Donnerstag, 7. Oktober 2021

Leseempfehlung: Von der Diktatur zur Demokratie

Ein Leitfaden für die Befreiung
von Gene Sharp

Taschenbuch: 119 Seiten
Verlag: Beck Verlag (4. Auflage 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3406671562
Preis: 9,95 Euro
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Der Autor und Politikwissenschaftler Gene Sharp (1928 – 2018) gilt als einer der visionärsten Vordenker des Zwanzigsten Jahrhunderts in Bezug auf gewaltfreie Revolution und gewaltlosen Sturz von Diktaturen. Seine zahlreichen Publikationen wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt und avancierten zu Bestsellern. Zweimal wurde Gene Sharp für den Friedensnobelpreis nominiert. Seine Methoden der gewaltfreien Aktionen fanden nachweislich Anwendung bei den Befreiungsbewegungen in Myanmar (1992), in Georgien (2003), Ukraine (2004) und insbesondere in Ägypten (2011).
Eine der vordergründigen Erkenntnisse Sharps aus Forschung und Realität ist, dass selbst festverankerte und unerschütterliche Diktaturen nicht in der Lage sind, dem konzentrierten politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Widerstand eines Volkes standzuhalten.
Das Buch oder vielmehr die Broschüre „Von der Diktatur zur Demokratie“ gliedert sich in zehn Kapitel mit logischer Abfolge. Fast jede der 88 Textseiten birgt Erkenntnisgewinn.

Gewalt ist keine Option
Im Kapitel „Diktaturen realistisch begegnen“ verneint Sharp die Gewaltoption und begründet das mit der Tatsache, das gewaltsame Mittel genau die Kampfmethode ist, bei der die Unterdrücker immer überlegen sind. Ebenso verwirft Gene Sharp die Variante eines Guerillakriegs. Sollten die Guerillakämpfer am Ende wirklich siegen, ist das daraus hervorgehende Regime oft noch diktatorischer als sein Vorgänger. Unabhängige gesellschaftliche Gruppen und Institutionen werden während eines Guerillakriegs geschwächt oder ganz zerschlagen. Gerade sie sind aber für den Wiederaufbau einer funktionierenden Gesellschaft von zentraler Bedeutung.
Gleichwohl gesteht Gene Sharp ein, das gewaltsame Rebellionen bemerkenswerte Erfolge erzielen konnten, jedoch fast nie die Freiheit errungen haben.

Nichtzusammenarbeit
Weiterführend erläutert Sharp die Quellen der politischen Macht und leitet daraus Schwächen ab, die jeder Diktatur innewohnen. Ein zentraler Baustein ist bei Gene Sharp die Idee der Nichtzusammenarbeit. Wenn genügend Untergebene trotz repressiver Maßnahmen ihre Kooperation lange genug verweigern, wird das Unterdrückungssystem geschwächt und am Ende zusammenbrechen. Sharp führt dazu insgesamt 198 kleine Instrumente des gewaltlosen Vorgehens auf. Er teilt diese in:
(A) Methoden des gewaltlosen Protests
(B) Methoden sozialer Nichtzusammenarbeit
(C) Methoden wirtschaftlicher Nichtzusammenarbeit
(D) Methoden politischer Nichtzusammenarbeit und
(E) Methoden gewaltloser Intervention

In den Kapiteln neun und zehn geht es schlussendlich um die Zerschlagung der Diktatur sowie die Grundlagen einer dauerhaften Demokratie.

Wo viel Licht, da auch viel Schatten
Jedes Lehrbuch zum gewaltlosen Sturz von Diktaturen ist gleichsam ein Lehrbuch zum Erhalt von Diktaturen. Wenn es zur gewaltfreien Revolution ein Volk braucht, das entschlossen und solidarisch ist, das sich gegenseitig vertraut und zusammensteht, das sich verbündet und organisiert und mit einem hohen Maß an Disziplin einer Strategie folgt, dann sind Gegenmaßnahmen der Diktatur sehr einfach: Im Volk wird Angst, Zwietracht, Neid und Hass gesät. Soziale, politische, ökonomische und sogar religiöse Institutionen werden unter staatliche Kontrolle gebracht. Die Bevölkerung wird regelrecht atomisiert und durch Kontaktverbote und Lock-Down in eine Masse isolierter Einzelner verwandelt. Sie wird eingeschüchtert und gegeneinander aufgehetzt. Vorgenannte Institutionen unter staatlicher Kontrolle liefern für diese Maßnahmen eigens wissenschaftliche oder rechtliche Begründungen.

Coverbild
Das unkreative und lieblos gestaltete Coverbild des Buches ohne jeden Sachzusammenhang zum Inhalt sollte keinen Leser vom Kauf abhalten.


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