Dienstag, 4. Oktober 2016

Die Glock Abzugsfeder


„Eine Glock schießt auch mit gebrochener Abzugsfeder!“, gehört hat man so etwas wohl schon einmal. Jedenfalls würde man einer solchen Aussage keine weitere Beachtung schenken. Die Waffe schießt aber tatsächlich auch ohne Abzugsfeder weiter.


Eine Glock besitzt insgesamt neun Federn. Vier davon in der Verschlussbaugruppe: Die Schließfeder (#3&#4), die Schlagbolzenfeder (#7), die Feder der Schlagbolzensicherung (#10) und die Druckbolzenfeder (#13), die den Druck auf die Ausziehkralle bringt. Im Griffstück befinden sich ebenfalls vier Federn: Die, für den Magazinauslöser (#18), die „Slide Lock Spring“ (#20), die Abzugsfeder (#25) und die Verschlussfangfeder (#27). Außerdem gibt es noch die Magazinfeder (#31).
Jede dieser Federn ist für die störungsfreie Funktion einer Waffe wichtig. Bricht eine Feder, kann das den Totalausfall der Waffe nach sich ziehen. Jedes Bauteil, selbst bei höchster Fertigungsqualität, unterliegt einem Verschleiß und kann daher brechen. Auch eine Glock Abzugsfeder.

Augenzeuge
Man wird nicht oft Augenzeuge einer gebrochenen Glock-Abzugsfeder. Bei Akademie 0/500 hat es neun Jahre und 3.000 Teilnehmer gedauert, von denen gefühlt 50% Glock Pistolen nutzen. In einem der letzten PRM-Kurse brach die Abzugsfeder einer Dienst Glock 17 mit einer Schussbelastung von mehreren 10.000 Schuss. Das erstaunliche war, dass die Waffe dennoch weiterhin zum Schießen genutzt werden konnte, sofern der Anwender konsequent die Abzugstechnik des Trigger Reset anwendet. Also den Finger erst nach der Rückstoßverarbeitung kontrolliert zum Resetpunkt zurückführt. Technisch wird die Abzugsstange dabei durch den Verschluss wieder gespannt. Auch mit einer komplett ausgebauten Abzugsfeder konnte dieses Merkmal zu Testzwecken nachgestellt werden. Für Glock Anwender bedeutet das, das Quäntchen mehr Zuverlässigkeit für den relativ unwahrscheinlichen Fall eines Federbruchs.



Die Alternative: New York Trigger
Als sich die New Yorker Polizei in den 1980er Jahren dazu entschied, ihre Beamten mit Glock Pistolen auszurüsten, wollte man ihnen den Wechsel vom Revolverabzug auf den Glock Safe-Action-Abzug erleichtern. Glock überarbeitete den Abzugsmechanismus grundlegend und entwickelte eine Abzugsfeder, die unter dem Name „New York Trigger Spring“ in die Waffengeschichte einging. Die Waffe erhält damit eine andere Abzugscharakteristik, welche an einen Double-Action Abzug angelehnt ist. Sowohl Abzugsvorweg als auch Abzugswiderstand erhöhen sich. Die Charakteristik eines reinen Double-Action Revolverabzugs kann damit jedoch nicht abgebildet werden.
Von Kritikern wird der New York Trigger gern als unbeherrschbar beschrieben. Fälschlicherweise folgt man mit dieser Denkweise der Meinung, die Präzision einer Waffe erhöhe sich, wenn ihr Abzugswiderstand geringer wird. Das ist aber nicht der Fall. Leichtere Abzüge kaschieren bis zu einem gewissen Grad lediglich einen vorhandenen Abzugsfehler des Schützen. Sie helfen aber keineswegs dabei, diesen motorisch bedingten Abzugsfehler zu beheben. Ganz im Gegenteil: Durch fortgesetztes falsches Üben schleift sich der Abzugsfehler mehr und mehr ein. Darüber hinaus stellen leichte Abzüge eine Gefahr dar, wenn in Stresssituationen das Ausführen von feinmotorischen Bewegungen nicht mehr funktioniert.



Technische Beschreibung
Die technische Umsetzung eines New York Trigger ist simpel: Während beim Standard Glockabzug die Abzugsfeder permanent unter Zug steht und bis zur Schussauslösung noch weiter gespannt, d.h. „gezogen“ werden muss, steht die New York Abzugsfeder (Bauteil #25a/b) permanent unter Druck. Zur Schussauslösung wird sie über den Abzug und die Abzugsstange weiter komprimiert.
Es gibt zwei Ausführungen des New York Trigger. Den N.Y.1 und den N.Y.2
Der N.Y.1 Abzug ist olivgrün und besitzt eine silberfarbene Feder. Der N.Y.2 ist orange und hat eine schwarze Feder. Er ist der härtere von beiden.
Je nach Schlagbolzenfeder und Steuerfeder entstehen unterschiedliche Konfigurationen. Vorausgesetzt man nutzt die Standard Schlagbolzenfeder mit 24 Newton, erreicht die N.Y.1 Abzugsfeder in Verbindung mit einer „minus“-Steuerfeder nach Werksangaben ein Abzugsgewicht von 3,5 kg. In Verbindung mit einer Standard Steuerfeder 4,0 kg.
Die N.Y.2 Abzugsfeder kommt in Verbindung mit der Standard Steuerfeder auf 5,0 kg Abzugswiderstand. Eine Verwendung der New York Abzugsfedern in Verbindung mit der „plus“-Steuerfeder wird werksseitig nicht empfohlen.

Fazit
Eine Glock bringt im Ernstfall auch mit einer gebrochenen oder auch ganz ohne Abzugsfeder weiterhin Wirkung ins Ziel. Der Austausch des Kleinteils kann feldmäßig innerhalb von zwei Minuten vorgenommen werden. Wer dennoch vorbeugen möchte, installiert den New York Trigger.

Service
Die nächste Glock Werkstatt findet am 24. März 2017 in Fraureuth bei Zwickau von 13 bis 17 Uhr statt.

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