist problemlos möglich und kann von jedem Anwender auch unter feldmäßigen Bedingungen durchgeführt werden. Dazu muss lediglich das Untergehäuse vom Obergehäuse getrennt und der Sicherungsflügel entfernt werden. Die Abzugsgruppe kann daraufhin nach oben entnommen werden. Selbstverständlich ist das Abzugsgewicht individuell anpassbar.
Laufwechsel
Als Multi-Role Adaptive Design Konzept verfügt die Barrett natürlich über die Option des schnellen Laufwechsels. Die Ausführung MRAD SMR hat diese Option allerdings ausdrücklich nicht.
Zum Laufwechsel müssen lediglich zwei T30-Torx-Schrauben gelöst werden. Der Lauf kann dann nach vorn entnommen und getauscht werden. Die beiden T30-Torx sollen nach Herstellerangabe mit einem Drehmoment von etwa 16 Newtonmeter angezogen werden.
Wird ein Lauf getauscht, muss auch der Verschlusskopf kaliberentsprechend getauscht werden. Werkzeug ist dafür nicht erforderlich. Lauf, als auch Verschlusskopf, besitzen entsprechende Kalibergravuren. Die zugehörigen Magazine sind in vier Gruppen unterteilt, welche durch die Buchstaben A / B / C und D gekennzeichnet sind. Darüber hinaus besitzen die Magazine frontseitig eine unterschiedliche Anzahl von Rippen (6 Rippen bzw. 4 oder 3), an denen das jeweilige Kaliber ebenso gut haptisch identifiziert werden kann.
Wird der Schaft an die rechte Waffenseite angeklappt, sichert er gleichzeitig den Repetierhebel gegen unbeabsichtigtes Öffnen (Foto: Hersteller) |
Die Schaftbacke lässt sich stufenlos und ohne Werkzeug höhenverstellen (Foto: Hersteller) |
Hinterschaft
Der Hinterschaft ist ohne Werkzeug höhen- und längenverstellbar. Wird er an die rechte Waffenseite abgeklappt, sichert er gleichzeitig den Repetierhebel gegen unbeabsichtigtes Öffnen oder Beschädigung.
Trotz Multi-Kaliber Option besteht das Barrett MRAD aus gerade einmal 78 Einzelteilen (Foto: Hersteller) |
Fazit
Einfachheit und Robustheit gehören zu den konzeptionellen Anforderungen an moderne Infanteriewaffen. Das Barrett MRAD ist absolut anwenderfreundlich. Alle Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten können durch den Anwender selbst ausgeführt werden. Die Waffe besitzt gerade einmal 78 Einzelteile und lässt sich ohne Werkzeug komplett zerlegen. Lediglich für den Laufwechsel ist ein Torx-T30 Drehmomentschlüssel erforderlich.
Service
https://barrett.net/products/firearms/mrad-mk22/
Technische Daten
Modell: Barrett MRAD
Hersteller: Barrett Firearms, Tennessee, USA
Waffenart: Repetierer
Kaliber: Multi-Kaliber
Lauflänge: 51 bis 69 Zentimeter
Magazinkapazität: 10 Schuss
Gesamtlänge: 108 bis 125 Zentimeter
Gewicht: 6,3 bis 6,9 Kilogramm
Dienstliche Nutzung US-Streitkräfte: 2020 bis heute
Mehr dazu in Waffenkultur Nr. 57 ab dem 30. März 2021
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