Dienstag, 23. August 2022

Zubehör: 60-Grad-Sicherung von Oberland Arms

 

Zubehör für Waffen des Typs AR-15 muss auffällig, teuer und kontraproduktiv sein - könnte man jedenfalls angesichts vieler Produkte meinen. Doch es gibt Ausnahmen. So wie die beidseitige Sicherung von Oberland Arms. DIE WAFFENKULTUR hat sich dieses auffällig unauffällige Stück Ausrüstung angesehen

Gesichert


Von Dr. Matthias Dominok

In Sachen Modularität kann dem AR-15 keine andere Waffe das Wasser reichen. Bei vielen Zubehörteilen scheint es jedoch nur noch darum zu gehen, dass die jeweilige Neuerscheinung „cooler“ ist, als das Gadget der Shot Show oder IWA des vergangenen Jahres. Das ist schade, denn es sind oft die unscheinbaren Lösungen, die wirklichen Mehrwert bringen. Einer dieser stillen Helden ist die von Oberland Arms in Huglfing angebotene doppelseitige Sicherung.

Konstruktion
Die beiden außen an den Waffenseiten sichtbaren Hebel der Sicherung sind im MIM-Verfahren gefertigt und im Aussehen von einem Milspec-Sicherungshebel kaum zu unterscheiden. Der Hebel für die Schusshandseite ist etwas kürzer gehalten. Dies verhindert bei entsicherter Waffe, dass sich das Ende des Hebels unangenehm in den Ansatz des Abzugsfingers drückt. In der Waffe selbst befindet sich das Hauptteil der Sicherung, die Sicherungswalze. Sie besteht aus einem überfrästen Drehteil aus Stahl, das nach der Bearbeitung nitriert wird. Dies verleiht der Walze eine sehr harte und glatte Oberfläche. Die Sicherungswalze ist so gestaltet, dass der Schwenkbereich der Sicherung ca. 60 Grad beträgt; die von OA ursprünglich gewählte Bezeichnung „45-Grad-Sicherung“ war daher irreführend. Sie wurde inzwischen korrigiert.

Entsichert


Befestigung
Von sehr vielen doppelseitigen Sicherungen unterscheidet sich das Modell von OA durch die Art der Befestigung der Sicherungshebel an den beiden Stirnseiten der Sicherungswalze. Gerne werden dazu kleine Schrauben verwendet, die sich immer im ungünstigsten Moment lösen und die Sicherung damit unbrauchbar machen, weil dann die Sicherungswalze nicht mehr verlässlich in der Waffe fixiert ist. Die naheliegende Verwendung von Schraubensicherungsmittel führt oftmals dazu, dass ein Löseversuch ohne geduldiges Aufwärmen zu einem Runddrehen der Schraubenköpfe führt. Durchdachtere Modelle arbeiten aus diesem Grund mit angefederten Stiften, die die Hebel auf der Walze arretieren. Die Zuverlässigkeit dieser Lösung hängt indes sehr von ihrer konkreten Ausführung ab.

Montage
Die Sicherung von OA geht insoweit den „bombensicheren“ Weg: Die Stirnseiten der Sicherungswalze sind so ausgeformt, dass die Hebel formschlüssig aufgesteckt werden können. Dort werden sie dann durch das Einschlagen von jeweils einem Stahlstift durch korrespondierende Bohrungen in Hebel und Walzenansatz fixiert. Diese Bohrungen sind konisch. Die einseitig angefasten Stifte können daher nur in eine Richtung hinein- oder herausgetrieben werden und sind so bemaßt, dass einige Kraft erforderlich ist, sie einzuschlagen. Die Montage ist daher nichts für ängstliche Naturen, da ein Abrutschen mit dem Werkzeug schnell zu unschönen Macken auf dem Lower führen kann. Hier hilft ein sorgfältiges Abkleben oder die Verwendung einer Zange mit parallelen Backen (z.B. von Knipex) statt Hammer und Durchschlag.

Die Bauteile der doppelseitigen Sicherung.
Zu erahnen ist die konische Bohrung der
Sicherungshebel durch die unterschiedlichen
Durchmesser der beiden sichtbaren Bohrlöcher


Anwendung
Die Belohnung für diese Mühen sind Sicherungshebel, die sich nach menschlichem Ermessen nicht unbeabsichtigt lösen können. Das freilich sorgt dafür, dass auch die gewollte Entfernung der OA-Sicherung einiges an konzentrierter Arbeit mit Hammer und Durchschlag erfordert. Wer also gern und regelmäßig seine Sicherungen wechselt, der wird mit der OA-Sicherung nicht glücklich werden. Allerdings gibt es kaum nachvollziehbare Gründe, einen Ausbau in Angriff zu nehmen. In der praktischen Verwendung erweist sich die Sicherung nämlich als nahezu perfekt: Sie lässt sich weder zu leicht noch zu schwer betätigen, läuft sehr geschmeidig und rastet mit einem vertrauenserweckenden „Klick“ in den Endpositionen ein. Dazu kostet sie mit 45 Euro weniger als die Masse ihrer Mitbewerber - und hätte auch deshalb mehr Beachtung verdient.

Mehr dazu: Die Waffenkultur Nr. 52 vom Mai / Juni 2020


Mittwoch, 10. August 2022

Munition: Buck Shot Hornady Zombie Max 12/70

 

Die Mossberg 590 A1 wurde mit der Buck Shot Laborierung Hornady Zombie Max 12/70 durch die Wirkungszonenmethode geführt. Das Resultat war frappierend und zeigt, dass diese Munition nicht nur ein Werbe-Gag ist



Mit der Wirkungszonenmethode soll ermittelt werden, ab welcher Entfernung die Streuung einer Ladung Buck Shot größer wird, als ein DIN A4 Blatt. Diese Entfernung für seine Waffe und die verwendete Postenschrotladung zu kennen, ist Basiswissen für die praktische Anwendung einer Flinte. Es werden dabei die Wirkungszonen A / B und C unterschieden. In Wirkungszone A bleibt die Streuung faustgroß. In Wirkungszone C ist sie größer als DIN A4. Dazwischen befindet sich die Wirkungszone B, welche sich in einem größtmöglichen Entfernungsbereich abbilden sollte.
Verlassen einzelne Posten die Umrisse eines DIN A4 Blattes, entsteht im übertragenen Sinn eine Umfeldgefährdung. Diese Distanz zum Ziel beschreibt die maximale Einsatzentfernung für Buck Shot in einer Flinte. Für längere Distanzen sollte jetzt zu einem Flintenlaufgeschoss gewechselt werden.

Mit der 590A1 und ihrem 47-cm-Lauf
bleibt die Streuung bis zwölf Meter faustgroß

Die 590A1 Retro hat trotz ihres längeren Laufes
schon bei zwölf Meter eine größere Garbe als faustgroß


Hornady Zombie Max
Die Einsatzdistanzen von Flinten sind sehr individuell. Querschnittlich ist zu beobachten, dass Wirkungszone B zwischen sieben und zwölf Meter stattfindet. Welchen signifikanten Unterschied dabei die Buck Shot Laborierung machen kann, zeigt das Produkt Hornady Zombie Max im Kaliber 12/70.

Bemerkenswert: Bei 25 Meter reduziert sich
die Streuung der 590A1 wieder auf A4-Blatt Größe

Die 590A1 Retro erreicht schon bei
zwanzig Meter die Wirkungszone C


Aufbau
Der Schrotbecher der Zombie Max ist 46 Millimeter lang und insgesamt 29 Gramm schwer. Er transportiert die Postenladung mit über 480 Meter pro Sekunde (Herstellerangabe) zum Ziel. Was einer Mündungsenergie von deutlich mehr als dreitausend Joule entspräche. Jede der acht Postenkugeln hat ein Eigengewicht von drei Gramm.
Der längliche und massive Schrotbecher garantiert dabei sehr gute Flugeigenschaften und eine enge Garbe auch jenseits der sonst üblichen zwölf Meter.

Acht Posten, 29 Gramm schwer,
450 Meter pro Sekunde Anfangsgeschwindigkeit


Wirkungszonen
Verschossen aus einer Repetierflinte Mossberg 590A1 und 590A1 Retro konnte die Entfernung in der Wirkungszone B fast verdoppelt werden. Im direkten Vergleich endet Wirkungszone B mit der Laborierung GECO Buck bei etwa zwölf Metern. Die Hornady Zombie Max erreicht erst bei etwa zwanzig Metern eine Streuung größer als A4-Blatt-Größe.
Interessanterweise verringert sich die Garbe der Hornady Zombie Max bei 25 Meter wieder auf eine Größe, die innerhalb des A4-Blattes liegt.
Zwei verschiedene Mossberg-Flinten wurden mehrfach mit der Hornady Zombie Munition getestet. Die Ergebnisse ähneln sich.

Die Konstruktion des Schrotbechers führt zu
einer kontrollierten Öffnung der Garbe
(Foto: Hersteller)


Ergebnisbetrachtung
Bei Distanzen innerhalb von zehn Metern hält die Konstruktion des Schrotbechers die Garbe so eng zusammen, dass die zielballistische Wirkung mit der eines Flintenlaufgeschosses vergleichbar ist.
Erst ab zehn Meter löst sich der Becher von der Postenladung und die Garbe erhält ihre typische faustgroße Streuung, die sie mitunter bis etwa fünfzehn Meter auch beibehält. Erst jenseits der zwanzig Meter verlassen einzelne Posten das A4-Blatt. Mit der Ausnahme, dass bei fünfundzwanzig Meter wieder eine verkleinerte Garbe der Wirkungszone B auftreten kann.

Fazit
Die Hornady Zombie Max im Kaliber 12/70 ist alles andere als ein Werbe-Gag. Mit beachtlichen dreitausend Joule Mündungsenergie und einer Wirkungszone, bei der bis fast fünfundzwanzig Meter ein Mannziel beschossen werden könnte, mutiert die Hornady zu einer zombiemäßigen Einsatzmunition.

Freitag, 5. August 2022

Kompakttaschenlampe Nitecore P10 V2

 

Nitecore hat eine interessante Kompakttaschenlampe im Programm, die mit verschiedenen Merkmalen hervorsticht. Sie ist programmierbar, besitzt einen freiliegenden Endkappenschalter und wird inklusive Kydex-Gürtelholster geliefert



Von Arne Mühlenkamp

Wenn eines als sicher gilt, dann dass sich das Angebot an Kompakttaschenlampen stetig weiterentwickelt. Hersteller statten ihre Modelle mit mehr Leuchtkraft aus, machen sie kleiner oder größer, vereinfachen sie oder geben ihnen neue, sehr Einsatzzweck spezifische, Zusatzfunktionen. Oder sie erweitern den Lieferumfang bspw. um ein stabiles Kydex-Holster.

P10 V2
Was bei der Nitecore P10 V2 zuerst auffällt, ist ihr unauffälliges Äußeres. Die knapp vierzehn Zentimeter lange P10 hat einen Durchmesser von genau einem Zoll (2,54 Zentimeter). Der Lampenkörper besitzt keine seitlichen Modi-Wahlschalter, die im Stress unbeabsichtigt bedient werden könnten.

Der Endkappenschalter liegt frei, womit die Lampe auch
für die sog. Rogers/Surefire-Haltetechnik nutzbar wird


Endkappenschalter
Die einzigen Funktionsknöpfe befinden sich am Heck der Lampe. Der Endkappenschalter selbst liegt frei; ist also nicht durch eine Krone geschützt. Dieses Merkmal ermöglicht beim Schießen die Verwendung der Lampe mit der sog. Rogers/SureFire Technik, bei der die Kompaktlampe zigarrenähnlich zwischen Zeige- und Mittelfinger der Unterstützungshand fixiert und der Druckschalter mit dem Daumenballen bedient wird. Diese, umgangssprachlich auch als Zigarrentechnik bezeichnete Haltevariante, ist etwas übungsintensiver, führt aber zu einem wesentlich stabileren beidhändigen Anschlag.
Sind Endkappenschalter durch eine Krone geschützt wird die Rogers/SureFire Haltetechnik zu einer motorischen Herausforderung.
Am Endkappenschalter ist des Weiteren der Modi-Taster integriert. Die sichelförmige und bündige Kontur schließt ein unbeabsichtigtes Aktivieren weitgehend aus. Der Hersteller bezeichnet diese Taste als „Strobe Ready™“.

Leuchtstufen
Die Nitecore P10 V2 verfügt über drei Leuchtstufen: Low mit 60 Lumen, Mid mit etwa 300 Lumen sowie High mit etwa 1.000 Lumen. Darüber hinaus gibt es den aus jeder Situation heraus aktivierbaren Strobe-Effekt mit ebenfalls 1.000 Lumen. Laut Herstellerangabe ist die Lichtausbeute bei Verwendung von CR123 Batterien im hellsten Modus um etwa zehn Prozent höher.

Im Auslieferzustand besitzt die Lampe zwei Stück
CR123 Batterien in einem Adapter. Dieser kann gegen
einen 18650-Akku getauscht werden


Programmierbarkeit
Ein Vorteil der P10 V2 ist die einfache Programmierbarkeit. Über die Strobe Ready™ Taste am Heck lassen sich einzelne Leuchtstufen relativ problemlos wegprogrammieren. Drei Modi sind dabei möglich:
Mode 1 – Taktischer Modus: Beim Einschalten leuchtet die Lampe immer in der hellsten Stufe.
Mode 2 – Behördenmodus: Die beiden Helligkeitsstufen „Mid“ und „High“ sind programmiert. Gewechselt zwischen den beiden Leuchtstufen wird mittels der Strobe Ready™ Taste. Beim Wiedereinschalten der Lampe liegt immer die Helligkeitsstufe High an.
Mode 3 – Allgemeiner Modus und Werkseinstellung: Alle drei Leuchtstufen können über die Strobe Ready™ Taste abgerufen werden.

Programmierung
Lampe ausschalten. Heckkappe lösen. Strobe Ready™ Taste drücken und halten, während die Lampe wieder zusammengeschraubt wird. Ist die Heckkappe wieder festgezogen, blinkt die Lampe ein- bis dreimal, was den jeweiligen Modus anzeigt.

Ein hochwertiges Kydex-Gürtelholster ist
im Lieferumfang inkludiert


Ladestandanzeige
Im Endkappenschalter ist eine rote LED Leuchte integriert, die den verbleibenden Leistungsstand des Akkus signalisiert. Dreimal Blinken = mehr als 50 Prozent. Zweimal Blinken = weniger als 50 Prozent. Einmal Blinken = weniger als zehn Prozent.

Fazit
Der empfohlene Verkaufspreis von weniger als 70 Euro, die einfache Programmierbarkeit und das inkludierte und sehr wertige Kydex-Gürtelholster machen die NiteCore P10 V2 zu einer echten Alternative. Die Anschaffung eines wiederaufladbaren 18650-Akkus wird aber nicht ausbleiben, will man dem permanenten Kauf von CR123 Lithium Batterien aus dem Weg gehen.

Service
https://www.tripleaction.de/nitecore-p10-v2-einsatzlampe/