„Eine Glock schießt auch mit gebrochener Abzugsfeder!“, gehört hat man so etwas wohl schon einmal. Jedenfalls würde man einer solchen Aussage keine weitere Beachtung schenken. Die Waffe schießt aber tatsächlich auch ohne Abzugsfeder weiter.
Eine Glock besitzt insgesamt neun Federn. Vier davon in der
Verschlussbaugruppe: Die Schließfeder (#3), die Schlagbolzenfeder (#7),
die Feder der Schlagbolzensicherung (#10) und die Druckbolzenfeder (#13), die
den Druck auf die Ausziehkralle bringt. Im Griffstück befinden sich ebenfalls
vier Federn: Die, für den Magazinauslöser (#18), die „Slide Lock Spring“ (#20),
die Abzugsfeder (#25) und die Verschlussfangfeder (#27). Außerdem gibt es noch
die Magazinfeder (#31).
Jede dieser Federn ist für die störungsfreie Funktion einer
Waffe wichtig. Bricht eine Feder, kann das den Totalausfall der Waffe nach sich
ziehen. Jedes Bauteil, selbst bei höchster Fertigungsqualität, unterliegt einem
Verschleiß und kann daher brechen. Auch eine Glock Abzugsfeder.
Augenzeuge
Man wird nicht oft Augenzeuge einer gebrochenen
Glock-Abzugsfeder. Bei Akademie 0/500 hat es neun Jahre und 3.000 Teilnehmer
gedauert, von denen gefühlt 50% Glock Pistolen nutzen. In einem der letzten
PRM-Kurse brach die Abzugsfeder einer Dienst Glock 17 mit einer Schussbelastung
von mehreren 10.000 Schuss. Das erstaunliche war, dass die Waffe dennoch
weiterhin zum Schießen genutzt werden konnte, sofern der Anwender konsequent
die Abzugstechnik des Trigger Reset anwendet. Also den Finger erst nach der
Rückstoßverarbeitung kontrolliert zum Resetpunkt zurückführt. Technisch wird
die Abzugsstange dabei durch den Verschluss wieder gespannt. Auch mit einer
komplett ausgebauten Abzugsfeder konnte dieses Merkmal zu Testzwecken
nachgestellt werden. Für Glock Anwender bedeutet das, das Quäntchen mehr
Zuverlässigkeit für den relativ unwahrscheinlichen Fall eines Federbruchs.
Die Alternative: New
York Trigger
Als sich die New Yorker Polizei in den 1980er Jahren dazu
entschied, ihre Beamten mit Glock Pistolen auszurüsten, wollte man ihnen den
Wechsel vom Revolverabzug auf den Glock Safe-Action-Abzug erleichtern. Glock
überarbeitete den Abzugsmechanismus grundlegend und entwickelte eine
Abzugsfeder, die unter dem Name „New York Trigger Spring“ in die Waffengeschichte
einging. Die Waffe erhält damit eine andere Abzugscharakteristik, welche an
einen Double-Action Abzug angelehnt ist. Sowohl Abzugsvorweg als auch
Abzugswiderstand erhöhen sich. Die Charakteristik eines reinen Double-Action
Revolverabzugs kann damit jedoch nicht abgebildet werden.
Von Kritikern wird der New York Trigger gern als
unbeherrschbar beschrieben. Fälschlicherweise folgt man mit dieser Denkweise
der Meinung, die Präzision einer Waffe erhöhe sich, wenn ihr Abzugswiderstand
geringer wird. Das ist aber nicht der Fall. Leichtere Abzüge kaschieren bis zu
einem gewissen Grad lediglich einen vorhandenen Abzugsfehler des Schützen. Sie
helfen aber keineswegs dabei, diesen motorisch bedingten Abzugsfehler zu
beheben. Ganz im Gegenteil: Durch fortgesetztes falsches Üben schleift sich der
Abzugsfehler mehr und mehr ein. Darüber hinaus stellen leichte Abzüge eine
Gefahr dar, wenn in Stresssituationen das Ausführen von feinmotorischen
Bewegungen nicht mehr funktioniert.
Technische
Beschreibung
Die technische Umsetzung eines New York Trigger ist simpel:
Während beim Standard Glockabzug die Abzugsfeder permanent unter Zug steht und
bis zur Schussauslösung noch weiter gespannt, d.h. „gezogen“ werden muss, steht
die New York Abzugsfeder (Bauteil #25a/b) permanent unter Druck. Zur
Schussauslösung wird sie über den Abzug und die Abzugsstange weiter
komprimiert.
Es gibt zwei Ausführungen des New York Trigger. Den N.Y.1
und den N.Y.2
Der N.Y.1 Abzug ist olivgrün und besitzt eine silberfarbene
Feder. Der N.Y.2 ist orange und hat eine schwarze Feder. Er ist der härtere von
beiden.
Je nach Schlagbolzenfeder und Steuerfeder entstehen
unterschiedliche Konfigurationen. Vorausgesetzt man nutzt die Standard
Schlagbolzenfeder mit 24 Newton, erreicht die N.Y.1 Abzugsfeder in Verbindung
mit einer „minus“-Steuerfeder nach Werksangaben ein Abzugsgewicht von 3,5 kg.
In Verbindung mit einer Standard Steuerfeder 4,0 kg.
Die N.Y.2 Abzugsfeder kommt in Verbindung mit der Standard
Steuerfeder auf 5,0 kg Abzugswiderstand. Eine Verwendung der New York
Abzugsfedern in Verbindung mit der „plus“-Steuerfeder wird werksseitig nicht
empfohlen.
Fazit
Eine Glock bringt im Ernstfall auch mit einer gebrochenen
oder auch ganz ohne Abzugsfeder weiterhin Wirkung ins Ziel. Der Austausch des
Kleinteils kann feldmäßig innerhalb von zwei Minuten vorgenommen werden. Wer
dennoch vorbeugen möchte, installiert den New York Trigger.
Service
Die nächste Glock Werkstatt findet am 24. März 2017 in
Fraureuth bei Zwickau von 13 bis 17 Uhr statt.
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