Freitag, 12. Februar 2021

Leseempfehlung: „La Guerre moderne“ von Roger Trinquier

 

Modern Warfare: A French View of Counterinsurgency
von Oberst Roger Trinquier

Taschenbuch: 96 Seiten
Verlag: Praeger; Annotated Edition (August 2006)
Sprache: Englisch
ISBN-13: 979-0275992682
Preis: ca. 25 Euro

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Mit der Französischen Doktrin versuchten französische Militärs, insbesondere Fallschirmjäger und Fremdenlegion, im Algerienkrieg der 1950er Jahre einen operativen und strategischen Vorteil über die algerische Widerstandbewegung FLN (Front de Libération Nationale) zu erlangen.
In der öffentlichen Rezeption werden die Methoden der Französischen Doktrin gern reduziert auf die regelmäßige und massenweise Verhaftung algerischer Aufständiger, deren Folterung sowie das anschließende Töten und Verschwindenlassen. Das Gesamtkonzept hingegen ist umfangreicher.
Der französische Fallschirmjäger Colonel Roger Trinquier gilt als Begründer dieser Doktrin, deren theoretisches Gerüst er im Buch „La Guerra moderne“ (Paris, 1961) zusammenfasst.
Trinquiers Methoden waren beim Kampf gegen die algerische Untergrundbewegung sehr erfolgreich. Infolgedessen wurde die Französische Doktrin in den 1960er bis hinein in die 1980er Jahre auch von Militärdiktaturen in Lateinamerika angewandt. Auch die CIA griff bei ihrem Phoenix-Programm in der Vietnamkriegsära ansatzweise darauf zurück. Schon damals wurde ein gravierender Mentalitätsunterschied zwischen französischer und US-amerikanischer Definition von „Counter-Insurgency“ Maßnahmen deutlich. Was letztlich zum Scheitern des Phoenix-Programms führte, trotz Anwendung richtiger Methoden.

Roger Trinquier erkannte die Bedeutung der Einwohner eines Landes für die Bekämpfung von Terrorismus. Der Einwohner ist dabei neben dem Terroristen und den regulären Kräften der dritte Feldspieler. Reguläre Kräfte haben nur mit Unterstützung der einheimischen Bevölkerung Aussicht auf erfolgreiche Terrorismusbekämpfung. Auf diese Rolle muss der Einwohner durch Schulung und Ausbildung vorbereitet werden.
Die Ideen Trinquiers im Kapitel „Defense of the Territory“ beschreiben ein Milizsystem, dessen kleinste taktische Einheit die Familie ist.
Mit einer milizähnlichen Einwohnerwehr wäre, Trinquier zu Folge, ein sicherheitspolitisches Rahmenwerk geschaffen, das nicht nur Informationen über feindliche Infiltration liefern, sondern reguläre Kräfte auch proaktiv im Kampf unterstützen könnte.
Heutzutage könnten diese Ideen durchaus unter dem Begriff „Wehrhafte Republik“ subsummiert werden.
Im Kapitel „Errors in fighting the Guerrilla“ legt Trinquier dar, weshalb militärische Taktiken, wie Außenposten, isoliert ausgeführte Hinterhalte oder einzelne Patrouillen zu Fuß niemals bis kaum militärische Erfolge gegen Guerillagruppen nach sich ziehen werden. Das Buch mit Ersterscheinen im Jahr 1961 liest sich streckenweise wie eine Blaupause für das militärische Scheitern des Westens in Afghanistan.

Eine deutsche Übersetzung von „La Guerre moderne“ gibt es nicht. Der Leser muss daher mit der US-amerikanischen Ausgabe der Praeger Security International Reihe vorlieb nehmen. Auch wenn dort auf den Umschlagseiten und im Klappentext das Wort „Counterinsurgency“ in typisch US-amerikanischer Manier fast schon inflationär verwendet wird, „La Guerra moderne“ ist weit mehr als nur ein weiteres „COIN“-Buch. Es ist vielmehr das Standardwerk über den „Modernen Krieg“ gegen Terroristen und die Zusammenfassung der Französischen Doktrin vom geistigen Vater Roger Trinquier persönlich. (hh) 




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