Montag, 28. Dezember 2020

Glock Feldmesser FM78

 

Neben der Glock Pistole im Waffenschrank und dem Glock Klappspaten im Kofferraum des PKW, darf in einem gut sortiertem Haushalt ein anderer sinnvoller Ausrüstungsgegenstand keinesfalls fehlen: Das Glock Feldmesser FM78 oder FM81




Von Arne Mühlenkamp

Sie sind Werkzeuge für Angriff oder Verteidigung oder einfach nur Sammlerstücke: Militärische Kampfmesser und Bajonette. Spätestens in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs stieg die Bedeutung von kleinen und leichten Kampfmessern. Diese waren im Nahkampf besser zu führen, als Bajonette mit ihren damals noch überlangen Klingen. Fast alle Armeen statteten ihre Soldaten daher mit Messertypen aus, die wir heute noch, über einhundert Jahre später, als typisches Kampfmesser identifizieren würden: Die Klinge nicht länger als 20 Zentimeter, meist schmal und spitz zulaufend, manchmal beidseitig geschliffen. Ein geringes Gesamtgewicht und so ausbalanciert, dass mit dem Messer auch geworfen werden konnte.
Die Verwendung von Kampfmessern beim Militär scheint epochenübergreifend einem allgemeingültigen Konzept zu folgen. Die deutsche Bundeswehr hat zumindest ihre Kampftruppen mit dem Kampfmesser KM2000 ausgestattet.

Feldmesser 78
Das Glockmesser ist mittlerweile über vierzig Jahre alt und geht auf eine Konstruktion aus dem Jahr 1978 zurück, als die Firma Glock an einer Ausschreibung zur Produktion eines neuen Feldmessers für das Österreichische Bundesheer teilnahm und diese letztlich für sich entschied. Das Messer besitzt einen Griff aus Polymer-Kunststoff, dem gleichen Material aus dem auch die Griffstücke der Glock Pistolen gefertigt werden. Ende der 1970er Jahre galt diese Materialwahl als durchaus innovativ. Das Gesamtgewicht des Messers (ohne Scheide) konnte somit auf etwa 200 Gramm gesenkt werden. Außerdem begünstigte die Entscheidung zugunsten des Polymer-Kunststoffs die Massenproduktion.
Offiziell eingeführt ist das Feldmesser FM78 in den Armeen von Österreich und Dänemark. Die GSG 9 nutzt es und Gerüchten zufolge sollen sich die US Navy SEALs das Messer zur dienstlichen Nutzung privat beschaffen.



Jüngere Fertigung: Das Glock-Logo ist rechteckig;
nicht mehr rund


Klinge
Die Klinge ist 165 Millimeter lang und besteht aus Federstahl (SAE 1095) mit einer Rockwellhärte von 55 HRC. Die Klingenform ist eine wie bei Bowiemessern übliche Drop-Point Klinge. Die Oberfläche ist brüniert. Die Parierstange findet ihre Zweitverwendung als Flaschenöffner. Die Klinge des Feldmessers FM81 besitzt zusätzlich eine Sägezahnung auf dem Klingenrücken. Diese Variante wurde beim Österreichischen Bundesheer allerdings nicht eingeführt.



Das FM78 ist beim Österreichischen Bundesheer eingefügt.
Es besitzt keine Sägezahnung (Foto: Hersteller)


Scheide
Die Messerscheide besteht ebenfalls aus Polymer-Kunststoff und bringt nur etwa 40 Gramm auf die Waage. Sie ist absolut ambidexter. Das Messer wird über einen Klipp in der Scheide arretiert, der sich mit etwas Übung auch einhändig mit Daumen lösen lässt. Die Aufnahme zur Befestigung an einem Gürtel ist breit genug, um auch an ein Koppel zu passen. 



Das FM81 besitzt eine Sägezahnung auf dem Klingenrücken
(Foto: Hersteller)


Farben
Derzeit sind die Messer in den Farben Flat Dark Earth, Battle Field Green, Grau und natürlich in Schwarz zu haben. Aufgrund der Produktionstechnologie ist eine Umstellung auf andere Farbvarianten aber jederzeit und auch kurzfristig realisierbar. Der Preis liegt bei unter 40 Euro.



Auf Auktionen erreichte die limitierte Jubiläumsserie
Preise von fast 500 Euro (Foto: dorotheum)


Sammlerstück
Zum vierzigjährigen Jubiläum des FM78 legte Glock eine 780 Stück umfassende Sonderserie auf. Das Aktionshaus Dorotheum versteigerte im Juni 2019 eines dieser Sammlerstücke zu einem Preis von 435 Euro. Ältere Modelle besitzen ein rundes Glock-Logo auf Griff und Scheide. Die neueren Ausführungen besitzen das rechteckige Piktogramm.

Fazit
Preisgünstig, elegant und robust genug für den harten Arbeitseinsatz. Die beiden Glock Feldmesser FM78 oder FM81 sind zeitlose Geschenkideen.


Technische Daten
Gesamtlänge: 290 mm
Klingenlänge: 165 mm
Klingenstärke: 5 mm
Rockwellhärte: 55 HRC
Gewicht: 245 g
Griff: Polymer-Kunststoff (in vier Farben erhältlich)
Preis: etwa 40 Euro

 

 

Montag, 21. Dezember 2020

21. Dezember: Sonnenwende

Sonne wendet /
Altes endet /
Neu beginnt der Pfad



Mit der Sonnenwende in der Nacht vom 21. zum 22. Dezember beginnt die Zeit zwischen den Jahren. Diese Zeit soll eine Zeit der Besinnung und Ruhe sein und eine Zeit des Kraftschöpfens, um den Herausforderungen des neuen Jahres gewachsen zu sein.
Ich wünsche allen 0/500-Teilnehmern und allen Lesern eine besinnliche Weihnachtszeit. 
 
 

Leseempfehlung: T.A.P.S. und Sentinel von Pat McNamara

 

Sentinel von Pat McNamara

Taschenbuch: 128 Seiten, 15 Abbildungen (schwarz/weiß)
Format: 13 x 20 cm
Verlag: iUniverse,  Ausgabe 2012
ISBN: 978-1475960495
Preis: 16 Euro
Direktlink



„If I am out in public and you see me with shower shoes on, please walk up to me and jam a pencil in my eye. I deserve it.”

Mit dem Buch “Sentinel” möchte der Autor Pat McNamara Tipps geben, wie das eigene Leben sicherer und unabhängiger gestaltet werden kann. McNamara bildet dabei seine Erfahrungen, die er in mehr als 20 Jahren in militärischen Spezialverwendungen sammeln konnte, auf den Schutz der eigenen Familie ab. Wer allerdings erwartet, nach der Lektüre der 120 Seiten ein Geheimagent zu sein, wird enttäuscht werden. Neben Flipp-Flopp-Trägern sollten auch die Cool-Aid-Trinker, die immer schon alles wussten und aus dem Buch „nichts Neues erfahren konnten“, von der Lektüre absehen.
Pat McNamara verrät nicht das eine große Geheimnis, sondern gibt viele kleine nützliche Hinweise, wie man vorausschauend kritischen Situationen aus dem Weg gehen kann und nicht permanent auf sein Glück vertrauen muss oder darauf, dass einem andere helfen. So gesehen ist das Buch ein weiterer und wichtiger Schritt hin zur individuellen Resilienz.

Interessant ist auch seine Gegenüberstellung von Outcome-based Training und Performance-based Training und weshalb alle Outcome-based Sportarten Trainingnarben hinterlassen. Dieser Aspekt ist insbesondere bei taktischen Weiterbildungen relevant.

Im Abschnitt zu Schießausbildung teilt Pat McNamara den modernen Ansatz: Das Training von Grundfertigkeiten sollte deutlich überwiegen. Er verweist „Deutschießen“ in die engen Grenzen, die dieser Technik zustehen und erklärt „70/30“ oder „60/40“ Abzugs- und Grifftechniken als praxisfremde Gimmicks.

Auf der Top-25-Liste an Fachbüchern, die man gelesen haben sollte, ist „Sentinel“ von Pat McNamara in jedem Fall dabei. (hh)
 

 

T.A.P.S. - Tactical Application of Practical Shooting von Pat McNamara

Taschenbuch: 152 Seiten, 64 Abbildungen (schwarz/weiß)
Format: 13 x 20 cm
Verlag: iUniverse,  Ausgabe 2008
ISBN: 978-1440109591
Preis: 16 Euro
Direktlink




„Du hast nur zehn Patronen für Deine Trainingssitzung. Welche Übung würdest Du schießen?“ Diese Frage stellt der Autor gleich am Anfang. Er wendet sich damit konträr zur Meinung, Schießen sei nur durch Munitionsverbrauch erlernbar; allerdings ohne diese Meinung im weiteren Verlauf vollends zu verwerfen. Das Buch richtet sich an erfahrene Waffenanwender. Effizienzsteigerung im eigenen Training ist ein Schwerpunkt.

„Die taktische Anwendung von praktischem Schießen.“, meint keineswegs das, nach was es im ersten Moment klingt. Wir reden nicht über IPSC und der Autor Pat McNamara ist ausdrücklich nicht der Meinung, dass IPSC aus jedem Schützen einen besseren Schützen macht. Es gibt kein Zauberelixier und weder durch taktischen Klett noch durch Molletaschen wird man besser. Sondern nur durch Training und fortgesetztes (richtiges) Üben der richtigen Fundamente.

In der ersten Hälfte beschreibt Pat McNamara in kurzen Kapiteln seine Trainingsphilosophie. Im zweiten Teil liefert er Ratschläge für diverse Parcoursaufbauten und Übungsabläufe.
Der ganzheitliche Ansatz im Buch wird unterstrichen durch das Einbinden eines Kapitels zur körperlichen Fitness. Mit seinem „Combat Strength Training“ Programm (CST) folgt McNamara der gleichen Idee, wie auch Waffenkultur mit der Rubrik „Fighting Fit“: Wenn Ihr Sport treiben wollt, tut es nicht in einem Fitness-Studio, sondern findet Eure eigenen Wege. „If you are going to a Fitness Center and working a routine, you are going to specific place for a non specific amount of time to perform a non specific series of motions while looking in a mirror.“ (hh)
 

Freitag, 18. Dezember 2020

Jacke WOLFHOUND Hoodie® von Helikon-Tex

 

Leichte Kunstfaser-Isolationsjacken haben im Alltagsgebrauch zahlreiche Vorteile gegenüber Fleece oder Daune. Helikon-Tex wirft seine neu überarbeitete Wolfhound Hoodie in den Ring eines hartumkämpften Marktsegments. Und punktet einmal mehr mit Spitzenqualität zu einem günstigen Preis

 

Das Obermaterial WindPack® Nylon ist
zuverlässig windabweisend (Farbton: Alphagrün)



Die Wolfhound Hoodie gehört zur Outback Linie bei Helikon-Tex und ist im Marksegment der leichten Kunstfaser-Isolationsjacken angesiedelt. Einem hartumkämpften Marksegment. Jeder Outdoor-Hersteller hat mindestens eine dieser Jacken im Programm. Bei Helikon-Tex füllt die Wolfhound die Lücke zwischen einer leichtgefütterten Softshell und der Level-7 Winterjacke.

Kunstfaser
Die Vorteile von Kunstfaserjacken liegen auf der Hand. Sie haben ein geringes Gesamtgewicht von weniger als 400 Gramm, bei einem enormen Wärmerückhaltvermögen. Selbst, wenn die Jacke verstaut in einem Kompressionsbeutel transportiert wurde, ist sie trotzdem sofort nach dem Entpacken und Anziehen einsatztauglich. Hochwertigen Kunstfasern, wie Climashield Apex, macht eine dauerhafte Kompression nichts aus. Kunstfasern nehmen im Vergleich zu Baumwolle oder gar einer Daunenfüllung keine Nässe auf und bleiben auch im nassen Zustand weiterhin einsatzfähig. Die Reinigung ist problemlos: Waschgang bei 30 Grad und nach dem Schleudergang ist die Jacke fast schon wieder tragebereit.

Der Frontreißverschluss schließt sehr hoch und
bringt einen angenehmen Schutz für die Halspartie


Einsatzbereiche
Vermutlich wird es nicht beim Kauf von nur einer dieser Jacke bleiben. Neben dem alltäglichen Einsatz als Freizeitjacke oder auf dem Weg ins Büro, eignen sich diese leichten Kunstfaser-Isolationsjacken aufgrund ihrer Kompressionsfähigkeit auch als Notfalloption. Sie können permanent im Kofferraum des PKW mitgeführt werden oder finden ihren Platz im Notfall-Rucksack. Sie dienen hervorragend als äußere Bekleidungsschicht. Aber auch als Zwischenschicht unter einer Regenjacke sind sie von unschätzbarem Wert, wenn es etwas molliger sein soll.

An der wärmsten Stelle des Oberkörpers ist
atmungsaktives Gewebe eingearbeitet; ohne Isolation


Machart
Leichte Kunstfaser-Isolationsjacken sind grundsätzlich sehr schlicht und minimalistisch gefertigt. Manchmal verfügen sie lediglich über zwei Frontschubtaschen; aber keine Innen- oder Ärmeltaschen. Einige Hersteller haben von einem Jackenmodell sowohl eine Ausführung mit Kapuze als auch eine Ausführung ohne Kapuze im Programm. Die Wolfhound Hoodie gehört in diese Kategorie. Helikon-Tex bietet auch eine Variante ohne Kapuze an.
Manch Premiumhersteller scheint den Sinn dieses Jackentyps allerdings nicht ganz verstanden zu haben: Die Patagonia Nano hängt am Körper, wie ein Sack. Andere Hersteller versehen den Torsobereich der Jacke mit quer verlaufenden Abnähern, die sich beim Tragen darstellen, wie Wülste und man läuft rum, wie das Michelin-Männchen.

Trotz Minimalismus ist die Kapuze
über einen Kordelzug größenverstellbar


Wolfhound Hoodie
Während die Wolfhound Jacke schon seit etwa drei Jahren am Markt ist, ist die Hoodie-Ausführung mit Kapuze eine Neuheit in dieser Herbstsaison. Helikon stattet die Jacke mit einer Isolationsschicht von 67 Gramm (pro m²) aus. Das ist für die Liga der leichten Kunstfaserjacken die Standardisolations-Grammatur. Verwendet wird dabei das bewährte Climashield™ Apex®. Der Vorteil gegenüber anderen künstlichen Isolationsmaterialien ist bei Climashield™ Apex® die Endlosfaser-Struktur. Somit entsteht keine Fasermigration. Der Wärmerückhalt, den die Jacke bietet, ist gleichmäßig auch ohne die erwähnten quer verlaufenden Michelin-Männchen-Abnäher. Climashield Apex Füllungen machen die Jacke außerdem robuster und pflegeleichter. Auch nach häufigen Waschgängen wird sich das Isolationsmaterial weder verschieben noch wird es zur Knotenbildung neigen.
Zum Vergleich: Die beliebte Level-7 Jacke aus dem Helikon Portfolio besitzt eine 100-Gramm-Isolationsschicht; wodurch sie fast schon für arktische Temperaturen geeignet ist. Lediglich in der Kapuze der Level-7 ist eine Grammatur von 67.

Die Wolfhound Hoodie ist auch als Damenmodell erhältlich


Aufbau
Die Wolfhound Hoodie kommt mit zwei Frontschubtaschen und zwei Brusttaschen; eine innen, eine außen. Die Kapuze ist über einen Kordelzug größenverstellbar. Außerdem besitzt die Jacke zur Personalisierung einmal Oberarmklett auf der linken Seite. Diese Applikationen erhöhen das Gesamtgewicht der Jacke auf etwa 380 Gramm. Einer der direkten Konkurrenten der Wolfhound Hoodie ist die Arc’teryx Atom LT Hoody mit einem Vergleichsgewicht von 375 Gramm. Allerdings ist die Atom LT mit einem Ladenpreis von 240 Euro genau doppelt so teuer, wie das qualitativ gleichwertige Helikon-Jäckchen.
Die Außenhaut der Wolfhound besteht aus WindPack® Nylon, einem stark windabweisenden Kunstfasergewebe. Der Frontreißverschluss schließt sehr hoch, was einen angenehmen Schutz für die Halspartie mit sich bringt.
Im Lieferumfang ist ein Kompressionsbeutel enthalten.

Im Lieferumfang ist ein Beutel enthalten.
Dauerhafte Kompression schadet der Climashield Apex Füllung nicht



Größenvergleich
Die Jacke ist körperbetont geschnitten. Männer mit einer Körpergröße von bis zu 180 Zentimetern und einem Gewicht von maximal 78 Kilogramm greifen am besten zur Größe M. Darüber hinaus zur Größe L. Die Ärmel haben eine angenehme Länge. Lieferbar sind die Farben Schwarz, Coyote, Grau und Alphagrün (abgebildet) sowie die Tarnmuster Flecktarn und Pencott Wildwood.
Die Wolfhound Hoodie ist auch als Damenmodell erhältlich.

Fazit
Im Trageversuch zeigt sich die WindPack® Nylon Außenhaut der Jacke tatsächlich als zuverlässig windabweisend. Gefühlt bietet die Wolfhound auch deutlich mehr Wärmerückhalt, als vergleichbare Leichtisolationsjacken dieser Kategorie. Das dürfte auf die besondere Machart des Climashield Apex Isolationsfaser zurückzuführen sein. Insgesamt stellt Helikon-Tex einmal mehr unter Beweis, dass man mit dem Kauf eines Helikon-Kleidungsstückes ganz bestimmt keinen Fehler macht.

Daten
Gewicht: 380 Gramm (Gr. M)
Füllung: Climashield™ Apex®
Grammatur: 67 Gramm / m²
Obermaterial: WindPack® Nylon
Preis: 119 Euro
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Dienstag, 15. Dezember 2020

Leseempfehlung: The True Believer

 

The True Believer: Thoughts on the Nature of Mass Movements
von Eric Hoffer

Taschenbuch: 192 Seiten
Verlag: Harper Perennial Modern Classics; Reissue Edition (19. Januar 2010)
ISBN: 978-0060505912
Preis: ca. 13 Euro / Kindle-Ausgabe 9,99 Euro

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Eric Hoffer war ein eher ungewöhnlicher Philosoph und Autor. Viele Jahre arbeitete er hauptberuflich als Hafenarbeiter und in anderen Gelegenheitsjobs. 1951 erschien mit "The True Believer" sein erstes regulär veröffentlichtes Buch. Sowohl er selbst als auch die Kritik betrachteten es in späteren Jahren als sein wichtigstes Werk.
In "The True Believer" legt Hoffer seine Gedanken über die Struktur politischer Massenbewegungen dar. Dies erfolgt unabhängig von den jeweiligen Zielen und Inhalten. Es geht allein um strukturelle Gemeinsamkeiten erfolgreicher sozialer, religiöser oder nationalistischer Bewegungen. Besonderen Wert legt Hoffer auf die potentiellen Rekruten solcher Bewegungen: In welche Kategorien fallen sie, welche Eigenschaften haben sie, welche Lebensumstände begünstigen ihre Teilnahme und wie wirken Massenbewegungen auf diese Rekruten ein, um sie zu motivieren und letztlich zu radikalisieren?
Ein weiterer zentraler Aspekt ist der Wandel, den alle erfolgreichen Bewegungen durchlaufen: Von der Radikalität und Agitation der dynamischen Phase zum etablierten politischen Faktor in der stabilen Phase. Dazu gehören strukturelle und personelle Veränderungen, die oftmals eine letzte Gelegenheit zum Scheitern nach einer erfolgreichen dynamischen Phase darstellen.
Hoffer spannt bei seiner Betrachtung einen weiten Bogen von Christentum und Islam über den deutschen Nationalsozialismus bis hin zur Staatsgründung von Israel, der russischen Revolution und dem chinesischen Bürgerkrieg. Seine damals aktuellen Beispiele sind zwar in die Jahre gekommen; andererseits hat der Leser durch die seit der Veröffentlichung verstrichene Zeit Gelegenheit, spätere Vorgänge selbst auf die dargestellten Thesen hin zu überprüfen. So ist etwa der massenpsychologische Hintergrund des Zerfalls der Sowjetunion bei Hoffer klar erkennbar angesprochen.
Auch wesentlich kleinere politische Bewegungen unserer Zeit lassen sich anhand von Hoffers Überlegungen schnell und sicher unterscheiden in rationale und moderate Anliegen und Interessensvertretungen oder fanatische, kultische Organisationen.
Noch während der Lektüre stellt man beim Gedanken an die eine oder andere aktuelle politische Bewegung fest, dass "The True Believer" auch nach knapp 70 Jahren nichts von seiner Relevanz verloren hat.
Das Buch ist erstmals 1965 im Rowohlt Verlag auf Deutsch erschienen unter dem Titel „Der Fanatiker. Eine Pathologie des Parteigängers“. (tb)


Mittwoch, 9. Dezember 2020

Gewehrkonzepte (7): Long Rifle

 

Für diesen Beitrag der Reihe Gewehrkonzepte hat Waffenkultur ein Stück Kulturgeschichte analysiert. Es existiert vermutlich kein anderes Gewehr, dass so uramerikanisch ist, wie das Long Rifle

 

Riflemen greifen in der Schlacht bei Saratoga
britische Truppen aus Deckungen in der Flanke an
(Künstler: H. Charles McBarron Jr.)


Von Christian Väth

Was macht eine Waffe „uramerikanisch“? Diese Frage wird mit einem Schmunzeln beantwortet: Keine technische Komponente an diesem Gewehr konnte im 18. Jahrhundert als Innovation bezeichnet werden. Die ersten Exemplare wurden von deutschsprachigen Siedlern gefertigt, die Rohstoffe und Bauteile kamen aus Europa. Selbst die entsprechende Einsatztaktik wurde anteilig der Kampfweise der Ureinwohner und der in Europa bereits 100 Jahre zuvor aufgestellten Jägertruppen entlehnt. Geht es amerikanischer? Wohl kaum.

 

Nahaufnahme des Steinschlosses eines nachproduzierten
Long Rifle aus dem 20. Jahrhundert
(Foto: Rock Island Auction Company)


Taktisches Problem
Die Kolonien der Neuen Welt verfügten nicht über die breitgefächerte Rüstungsindustrie, die in Europa bereits große Mengen an Waffen und Wehrmaterial erzeugen konnte. Zeitgleich hatten die Siedler vor allem im Landesinneren einen ständigen Bedarf an Waffen zur Selbstverteidigung und Jagd. Flächendeckend kamen hier vorwiegend Musketen aus britischer und französischer Produktion zur Anwendung. In den entlegeneren Gebieten und in Kriegszeiten war der Nachschub an Waffen und Ersatzteilen nicht immer gesichert. Die gängigen Langwaffen der Zeit waren meist von verhältnismäßig großem Kaliber, um die gewünschte Wirkung über die Geschossmasse zu erreichen. Die Jäger des Niemandslandes benötigten jedoch präzise Waffen von geringem Gewicht und genügend Munition für längere Zeiträume.

 

Ein North Carolina Long Rifle im Kaliber .40,
hergestellt zu Beginn des 19. Jahrhunderts
(Foto: Cowan’s Auctions)


Konzeptentwicklung
Die Infanterietaktik des 18. Jahrhunderts sah Feldschlachten von linienförmigen Truppenkörpern vor. Die Ausbildung der Soldaten legte Wert auf diszipliniertes, einheitliches Handeln und schnelle Nachladevorgänge. Die militärischen Musketen dieser Tage waren in geübten Händen zu etwa vier Schuss pro Minute in der Lage. Dabei gab der Schütze keinen gezielten Schuss auf ein bestimmtes Ziel ab, sondern hielt grob über den Lauf in die gegnerischen Reihen. So sollte der Gegner durch schnell aufeinander folgende Salven (engl. volley fire) dezimiert werden. Die Feuergeschwindigkeit wurde wesentlich von der Geschwindigkeit des Nachladevorganges bestimmt. Die Trefferwahrscheinlichkeit war unter diesen Umständen weit geringer, als man es sich unter dem Eindruck moderner Waffentechnik heute vorstellt: Es war nicht unüblich, dass trotz einer Kompaniesalve auf nur 150 Metern Entfernung lediglich eine Handvoll Gegner getroffen wurden. Die Entscheidung in der Schlacht wurde daher in den meisten Fällen weiterhin durch den Nahkampf mit Bajonetten und/oder durch Kavallerieattacken herbeigeführt. Die Farmer und Pelzjäger der amerikanischen Kolonien waren für diese Kampfweise wenig geeignet, da sie eine völlig andere Waffenhandhabung gewohnt waren. Jeder Gewehrschütze (engl. rifleman) wurde dazu erzogen mit dem ersten Schuss treffen zu müssen, da das Wild einem selten eine zweite Gelegenheit bot. Ihre Waffe war zwar präzise, aber vergleichsweise kompliziert und langwierig nachzuladen. Ihre Reichweite war jedoch überlegen: Während Musketentreffer jenseits der 100 Meter eher unwahrscheinlich waren, konnte ein geübter Schütze mit einem Long Rifle noch bis auf 300 Meter sein Ziel sicher treffen.

 

Der Farmer tauscht seinen Pflug gegen eine Langwaffe.
Statue eines Minute Man (Foto: City of Concord, New Hampshire)


Einsatzgrundsätze
Die Schaffung von militärischen Jägertruppen (franz. chasseurs / engl. riflemen) war anfangs vor allem eine Maßnahme der Zeit- und Kosteneffizienz. Durch die Auswahl von bereits im Treffen, selbstständigen Handeln und dem Überleben in der Natur bestens geübtem Personal, konnte die Individualausbildung drastisch gekürzt werden. Diese Einheiten waren jedoch nie so zahlreich, dass sie alleine ein vollständiges Heer hätten bilden können. Stattdessen ergänzten sie die Linieninfanterie durch ihre Kampfweise. Die leichten Infanterieeinheiten kämpften im Zuge der feindlichen Verbindungs- und Nachschublinien aus dem Hinterhalt. Nur wenige Dutzend Männer reichten aus, um die Logistik des Gegners zu stören und empfindliche Verluste zu verursachen. So erschossen die Riflemen wann immer möglich zuerst Offiziere und Unteroffiziere, die nicht so einfach zu ersetzen waren. Bei dieser Taktik mussten sie stets ihren Reichweitenvorteil ausspielen, um Verluste durch gegnerisches Feuer oder eine Verzahnung mit den britischen Bajonetten zu verhindern. Außerdem wurde das Gelände und natürliche Tarnmöglichkeiten genutzt, um die eigenen Positionen und die genaue Stärke zu verschleiern. In der Feldschlacht wurden Jägereinheiten zur Aufklärung voraus, sowie in besonderem Gelände und in den Flanken eingesetzt. In den elementaren Grundzügen haben sich diese Einsatzgrundsätze der leichten Infanterie trotz der Waffenentwicklungen bis heute kaum verändert.

Technik
Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden in kleinen Büchsenmacherwerkstätten durch Siedler aus den deutschsprachigen Ländern Jagdbüchsen nach europäischem Vorbild gefertigt. Der weite amerikanische Westen stellte jedoch andere Anforderungen an ein Jagdgewehr als das bereits recht dicht besiedelte, stark bewaldete und mitunter alpine Mitteleuropa. Um auf den langen Jagdexpeditionen genügend Munition mitführen zu können, wurden kleinere Kaliber gewählt (zwischen .32 und .45), dafür jedoch lange, gezogene Läufe hergestellt. Im Ergebnis waren die Geschosse schneller und die Visierlinie länger, was zum Reichweiten- und Präzisionsvorteil des Long Rifle gegenüber den militärischen Musketen führte. Das Funktionsprinzip der Zündung war weitestgehend gleich: Wie auch bei den Infanteriewaffen dieser Zeit wurde das Steinschloss verwendet. Dabei schlägt ein eingespannter Feuerstein auf eine Metallklappe die Funken erzeugt und das in der darunter liegenden Pfanne befindliche Schwarzpulver entzünden (siehe Abbildung). Durch einen Zündkanal zum Lauf wird die Treibladung gezündet und das Geschoss beschleunigt. In das gezogene Rohr wurde dazu eine beträchtliche Menge Pulver gefüllt, gefolgt von einem gefettetem Stück Stoff und der Kugel. Ein gezogenes Rohr bot zwar offensichtliche Vorteile, musste jedoch auch gewissenhafter und regelmäßiger gereinigt werden. Sowohl Schloss als auch Lauf wurden vorgefertigt oder als Rohlinge aus Europa bezogen. Das Gewehr wurde dann in Handarbeit maßgefertigt, wobei das Schaftholz mitunter die einzige einheimische Ressource darstellte. Auf den Boden gestellt sollte das Long Rifle bis auf Kinnhöhe des Schützen reichen, um ihm das Laden noch zu ermöglichen (Blick auf die Mündung), aber trotzdem ein möglichst langes Rohr zur Verfügung zu haben. Diese Fertigungsweise dauerte zwar länger und verringerte die möglichen Stückzahlen, allerdings waren alle Arbeiten mit einfachen Werkzeugen durchführbar. Die hierfür benötigten einfachen Werkstätten konnten überall errichtet werden. Durch die Standorte der bekanntesten Long Rifle-Büchsenmacher sind diese Waffen auch als Kentucky oder Pennsylvania Rifle bekannt.

Fazit
Das Long Rifle stellte tatsächlich eine kleine Revolution in der Kriegführung dar. Der einzelne Mann und seine Feuerwaffe waren erstmals in der Lage einer konventionellen Übermacht entgegenzutreten: Unter günstigen Bedingungen konnte der Gewehrschütze erfolgreich sein. Die irregulär kämpfenden Riflemen machten das Konzept der leichten Infanterie weltbekannt und agierten nach Grundsätzen, die zum Teil noch heute Gültigkeit haben. Weder die Mechanisierung des Krieges noch die Atombombe haben bislang diese Kampfweise obsolet werden lassen. Daran werden vorerst vermutlich die technologischen Entwicklungen des 21. Jahrhunderts auch nichts ändern.

 

Gewehrkonzepte (1): Mk 12 Special Purpose Rifle

Gewehrkonzepte (2): Infantry Automatic Rifle 

Gewehrkonzepte (3): Anti-Material-Gewehr 

Gewehrkonzepte (4): Der Karabiner

Gewehrkonzepte (5): Cooper’s Scout Rifle

Gewehrkonzepte (6): Die Panzerbüchse

Gewehrkonzepte (7): Long Rifle

Gewehrkonzepte (8): Liberty Training Rifle

Gewehrkonzepte (9): Das Sturmgewehr

 

 

Montag, 7. Dezember 2020

Langzeittest: Black Label M4 – Nr. 152

 

Mettenschicht mit ELCAN Specter

Gesamtschusszahl: 15.300 + 100 = 15.400
Davon mit SD: 860
Neuer Lauf bei: 13.400

Störungen Typ I: 0
Störungen Typ II: 0
Störungen Typ III: 0
Störungen Typ IV: 0



ELCAN Specter 1x/4x



Beim letzten Einsatz des Jahres 2020 wurde das Black Label M4 seit langer Zeit einmal wieder mit dem ELCAN Specter 1x/4x ausgestattet.
Die Optik war nach Wiedermontage sofort einsatzbereit. Eine Treffpunktverlagerung aufgrund Abnehmen / Aufsetzen war nicht vorhanden.

Der Montage-Trick
Die wiederholgenaue Montage einer Optik wird begünstigt wenn, ein Slot der Picatinny-Rail markiert wird. In diesen Slot wird der Montage-Pin der Optik jedes Mal wieder eingesetzt. Beim Wiederaufsetzen wird die Optik außerdem immer identisch entweder „im Slot vorn“ oder „im Slot hinten“ angeschlagen. Beide Varianten funktionieren. Man sollte sich aber auf eine Variante beschränken, die für alle Optiken tauglich ist.

Slot markieren hilft für reproduzierbare Wiedermontage


Die Trainingssitzung
Das Black Label absolvierte mit dem ELCAN insgesamt einhundert Schuss. Geschossen wurden der 2-Promille-Drill, der ½ & ½ Drill, der 5/1-Drill sowie der Rifleman. Dieser aufgrund der 4-fach Vergrößerung seit langer Zeit wieder fehlerfrei. Mit der Möglichkeit der stufenlosen Umschaltung von 1-fach nach 4-fach, spielt das ELCAN bei der Rifleman-Übung einen seiner großen Vorteile aus. Die Umschaltung passiert dabei intuitiv mit Daumen der linken Hand. Mit etwas Übung muss die Waffe währenddessen nicht einmal aus dem Anschlag genommen werden.

Fehlerfrei aufgrund 4-fach Vergrößerung
mit dem ELCAN Specter



2-Promille-Drill
Zehn Meter, zehn mal ein Schuss aus dem Stehendanschlag und eine möglichst kleine Gruppe, die sich am Ende mit dem Daumen abdecken lässt. Der 2-Promille-Drill  ist, ähnlich wie die 100-Meter-Simulation beim Pistolenschießen , ein Test für die Grundfertigkeiten des Schützen. Mit dem ELCAN und 1-fach Vergrößerung genügt die 10er-Gruppe diesem Anspruch.

Zehn Meter, zehn Schuss, Stehendanschlag,
möglichst kleine Gruppe mit maximal Daumenbreit


½ & ½ Drill sowie dem 5/1-Drill
Keinen spürbaren Vorteile erzeugt das ELCAN Specter bei den beiden Standardübungen ½ & ½ Drill sowie dem 5/1-Drill. Das Zusatzgewicht macht sich bemerkbar und die Haltemarken im Sichtfeld irritieren den Schützen, wenn es zu schnellen Schussfolgen in Nahdistanz kommt. Am Ende ist aber auch das eine Trainingsfrage. Wird immer mit dem ELCAN Specter geübt, wirken sich diese geringen Nachteile vermutlich kaum mehr aus.