Das Konzept der Ruger Precision Rifle ist eine Erfolgsgeschichte, die im Jahr 2015 begann. Seit 2016 ist das Gewehr in einer verbesserten Gen. 2 lieferbar. Derzeit gibt es die RPR in acht verschiedenen Kalibern. Wir haben die RPR im Kaliber 300PRC seit fast einem Jahr im Test. Die Ergebnisse sind beeindruckend
Die riesige Mündungsbremse arbeitet sehr ordentlich. Die 300PRC schießt sich nicht wesentlich unangenehmer, als eine .308 Win |
Die Anschaffung der ersten Ruger Precision Rifle erfolgte im Jahr 2016. Die Waffe war zu dem Zeitpunkt schon eine verbesserte Gen. 2 und für das Kaliber .308 eingerichtet. Die RPR wurde in den vergangen neun Jahren mit unterschiedlichen Zielfernrohren bestückt und auf unzähligen Trainingssitzungen geschossen. Die Gesamtschusszahl beläuft sich momentan auf 1.760 Schuss .308 Win. Den weitesten Treffer generierte die .308 über 1.050 Meter, wofür 155 Höhenklicks erforderlich waren. Seit Beginn des Langzeittests erwies sich die Ruger als robuste, präzise und sehr angenehm zu schießende Waffe.
Die Gelegenheit, die Ruger Precision Rifle in einem wesentlich leistungsstärkeren Kaliber zu erwerben und zu testen, bot sich mit der Einführung der Waffe im Kaliber 300PRC (Modell 18083), welche etwa seit 2020 auf dem Europäischen Markt verfügbar war. Die Markteinführung erfolgte zeitgleich mit den Kalibervarianten für 300 Win Mag (Modell 18081) und für .338 Lapua Magnum (Modell 18080). Diese drei Modell bilden die derzeit leistungsstärksten Ruger Precision Rifle ab.
300PRC vs. .308 Win
Im direkten Vergleich zur 300PRC-kalibrierten Waffe erscheint das .308-Win-Modell wie ein Miniaturgewehr. Die 300PRC bringt insgesamt drei Kilogramm mehr auf die Waage. Allein der größere Verschluss, der durch das leistungsstarke Kaliber notwendig wird, wiegt mit 550 Gramm fast zweihundert Gramm mehr als bei der .308 Win.
Der Lauf ist fünfzehn Zentimeter länger und besitzt eine fast faustgroße Mündungsbremse mit zwei Kammern. Der Vorderschaft hat einen deutlich größeren Umfang und ist ebenfalls länger.
Kaliberbedingt ist der Verschluss größer dimensioniert. Der 300PRC Verschluss wiegt 550 Gramm |
Auch der Verschlusskopf ist größer. Er hat wesentlich mehr Verriegelungsarbeit zu leisten, als im Kaliber .308 Win |
Schwer aber auch vorteilhaft
Die gut achteinhalb Kilogramm, inklusive Optik und gefülltem Magazin möchte man nicht den ganzen Tag von einer Scharfschützenstellung in die nächste schleppen, besonders nicht, wenn es wie beim letzten Scharfschützenkurs, teils durch unwegsames Gelände permanent bergauf geht. Leichtere Gewehre bieten in diesem Punkt wohl einen Vorteil. Liegt man aber erst einmal in der Scharfschützenstellung, spielt die 300PRC all ihre Vorteile aus, der wegen sie angeschafft wurde: Große Reichweite. Hohe Ersttrefferwahrscheinlichkeit aufgrund geringerer Seitenwindanfälligkeit. Die Zufallsvariable „Wind“ hat bei einer 300PRC grds. weniger Einfluss, wodurch sich das Treffer-Ratio des Schützen allgemein erhöht, weil Fehler bei der Windlesefähigkeit des Schützen durch das Kaliber kompensiert werden. (siehe Waffenkultur Nr. 74)
Das Griffstück und die Sicherung sind nicht nur AR-typisch, sondern auch identisch zu anderen RPR-Modellen |
Rugers Baukasten-Prinzip
Sieht man von kaliberbedingt größer dimensionierten Bauteilen ab, sind viele Bauteile nach wie vor AR-typisch. Das Griffstück und die Sicherung sind nicht nur AR-typisch, sondern auch identisch zu anderen RPR-Modellen. Der in Höhe und Länge verstellbare Klappschaft ebenso. Eventuelle Tuningmaßnahmen sind unnötig. Weder der Klappschaft noch das Griffstück müssen gegen irgendwelche After-Market-Teile ausgetauscht werden. Auch der Abzug ab Werk ist völlig in Ordnung und bedarf keiner Überarbeitung.
Systemkasten und Repetierweg
Während eine .308 Win. mit zehn Zentimeter Repetierweg auskommt, benötigt die 300PRC 12,5 Zentimeter. Auf dem Systemkasten sitzt eine Picatinnyschiene mit 30 MOA Vorneigung; anstatt mit 20 MOA Vorneigung, wie bei dem RPR Modell im Kaliber .308 Win.
Die RPR kommt ab Werk mit einer Picatinny-Schiene von 30 MOA Vorneigung. ZF-Montage mit Vorneigung sind daher nicht notwendig |
Lauf
Der Lauf ist mit 26“ (66 Zentimeter) nicht nur länger, sondern auch wesentlich dicker (23 Millimeter). Er besitzt einen 1:9 Drall. Die Mündungsbremse arbeitet sehr zuverlässig für den Schützen. Die RPR schießt sich trotz des leistungsstarken Kalibers und den annähernd 6.000 Joule Mündungsenergie nicht wesentlich unangenehmer, als eine .308 Win. Selbst Schussabgaben im Stehendanschlag sind machbar. Die Lebensdauer eines Laufes in dieser Kalibergruppe wird üblicherweise mit eintausend Schuss ohne Präzisionsverluste veranschlagt.
Bestückt wurde die Ruger mit einem Kahles K624i und einer Spuhr-Montage SP-4001C. Schon auf anderen ZF-Gewehren hatte sich dieses Set-Up außerordentlich gut bewährt |
Optik
Die Ruger wurde mit einem Kahles 6-24x56 bestückt. Als Bindeglied dient eine Spuhr-Blockmontage SP-4001C. Da die Picatinnyschiene der Waffe von Haus aus 30 MOA Vorneigung mitbringt, ist eine Blockmontage mit Vorneigung nicht erforderlich.
Schussleistung
Standardmäßig wurde die Ruger auf einhundert Meter eingeschossen. Ob eine Verlagerung der Fleckschussdistanz auf dreihundert Meter Vorteile für den Anwender bringt, soll perspektivisch auf einem weiteren Scharfschützenkurs getestet werden.
Ihren weitesten Treffer bisher erreichte die RPR 300PRC auf 1.300 Meter (Zielgröße 75 mal 45 Zentimeter). Wofür 115 Höhenklicks erforderlich waren.
Fazit
Wer sich nicht auf Super-Fancy-Costum-Built Geräte im Kaliber 300PRC einlassen möchte, der ist mit der grundsoliden Ruger Precision Rifle gut beraten. Darüber hinaus: Wird nach eintausend Schuss wirklich ein Lauftausch erforderlich, könnte man bspw. bei Lothar Walther anfragen.
Mehr dazu in Waffenkultur Nr. 78
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