Dienstag, 29. Oktober 2024

Faltbare Rettungsschere

 

Willst Du als Ersthelfer Klamotten aufschneiden, wie ein Boss, dann brauchst Du etwas anderes als die eineuroneunundneunzig Schere vom Pfennigpfeifer. Das Original der „faltbaren Rettungsschere“ stammt von Leatherman und hieß Raptor. Mittlerweile gibt es unzählige und qualitativ hochwertige Kopien



Die Multifunktionsschere Leatherman Raptor ist seit einigen Jahren auf dem Markt und wurde seither oft kopiert. Für das Original von Leatherman werden einhundertneun Euro aufgerufen und für das Kydex-Gürtelholster noch einmal zwanzig Euro Extra.
Ein qualitativ hochwertiger Nachbau der Raptor zum Preis von vierzig Euro inkl. Kydex-Holster erscheint daher eine interessante Alternative. Äußerlich unterscheidet sich der Nachbau nur durch den fehlenden „Leatherman Raptor“-Schriftzug auf der Klinge.
Im direkten Vergleich zum Original ist die Scherenfunktion etwas straffer, aber nicht weniger scharf. Und selbst wenn, wäre eine Schere mit wenigen Handgriffen nachgeschärft. Der Gurtschneider und der Ringtrenner funktionieren ebenfalls ohne Beanstandung.

Die Faltschere wird mit einem
hochwertigen Kydex-Gürtelholster geliefert


Funktionen
Damit wären schon drei wesentliche Funktionen genannt: Schneiden, Gurt- und Ringtrenner. Darüber hinaus besitzt die Schere am Griffende einen Glasbrecher, einen Zentimetermaßstab an einer der Scherenklingen sowie einen „Oxygen Tank Wrench“ zum Öffnen des Ventils einer Sauerstoffflasche.

Der Gurtschneider wird zum Einsatz
um 180 Grad aufgeklappt und ist extrem scharf


Falten
Das Falten passiert über zwei Entriegelungsknöpfe, die intuitiv bedient werden können. Im gefalteten Zustand ist die Schere trotzdem noch etwas mehr als zwölf Zentimeter lang und fünf Zentimeter breit. Das Gewicht liegt bei 150 Gramm.

Funktionalität
Eine Frage, die sich bei preiswerten Nachbauten immer stellt, ist die nach der Qualität und Funktionalität. Qualitative Defizite sind augenscheinlich nicht erkennbar.
Die Scherfunktion ist absolut gewährleistet. Der Gurtschneider, die vermutlich zweitwichtigste bzw. zweithäufig genutzte Funktion, erfüllt seine Arbeitsaufgabe ebenfalls einwandfrei. Ausdrücklich hingewiesen sei auf die extreme Schärfe des Bauteils, was sehr leicht zu einer Eigenverletzung führt (wie im Test). Zumal das Ausklappen des Gurtschneiders auch jedes Mal notwendig wird, wenn ein Sauerstoffflaschenventil geöffnet werden soll.

Die Faltschere kann auch ungefaltet und somit
einsatzbereit im Kydex-Holster getragen werden.
Am unteren Ende des schwarzen Griffs ist
der Glasbrecher zu sehen


Material
Der Hersteller gibt die Qualität des Klingenstahls mit 420HC an. 420HC Stahl besitzt eine gute Korrosionsbeständigkeit, ist leicht zu schärfen und hat eine gute Schnitthaltigkeit.
Die Griffe der Schere sind beim Testprodukt schwarz und orange. Der Hersteller „Flrmingigigi“ bietet insgesamt über zehn weitere Farbkombinationen an.

Sie findet natürlich auch in dafür vorgesehenen
Steckschlaufen an Medic-Taschen halt


Trageweise
Die Schere kann im nicht gefalteten Zustand, wie sonst üblich, in dafür vorgesehen Steckschlaufen an Medic-Taschen verstaut werden. Das inkludierte Kydex-Holster ist hochwertig verarbeitet. Es kann an einem Gürtel getragen werden und wäre auch MOLLE-kompatibel für die Befestigung an Taschen, Rucksäcken oder Plate-Carriers geeignet. Eine Idee, auf die man nicht sofort kommt: Die Schere kann sowohl gefaltet als auch ungefaltet, also sofort einsatzbereit, im Kydex-Holster geführt werden.

Fazit
Knapp vierzig Euro für diese Multifunktionsschere anstatt der einhundertdreißig Gesamt für das Original ist einen Versuch wert. Im Test erfüllte der Nachbau alle Arbeitsaufgaben. Nachteile traten dabei nicht auf.

Mehr dazu in Waffenkultur Nr. 78 



Samstag, 26. Oktober 2024

Tasmanian Tiger: TT Stuffbag WPV

 

Die Idee, dass man seine Ausrüstung wassergeschützt hätte verpacken können, kommt meist genau dann, wenn es anfängt zu regnen. Oder wenn man auf einer Trekking Tour ein Gewässer überqueren musste, was ein klein wenig schief ging und die schöne trockene Wechselwäsche jetzt genau so nass ist, wie man selbst


Von Jens Wegener und Arne Mühlenkamp

Wasserdichte Packsäcke mit Rollverschluss sind schon seit vielen Jahren nützliche Begleiter für Draußenaktivitäten. Es gibt sie in unterschiedlichen Größen und Farben. Der deutsche Ausrüster Tasmanien Tiger hat eine neue Serie dieser Packsäcke aufgelegt, die mit mehreren nennenswerten Details ausgestattet sind und außerdem eine Verarbeitungsqualität aufweisen, die ihresgleichen sucht.

Rollverschluss mit Zwitterschnalle: Es passt immer


Aufgaben
Diese Packsäcke haben die Hauptaufgabe, Ausrüstung wasserdicht zu verpacken. Was sie aufgrund des Rollverschlusses auch zuverlässig tun. Eine Zweitverwendung kann aber auch sein, anderen Gepäckstücken, wie Taschen oder Rucksäcke bei Wasserüberquerungen etwas mehr Auftrieb zu geben. Dazu muss im Packsack nur ausreichend Luft verbleiben. Eine dritte Verwendung, die nicht sofort in den Sinn kommt, ist die eines Kopf- oder Nackenkissens für das Schlafen draußen. Bequemer als ein Rucksack oder gar nichts ist das allemal.

Die Wasserdichtsäcke, die es in drei Größen gibt (15 oder 25 und 48 Liter),
besitzen ein Entlüftungsventil, um das Volumen bei Bedarf zu komprimieren


Details
Ein Detail, das sofort den Fokus auf sich zog, sind die FASTEX-Schnallen. Normalerweise gibt es eine männliche und eine weibliche Schnalle. Das eine Teil wird in die andere gesteckt. Steckschnalle zu – fertig. TT verbaut an den Wasserdichtsäcken allerdings sog. „Hybrid-Schnallen“; oder auch Zwitterschnallen, um in der Bildsprache von weiter oben zu bleiben. Beide Schnallenteile sind identisch und können dennoch eine Steckverbindung aufbauen. Das erleichtert insgesamt die Handhabung der Packsäcke.

Die Zwitterschnallen koppeln auch seitlich. Zusätzliche
Befestigungsmöglichkeiten sind D-Ring, Gurtschnalle und
aufgeschweißtes Laser-Cut


Entlüftung
Die Wasserdichtsäcke, die es in drei Größen gibt (15 oder 25 und 48 Liter), besitzen ein Entlüftungsventil, um das Volumen bei Bedarf zu komprimieren. Außerdem sind an den Seiten zwei Laser-Cut Elemente aufgeschweißt, an denen ebenfalls Zwitterschnallen befestigt sind. Der Rollverschluss könnte also auch unproblematisch am Packsack seitlich geschlossen werden.

Drittverwendung: Improvisiertes Kopfkissen
für das Schlafen draußen


Material
Das Material ist robustes Polyamid-Gewebe mit der Garnstärke 420 Denier, das durch eine PU- und TPU-Beschichtung wasserdicht gemacht wurde. Erstaunlich ist hierbei das geringe Eigengewicht der sonst recht großvolumigen Stuff-Bags.

Preis
Die Preisspanne der WPV Packsäcke liegt zwischen 35 Euro für den 15-Liter-Stuff-Bag und 55 Euro für den 48-Liter-Stuff-Bag.

Die spritzwassergeschützten Hüllen sind Touchscreen-kompatibel.
Im Test funktionierte das bei Versuchen tatsächlich sehr gut


Wasserabweisende Hüllen
Gedacht sind diese Hüllen zum spritzwassergeschütztem Transport von Handys oder Tablets. Durch das transparente Fenster auf der Vorderseite sind sie auch gut für Landkarten geeignet. Erhältlich sind die Hüllen in den Grundformaten DIN A4 und DIN A5.
Die transparente Vorderseite ist Touchscreen-kompatibel, sodass die verpackten Geräte innerhalb der Hülle bedient werden können. Im Test funktionierte das bei Versuchen tatsächlich sehr gut.
Über Befestigungsmöglichkeiten verfügen die Hüllen auch. Aufgeschweißte Laser-Cut Elemente und Klettadapter erhöhen die Kopplungsmöglichkeit zu anderer Ausrüstung. Bedingt durch den Reißverschluss sind die Hüllen nicht vollständig wasserdicht. Verfügbar in den Farben Schwarz und Oliv. Preis zwischen 17 und 23 Euro.

Herstellerseite


Donnerstag, 17. Oktober 2024

Beschussversuch 300PRC vs. VPAM9

 

Die 300PRC gilt als eines der neuen Wunderkaliber im Long Range Schießen. Entwickelt wurde die Patrone speziell für die militärische Verwendung im Scharfschützenwesen, notabene gibt es auch Match-Laborierungen. Wir lassen die 300PRC gegen einige Beschussmedien antreten. Teils mit frappierenden Resultaten

Die VPAM9 hält das Geschoss auf. Der Wasserkanister
zerplatzt aufgrund der Traumatiefe (back face signature)
von annähernd Faustgröße


Spätestens mit dem Design der Kaliberserie der Precision Rifle Cartridge (PRC) vor etwa zehn Jahren erlebte die Longe-Range-Szene eine Zeitenwende. Erstmals wurden auf Grundlage sowohl mathematischer als auch praktischer Erfahrungen neue Projektile explizit für den Einsatz über weite Distanzen konzipiert. Diese Projektile, die sich vor allem durch höhere ballistische Koeffizienten auszeichnen, wurden mit neu entwickelten Hülsen verheiratet, die wiederum aus bewährten Mutterhülsen entstanden sind.
Das erste Kind dieser Serie war die 6.5PRC (in 2013/2018), die vornehmlich unter Wettkampfbedingungen eingesetzt wurde. Die 300PRC folgte in 2018/2019 und sollte vorwiegend zur Jagd auf 4-beinige oder 2-beinige Beute eingesetzt werden. Schnell zeigte sich die Austauschbarkeit beider Kaliber in der jeweiligen Rolle. Um Spannung aus der Debatte, welche Patrone die bessere sei, zu nehmen und Langdistanzgrabenkämpfe zu vermeiden, entschied sich Hornady zur Markteinführung einer dritten PRC-Patrone als Mittelweg: Die 7 mm PRC ist seit etwa zwei Jahren am Markt verfügbar.

Einfacher Versuchsaufbau:
VPAM9 vor einem 5-Liter-Wasserkanister


300PRC
Die Mutterhülse der 300PRC ist die .375 Ruger: Ein Kaliber, dass im Jahr 2007 ebenfalls von Hornady entwickelt wurde. Die Ursprungspatrone der .375 Ruger wiederum ist die legendäre .375 Holland & Holland Magnum.
Die Idee hinter den Neuentwicklungen jeweils war, eine neue Patrone mit höherer ballistischer Leistungsfähigkeit bei kürzerer Hülse oder weniger Patronengesamtlänge zu konstruieren. Wodurch die Patrone aus Gewehren mit kürzeren Systemen geschossen werden konnte. „Kürzere Systeme“ bedeuten weniger Verschlussmasse und kürzere Repetierwege.
Eine 300PRC hat heute knapp 66 Millimeter Hülsenlänge. Selbst Fabriklaborierungen kommen auf 5.500 bis 6.000 Joule Mündungsenergie. Ein Energiewert, für den die .375 Holland & Holland Magnum noch knapp zehn Millimeter mehr Hülsenlänge benötigte.

Idee
Die Idee des Beschussversuchs war es, die Geschosswirkung der 300PRC gegen verschiedene Zielmedien darzustellen und zu dokumentieren. Beschossen wurden die Schutzplatte „Tellus“ des Herstellers Altena Engineering mit dem sehr hohen Protection Level NIJ IV bzw. VPAM9, Baustahl der Güte S235, Hardox der Güte 400 sowie ein Baumstamm mit Durchmesser dreißig Zentimeter.

Die Back-Face-Signatur nach dem Treffer.
Etwa 35 Millimeter tief und etwa zwölf Zentimeter im
Durchmesser. Vermutlich wäre der Treffer letal gewesen


Aufbau
Der Aufbau eines Beschussversuchs sollte vor allem nachvollziehbar, dokumentierbar und damit auch reproduzierbar sein. Die Entfernung zum Ziel beträgt in diesem Fall 25 Meter. Die Zielmedien wurden jedes Mal frontal beschossen.
Der Aufbau des hier dokumentierten Beschussversuchs entspricht ausdrücklich nicht den standardisierten Vorgaben nach NIJ 0101-06 oder VPAM BSW 2006 (siehe Ende des Artikels).

Die Back-Face-Signatur aus einer anderen Perspektive


Durchführung
Waffe: Ruger Precision Rifle, Kaliber 300PRC, Lauflänge 66 Zentimeter (26“)
Munition: Hornady Fabrikmunition 300PRC mit 225 gr ELD® Match Geschoss (#82162), Mündungsenergie etwa 6.000 Joule
Versuch 1: Schutzplatte VPAM9
Versuch 2: Baustahl S235
Versuch 3: Hardox 400
Versuch 4: Baumstamm 30 Zentimeter

Ergebnisbetrachtung Versuch (1) VPAM9:
Kein Durchschuss. Die Schutzplatte „Tellus“ mit der Schutzklasse VPAM9 hielt das Projektil. Allerdings erzeugte das ELD-Geschoss rückseitig eine Traumatiefe (back face signature) von fast vier Zentimetern, die zum Zerplatzen des Wasserkanisters führte. Dieses stumpfe Trauma perforierte den Kanister sogar und riss ein Stück Kunststoff von vier mal fünf Zentimetern heraus. Vermutlich wäre dieser Treffer trotz Schutzplatte letal gewesen.

Dieses Stück Kunststoff von vier mal fünf Zentimetern
wurde durch das stumpfe Trauma der Back-Face-Signatur
aus dem Kanister gestanzt

Einschussloch Vorderseite der Tellus VPAM9


Ergebnisbetrachtung Versuch (2) S235:
Durchschuss. Der Stahlgong mit der Stahlgüte S235 stellt für das 300PRC Projektil kein Hindernis dar. Die etwa fünfzehn Millimeter Stahl werden problemlos durchdrungen.

Baustahl der Güte S235 stellt für die 300PRC kein Hindernis
dar. Einige andere und wesentlich weniger leistungsstarke
Kaliber allerdings auch nicht, wie aus der Geschichte des
Stahlgongs hervorgeht



Ergebnisbetrachtung Versuch (3) Hardox:
Kein Durchschuss. Die Stahlplatte der Güte Hardox 400 stoppt das Projektil. Das 225-gr-ELD-Geschoss fragmentiert vollständig. Die etwa vierzehn Millimeter dicke Hardox-Platte erhält keine Delle und nicht einmal einen Kratzer. Der Abdruck, den das Projektil auf der Platte hinterlassen hat, ist lediglich Bleistaub, der mit dem Daumen wieder weggewischt werden konnte.

Die Hardox-400-Platte im Versuchsaufbau

Die Hardox-400-Platte zum Zeitpunkt des Treffers

Am linken Bildrand fliegt ein Stück des Geschossmantels


Die Hardox-400-Platte nach dem Treffer ist unbeschädigt.
Der Bleiabdruck, den das Projektil auf der Platte
hinterlassen hat, lässt sich mit dem Daumen wegwischen


Ergebnisbetrachtung Versuch (4) Holz:
Durchschuss / Kein Durchschuss. Die Fähigkeit, ein dreißig Zentimeter starkes Holz zu durchdringen, hängt maßgeblich von der Eigenbewegung des Zielmediums während des Treffers ab. Hat das Zielmedium (Baumstamm) keine Möglichkeit der Eigenbewegung, wird es vom Projektil durchschlagen. Liegt eine Eigenbewegung des Zielmediums vor, erhöht sich die Energieabgabe im Ziel, was wiederum dazu führt, dass kein Austreten des Projektils stattfindet.

Taktische Würdigung
Dass Baustahl für Gewehrmunition dieser Energieklasse kein Hindernis darstellt, ist nicht verwunderlich. Die VPAM9-Schutzplatte hält das 6.000-Joule-Projektik zwar ab, verursacht aber rückseitig eine Traumatiefe, die zu schwersten inneren Verletzungen geführt hätte und daher höchstwahrscheinlich letal gewesen wäre.
Die wirklich frappierende Erkenntnis des Beschussversuchs ist die Widerstandsfähigkeit der Hardox-400-Platte. Der Hardox-Stahl trägt nicht einmal im Geringsten eine Delle oder einen Kratzer davon. Das Geschoss fragmentiert vollständig ohne dabei Wirkung auf dem Zielmedium zu hinterlassen.
Die Frage ist, ob Schutzplatten aus Hardox, u.U. mit einer höheren Güte als 400 und dafür mit geringerer Dicke als vierzehn Millimeter, nicht die absolut vorteilhaftere Schutzoption für einen Plattenträger wären.

NIJ IV bzw. VPAM9
Das National Institute of Justice (NIJ) des U.S. Department of Justice hat den sogenannten NIJ Standard-0101 geschaffen. Darin werden Aufbau, Durchführung und Auswertung von Beschussversuchen festgelegt. Die Schutzklasse NIJ IV sagt grds. aus, dass die Schutzplatte einen Schuss eines armor piercing (AP) Projektils der Kaliberklasse .30 mit einem Geschossgewicht von 10,8 Gramm und einer Geschwindigkeit von 869 Meter pro Sekunde oder weniger aufhalten muss.
Die Vereinigung der Prüfstellen für angriffshemmende Materialien und Konstruktionen (VPAM) hat mit der Prüfrichtlinie „Ballistische Schutzwesten“ ebenfalls einen Standard zu Anforderungen, Klassifizierungen und Prüfverfahren aufgelegt.
Gemäß des Testprotokolls, das die Firma Altena Engineering ihren Platten beim Kauf beilegt, erfüllt das Modell „Tellus“ den Standard NIJ IV und den Standard VPAM9.

Mehr dazu in "Die Waffenkultur" Nr. 78

 

Montag, 14. Oktober 2024

TT Survival Pack: Der Fluchtbegleiter (16 Liter)

 
Der Survival Pack von Tasmanien Tiger ist ein weiterer, sehr einsatz-spezifischer Kleinrucksack aus der TT-Linie. Mit seinen sechzehn Litern Packvolumen und dem stringenten Aufbau hat er eher Aktentaschenformat. Was Vor- aber auch Nachteile mit sich bringt. Im Test zeigte sich: Es ist der Fluchtbegleiter, den man sich schon immer gewünscht hat



Von Arne Mühlenkamp

Neben dem Alltagsbegleiter Tac Pack 28 und dem Kampfbegleiter Combat Pack 24, ist der TT Survival Pack der Dritte Vertreter in diesem Ensemble.

Der 16-Liter-Kleinstrucksack verfügt
über ein vollwertiges Tragegurtsystem


Außen: Kompakt
Die Kompaktheit des Survival Pack fällt als erstes auf. Der Kleinrucksack besitzt wirklich Aktentaschenformat und könnte dank eines seitlichen Griffs auch so getragen werden. Der Survival Pack folgt damit einem Trend hin zu flachen Rucksäcken. Um Zugriff auf den Inhalt zu bekommen, lassen sich die meistens solcher Rucksäcke über einen umlaufenden 270-Grad-Reißverschluss komplett aufklappen. Der Vorteil ist, dass diese flachen Rucksäcke auch noch voll beladen platzsparend bspw. hinter einem Autositz verstaut werden können.
Der Nachteil ist, das sperrige Gegenstände (wie bspw. ein Helm) im Rucksack kaum Stauraum finden werden und die Rucksäcke zu flach sind, um als Gewehrauflage im Liegendanschlag zu dienen; sollte das erforderlich sein.

Die Tragegurte können im
Rückenfach verstaut werden


Struktur: Klar
Was als Zweites auffällt, ist die klare Struktur des Survival Pack. Auf der Hauptfläche befinden sich zwei Reißverschlusstaschen und eine Kletttasche, die auch außenseitig mit Klett versehen ist. Die Zipper sind mit praktischen Griffverlängerungen versehen, die das Greifen und Öffnen erleichtern. MOLLE und PALS sucht man vergebens. Befestigungsmöglichkeiten, die einem ungeübten Augen nicht sofort auffallen sind aber dennoch vorhanden: Und zwar in Form von Daisy-Chain und G-Hooks. Während G-Hooks einfach nur Haken in G-Form sind, handelt es bei Daisy-Chains um kleine Bandschlinge, die als Loops für andere Schlingen dienen können.

Organizer-System mit transparenten
Taschen in verschiedener Größe


Innen: Organizer
Im Inneren ist der Survival Pack mit einem kompletten Organizer-System in Form von transparenten Taschen verschiedener Größe ausgestattet. Das ist zum einen zwar praktisch und verwendungszweck-orientiert. Zum anderen erhöht diese Ausstattung aber das Leergewicht des Rucksacks. Das spielt aber spätestens bei kompletter Survival Beladung keine Rolle mehr.
Der Innenteil besteht aus insgesamt sechs Taschen unterschiedlicher Größe. Ist jede dieser Taschen gefüllt, schließt der Rucksack gerade noch so. Werden die Taschen vollgestopft bis Anschlag, könnte es zu Problemen beim Schließen des Rucksacks kommen. Minimalismus bei der Auswahl des Survival-Zubehörs ist hier die Devise.
Auf der A-Seite sind zwei Taschen mit Klett befestigt und könnten auch entfernt werden. Die anderen vier Taschen sind festvernäht.

Der Rucksack kann auch bequem
aktentaschenmäßig getragen werden

Das Neon Orange Signal-Panel koppelt
über die seitlich angenähte Daisy-Chain


Regenhülle mit Signalpanel
Im Bodenfach des Rucksacks ist zweckmäßig eine Regenschutzhülle verstaut. Auf der einen Seite ist diese farbidentisch zum Rucksack; auf der anderen Seite besitzt sie ein neonfarbenes Signalpanel. Womit die Aufklärung durch Rettungskräfte erleichtert wird oder Jagdunfälle vermieden werden könnten. Ein zweites Neon-Orange-Panel liegt dem Rucksack als Extra zur individuellen Anbringung, bspw. über die aufgenähten Daisy-Chains, bei.

…oder wie eine Einkaufstasche. Hier
mit angebrachten Neon-Signal-Panel


Tragevarianten
Der 16-Liter-Kleinstrucksack verfügt über ein vollwertiges Tragegurtsystem und könnte natürlich auch geschultert getragen werden, bspw. als Day-Pack für Tages-Treckingtouren oder einen Halbtagsspaziergang. Für alle anderen Anwendungen lassen sich die Tragegurte in einem Rückenfach komplett verstauen. Der TT Survival Pack wird somit zu einer dezenten Tragetasche ohne Riemen, Bänder oder sonstiges störendes Gerödel. An den Längsseiten befinden sich jeweils ein Tragegriff und an der Oberseite ebenfalls. Die oberseitigen Griffe lassen sich gleichfalls im Front- und Rückenfach verstauen.

An der Außenseite im unteren Bereich ließe
sich die TT Tac Pouch 8.1 Hip anbringen

Das Ankoppeln erfolgt einfach
über die G-Hook


Zusatztaschen
Um den Gebrauchswert oder das Volumen des Kleinrucksacks zu steigern, lassen sich an der Außenseite im unteren Bereich Zusatztaschen anbringen. Zur Befestigung werden dabei die G-Hooks genutzt, die unter einer Lasche verborgen sind. Kompatibel ist hier bspw. die TT Tac Pouch 8.1 Hip, welche separat auch als kleine Hüft- oder Umhängetasche getragen werden kann. Das Ein- und Auskoppeln an den G-Hooks geht schnell und problemlos. Die Hüfttasche 8.1 erweitert das Rucksackvolumen um drei Liter.
Auch die Anbringung der meisten Plate Carrier Frontpanels ist hier denkbar, sofern diese über G-Hooks gekoppelt werden können. Die Klettfläche am Rucksack trägt in diesem Fall zur festeren Verbindung bei.

Der TT Survival Pack verfügt auch
über ein vollwertiges Trinkblasenfach


Trinkblase
Ein Merkmal, das bei Rucksäcken immer gern gesehen ist, ist ein separates Fach zur Aufnahme einer Trinkblase. Auch hier bietet der kleine TT Fluchthelfer eine vollwertige Lösung. Das Trinkblasenfach ist ausreichend groß, die Trinkblase kann über eine Schlaufe gesichert werden und für den Trinkschlauch gibt es selbstredend eine Öffnung.

(Foto: Hersteller)


Material und Maße
Das Außenmaterial des TT Survival Pack ist Cordura® 700 Den, was eine hohe Abrieb- und Reißfestigkeit bei relativ wenig Gewicht garantiert.  Das Eigengewicht des Rucksacks liegt bei etwas mehr als einem Kilogramm. Die Abmessungen sind etwa fünfzig Zentimeter hoch, fünfundzwanzig Zentimeter breit und dreizehn Zentimeter dick.
Die Normal-Farbvarianten sind Coyote (im Bild), schwarz und Olivgrün. In diesen Colorits kostet der Fluchtbegleiter einhundertachtzig Euro. Eine Sondervariante in Steingrauoliv besitzt eine verminderte Infrarot-Reflexion (IRR) zum Schutz gegen Wärmebildaufklärung und kostet zweihundertzwanzig Euro. Die weniger dezente, aber sehr beliebte MultiCam-Farbvariante kostet zweihundertzehn Euro.

(Foto: Hersteller)


Fazit
Ob als Rucksack oder als Handtasche getragen, der flache TT Survival Pack erfüllt seine Rolle in dieser Nische mit Bravour. Für sperrige Gegenstände oder eine schwere Beladung ist er konzeptionell nicht vorgesehen. In seiner Gesamtheit ist dieser Kleinstrucksack sehr durchdacht und besitzt viele nützlichen Details.

Der Alltagsbegleiter
Der Kampfbegleiter

 
Mehr dazu in "Die Waffenkultur" Nr. 78

 

Freitag, 11. Oktober 2024

Langzeittest: OA-15 M5 (Nr. 12)

 
2 Tage Regenwetter

Gesamtschusszahl: 1.200 + 140 = 1.340
Davon mit SD: 150

Störungen Typ I: 0
Störungen Typ II: 0
Störungen Typ III: 0
Störungen Typ IV: 0




Während des 2-Tages-Aufbaumoduls CCO wurde die OA-15 M5 zum Vorschießen aller Übungen benutzt. Die Waffe war mit dem ELCAN Specter bestückt. Die Optik bewies dabei einmal mehr ihre Vorteilhaftigkeit für den präzisen Einzelschuss. Egal, ob Tageslicht oder diffus beleuchtete Raumschießanlage, der Schütze erhält mit dem ELCAN immer ausreichend Fähigkeit zur Zielidentifikation.
Bei Regenwetter zeigte sich allerdings wieder einmal, dass auch Hochwertoptiken einen Grenznutzen haben, wenn die Fähigkeit zur Zielidentifikation durch Regentropfen auf dem Okular eingeschränkt wird. Dennoch absolvierte das OA-15 M5 die Standardübung „Rifleman“ ein weiteres Mal fehlerfrei.



Haltemarke
Ist das ELCAN gem. Herstellerangabe auf einhundert Meter eingeschossen, dient auf 25 Meter die 300-m-Haltemarke des ballistischen Absehens sehr genau für einen Fleckschuss.



Haltepunktüberprüfung
Bei der Haltepunktüberprüfung auf 25 Meter erzeugte das OA-15 trotz miserabler Witterungsverhältnisse eine Loch-in-Loch-Gruppe.
Die Gruppe liegt dabei 32 Millimeter tief, was einem ½-Offset des ELCAN entspricht und einen 100-m-Fleckschuss zur Folge hat.



Archiv
Nr. 00 (Erstvorstellung)
Nr. 01 (Einschießen Offene Visierung)
Nr. 02 (Erster Gewehrkurs)
Nr. 03 (Gewehrkurs CCO mit ELCAN)
Nr. 04 (Rifleman mit ELCAN)
Nr. 05 (Das Präzisionswunder)
Nr. 06 (Neue Teile)
Nr. 07 (ZF-Montage)
Nr. 08 (660 Meter)
Nr. 09 (AK-Kurs)
Nr. 10 (660 Meter mit Signaturverzerrer)
Nr. 11 (Rifleman fehlerfrei)
Nr. 12 (2 Tage Regen)




Donnerstag, 10. Oktober 2024

Akademie 0/500: Neue Termine 2025

 

Die Termine bis August 2025 sind veröffentlicht:



Die Liste wird in den kommenden Wochen noch ergänzt.
Vermutlich werden weitere Gewehr- und Flintenkurse in Tschechien oder Bad Soden und Schweinfurt angesetzt werden.

https://0-500.org/page/Termine