Donnerstag, 16. August 2018

SSG3000 mit GECO 6-24x50


Die SIG SSG3000 wird testweise mit dem neuen GECO Zielfernrohr 6-24x50 bestückt. In der ersten Trainingssitzung hinterließ das 6-24x50 schon mal einen sehr guten Eindruck



Das GECO 6-24x50 erfüllt aller Kriterien, die ein modernes Scharfschützen-ZF haben sollte: Es hat ein Absehen in mil, die Turmdrehrichtung ist clockwise und das Klickmaß ebenfalls mil. Die Parallaxe ist einstellbar ab 25 Meter bis unendlich.
Mit einem Mittelrohrdurchmesser von 30 mm und einer Höhenkorrektur von max. 175 Klicks genügt es in jedem Fall der Einsatzschussweite einer Waffe im Kaliber .308 Win



Beim Einschießen auf der 25-m-Bahn machte das ZF exakt, was der Anwender wollte. Mit dem dritten Durchgang war die Waffe eingeschossen.
Den Boxtest absolvierte das ZF ebenfalls fehlerfrei.


Nächste Woche wird die Waffe auf der 500-m-Bahn getestet.
Ende September auf der 1.000-m-Bahn.

Dienstag, 14. August 2018

Produkte von SAM Medical


„Stell sicher, dass Deine Ausrüstung für Dich arbeitet. Nicht gegen Dich.“, mit den notfallmedizinischen Produkten von SAM Medical kommt man dieser Devise ein großes Stück näher. Wir beschreiben die Vorteile von drei Applikationen im Detail.


Es regnet in Strömen bei starkem Wind und fünf Grad Celsius Außentemperatur. Die Verletzung am Oberschenkel stellt sich als das dar, was der Ausbilder in seiner theoretischen Unterweisung als „massive Blutung“ beschrieben hat. Schon nach kürzester Zeit bildet sich eine Blutlache beim Verletzten. Die beiden Ersthelfer legen einen Tourniquet an die Extremität, um weiteren Blutverlust zu stoppen. So hoch wie möglich. Knebel nach außen. Überlänge des Gurtbandes straffen und am Gegenklett sichern. Knebel drehen. Wenn es nicht mehr geht, noch eine halbe Umdrehung. Knebel sichern. Den Klett auf festen Sitz prüfen. Der Verwundete schreit und krümmt sich vor Schmerzen. Alles richtig gemacht. Die Evakuierung aus dem Dickicht heraus beginnt. In einem Bereich angekommen, der vom Feindfeuer relativ geschützt ist, dicke Backen bei den Ersthelfern und ein böser Blick vom Ausbilder. Der (Kunst)blut- und dreckverschmierte Klettverschluss am Tourniquet hatte sich beim Transport gelöst. Der Verschluss der Aderpresse ist geplatzt. Der Blutverlust des Verwundeten ist mittlerweile zu groß.
Die Lehrgangsteilnehmer nehmen an diesem Ausbildungstag eine bittere Erkenntnis mit in den Feierabend: Den Klettverschluss einer Aderpresse auch während des Transportes permanent auf festen Sitz zu prüfen, kann überlebensrelevant sein.

Foto: Hersteller

SAM Medical
Die in Oregon, USA ansässige Firma SAM Medical ist bekannt dafür, bereits existierende Produkte für die taktische Notfallmedizin zu verbessern. Firmengründer Dr. Sam Scheinberg möchte dem Anwender einen Zusatznutzen gegeben, indem er bspw. Tourniquets oder Chest Seal Applikationen in der Anwendbarkeit vereinfacht, dadurch den Ausbildungsaufwand an den Produkten reduziert und sie letztlich stressresistenter werden lässt.

SAM XT Tourniquet
Seit Anfang 2017 ist der SAM XT Tourniquet auf dem Markt. Die Zugkraft, mit der beim Anlegen einer Aderpresse die Überlänge des Gurtbandes gestrafft werden muss, ist beim SAM XT vorgegeben. Der Anwender zieht einfach, bis er ein Klick hört. Der Verschluss ist eingerastet. Danach ist beim SAM XT ebenso ausgeschlossen, dass sich das Tourniquet von selbst ungewollt wieder lockert. Erreicht wird diese Vereinfachung durch die sog. „Truforce“-Schnalle. Durch diesen mechanischen Verschluss wird der SAM XT unabhängig von Klettverbindungen.
Auf Weiterbildungen beobachten Instruktoren aufgrund des SAM XT Tourniquet eine schnellere Vermittlung aller notwendigen Handgriffe bei den Teilnehmern. Der Ausbilder muss nicht mehr erklären wie fest ein Tourniquet gezogen werden muss. Die Teilnehmer werden durch das typische „Klicken“ der „Truforce“-Schnalle gesteuert.



Den SAM XT Tourniquet gibt es in drei Farbvarianten. Je nachdem, ob der mutmaßliche Einsatzzweck die Verwendung einer Signalfarbe wie orange gebietet oder verbietet, hat der Anwender die Wahl zwischen komplett schwarz oder mit Truforce-Schnalle in Signalorange. Für Ausbildungszwecke wurde die SAM XT Aderpresse mit einer Schnalle in hellblau ausgerüstet. Die Besonderheit hierbei: Auch die hellblaue Üb-Variante genügt allen Spezifikationen für den realen und scharfen Einsatz am Verletzten. SAM Medical ging dabei keine Kompromisse in Festigkeit und Haltbarkeit ein.




SAM Chest Seal
Bei einem Chest Seal handelt es sich um einen luftdichten Klebeverband, der bei offenen Brustkorbverletzungen zur Anwendung kommt. Meistens sind diese Chest Seal mit einem Ein-Wege-Ventil ausgestattet. Dieses Ventil lässt Luft und Flüssigkeit aus dem Brustkorb heraus, aber nichts hinein.
Im robusten Außeneinsatz unter dem Einfluss von Kampfhandlungen oder auch nur widrigen Wetterbedingungen geraten viele Chest Seal Applikationen an ihre Leistungsgrenze. Manchmal wird das Öffnen der Verpackung mit kalten, nassen oder blutverschmierten, zitternden Händen schon zu einer Geduldsprobe. Die Klebstoffmasse, die für ein festes Anbringen am Körper des Verwundeten dringend nötig ist, entfaltet nicht genug Klebewirkung. Es besteht die Gefahr, dass das Ventil des Chest Seal beim Transport zugedrückt wird oder durch Dreck oder Blutpfropfen verstopft. Andererseits kann der Klebstoff so haltbar sein, dass der Klebeverband bei einer weiteren Wundversorgung kaum mehr vom Verletzten zu entfernen.



SAM Medical hat sich genau dieser Probleme angenommen. Das Ein-Wege-Ventil besitzt fünf Auslässe. Es ist praktisch eigentlich nicht möglich, dass alle fünf Auslässe verstopfen. Weiterhin ist das Ventil so stabil konstruiert, dass weder zugedrückt noch eingedrückt werden kann.
Der Klebstoff des SAM Chest Seal funktioniert auf Hydrogel Basis. Er ist sehr stark haftend aber gleichzeitig elastisch. Da Ecken sich immer als erstes lösen, ist die große Klebefläche rund. Der SAM Chest Seal lässt sich dennoch vergleichsweise leicht wieder vom Patienten entfernen.

ChitoSAM100 Dressing
Liegt die massive Blutung in einem Bereich, wo sie nicht durch die Anwendung einer Aderpresse unterbunden werden kann, werden sog. hämostatische Verbände verwendet. Die Wundhöhle muss tamponiert werden, um die Blutung zu stoppen. Meist sind diese Kompressen zur Erhöhung der Wirksamkeit mit einem hämostatischen (blutstillenden) Mittel getränkt.
Auch hier geht SAM Medical einen anderen Weg. Chito SAM ist keine herkömmliche Kompresse, sondern besteht vollständig aus Chitosan, einer Chitin Verbindung, die aus den Schalen von Krabben gewonnen wird.



Das Rohprodukt wird gesponnen und kommt somit ohne Stoffkompresse als Träger-Material aus. Durch den Ansatz, auf einen Träger zu verzichten, steht mehr blutstillender Wirkstoff pro Zentimeter Verbandsmaterial zur Verfügung. Beim Tamponieren gelangen somit nahezu 100% Wirkstoff direkt an das blutende Gefäß in der Wundhöhle. Vergleichbare Gauze-Produkte auf dem Markt besitzen eine Kompresse als Träger für den Chitosan bzw. Kaolin Wirkstoff. Mitunter macht der Anteil des blutstillenden Wirkmittels gerade einmal zehn Prozent des Gesamtgewichts aus. Damit gelangt zwar auch viel Material in die Wunde, aber eben signifikant weniger hämostatischer Wirkstoff.
Weitere Vorteile sind, ChitoSAM funktioniert auch am (oder im) unterkühlten Patienten; blutverdünnende, gerinnungshemmende Medikamente wie Heparin oder Aspirin haben keinen negativen Einfluss und ChitoSAM entwickelt keine Hitze. ChitoSAM löst keine Allergien aus und der menschliche Körper in der Lage, Chitosan abzubauen. Bei allen anderen Wirkstoffen, wie z.B. weißer Ton, Kaolin oder Porzellanton ist das nicht der Fall. Kaolin ist ein Aluminiumsilikat, dessen gesundheitsschädliche Wirkung derzeit zumindest diskutiert wird.



Fazit
Insbesondere für Laien, die nicht täglich mit notfallmedizinischen Produkten umgehen und nur höchsten einmal im Jahr eine Fortbildung in Anspruch nehmen können, bringen die Lösungen von SAM Medical Vorteile in der Handhabung.
Im deutschsprachigen Raum erhielten die SAM Medical Produkte einen gewissen Bekanntheitsgrad, weil sie von Jerry Mayer bei seinen „Tactical Responder“-Fortbildungen genutzt werden. Für den Vertrieb bzw. Verkauf ist „Tactical Responder“ jedoch nicht zuständig.

Service


Freitag, 3. August 2018

Messer von Ruike


Die Anforderungen an das Produkt Messer sind seit Jahrtausenden gleich und radikale Innovation damit selten. Wer sich auf dem Messermarkt etablieren will, muss daher seine Position in Sachen Preis-Leistung finden und dort besser sein als die unmittelbare Konkurrenz


Von Tobias Bold

Ruike ist die Messermarke des chinesischen Taschenlampenherstellers Fenix. Dieser ist längst eine feste Größe auf dem Markt und hat stark dazu beigetragen, das alte Vorurteil vom fernöstlichen Billigprodukt zu entkräften. Im Gegenteil liefert Fenix vergleichsweise günstige Lampen in hoher Qualität. Bei chinesischen Produkten sollte man also genau hinschauen, wer was produziert.
Das Unternehmen hinter dem Namen Ruike produziert seit etwa 20 Jahren als Zulieferer Messer für große und kleine Marken. Erfahrungswerte sind also längst vorhanden. Aber erst seit 2016 vertreibt Ruike Messer unter eigenem Namen. Zwei dieser Produkte haben wir uns angeschaut.



Messer (1): Hornet F815-J
Das Hornet F815-J ist ein zeitgemäßes Outdoor- und Jagdmesser in Vollerlkonstruktion. Am skelettierten Griff ist ein G10-Rahmen angebracht. Durch diese Bauweise bleibt das Messer mit 105 Gramm sehr leicht und liegt trotzdem in jeder Griffart gut in der Hand. Das Messer ist insgesamt 19 cm lang. Die Klinge misst 8,5 cm bei 3,5 mm Dicke. Mit diesen Abmessungen ist das F815-J groß genug für die allermeisten Aufgaben, ohne am Gürtel oder an der Ausrüstung zu stören.
Der relativ neue 14C28N-Stahl wurde explizit für die Messerherstellung entwickelt und hat sich schnell als starke Konkurrenz des im Messerbau weit verbreiteten 440C etabliert. Er ist vor Allem robust und leicht nachzuschärfen, bietet aber zugleich eine gute Rostträgheit. Ab Werk hat das Messer die sprichwörtliche Rasiermesserschärfe und holt z.B. mühelos Haare vom Unterarm.
Die mitgelieferte ABS-Scheide ist eher dick dimensioniert und somit sehr verwindungssteif. Positiv hervorzuheben ist vor Allem die Gürtelhalterung. Diese ist in mehreren Schritten drehbar, wobei auch geneigte Positionen verfügbar sind. So kann jede gewünschte Trageposition eingestellt werden. Zur Justierung muss die Scheide nicht vom Gürtel genommen werden. Die Scheide passt an Gürtel bis zu vier Zentimeter Breite. Eine Anbringung an Molle-Schlaufen ist im Urzustand nicht möglich; für ein Tragen am Rucksack müssen z.B. Bauch- oder Brustgurt sowie Kompressionsriemen herhalten.
Als feststehendes Messer mit weniger als 12 cm Klingenlänge ist das F815-J nach aktuellem deutschem Waffenrecht unproblematisch. Es kostet im Handel um die 50 Euro.







Messer (2): Criterion L51-G
Beim Criterion L51-G handelt es sich um ein großes Taschenmesser mit einer Vielzahl von Funktionen. Angesichts der Größe und der Features kann man es als Bindeglied zwischen einem Schweizer Offiziersmesser und einem Multitool betrachten.
Geschlossen ist das Messer elf Zentimeter lang. Die Klinge hat eine Länge von 8,5 cm und ist drei Millimeter dick.
In dieser Version verriegelt die Klinge nicht. Es gibt allerdings eine ansonsten baugleiche Variante mit Liner Lock.



Das L51-G wiegt satte 244 Gramm. Es verfügt zwar über einen Clip, ist mit seinen Dimensionen aber in einer Gürteltasche oder im Rucksack besser aufgehoben als in der Hosentasche.
Im Vergleich mit dem klassischen Schweizer Messer hat das L51-G nur eine Funktion nicht: Den Zahnstocher. Dafür bietet es zusätzlich u.a. einen Kreuzschlitz-Schraubendreher und eine kleine Zange. Letztere ist nach Ansicht des Autors oft der einzige gute Grund, ein Multitool anstelle eines Schweizer Messers zu nutzen. Konstruktionsbedingt kann man mit der Zange des L51-G nicht ganz so viel Kraft aufbringen wie mit der klassischen Multitool-Zange. Andererseits stößt auch letztere oft genug an ihre Grenzen. Beide bleiben ein Notbehelf für kleinere Aufgaben.
Die oft genutzten Werkzeuge sind am L51-G besser konzipiert als am Schweizer Messer. So ist die größere Klinge auch für gröbere Arbeiten geeignet. 



Die Schere und die Zange stehen nur voll ausgeklappt unter Federspannung und werden entlastet, sobald sie ein Stückchen eingeklappt werden. Der bewegliche Arm der Schere schwenkt nach außen statt nach innen und wird von der entlasteten Feder sogar geschlossen gehalten. Somit passiert es anders als beim Schweizer Messer nicht, dass der bewegliche Arm versehentlich ausschwenkt und das Zuklappen blockiert. Die Scherenfeder liegt flach am starren Scherenarm an und kann damit nie am beweglichen Arm vorbei rutschen - auch das kommt beim Schweizer Messer manchmal vor.
Die Pinzette ist deutlich größer dimensioniert als beim Schweizer Messer. Durch den deutlicheren Knick am Ende kann mehr Kraft aufgewendet werden und die weitere Öffnung macht das Reinigen einfacher.
Der Glasbrecher funktioniert einwandfrei (was nach eigener Erfahrung des Autors auch bei namhaften Herstellern nicht so selbstverständlich ist, wie man meinen sollte) und profitiert vom hohen Gewicht des Messers.



Das L51-G ist gewichtsmäßig auf dem Niveau größerer Multitools und bietet ähnlich viele Funktionen. Zugleich ist es je nach Vergleichsmodell wesentlich günstiger und etwas weniger umständlich in der Handhabung. Bis auf den Korkenzieher befinden sich nämlich alle Werkzeuge auf einer Seite. Auch wenn man für den Kreuzschraubendreher und die Ahle zunächst andere Werkzeuge ausklappen muss, ist das für den Autor immer noch dankbarer als das mehrfache Hin- und Herklappen nicht benötigter Funktionen bei den meisten Multitools.
Die Klinge des L51-G besteht aus dem bewährten 12C27-Stahl und kommt auffallend scharf vom Hersteller. Die Griffschalen sind aus G10 gefertigt.
Das L51-G mit nicht verriegelnder Klinge fällt nicht unter das Führverbot nach §42a WaffG.
Die mit Liner Lock verriegelnde Variante ist dagegen vom §42a WaffG erfasst und damit auf den verschlossenen Transport im Rucksack o.Ä. beschränkt, wenn man sich nicht auf die schwammige Ausnahmeregelung verlassen will. Der Preis beträgt ca. 60 Euro.

Fazit
Bei einem feststehenden Messer ist der Spielraum für Innovation klein. Am Messer selbst kann man als Hersteller nur durch hohe Verarbeitungsqualität punkten. Das schafft Ruike mit dem F815-J und bietet zusätzlich bei der Scheide eine clevere Variante für die Positionierung.
Was Ruike kann, zeigt sich vor Allem beim Criterion L51-G. Hier treffen sich sinnvolle Verbesserungen traditioneller Ansätze und handwerklich saubere Produktion.
Beide Messer sind angesichts der Qualität preisgünstig, das Criterion L51-G angesichts seiner Position zwischen Schweizer Messer und richtigem Multitool sogar ein Schnäppchen. Es lohnt sich also, Ruike in den nächsten Jahren weiter auf dem Schirm zu haben.

Service