Donnerstag, 11. April 2019

Leseempfehlung April 2019


Wehrtechnischer Report 05/2018
Soldat und Technik 2019

Journal: 96 Seiten
Verlag: Mittler Report Verlag GmbH, (Dezember 2018)
Sprache: Deutsch
Preis: 14,80 Euro





In keiner anderen Publikation sind seriöse Informationen zu Wehrtechnik so gebündelt und kompetent zu finden, wie in der Journalreihe des Wehrtechnischen Report aus dem Mittler Report Verlag. In der letzten Ausgabe mit dem Titel „Soldat und Technik 2019“ vom Dezember 2018 behandelt das Autorenteam die Themenbereiche Grundlagen / Wirkmittel / Optik, Optronik und Nachtsicht / Führung und Vernetzung / Bekleidung und Ausrüstung.
In einem Grundlagenartikel zur Infanterie als bodenständiges Handwerk beschreibt Jan-Phillipp Weisswange den Zustand der Infanterie vor allem in der Bundeswehr. Die Stärke der deutschen Infanterie beläuft sich im engeren Sinne auf fast 10.200 Soldaten. Auf den ersten Blick ist das nicht schlecht. Allerdings verwässert diese stolze Zahl, zieht man in Betracht, dass die Deutsche Wehrmacht ab Spätsommer 1944 an der Ostfront tägliche Verluste von durchschnittlich 10.000 Mann hatte. Jeden Tag.
Der Bereich Wirkmittel umfasst Beiträge zur gestiegenen Bedeutung von Kurzwaffen bei Militär und Polizei, zu den Subkompakten Sturmgewehren SIG MCX und FN SCAR, das Sturmgewehr Spezialkräfte leicht der BW, Maschinengewehre (MG3, MG4, MG5 und MG6) sowie zu schultergestützter Infanteriebewaffnung.
Der Themenbereich „Nachtsicht“ mit seinen beiden Kerntechnologien Restlicht und Wärmebild wird aufgrund stetiger Neuentwicklungen, die mitunter auch im Privatmarkt erhältlich sind, immer komplexer. Die Autoren Waldemar Geiger und Jan-Phillipp Weisswange bringen mit zwei Grundsatzartikeln etwas mehr Durchsicht in die Nachtsicht. Die Entwicklungsspirale an neuen Geräten und auch an neuen Technologien wird sich auch in Zukunft sehr schnell weiterdrehen. Die neuste Technologie ist der Fusion-Ansatz, der die Vorteile von Restlichtverstärker- und Wärmebildtechnik in einem Gerät fusioniert. (hh)



Bandit Country (SAS Operation)
von Peter Corrigan

Taschenbuch: 224 Seiten
Verlag: HarperCollins (Juni 2016)
Sprache: Englisch
ISBN-10: 0008155399
ISBN-13: 978-0008155391
Preis: 7,99 Euro




Der Nordirlandkonflikt dauerte fast drei Jahrzehnte. In der öffentlichen Rezeption wird dabei gern vergessen, dass ihm etwa 3.500 Menschen zum Opfer fielen. Allein in der Grafschaft Armagh, im südlichen Teil Nordirlands und direkt an der Grenze zu Irland gelegen, gab es vom Beginn der 1970er Jahre bis Ende der 1990er Jahre über 250 Tote. Diese Region wurde von der South Armagh Brigade, einem Verband innerhalb der Provisional IRA, dominiert. Die South Armagh Brigade war besonders straff organisiert und konnte, gestützt auf einen sehr hohen Rückhalt in der katholisch-nationalistischen Bevölkerung, weitaus freier operieren, als IRA-Verbände im restlichen Nordirland. Darüber hinaus verfügte die South Armagh Brigade über zwei Scharfschützentrupps, ausgerüstet mit ins Land geschmuggelten Barrett M82 Scharfschützengewehren im Kaliber .50 BMG, die den britischen Sicherheitskräften ab Beginn der 1990er Jahre empfindliche Verluste zufügten. Die britische Armee wurde in ihrer Operationsfreiheit im Süden von Armagh deutlich eingeschränkt und die Kampfmoral der britischen Soldaten sank auf einen Tiefpunkt: South Armagh war Bandit Country.
Das gleichnamige Buch greift diese historischen Motive auf und bettet sie in eine spannend geschriebene Erzählung ein, die den Leser mitnimmt in das soziale Umfeld von IRA-Aktivisten und deren Sympathisanten. Das Geheimnis um die Identität des Scharfschützen wird im Roman bis zu den letzten Seiten gehütet. Spannend geschrieben, hoher Unterhaltungswert. Das Buch ist Teil der Romanserie „SAS Operation“. (hh)


 


Montag, 8. April 2019

Glock 19X in 9x19


Mit der „Neunzehn Crossover“ bietet Glock eine Pistole mit erweitertem Ausstattungsumfang an. Dazu gehören Coyote farbenes Finish, Tritium Stahlvisier und alle Vorteile einer Gen. 5 Glock. Einmal geschossen, möchte man sie nicht wieder aus der Hand geben


Die Glock Neunzehn Crossover besitzt die Griffstücklänge einer Glock 17 mit dem Oberteil einer Glock 19. Das bedeutet volle Magazinkapazität mit 17 Schuss bei verkürzter Lauflänge und verkürzter Visierlinie. Zum verdeckten Führen sind kürzere Griffstücke grundsätzlich besser geeignet, wohingegen eine längere Visierlinie den Schützen per se präziser schießen lässt. So zumindest die Theorie. Theorien gibt es derer viele; besonders wenn es um Schusswaffen geht.
In der praktischen Anwendung hingegen merkt man sehr schnell, dass die 19X ein gelungener „Crossover“ ist, der keine Nachteile mit sich bringt, sondern nur Vorteile.

Als Angehörige der Gen. 5 verfügt die 19X über den beidseitigen Verschlussfang und ein Griffstück ohne Fingerrillen

Ursprung
Ihren Ursprung hat die 19X in der Ausschreibung zum Modular-Handgun-System (MHS) der US-amerikanischen Streitkräfte aus dem Jahr 2017. Der deutliche Unterschied zur Armeeversion Glock 19 MHS ist die beidseitige Sicherung, über welche die 19X nicht verfügt. Das Modular-Handgun-System der U.S. Army ist das größte Beschaffungsvorhaben der letzten Jahre gewesen. Insgesamt umfasst es die Neubeschaffung von mehr als 250.000 Pistolen inklusive Zubehör und Munition.
Gleichzeitig manifestiert diese Ausschreibung die gestiegene Bedeutung von Kurzwaffen für den militärischen und polizeilichen Einsatz.


Moderne Gebrauchswaffen
Wie der amerikanische Schießausbilder Andy Stanford einst in Bezug auf Schusswaffen zu Verteidigungszwecken sagte: „Ein Pistole muss erstens überhaupt vorhanden sein, zweitens zuverlässig und drittens für ihren Zweck einigermaßen geeignet. Mit Betonung auf einigermaßen.“ Als zuverlässig und handhabungssicher dürfen heute alle modernen Gebrauchspistolen mit Schlagbolzenschloss angesehen werden. Nicht zuletzt gelten mit der MHS-Ausschreibung der US-Streitkräfte alle anderen Abzugssysteme als waffentechnischer Anachronismus. Alle „striker-fired pistols“ überzeugen darüber hinaus durch eine schnelle Feuerbereitschaft; vor allem aber durch einen geringen Ausbildungsaufwand. Ein Faktor, der besonders für eine Massenausbildung, wie sie bei Militär und Polizei nun einmal vorherrscht, nicht zu unterschätzen ist. Spätestens aber, wenn es um Instandhaltungs- und Wartungsfreundlichkeit geht, dürfte dem Hersteller Glock ein Alleinstellungsmerkmal zukommen. Glock Pistolen überzeugen seit jeher mit einem geringen Instandhaltungsaufwand. Die Waffe kann innerhalb weniger Minuten komplett in ihre etwa 30 Einzelteile zerlegt werden. Wofür lediglich ein Splinttreiber, das so genannte Glock Zerlegewerkzeug, erforderlich ist. Sollte das robuste und verschleißarme Konstruktionsprinzip dennoch einmal den Austausch von Verschleißteilen notwendig machen, ist hierfür die firmeninterne, eintägige Schulung zum Glock Waffenmeister völlig ausreichend. Zusatzwerkzeug ist nur für den Tausch der Visierung (Kimmentreiber) nötig. Außerdem existiert ein „Go / No Go“-Lehrensatz, der zur Überprüfung von Verschleißteilen an Waffen mit regelmäßig hoher Schussbelastung sinnvoll ist.

Glock 19X feldmäßig zerlegt

Einordnung
Die Neunzehn Crossover gehört zur Baureihe der Gen. 5. Das bedeutet, sie besitzt den beidseitigen Verschlussfanghebel, den deutlich präziseren Glock Marksman Barrel (GMB) sowie keine Fingerrillen am Griffstück. Die zugbelastete Abzugsfeder wurde durch eine wartungsfreundlichere Lösung ersetzt. Ebenso fehlt der 19X der so genannte „First Pin“, welcher bis zur Gen. 4 den Verriegelungsblock zusätzlich sicherte und den Falscheinbau des Verschlussfanghebels nahezu unmöglich machte.

Griffstück komplett zerlegt

Farbgebung
Die Glock 19X wird ausschließlich im Farbton Coyote geliefert. Für nicht wenige Anwender dürfte dieses Colorit zur Kaufentscheidung beitragen. Bringt es doch etwas mehr Farbe ins sonst triste Schwarz des Waffenschranks. Die Oberflächenbeschichtung erfolgt nach einem hauseigenen nPVD-Verfahren (physical vapour deposition) und wurde von Glock ebenfalls im Zuge der militärischen Ausschreibung speziell für ungeschickte Soldatenhände entwickelt. Die Widerstandsfähigkeit dürfte daher noch höher liegen, als bei bisherigen Verfahren. Im Langzeittest wird sich zeigen, wie robust und pflegeleicht die Oberfläche wirklich ist.

Glock Pistolen der Gen. 5 haben keine zugbelastete Abzugsfeder mehr
Die Steuerfeder (Connector) besitzt einen Punkt und bringt 2,2 kg Abzugsgewicht. Die offizielle Bezeichnung ist „Steuerfeder 5“


Zusatznutzen: Tritiumvisierung
Jede 19X wird werksseitig schon mit der Glock Night Sights Visierung ausgerüstet. Kimme und Korn sind aus Stahl gefertigt und besitzen selbst-leuchtende Tritiumeinsätze, die dem Anwender auch bei Dämmerung oder völliger Dunkelheit ein präzises Schießen erlauben. Insbesondere bei der Anwendung unter typischen Low-Light Bedingungen, wo das Ziel zwar noch identifiziert werden kann, die Lichtverhältnisse aber nicht mehr für ein perfektes Visierbild ausreichen, spielen offene Visiereinrichtungen mit Tritium Kontrastpunkten ihre Vorteile aus.
In die Kontrastpunkte von Kimme und Korn wurde je eine Röhre aus Borosilikat-Glas integriert, die mit einer kleinen Menge Tritiumgas gefüllt sind. Die Innenwand dieser Röhre ist mit phosphoreszierendem Material beschichtet. Durch den Kontakt mit den Beta-Teilchen des Tritiumgases wird so eine permanente Lichtquelle erzeugt. Dabei durchdringen die Teilchen die Röhre nicht. Die Leuchtkraft beträgt zehn Jahre. Die Tritiumkapsel ist stoßdämpfend gelagert und durch eine Kristallglaslinse geschützt. Was einen optimalen Schutz vor mechanischer Einwirkung während des Einsatzes gewährleistet.


Ebenfalls serienmäßig: Die Stahlvisierung hat Tritiumeinsätze

Maritime Federteller
Maritime Federteller trugen in der Vergangenheit regelrecht zur Legendenbildung bei. Sie seien Voraussetzung, um mit einer Glock auch unter Wasser schießen zu können. Das ist natürlich Unfug. Maritime Federteller bilden keinen Vollkreis. Sie haben Aussparungen. Somit ist gewährleistet, dass eventuell im Schlagbolzenkanal vorhandenes Wasser heraustropfen kann, bzw. beim Abkrümmen kein hydrostatischer Druck entsteht.

Keine Legende: Maritime Federteller gibt es wirklich. Die 19X besitzt sie serienmäßig

Griffstück
Die Gestaltung des Griffstücks der 19X weist mehrere Besonderheiten auf. Im vorderen Bereich befindet sich eine Nase, welche das Griffstück nach unten verlängert. Zumindest subjektiv führt das zu einem vergleichsweise angenehmeren Griffgefühl. Objektiv führt es dazu, dass die 17-Schuss-Magazine der Glock 17 Gen. 5 aufgrund ihrer Bodenplatte nicht in die 19X eingeführt werden können. Das ist nicht tragisch, denn alle Magazine der Gen. 4 sowie Magazine früherer Glock Modelle passen.
Des Weiteren besitzt das 19X Griffstück eine Öse für einen Fangriemen, sollte das der Einsatzzweck erforderlich machen.
Die 19X verfügt über keinen Magazintrichter. Dieses Merkmal der Glock 17 Gen. 5, was offenbar ein Zugeständnis an die Sportfraktion unter Glockkäufern war, hat im bisherigen Gebrauch keinerlei Praxisnutzen gezeigt.

Dankenswerterweise besitzt das 19X Griffstück keinen Magazintrichter

Die 19X als Dienstwaffe
Auch wenn die Glock 19X die Ausschreibung zum MHS-Programm der US Streitkräfte letztlich nicht für sich entschied, als Dienstwaffe im Behördengebrauch dürfte sie die erste Wahl darstellen. Hohe Handhabungssicherheit bei geringem Ausbildungsaufwand sowie im Marktsegment der Gebrauchswaffen der vergleichsweise aller geringste Instandhaltungsaufwand sind eindeutige Kriterien, die für eine Glock Pistole sprechen.
Das Gesamtausstattungspaket der 19X lässt für behördlichen Gebrauch keine Wünsche offen.
Bemängelt wird mitunter die Notwendigkeit, den Abzug abzukrümmen, um die Waffe zerlegen zu können. Anstatt von Herstellern zu fordern, eine Möglichkeit zu schaffen, die Waffe auch bei gespannten Abzug zerlegen zu können, sollten auch behördeninterne Sicherheitsprotokolle modernisiert werden; und eben nicht nur der Handwaffenbestand. Ausbildungsmängel lassen sich nicht durch höheren technischen Aufwand kompensieren.

Besonderheiten: Nase und Fangriemenöse

Die ersten Schüsse
Die 19X absolvierte bisher etwa 500 Schuss. Für den Rest des Jahres 2019 wird sie auf Schießkursen von Akademie 0/500 als Demo-Waffe verwendet. In diesem Langzeittest wird sie mindestens 5.000 Schuss sowie mitunter auch größere Reinigungsintervalle durchlaufen. Ein Präzisionstest auf 120 Meter oder gar 150 Meter steht für April auf dem Programm.

Lieferumfang
Im Lieferumfang enthalten sind insgesamt drei 17-Schuss-Magazine. Zwei davon kommen mit einer 2+ Bodenplatte. Außerdem werden die austauschbaren Griffrücken der Größen M und L mitgeliefert. Neu ist hierbei, dass sowohl M als auch L zusätzlich in der Beaver-Tail Ausführung beiliegen.

Fazit
Wer noch keine Glock Pistole sein Eigen nennt, aber über einen Kauf nachdenkt, sollte gleich zur 19X greifen. Die Waffe besitzt einerseits natürlich alle Vorteile, die jede Glock hat. Darüber hinaus erkauft sich der Anwender den Zusatznutzen einer Stahlvisierung mit Tritiumeinsätzen, maritime Federteller sowie den nicht vorhandenen Magazintrichter.

Technische Daten
Modell: Glock 19X
Hersteller: Glock Ges.m.b.H., Österreich
Waffenart: Selbstladepistole
Kaliber: 9 mm Luger (9x19)
L x B x H: 189 x 33 x 139 mm
Lauflänge: 102 mm
Visierlinie: 152 mm
Abzugssystem: Glock Safe Action®
Abzugsgewicht: 2,2 kg
Gewicht: 625 g (ohne Magazin)