Mittwoch, 8. Juni 2016

Trainingsmunition von UTM

Ein ganzheitliches Trainingssystem, dass sowohl Trockentraining umfasst, als auch das Üben mit Platzpatronen oder Farbmarkierungsprojektilen bis hin zum scharfen Schuss auf eine Zielscheibe, dürfte die Wunschvorstellung so manchen Ausbildungsverantwortlichen sein. Die britische Firma „Ultimate Training Munitions“ bringt dieses Ziel in greifbare Nähe.


Ziel jeder Schießausbildung sollte neben der sehr wesentlichen Sicherheitserziehung auch sein, die eigene Waffe permanent in Feuerbereitschaft halten zu können und vor allem reproduzierbare Treffer auf dem Zielmedium zu erzeugen. Für gewöhnlich wird dieses Niveau als Basisausbildung oder Grundausbildung bezeichnet. Der Anwender sollte in diesem Abschnitt durchaus schon einmal mit den Stressoren Dunkelheit, Zeitdruck und wenn möglich auch Kälte bzw. Schlechtwetter allgemein konfrontiert worden sein. Auch taktisches Verhalten im 2-Mann-Trupp kann problemlos in die Ausbildung integriert werden.
In der zweiten und dritten Stufe von Schießausbildung sollte die Symbiose des 2-Mann-Trupps hin zum 4-Mann- und 8-Mann-Trupp erfolgen sowie weitere Stressoren Einzug halten. Eines dieser stresserzeugenden Momente ist das sog. Vollkontaktschießen.

Die Verschlussbaugruppe eines AR-15 wird gegen einen Masseverschluss mit Randfeuerzündung ausgetauscht


Vollkontaktschießen
Unter Vollkontaktschießen, auch als Force-on-Force (kurz: FoF) bezeichnet, versteht man das Training mit lebendigen Trainingspartnern. (Vgl. „Waffenkultur“ Nr. 25, Seite 18) Dabei können sowohl einzelne Fertigkeitsübungen als auch komplexere Situationen oder integrierte Szenarien durchgespielt werden. Es existieren verschiedene Arten von Übungs(waffen)systemen wie z.B. Airsoft, RAM oder FX. Je nach verwendeter Waffe gehört eine mehr oder weniger umfangreiche Schutzausrüstung zwingend dazu.
Ein relativ neuer Anbieter auf dem Markt für FoF-Hardware ist die britische Firma UTM. Gegründet im Jahr 2000 bietet UTM Wechselsysteme an, mit denen vorhandene Handwaffensysteme für verschiedene Trainingsszenarios umgerüstet werden können.

Neu im Programm ist das Wechselsystem für eine HK417. Die liegende Patrone ist „messetauglich“ delaboriert und enthält keinen Zündsatz


UTM Varianten
Das Verschießen von Farbmarkierungsmunition für Force-on-Force Ausbildungen ist da nur eines von insgesamt vier Anwendungsgebieten. Daneben gibt es noch die Variante „Manövermunition – laut/leise“ (Battlefield Blank BBR und SBR), also das Verschießen von Platzpatronen sowie die Variante „Target Bullet Round“ (TBR) eine Art stark ladungsreduzierte Zielscheibenmunition.

Zwei Wechselverschlüsse für das G36. Links zur Verwendung von SBR, BBR und MMR. Rechts für den Verschuss der Zielscheibenpatrone TBR. Gut erkennbar: Die Zielscheibenpatrone hat einen tieferen Hülsenboden


Battlefield Blank BBR und SBR
Die Verkaufsbezeichnungen der Platzpatronenausführungen lauten Battlefield Blank Round (BBR) und Silent Blank Round (SBR). Der Nutzen einer lautlosen Platzpatrone (SBR) erschließt sich vielleicht nicht sofort. Methodisch und didaktisch kann es aber durchaus sinnvoll sein. Der Übende hat beim Trockentraining bspw. ein Magazin mit Patronen, welche die Funktion der gesamten Waffenmechanik erlauben. Ohne Schussknall, ohne Emission, ohne Gefahren- oder Sicherheitsbereich. Das einzige Geräusch, wird durch die Waffenmechanik selbst verursacht. Es bleibt letztlich der Fantasie des Ausbildungsverantwortlichen überlassen, aber mit SBR könnte Trockentraining auf ein neues Niveau gehoben werden.

Die zweigeteilte Hülse im geschlossen Zustand sowie abgefeuert im offenen Zustand



Die Battlefield Blank Round (BBR), eine Platzpatrone mit Schussknall, ist kein neues Ausbildungsinstrument. Die Besonderheit bei UTM besteht darin, dass das System ohne Manöverpatronengerät (MPG) und ohne Treibladung auskommt. Die BBR besitzt die sog. Zwei-Zünder Technologie: Der erste Zünder setzt den Ladevorgang in Kraft, der zweite Zünder erzeugt das Geräusch. Die Sicherheitsentfernung zur Laufmündung beträgt hierbei nach Herstellervorschrift lediglich 50 cm. Das Funktionsprinzip ist simpel: Die Hülse ist zweigeteilt, in einen unteren und einen oberen Teil. Bei der Auslösung des ersten Zünders werden Gase frei. Diese lassen die beiden Hülsenteile entfalten, so dass der Raum, in dem sich das Gas ausbreitet größer wird. Da die Patrone im Patronenlager liegt, kann sich die Hülse nur in Richtung Verschluss bewegen und leitet dadurch den nächsten Ladevorgang ein. Außerdem beschleunigt der erste Zünder einen „Schlagbolzen-Ball“. Dieser dichtet den Raum zwischen unteren und oberen Teil der Hülse ab, so dass der nächste Ladevorgang durchgeführt werden kann und schlägt auf den zweiten Zünder, der das Gefechtsgeräusch erzeugt.
Das Geräuschniveau liegt je nach Ausführung bei 135 db oder (extra laut) bei 155 db. Halb- als auch Vollautomatische Waffen funktionieren in realistischen Kadenzen. Die Zwei-Zünder Technologie bedingt außerdem eine geringe Hitzeentwicklung.
Sowohl für die SBR als auch für die BBR ist ein Wechselverschlusssystem erforderlich. UTM bietet diese Wechselverschlüsse für alle gängigen Kurz- und Langwaffen an.

Farbmarkierungspatronen MMR: Alle UTM Patronen sind auch gegurtet erhältlich


Man Marker Round (MMR)
Der Ausbildungsabschnitt Force-on-Force wird im UTM-System durch die Man Marker Round (MMR) abgebildet. Zum Verschuss dieser Farbmarkierungspatrone wird derselbe Wechselverschluss genutzt, wie er bei SBR und BBR zum Einsatz kommt. Die durchschnittliche Mündungsenergie liegt bei 2 bis 3 Joule. Auch hier sorgt die Zwei-Zünder Technologie für eine zuverlässige Funktion bei realistischen Kadenzen und identischer Waffenmechanik. Farbmarkierungspatronen sind auch in gegurteter Form erhältlich. Der Aufbau und die Funktionsweise der Patrone sind dabei sehr ähnlich zur BBR. Allerdings besteht bei der MMR die Geschossspitze aus einer Farbkammer. Unmittelbar dahinter befindet sich der Applikatorball. Beim Auftreffen quetscht dieser „Trägheitsball“ die Farbkammer. Mit diesem System ist eine Farbmarkierung auch bei Winkelbeschuss zuverlässig gegeben. Die MMR ist in fünf Farben verfügbar: rot, blau, weiß, gelb und grün. Die Kaliberpalette umfasst: 5,56x45 / 7,62x51 / 7,62x39 / 9x19 / .357SIG / .40S&W / 4,6x30 / 5,7x28

Hinter der Farbkammer in der Patronenspitze sitzt der Applikatorball, der beim Auftreffen durch seine Trägheit die Farbmarkierung verursacht. Die Funktion ist auch bei Winkelbeschuss gewährleistet


Target Bullet Round (TBR)
Im Gegensatz zu den drei erstgenannten Einsatzvarianten handelt es sich bei der TBR trotz ihrer reduzierten Ladung um eine letale Trainingsmunition. Die Mündungsenergie liegt bei 15 Joule (5,56x45). Es wird, wie beim „scharfen“ Schuss auch, ein Projektil verschossen. Als Einsatzbereich steht hier das Nutzen von Trainingsräumlichkeiten im Vordergrund, die für das Training mit scharfen Schuss nicht zugänglich sind. Eine UTM 9x19 TBR stoppt in 25 mm Sperrholz. Bei Verwendung der 5,56x45 TBR sind 40 mm Sperrholz erforderlich. Die Projektile werden von Video-Schießanlagen erkannt. Für die Verwendung der TBR muss ein zweites Wechselsystem beschafft werden.

Bei Kurzwaffen werden Lauf, Schließfeder und Verschluss ausgetauscht. Das Patronenlager verhindert aufgrund von Form und Tiefe die Zündung einer scharfen Patrone



Sicherheit
Da im UTM-System Handwaffen Verwendung finden, stellt sich simultan die Frage nach der Sicherheit und wie das Zuführen einer Gefechtspatrone verhindert wird. UTM beschreitet hier zwei Wege. Bei Langwaffen verwendet UTM ausschließlich Patronen mit einer Randfeuerzündung. Eine Gefechtspatrone würde vom Wechselverschluss zwar ins Patronenlager zugeführt, eine Zündung ist aufgrund des Randfeuerschlagbolzens aber ausgeschlossen. Bei Kurzwaffen werden Lauf, Schließfeder und Verschluss ausgetauscht. Das Patronenlager des Wechsellaufs ist in Form und Tiefe so gearbeitet, dass bei einer scharfen Patrone der Verschluss nicht verriegelt. Eine Schussabgabe ist somit technisch nicht möglich.

Die Zwei-Zünder Technologie ermöglicht das Verwenden von Platzpatronen auch bei reinen Masseverschlüssen ohne Manöverpatronengerät


Verschmutzung und Verschleiß
Keine Patrone im UTM-System besitzt eine Treibladung. Durch die Zwei-Zünder Technologie und die zweigeteilte Hülse entstehen kaum Schmauchablagerungen in der Waffe. Der Verschleiß der Waffenmechanik ist nicht höher als im normalen Betrieb.


Munitionskonvolut an UTM Sorten


Zivilmarkt
UTM Germany prüft derzeit eine Verwendung im Zivilmarkt. Nach unverbindlichen Aussagen von Mitarbeitern des BKA steht dem theoretisch nichts im Wege. Ein schriftlicher Bescheid liegt allerdings noch nicht vor.



Fazit
Das System von UTM kann dabei helfen, Schießausbildung oder Training ganzheitlicher zu gestalten und auf ein neues Niveau zu heben. Zur Verwendung von Farbmarkierungsmunition oder Platzpatronen ist lediglich ein Wechselverschluss notwendig. Es müssen keine komplett neuen Waffensysteme angeschafft werden. Für das Training mit UTM können die vorhandenen Handwaffen genutzt werden. Die Verwendung von UTM ist sicher, zuverlässig und verschleißarm.

Service
Vertrieb für Österreich und Deutschland über http://www.utm-germany.de/

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