Notfälle treten immer sehr plötzlich ein, weshalb man sie
auch als Notfälle bezeichnet. Begleitet werden sie meistens von Kälte, Nässe,
Dehydration, Hunger oder Schmerzen. Der Inhalt eines Notfallrucksacks sollte in
erster Linie die Folgen dieser Begleiterscheinungen lindern
Not- oder Katastrophenfälle können derart unterschiedlich
ausgeprägt sein, das eine detaillierte Vorbereitung auf den einen, bestimmten
Fall unmöglich erscheint. Generalistisch und allgemeingültig zu bleiben und das
Wesentliche nicht aus dem Blick zu verlieren, kann dabei grundsätzlich eine
erfolgversprechende Maxime im Handeln sein. Das trifft auch auf die
Zusammenstellung des Inhalts für einen Notfallrucksack zu.
Der kognitive Ansatz
Allein durch bloßes überlegen, was wesentlich wäre, wenn lediglich
die folgenden 18 Stunden im Freien verbracht werden müssten, ließe sich ein
Notfallrucksack schon zum großen Teil sinnvoll bestücken.
„Mir wird kalt.“, ein warmer Pullover und ein Paar
Wechselsocken wären nicht schlecht.
„Jetzt fängt es auch noch an zu regnen.“, ich könnte eine
Regenjacke gebrauchen.
„Irgendwie hab ich Durst und Hunger.“, ein warmer Tee oder
das schnöde Fertiggericht aus dem Supermarkt würden meine Moral jetzt sicher
stärken. Ebenso, wie ein Mindestausrüstungssatz an Artikeln zur persönlichen
Hygiene.
Feuer machen, mit Karte und Kompass orientieren oder einen
Unterschlupf für die Nacht bauen, wären hierbei schon das
Fortgeschrittenenprogramm.
Der experimentelle
Ansatz
Im Experiment ließen sich die so gewonnenen Erkenntnisse und
die zusammengetragenen Ausrüstungsgegenstände leicht auf ihre
Praxistauglichkeit prüfen. Die Erkenntnis, dass der menschliche Körper selbst
bei moderater Belastung problemlos für ein oder zwei Tage ganz ohne feste Nahrung
auskommen kann, hilft bei der Zusammenstellung eines Notfallrucksacks.
Der empirische Absatz
Liegen zum Untersuchungsgegenstand bereits Erfahrungen vor?
Wie haben das Abermillionen Geflüchteter gemacht? Die empirische Datenbasis
äußert sich dazu erschreckend deutlich: Das Mitführen von Ausweispapieren oder
Reisepässen wird überbewertet. Ebenso Kleidung, Nahrung oder Kinderspielzeug.
Wer sich im Notfall aber weder auf Bahnhofsklatscher noch auf inflationäre Identitätsüberprüfungen
einer gleichgültigen, zerfallenden Staatsmacht verlassen möchte, geht noch
einmal zurück auf den kognitiven Ansatz und überprüft seine daraus
resultierenden Überlegungen im Experiment. Offenbaren sich beim Durchlaufen
dieser Schleife Kompetenz- oder Fähigkeitslücken, sucht man sich die Unterstützung
Dritter, bspw. privatwirtschaftlicher Anbieter themengleich gelagerter Seminare.
Die Lehrmanufaktur
Nach Prüfung der Kriterien Philosophie, Konzept, Methode und
Didaktik, fiel die Wahl auf den Veranstalter Die Lehrmanufaktur. Mit dem Lehrkonzept
der SCOUT-Kurse bietet dieser Seminarveranstalter eine ganzheitliche Ausbildung
zur Krisenvorsorge für den unbedarften Bürger. (vgl. Waffenkultur Nr. 43, Seite
10)
Die theoretische Unterweisung, die während des
Einstiegseminars SCOUT I stattfindet zielt u.a. auf die Notwendigkeit eines
vorgepackten Rucksacks ab und endet mit einer Packplanempfehlung. In Teilen angelehnt
an diesen Verpackungsplan wurde der hier vorgestellte Rucksack bestückt.
Low-Budget Gedanke
Soll ein Notfallrucksack fast ausschließlich mit
hochwertigen und damit meistens auch hochpreisigen Ausrüstungsgegenständen
bestückt werden, bleibt die Umsetzung der Idee vermutlich auf halben Wege
stecken. Kaum jemand wird mehrere Hundert Euro in die Beschaffung neuer
Ausrüstung investieren, um sie dann für einen unbekannten Zeitraum und ungenutzt
in einem Notfallrucksack zu lagern. Auf dem SCOUT I Kurs werden neben der
Lehrempfehlung auch preisgünstige Alternativen genannt, mit denen gearbeitet
werden kann. Der Ansatz, auf preiswerte oder im Haushalt bereits vorhandene
Ausrüstung und Bekleidung zurückzugreifen, ist wesentlich praktikabler.
Mitunter lässt sich so ein kompletter Notfallrucksack für deutlich weniger als
einhundert Euro bereitstellen.
Umsetzung
Als Rucksack dient ein seit über 15 Jahren vorhandener und
bereits ausrangierter Deuter TransAlpine mit 30 Liter Stauraum. Der Deuter kommt
mit einem unauffälligen Alltags-Erscheinungsbild und hatte sich mit sehr
ordentlichem Tragekomfort bewährt. Er besitzt sogar eine integrierte
Regenschutzhülle.
Der Inhalt wird in Fähigkeitsbereiche unterteilt. Diese
können bspw. gegliedert sein nach: Überleben, Witterungsschutz, Hygiene &
Erste Hilfe sowie (Not-)Verpflegung.
Packeinheit Überleben
Es ist erstaunlich, wie schnell sich diese Packeinheit
füllt, greift man nur auf vorhandene Dinge zurück, die zum Teil sogar
Werbegeschenke waren. Ein Multi-Tool inklusive Kleinkompass, Feuerzeug, ein
Messer mit feststehender Klinge, Taschenlampe und Rettungsdecke konnten so
zusammengetragen werden. Die Fenix-Kopflampe war vorhanden ein ultrakompakter
Wasserfilter der Marke Sawyer Mini (etwa 30 Euro) wird noch beschafft.
Packeinheit Wetter
Hierzu gehört vor allem ein Satz Wechselwäsche. Ein Griff in
die Schrankabteilung „halbausrangiert“ füllte die Packeinheit fast vollständig:
Ein Langarm-Merinohemd von Woolpower, eine Hose von Helikon (Ripstop Gewebe)
sowie Socken, Unterhose, Mütze und Sturmhaube.
Verpackt wird das Ganze in einem ebenfalls vorhandenen
Packsack mit Schnürung.
Eine zweite Packeinheit „Wetterzusatzbekleidung“ enthält
Handschuhe, eine weitere Mütze, Regenjacke und eine Berghaus Isolationsjacke VapourLight.
Packeinheit Hygiene
Das minimalistische Schminkköfferchen sollte vorrangig
enthalten: Zahnpflege, Handtuch und Waschlappen, einen Kamm, Zeckenzange sowie
eine Kleinpackung Sonnencreme und Toilettenpapier. Eine Kaufempfehlung sind
bspw. die „Bubbel Towel“ Reisehandtücher von N-rit. Es bindet dreimal mehr
Wasser als sein Eigengewicht. Das Polyester-Nylon-Gestrick trocknet sehr
schnell und ist nach dem Auswringen direkt wieder einsatzbereit.
Packeinheit
Verpflegung
Vorrangig sollte Trinkwasser mitgeführt werden, bzw. ein
ultrakompakter Wasserfilter zur provisorischen Wasseraufbereitung. Der
menschliche Körper bleibt auch nach 24 oder 48 Stunden ohne feste Nahrung
erstaunlich leistungsfähig. Länger haltbare Energieriegel oder eine Tüte mit
(ungesalzenen) Nüssen dienen weniger der Energiezufuhr sondern eher dazu,
Motivationslöcher zu überbrücken.
Gewicht und
Investition
Das Gewicht des Tagesrucksacks beträgt mit allen o.g.
Ausrüstungsgegenständen etwa sechs Kilogramm.
Die teuersten Sachen im Rucksack sind die Regenjacke Minimus
von Montane (180 Euro), der VapourLight HyperTherm Smock von Berghaus (etwa 100
Euro) sowie der IFAK. Das N-rit Reisehandtuch ist im Outdoor-Handel je nach
Größe für etwa 20 Euro zu haben.
Optionaler Inhalt
Ein zusätzlicher Fähigkeitsbereiche könnte sein: Übernachten
im Freien. Praktische Erfahrungswerte und ein minimalistischer Denkansatz sind
hier besonders wichtig. Anderenfalls ist das Packvolumen eines
30-Liter-Rucksacks schnell ausgereizt. Ob es wirklich eines Schlafsacks bedarf
ist eine individuelle Abwägung. Ebenso der Wunsch nach einer Iso-Matte oder
einem Kleinzelt. Jeder dieser Gegenstände muss beschafft, im Rucksack für den
Notfall vorgehalten und am Ende auch getragen werden. Je größer und schwerer
ein Rucksack ist, desto eingeschränkter ist man in seiner Beweglichkeit.
Was nicht zum Inhalt
gehört
Nicht in einen Notfallrucksack gehören alle Gegenstände, die
einer Erwerbsgenehmigung und Aufbewahrungspflichten unterliegen, wie z.B. Schusswaffen
und Munition. Ebenso grobes Werkzeug, wie Spaten, Axt oder Sägen, das den
Rucksack übermäßig schwer und sperrig machen würde.
Service
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