Samstag, 29. Mai 2021

Die Waffenkultur – Ausgabe 58 (Mai/Juni 2021)

 

Ausgabe 58 (Mai/Juni 2021)


Die Mai/Juni Ausgabe hat folgenden Inhalt:

Infanterieporträt (1): Die Chindit
Trockentraining: Häufige Fehler
AR-15: Montagehöhen und Ballistik
BR-10: Jagdliche DMR?
Nextorch ND20 E-Irritationskörper
Kleine Kombinatorik: Tasmanian Tiger Small Combi Rig
Smörrebröd: BLÅ BAND Fertiggerichte
Ladies only: Das Flashbang Holster
Fighting Fit: Hochintensivtraining (HIT)
Das Kalenderblatt: 80 Jahre Chindit-Kolonnen
Das Kalenderblatt: 45 Jahre Gunsite, Arizona
Buchvorstellung: Eugene de Kock: Assassin for the State (von Anemari Jansen)

http://waffenkultur.com 

Donnerstag, 27. Mai 2021

Standardübungen (5): 3/3/3/3

 

3/3/3/3 ist eine Standardübung für das Schießen mit Kurzwaffen, die den Ziehvorgang integriert und schnelle Schussfolgen unter Zeitdruck erfordert. Zielaufbau und Übungsablauf sind minimalistisch

Ursprung
Der genaue Ursprung dieser Übung ist nicht mehr verifizierbar. Der US-amerikanische Schießausbilder Andy Stanford hat sie regelmäßig auf seinen Kursen Surgical Speed Shooting oder Tactical Dynamics in Österreich schießen lassen.

Ablauf
Der Schütze steht drei Meter von der Scheibe entfernt. Er gibt nach Ziehen der Waffe drei Schuss ab, wofür er inklusive Ziehvorgang drei Sekunden Zeit hat. Diese Teilübung wiederholt er drei Mal. Womit sich auch der Name der Übung selbst erklärt. Als Zielmedium kann bspw. die aus anderen Übungen bereits bekannte Balkenscheibe dienen. Alle Schüsse im Balken werden als Treffer gewertet. Die Scheibe wird im Querformat verwendet.



Elemente
3/3/3/3 forciert verschiedene Elemente, die einer fortgeschrittenen Schießausbildung zuzuordnen sind. Im Einzelnen sind das: Ein schneller Ziehvorgang, der Zielvorgang im Sinne von Herstellen eines Visierbildes und Finden des Haltepunktes sowie aggressive Arbeit am Abzug ohne dabei die Abzugskontrolle zu verlieren. Nicht zuletzt muss der Schütze seine Konstanz unter Beweis stellen, indem er die Übung nicht nur einmal erfüllt, sondern drei Mal hintereinander. Ebenso sollte der Anwender beim Üben das Element des Natürlichen Zielpunktes integrieren. Von Praxisrelevanz wäre auch die Anwendung des Wyatt-Protokolls oder eines vergleichbaren „After-Action-Assessment“ vor jedem Holstern der Waffe.

Fehler
Häufig zu beobachtende Fehler sind ein Ziehvorgang, bei dem Waffe regelrecht aus dem Holster gerissen wird, um schnell zu sein. Der Ziehvorgang sollte flüssig erfolgen und über Referenzpunkte verlaufen. Den Ziehvorgang lediglich irgendwie auszuführen, kann kontraproduktiv sein und Trainingsnarben erzeugen.
Der Schütze versucht Zeit zu sparen, indem er auf einen korrekten Zielvorgang verzichtet und seine Treffer mittels „Deutschießtechnik“ ins Ziel lenken will. Dieser Lösungsansatz ist ebenfalls kontraproduktiv und erzeugt Trainingsnarben. Darüber hinaus wird der Schütze nicht treffen.
Falsches Zeitmanagement ist auch eine häufige Fehlerquelle. Idealerweise sollte sich die Gesamtzeit von drei Sekunden aufteilen in 1,5 Sekunden für den Ziehvorgang und 1,5 Sekunden für die drei Schuss. Das entspricht einem Schießrhythmus von einem Schuss pro ½ Sekunde.
Das Reißen am Abzug wäre noch als Fehlerquelle zu nennen. Sollte jedoch in Anbetracht des fortgeschrittenen Niveaus vom Anwender bereits unter Kontrolle gebracht worden sein.

Schusszahl & Zeitansatz
Für einen Durchlauf sind neun Schuss erforderlich. Der Gesamtzeitansatz sollte zwei Minuten nicht überschreiten.

Steigerungsmöglichkeit
Eine Steigerung des Schweregrades kann dadurch herbeigeführt werden, dass die Waffe aus einer verdeckten Trageweise heraus gezogen wird. Das Zielmedium kann verkleinert werden; bspw. auf drei mal drei Zoll bzw. den Grauschraffierten Bereich der Balkenscheibe. Auch die Distanzen können kontinuierlich auf vier, fünf bzw. sechs Meter gesteigert werden.

Zielmedien im Download

 

 

Dienstag, 25. Mai 2021

Standardübungen (21): Double-Distance-Drill

 

Der Double-Distance-Drill ist eine Standardübung für Flintenschützen, die einen Wechsel der Munitionsart beinhaltet. Das Zielmedium simuliert dabei zwei unterschiedlich weit entfernte Ziele


Von Christian Väth

Ursprung
Die Übung wurde als Standardkursinhalt für Flintenkurse bei Akademie 0/500 konzipiert. Es handelt sich um eine stark abgewandelte Flintenvariante des 5/1 Failure Drill von Paul Howe.

Ablauf
Die Flinte wird in Feuerbereitschaft versetzt (maximale Kapazität mit Postenschrot laden). Der Schütze steht fünf Meter entfernt von der Scheibe. Es wird eine Ladung auf die untere Hälfte des Zieles abgefeuert. Anschließend identifiziert der Flintenschütze das kleine schwarze Viereck im oberen Bereich als nächstes Ziel, lädt eine Patrone mit Flintenlaufgeschoss und feuert. Wurde das Viereck getroffen, ist die Übung beendet. Wurde es nicht getroffen, lädt der Schütze nach und feuert erneut.
Voraussetzung für alle Flintenübungen ist eine Durchführung der Wirkungszonenmethode (siehe Waffenkultur Nr. 38). Unabhängig von Flinten- und Munitionstyp ist bei einer Entfernung von fünf Metern zum Ziel eine Streuung außerhalb des unteren Rechtecks nur bei falschem Haltepunkt möglich. Das technische Element "Wechsel der Munitionsart" ist Wesenskern der Übung. Der schnelle Wechsel zwischen Wirkung durch Schrot und durch ein gezieltes Flintenlaufgeschoss grenzt die Flinte von anderen Feuerwaffen ab und kann durch den Double-Distance-Drill geübt werden.
Das kleine schwarze Quadrat aus fünf Meter beschossen, kommt auf 50 Meter einer Zielgröße von 25 cm gleich.

Zielmedium
Als Zielmedium dient der innere Teil einer CSAT-Scheibe (unten). Alle Schrotprojektile müssen im Rahmen des unteren Zielbereichs aufschlagen, das Flintenlaufgeschoss im kleinen schwarzen Quadrat des oberen Zielbereichs. Anreißen zählt als Treffer.


Fehler
Die Übung gilt als nicht bestanden, wenn ein Schrotprojektil außerhalb der Zielfläche auftrifft und/oder das kleine schwarze Quadrat mit Flintenlaufgeschossen nicht getroffen wurde. Lässt der Schütze eine Patrone beim Nachladen fallen, hat er ebenfalls nicht bestanden.

Schusszahl & Zeitansatz
Für einen Durchgang sind eine Ladung Postenschrot und mindestens eine Patrone mit Flintenlaufgeschoss notwendig. Während einer Trainingssitzung nimmt der Double-Distance-Drill wenig Zeit für Durchführung und Auswertung in Anspruch. Die Übung wird grundsätzlich ohne Zeitansatz geschossen. Wer seine Leistung dennoch überprüfen möchte: Fünf Sekunden sind akzeptabel, vier Sekunden und weniger sind sehr gut.

Steigerungsmöglichkeit
Eine Steigerungsmöglichkeit besteht darin, die Entfernung zur Scheibe auf sieben oder zehn Meter zu erhöhen. Weiterhin kann die Übung durch die Nutzung von zwei Scheiben "verdoppelt" werden und so auch ein Zielwechsel (Prinzip des natürlichen Zielpunkts) integriert werden.


Weitere Standardübungen für Flinten im Waffenkultur Spezial 50.5 „Flinte“

Durchführung der Wirkungszonenmethode und Erlernen des Munitionswechsels auf Kursen von 0/500®

 

 

Montag, 17. Mai 2021

Langzeittest: Black Label M4 – Nr. 153

 

Drei Kurstage

Gesamtschusszahl: 15.400 + 450 = 15.850
Davon mit SD: 860
Neuer Lauf bei: 13.400

Störungen Typ I: 0
Störungen Typ II: 0
Störungen Typ III: 0
Störungen Typ IV: 0



Auf drei Kurstagen erhöhte sich die Schussbelastung des Black Label M4 um 450 Schuss. Die Waffe wurde mit offener Visierung geschossen und absolvierte verschiedene Standardübungen:
2-Promille Drill
5/1 Drill
Delta Drill (auf 25 Meter und auf 100 Meter)
½ & ½ Drill
10-14 Drill
Außerdem einen (fast) fehlerfreien Rifleman



Neben den Standardübungen, die auf Entfernungen von sieben Metern bis 25 Metern geschossen wurden, konnte auch eine offene Schießbahn mit Klappfallscheiben bis zu 150 Meter Entfernung genutzt werden.
Regelmäßiges Training mit der offenen Visierung ist wichtig und bringt für Kursteilnehmer eine besonders hohe Lernkurve.
Bspw. lernt der Anwender, dass sein Korn ab einer Distanz von mehr als 200 Metern breiter sein wird, als eine Mannscheibe. Tritt dieser Fall ein, sollte eine Haltepunktverlagerung auf „12 Uhr“ erfolgen. Gemäß des Einschießkonzeptes 200/50 (Yard) befindet sich das Projektil ab 180 Meter auf dem absteigenden Ast der ballistischen Kurve.
Solange die Mannscheibe jedoch breiter ist als das Korn, kann mit einem Haltepunkt „Ziel Mitte“ gearbeitet werden. Diese Daumenregel ist einfach und robust. Hochpreisige Optiken mit ballistischen Absehen werden obsolet.

Der nächste Gewehrkurs CCO findet statt in Tschechien am 11. und 12. Juni 2021
Termine



Archiv
Beginn September 2014

 

 

Dienstag, 11. Mai 2021

45 Jahre Gunsite, Arizona

 

Jeff Cooper wäre am 10. Mai 101 Jahre alt geworden. Wie kaum ein anderer prägte er die Schießausbildung des 20. Jahrhunderts. Im September 1976 fand der erste Schießkurs auf Gunsite statt





Als Jeff Cooper im September 1976 seine Schießschule Gunsite Ranch im nördlichen Arizona gründete, konnte er nicht wissen, welchen Einfluss seine Lehrdoktrin auf die Schießausbildung weltweit haben würde. Ursprünglich wurde die Schule unter dem Name American Pistol Institut (API) gegründet. Für Cooper war diese Bezeichnung aber schon bald nicht mehr umfassend genug, da er auch Gewehrkurse im Programm hatte.




Die Anfänge im Big Bear Valley
Seit Ende der 1950er Jahre veranstaltete Jeff Cooper Schießwettkämpfe im südkalifornischen Big Bear Valley. Bei diesen gab es kaum Wettkampfrichtlinien. Weder Waffenkonfiguration noch Kaliber noch ein bestimmtes Holster waren vorgeschrieben. Diese Vergleichsschießen gelten als die ersten Wettkämpfe in der praktischen Anwendung einer Kurzwaffe. Cooper rief dazu die South West Combat Pistol League (SWCPL) ins Leben. Kalifornischen Politikern war das Wort „Combat“ allerdings schon damals ein Dorn im Auge und es erfolgte eine Umbenennung in South West Pistol League. Ziel der Veranstalter war es, trotz des Wettkampfgedankens eine möglichst große Realitätsnähe im Schusswaffeneinsatz nachzustellen. Die Teilnehmer sollten im Wettkampf die Kurzwaffe verwenden, die sie auch im Alltag bei sich trugen. Anbauteile und Modifikationen waren verpönt. Dennoch war die Zahl der teilnehmenden Enthusiasten sehr hoch. Cooper war dadurch erstmals eine relativ breite Basis gegeben, anhand derer er unterschiedliche Schießtechniken und ihre Praxistauglichkeit untersuchen konnte. Für ihn zeigte sich schnell, dass ungezieltes Schießen und Hüftschusstechniken je nach Parcoursaufbau und Trainingszustand des Schützen eine ungenügende Alternative darstellten. Wohingegen Schützen, welche die Faustfeuerwaffe im beidhändigen Anschlag für eine gezielte Schussabgabe bis auf Augenhöhe brachten, die Wettkämpfe dominierten. Einer von ihnen war Jack Weaver, von Beruf Sheriff und Namensgeber für die später nach ihm benannte Körperhaltung: Den Weaver Stance.

Das Wohnhaus Coopers wurde nach Gesichtspunkten
der "Tactical Residential Architecture" gebaut


Tote Winkel darf es an einem Wohnhaus nicht geben.
Der Bewohner muss von innen ständig in der Lage sein
alle Ecken seines Hauses einsehen zu können



Modern Technique
Der Weaver Stance sollte Grundbaustein von Jeff Coopers Lehrdoktrin werden. Ein typisches Merkmal des Weaver ist der angewinkelte Unterstützungsarm, der die Kurzwaffe von unten her stützt, bzw. die Kurzwaffe zum Körper hin zieht, während der Schussarm die Waffe nach vorn drückt. Darauf aufbauend entwickelte Cooper ein System des praktischen Schusswaffengebrauchs, welches als „Modern Technique“ bekannt ist und aus insgesamt fünf Elementen besteht:

- Einer großkalibrigen Dienstpistole, wie sie bei Militär und Polizei im Einsatz ist
- Einem standardisierten Ziehvorgang der Pistole
- Einer Schussabgabe, sobald der erstbeste Haltepunkt hergestellt wurde
- Einer Abzugsmanipulation, bei der sich der Schütze vom Schuss überraschen lässt
- und dem Weaver Stance

Jeff Cooper gilt als Begründer dieser Lehrmeinung, was ihm auch den Beinamen „Pistolen-Papst“ bescherte. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass Cooper als ehemaliger Angehöriger des US Marineinfanterie Corps vor allem ein „Rifleman“ war. Seit jeher genießen die US Marines eine sehr exklusive Schießausbildung am Gewehr. Auch auf Gunsite wurde dem Waffensystem Langwaffe daher ein hoher Stellenwert beigemessen. Viele Ausbilder, die mit ihren Schulen heute zu den Marktführern in den USA gehören, taten ihre ersten Schritte unter den Fittichen von Col. Jeff Cooper. Darunter bekannte Namen wie Andy Stanford, Gabe Suarez, Tom Givens und Ken Hackathorn sowie der 2014 verstorbene Louis Awerbuck.

Die „South Range“ war der erste Schießstand, der 1976 in Betrieb genommen wurde.
Heute gibt es 27 Schießstände auf dem weitläufigen Trainingsareal



Gründung der IPSC
Mit Gründung der International Practical Shooting Confederation (IPSC) im Jahre 1976 wurde den Freien Wettkämpfen erstmals ein allgemeingültiges Reglement gegeben. Jeff Cooper war Gründungsmitglied und der erste Präsident des Weltdachverbandes für Praktisches Schießen. In den Anfangsjahren reflektierte die IPSC sehr das Gedankengut von Jeff Cooper und seiner SWCPL. Doch im Laufe der Zeit ging der Fokus immer weiter weg vom reinen Verteidigungsschießen. Leistungsorientierter Schießsport und der Wettkampfgedanke traten in den Vordergrund. Für einen Puristen wie Cooper war das nicht akzeptabel. Er zog sich mehr und mehr aus der Organisation von IPSC-Veranstaltungen zurück. Das Motto der IPSC-Schützen, DVC – Dilegentia, Vis, Celeritas (Präzision, Kraft und Schnelligkeit), geht der Überlieferung nach ebenfalls auf Jeff Cooper zurück.

…unter anderem auch eine Cockpit Attrappe…



Coopers Wohnhaus
Jeff Cooper verstand alle Aspekte die persönliche Sicherheit betreffend als ganzheitliches Konzept. Der Schusswaffeneinsatz ist dabei nur ein Teilbereich. Die Vermeidung eines Angriffs oder überhaupt zu einem Opfer zu werden, sind weitere wichtige Bausteine dieses Konzepts. Dazu gehört auch die Absicherung der eigenen vier Wände. Cooper fertigte eine Studie zur "Tactical Residential Architecture". Dabei griff er Grundsätze des Festungsbaus auf und übertrug sie auf den Bau von Wohnhäusern. Er stellt aber gleich zu Beginn heraus, dass es die absolute Einbruchssicherheit nie geben wird. Man kann immer nur durch bestimmte bauliche Vorkehrungen den Aufwand für einen Einbrecher in die Höhe treiben und ihn dadurch vom Einbruch abhalten. Fünf Punkte erachtete Cooper als wesentlich.

Punkt 1: Das Schlafzimmer sollte mit besonders einbruchhemmenden Fenstern und Türen versehen sein. Nichts sei unangenehmer, als den Eindringling unmittelbar vorm Bett stehen zu haben.
Punkt 2: Der Eingangsbereich muss es erlauben, den Besucher in Augenschein zu nehmen so lange er vor der Tür steht. Im besten Fall sowohl seitlich als auch von hinten. Und der Besucher sollte sich dessen bewusst sein. Ein Angreifer würde diesen taktischen Nachteil erkennen und sein Vorhaben abrechen. Gemäß Cooper sollten Beobachtungsöffnungen auch die Möglichkeit bieten, das Feuer zu eröffnen. Daher sollten sie schmal sein, keine Scheibe besitzen oder zumindest schnell zu öffnen sein.
Punkt 3: Tote Winkel darf es an einem Wohnhaus nicht geben. Der Bewohner muss von innen ständig in der Lage sein alle Ecken seines Hauses einsehen zu können. Cooper bezog sich hier auf das so genannte Vauban-Prinzip des französischen Festungsbaumeisters Marquis de Vauban aus dem 17. Jahrhundert sowie auf die Dienstvorschrift FM 5-15 Field Fortifacations.
Punkt 4: Wenn immer möglich sollte eine Liegenschaft einen Innenhof haben, der durch das Haus selbst und hohe Außenwände Sichtschutz bietet.
Punkt 5: Keine bauliche Maßnahme ist für sich allein ein Sicherheitsgarant. Jede technische Vorkehrung kann überwunden werden, wenn der Eindringling über ausreichend materielle und zeitliche Ressourcen verfügt. Passive Sicherheit muss immer durch einen aktiven Teil ergänzt werden. Bei Jeff Cooper überrascht es nicht, dass damit der Wille zur Gegenwehr gemeint ist. Der Schild ist zwecklos ohne das Schwert. Und beides wird wirkungslos, wenn man es ohne Verstand einsetzt. Die besten Sicherungsmaßnahmen werden nämlich obsolet, wenn der Bewohner den Täter freiwillig ins Haus lässt.




Gunsite heute
Schon allein die Flächenausdehnung der Gunsite Ranch lässt vermuten, dass es sich um mehr als nur einen Schießplatz handelt. Ein Areal von über 2.000 Hektar in der Hochwüste von Nordarizona bietet Platz für 27 einzelne Schießstände für Pistole, Gewehr und Schrotflinte. Für die Ausbildung an Scharfschützenwaffen steht eine Schießbahn von 1.500 Meter Länge mit unbekannten Zwischenentfernungen zur Verfügung, die so genannte „unknwon distance range“.
Gunsite verfügt über einen hauseigenen Büchsenmacher und mehr als 50 Ausbilder. Natürlich viele davon nur nebenberuflich. Nach wie vor wird die Lehrmeinung der "Modern Technique" ausgebildet. In den 1990er Jahren gingen viele Schießschulen dazu über, die Lehrmeinung des „Modern Isosceles“ zu vermitteln. Gunsite gehört zu den Ausbildungseinrichtungen, die sich diesem Umbruch bisher erfolgreich widersetzten. Die Gunsite-Pistolendoktrin baut sich wie seit jeher auf dem Weaver Stance auf, dem Schießen von Doublette, Hammer und „controlled pair“ und auf einer Low-Ready Bereitschaftshaltung der Pistole am ausgestreckten Arm. Die Schießübung El Presidente und der Mosambik Drill sind zwei weitere Markenzeichen der Ausbildung unter Jeff Cooper. Wer bei seiner nächsten USA-Reise einige Tage auf Gunsite trainieren möchte, sollte sich dieser traditionellen Sichtweise bewusst sein. Uneingeschränkt empfehlenswert sind hingegen alle Langwaffenkurse auf Gunsite. Der Jagdvorbereitungskurs mit 3 Tagen genauso, wie der 5-tägige Kurs Battle Rifle, der vorzugsweise mit einem Selbstlader im Kaliber .308 Winchester oder .30-06 Springfield absolviert wird.

…und ein Schießhaus…

 




Combat Triad
Jeff Cooper formulierte außerdem die 4 grundlegenden Sicherheitsregeln für den Umgang mit Schusswaffen, die bis heute Gültigkeit besitzen. Auch die Combat Triad geht auf ihn zurück. Dieses Gedankenmodell vereint drei Fähigkeiten, die nach Meinung Coopers für jeden Waffenbesitzer unabdingbar sind: eine stabile Psyche, das Beherrschen aller Waffenmanipulationen und das sichere Treffen des Ziels. Diese Triangel erfuhr seither mehrere Abwandlungen, ist aber immer Bestandteil jedes auf praktische Belange ausgerichteten Schießausbildungssystems.

Die Waffenkammer blieb seit dem Tod von Jeff Cooper
im Jahr 2006 unverändert



Wappentier
Das Wappentier der Gunsite Ranch ist ein Rabe und nicht wie manchmal irrtümlich behauptet ein Adler. Cooper tauschte das Symbol der amerikanischen Unabhängigkeit gegen Symbole aus der nordischen Mythologie. Die beiden Raben Hugin und Munin waren Boten und Späher von Gott Odin. Nach Coopers Definition vereinten sie Weißheit und Mannhaftigkeit.
Gunsite wird heute von einem Operations Manager geführt. Der Operations Manager ist aber nicht nur für die Organisation des Ausbildungs- und Schießbetriebs zuständig, er trägt auch die Verantwortung für die Grabstätte des Altmeisters. Diese befindet sich nahezu am geometrischen Mittelpunkt der Liegenschaft.

Die Grabstätte Coopers befindet sich nahezu
am geometrischen Mittelpunkt von Gunsite



Das Nachwirken Jeff Coopers
Jeff Cooper verstarb am 25. September 2006. Über seinen Tod hinaus wirkt er bis in die heutige Zeit nach. Die Lehrmeinung der Modern Technique ist bei einigen großen US-amerikanischen Schießschulen immer noch die maßgebliche Doktrin für die Ausbildung im Pistolenschießen. Die Publikationen von Jeff Cooper, wie z.B. „Die sieben Prinzipien der Selbstverteidigung“ oder „The Art of the Rifle“ gelten als Standardwerke.
Im Jahr 1983 veröffentlichte Cooper Kriterien für ein Allzweck-Jagdgewehr, die so genannte Scout Rifle. Um ein möglichst großes Einsatzspektrum abzudecken, durfte diese Büchse nicht mehr als 3kg wiegen, nicht länger als einen Meter sein, musste für ein .30er-Militärkaliber eingerichtet sein und sollte ein schwachvergrößerndes Zielfernrohr aufnehmen können. Die Kaliberwahl fiel auf die .308 Winchester, da die .30-06 Springfield für das Konzept überdimensioniert erschien. Realisiert wurde die Studie erstmalig von der Firma Steyr Mannlicher mit der Steyr Scout Rifle. Ende 2010 wurde dem Projekt durch eine Kooperation der Firma Sturm, Ruger & Co. und Gunsite Ranch mit der Gunsite Scout Rifle neues Leben eingehaucht.

Die 4 Sicherheitsregeln im Original



Der Autor Jeff Cooper
Principles of Personal Defense, Paladin Press, 2006, ISBN 978-1581604955
The Art of the Rifle, Paladin Press, 1997, ISBN 978-1581605921
To Ride, Shoot Straight, and Speak the Truth, Paladin Press 1998, ISBN 978-0873649735

Service
www.gunsite.com

Mehr dazu in "Die Waffenkultur" Nr. 58 ab dem 30. Mai 2021