Der 150-Meter-Treffer ist im Pistolenschießen das Maß
aller Dinge. Der Schütze, stellt damit die Fähigkeit unter Beweis, auch im
Grenzbereich seines Waffensystems einen präzisen Einzelschuss anbringen zu
können. Kann er das, kann er auch alles andere
Der 150-Meter-Treffer ist im Pistolenschießen das Maß aller
Dinge. Trifft der Schütze ein Ziel der Größe 45 mal 75 Zentimeter über diese
Pistolen untypische Distanz, trifft er auch alles andere. Er verfügt dann über
ausgeprägte Grundfertigkeiten, die ihm nicht nur die Abgabe eines präzisen
Einzelschusses erlauben. Er hat die Anatomie einer Schussabgabe als solche
verstanden und wird höchstwahrscheinlich auch schnelle Schussfolgen auf Ziele
in kürzeren Distanzen liefern können.
Das Treffen mit einer Pistole auf 150 Meter ist erklärtes Ausbildungsziel
im Konzept von Akademie 0/500®. Es ist weder Kunststück noch Magie, sondern
eine Konsequenz aus richtig umgesetzten Fähigkeiten. In Fortgeschrittenenkursen
sind für gewöhnlich alle Teilnehmer in der Lage, diesen Treffer anzubringen.
Sowohl beidhändig, als auch einhändig rechts oder einhändig links.
Die Theorie
Die Idee hinter diesem Ausbildungsziel ist, das Waffensystem
im Grenzbereich zu beherrschen. Der Grenzbereich einer Gebrauchspistole im
Standardkaliber 9 mm Luger dürfte bei 150 Meter liegen. Bei dieser Distanz wird
jeder Fehler mit einem Fehlschuss bestraft. Nur wer alles richtig macht, wird
auch treffen.
Das richtige Training
Es gibt nur eine Schussabgabe und das ist die präzise Schussabgabe.
Jeder Schuss ist ein präziser Einzelschuss. Jedes Abkrümmen ist eine in sich
geschlossene Trainingseinheit für den Abzugsfinger. Erfahrungsgemäß besteht der
erfolgreiche 150-Meter-Treffer aus folgender Gewichtung: 90 Prozent
Grundfertigkeiten des Schießens, neun Prozent Schießtechnik und ein Prozent
Ballistik. Die methodische Trennung zwischen Grundfertigkeiten des Schießens
und Schießtechnik ist wichtig. Sowohl für die Ausbildung als auch für die
Fehleranalyse. Präzision entsteht durch richtig umgesetzte Grundfertigkeiten.
Schnelligkeit entsteht durch Schießtechnik. Schießtechnik ist lediglich das
Vehikel, mit dem die Grundfertigkeiten transportiert werden.
Analyseinstrument
Die Methode, Grundfertigkeiten von Schießtechnik zu trennen,
lässt sich auch sehr effizient als Analyseinstrument bei Standardübungen
einsetzen. Bei Standardübungen mit einer Referenzzeit gibt es zwei
Möglichkeiten des Versagens: Fehlschuss oder Zeitüberschreitung. Methodisch ist
ein Fehlschuss immer auf defizitäre Grundfertigkeiten rückführbar (Visierbild,
Haltepunkt, Abkrümmen, Nachzielen); eine Zeitüberschreitung auf ineffektive
Schießtechnik (Grifftechnik, Körperhaltung, Natürlicher Zielpunkt). Wird
versucht, einfach nur unkontrolliert schnell zu schießen, entstehen meist unkontrollierte
Fehlschüsse. Der Schießrhythmus war für das vorhandene Niveau der
Grundfertigkeiten zu schnell. Bevor in der Ausbildung daran gearbeitet wird,
schneller zu werden, sollten immer zuerst die Grundfertigkeiten perfektioniert
werden.
Zielmedium: Fünf Meter und zehnmal ein Schuss aus dem
Holster. Die Schussgruppe darf nicht größer als Daumenbreite sein. (Kantenlänge
Schwarzes Quadrat: 2,5 Zentimeter)
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Motorik
Für den 150-Meter-Treffer ist nicht einmal eine besondere
motorische Begabung erforderlich. Jeder Schütze kann diesen Treffer anbringen.
Im beidhändigen Anschlag, einhändig rechts oder auch einhändig links. Da das
Halten der Pistole, also die Grifftechnik, ein schießtechnisches Element ist,
hat sie nur geringen Einfluss auf den 150-Meter-Treffer. Allerdings führt eine
fehlgeleitete Erstausbildung durch inkompetente Ausbilder zu einer
Fehlkonditionierung und letztlich zu Trainingsnarben. Motorisch als auch mental.
Zwei Fehler sind hier immer wieder zu beobachten.
(1) Das Bewegen der
Waffe
Einer der am häufigsten anzutreffenden Fehler ist das Bewegen
der Waffe beim Abkrümmen. Abkrümmen ist Grundfertigkeit #3. Vorher sind die
Grundfertigkeiten #1 (Aufbau eines Visierbildes) und #2 (Finden des
Haltepunktes) auszuführen. Wird beim Abkrümmen die Waffe bewegt, werden
Grundfertigkeit #1 und #2 ruiniert. Ein Treffer ist ausgeschlossen oder
bestenfalls Glückssache. Ein präziser Einzelschuss ist nur dann möglich, wenn sich
der Schütze die motorische Fähigkeit erarbeitet, den Abzug zu betätigen, ohne
dabei die Waffe zu bewegen. Im Grunde handelt es sich hier um das (motorische) Geheimnis
des 150-Meter-Treffers.
(2) Der Filmriss nach
dem Knall
Ein weiteres Defizit, das die Entwicklung hin zum
150-Meter-Treffer zuverlässig verhindert, ist der so genannte Filmriss nach dem
Knall. Die Ursache liegt ebenfalls in inkompetenter Erstausbildung. Leider viel
zu oft ist zu beobachten, dass Schützen die Schussabgabe mit dem Knall abbrechen.
Im Schützenverein freut man sich, dass es geknallt hat und viel Rauch erzeugt
wurde. Auf der Jagd wundert man sich, dass nichts umfällt. Deutsche Biathleten
laufen einfach ein paar Strafrunden.
Die Schussabgabe ist aber nicht mit dem Knall beendet. Nach
dem Knall hat der Schütze Grundfertigkeit #4 auszuführen. Das bedeutet im
unmittelbaren Sinn: Visiereinrichtung neu erfassen, Haltepunkt herstellen und
simultan den so genannten Trigger Reset (automatische Abzugsrückstellung)
ausführen. Im erweiterten Sinn bedeutet das: Zu entscheiden, ob noch weiter
Wirkung ins Ziel gebracht werden muss, andere Ziele beschossen werden müssen,
bzw. die Waffe nachzuladen, den eigenen Standort zu wechseln usw. Den Filmriss
nach dem Knall zu überwinden, ist das mentale Geheiminis des
150-Meter-Treffers.
Anforderungen an das
Ziel
Beim Schießen über diese Entfernungen muss das Zielmedium
zwangsweise ein reaktives Ziel sein. Entweder eine Klappfallscheibe oder ein
Stahlziel. Vorzugsweise sollte mit Klappfallscheiben gearbeitet werden, da
selbst bei Stahlzielen ab einhundert Metern nicht immer ein Treffer
wahrgenommen werden kann. Papierziele, die erst nach einem Fußmarsch
ausgewertet werden können, scheiden komplett aus.
Trainingsmöglichkeit
Stehen weder geeignete Schießbahnen noch reaktive Zielmedien
zur Verfügung, lässt sich eine stark vereinfachte Trainingsvariante gem.
Strahlensatz durchführen.
Die Entfernung zum Ziel beträgt fünf Meter. Als Zielmedium
eignet sich ein kontrastreiches Quadrat mit 2,5 Zentimeter Seitenlänge, welches
das Herstellen eines wiederholgenauen Haltepunktes begünstigt. Der Anwender
gibt zehnmal einen präzisen Einzelschuss ab. Wobei er auf das Umsetzen der vier
Grundfertigkeiten achtet. Unterstützt wird der Lerneffekt, wenn der Schütze bei
jedem Schuss den kompletten Ziehvorgang integriert. Lassen sich die zehn
Treffer am Ende der Übung mit dem Daumen abdecken, bedeutet das eine Streuung
von 2,5 Zentimeter auf fünf Meter Entfernung. Demnach ergibt sich gem.
Strahlensatz auf einhundert Meter eine Streuung von etwa 50 Zentimeter, was
wiederrum der Zielbreite des eingangs erwähnten Standardziels annähernd
entspricht. Eine Steigerungsmöglichkeit kann sein, eine Schussgruppe
anzustreben, die sich nicht nur mit Daumen, sondern mit dem Zeigefinger
abdecken lässt, was einen 150-Meter-Treffer gleichkäme.
Fazit
Der 150-Meter-Treffer ist weder Magie noch Kunststück. Er
ist logische Konsequenz aus richtig umgesetzten Grundfertigkeiten. Jeder ist in
der Lage, diesen Treffer anzubringen. Kompetente Ausbildung vorausgesetzt.
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