Was ist drin in meinem IFAK? Individuelle First Aid Kits (IFAK) sind individuell bestückt. Der Nutzer macht sich Gedanken über Eintrittswahrscheinlichkeiten und wählt dementsprechend die Größe und den Inhalt seiner Ersthelfertasche. Auch die eigenen Fähigkeiten in der Anwendung des Materials spielen dabei eine Rolle
Am Ende ist jede Ersthelfertasche zu klein. Man möchte grundsätzlich so viel hineinstopfen, wie möglich, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Dieser Denkansatz führt regelmäßig zur Beschaffung einer größeren Tasche, mit der man über kurz oder lang wieder vor demselben Problem steht. Minimalismus tut Not. Das heißt auch, eine Besinnung auf das Wesentliche, auf Eintrittswahrscheinlichkeiten sowie eine kritische Analyse der eigenen Kompetenzen.
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Der „Vehicle Med Kit“ von Helikon-Tex kostet ungefüllt um die fünfzig Euro |
Dieser Beitrag versucht einige Lösungen zu präsentieren. Neben der Bestückung an sich werden auch einige Taschen als Kaufempfehlung genannt und auch ein Komplettangebot vorgestellt. Die Nutzer dieser Taschen sind nur in den wenigsten Fällen professionelle Sanitäter, sondern überwiegend Privatleute mit sehr unterschiedlicher fachlicher Qualifikation. Entstanden ist dieses Konvolut durch eine nicht repräsentative Umfrage bzw. Sichtung unter Schießkursteilnehmern bei Akademie 0/500®.
Der MinimalansatzBeim Minimalansatz reicht das Material wirklich nur für die eine massive Blutung. Tourniquet, Rettungsdecke und Verbandszeug in Form einer Emergency Bandage® (auch als Israeli-Bandage bezeichnet) waren die am häufigsten mitgeführten Dinge. Die Hoffnung liegt hier auf einer zügigen Weiterversorgung durch rasch eintreffende, professionelle Rettungskräfte. Die Rettungsdecke sollte zum Zweck des Wärmeerhalts immer dabei sein.
Nur die wenigsten Blutungen benötigen tatsächlich die dauerhafte Anlage eines Tourniquet. Meistens bewirkt auch schon ein Druckverband das Stoppen der Blutung. Wozu die Israeli-Bandage sehr gut geeignet ist.
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Der „Modular Individual Med Kit Pouch“ (Helikon-Tex) wird mit einer Innentasche geliefert (Im Aufmacherbild rechts unten). Er kann aber auch als eigenständige IFAK-Tasche genutzt werden |
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Bestückt ist er vor allem mit Material zur Blutungskontrolle. In den gelben Eiern sind Einmalhandschuhe verstaut |
Der Minimalansatz PlusIFAK mit einer erweiterten Ausstattung wurden meist von Leuten mitgeführt, die eine fundierte Ausbildung in der präklinischen Wundversorgung oder im Rettungsdienst haben. Der Minimalansatz ergänzte sich um Hämostyptika, Wendl-Tubus, Handschuhe, Dekompressionsnadel und sog. Chest-Seal und eine Rettungsschere. In allen Fällen wiesen die Nutzer solcher IFAK darauf hin, dass sie sich weigern werden, dass ihnen die Dekompressionsnadeln aus ihren eigenen IFAK von ungeschulten Dritten gesetzt werden sollten.
Der AllgemeinansatzDie Eintrittswahrscheinlichkeit einer massiven Blutung bei einem ordnungsgemäß durchgeführten Schießtraining ist gering. Die Eintrittswahrscheinlichkeit von Alltagsverletzungen ist ungleich höher. Bei alltäglichen Schnitt- oder Schürfwunden gleich mit einem Tourniquet zu hantieren, nur weil er eben gerade griffbereit ist, wäre übertrieben. Auch für diese Wunden eignet sich die universell einsetzbare Israeli-Bandage.
Brandwunden gehören ebenso zu den Alltagsverletzungen mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit.
Eine Brandwunde ist immer sehr dankbar für etwas Kühlgel und Burn Dressing. Desinfektionsspray und eine Zeckenpinzette und Knicklichter können ebenfalls Bestandteil dieser etwas umfangreicheren Medic-Tasche sein.
Als Transportmittel dient der Lysander Med Waist Bag von Direct Action. Diese Hüfttasche bewegt sich im Volumen zwischen einem kleinen Individual First Aid Kit und einem Medic-Rucksack.
Die Lysander Medic-Hüfttasche ist groß genug, um Material auch in doppelter Ausführung zu beherbergen, bspw. wenn es notwendig werden sollte, einen IFAK nachzufüllen.
An der Unterseite des Lysander kann ein sog. Combat Stretcher verzurrt werden. Dieses Bergenetz kann zum Verwundetentransport genutzt werden.
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Der IFAK Trauma Kit von Rhino Rescue ist 25 mal 13 mal 9 Zentimeter groß und kostet komplett ausgestattet fünfzig bis sechzig Euro |
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Der Lieferumfang ist beachtlich und enthält auch ein Medic Manual, eine TCCC Card sowie einen Stift. (Das Knicklicht wurde extra beschafft) |
Das KomplettangebotIndividual First Aid Kits können eigenverantwortlich zusammengestellt werden. Man kann sie aber auch als Komplettangebot erwerben. Eine mögliche Bezugsquelle ist der Anbieter Rhino Rescue. Sinnvoll bestückte Trauma Kits sind für fünfzig bis sechzig Euro im Handel erhältlich.
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Am Boden des Lysander Med Waist Bag kann ein sog. Combat Stretcher verzurrt werden, der ebenfalls aus dem Hause Direct Action D.A. stammt |
Nachfüll-SetsRhino Rescue bietet auch Nachfüll-Sets an, mit denen Medic-Kits wieder aufgefüllt oder erweitert werden können.
Tendenz und WürdigungRettungsdecke, Handschuhe und Tourniquet waren Bestandteile der meisten IFAK. Verbandsmaterial (häufig als Israeli-Bandage), Wendl-Tubus und Wundpflaster wurden ebenfalls oft mitgeführt. Nach Aussage der meisten Anwender ist die Idee ihrer IFAK, eine massive Blutung bis zum Eintreffen professioneller Rettungskräfte kontrollieren zu können.
Guter Absicht zu sein, ist immer nobel. Eine Tat setzt aber gleichermaßen das Vorhandensein von Fähigkeiten voraus. Diese müssen einmal erworben und permanent aufrechterhalten werden. Der Besuch eines Tagesseminars zur Notfallversorgung kann hierfür der erste Schritt sein.
In den „Cool Guy“, der lediglich einen Tourniquet an seinem Battle-Belt trägt, um die Außenwirkung von Kompetenz zu erzeugen, sollte grds. nicht allzu viel Hoffnung gesteckt werden.