Montag, 11. Oktober 2010

Der New York Trigger

Die Firma Glock bietet für ihre Pistolen mehrere Abzugsvarianten an. Eine davon ist unter der Bezeichnung „New York Trigger“ bekannt. Der New York Trigger ist landläufig mit dem Vorurteil belastet, hart und kaum beherrschbar zu sein. Ein Selbsttest zeigt jedoch, dass er durchaus eine Alternative auch für die Nutzung in Gebrauchswaffen darstellen kann.


Ursprung
Als sich die New Yorker Polizei in den 1980er Jahren dazu entschied, ihre Beamten mit Glockpistolen auszurüsten, wollte man ihnen den Wechsel vom Revolverabzug auf den Glock Safe-Action-Abzug erleichtern. Glock überarbeitete den Abzugsmechanismus grundlegend und entwickelte eine Abzugsfeder, die unter dem Name „New York Trigger Spring“ in die Waffengeschichte einging. Die Waffe erhält damit eine andere Abzugscharakteristik, welche an einen Double-Action Abzug angelehnt ist. Sowohl Abzugsvorweg als auch Abzugswiderstand erhöhen sich. Die Charakteristik eines reinen Double-Action Revolverabzugs kann damit jedoch nicht abgebildet werden.

Von Kritikern wird der New York Trigger gern als unbeherrschbar beschrieben. Fälschlicherweise folgt man mit dieser Denkweise der Meinung, die Präzision einer Waffe erhöhe sich, wenn ihr Abzugswiderstand geringer wird. Das ist aber nicht der Fall. Leichtere Abzüge kaschieren bis zu einem gewissen Grad lediglich einen vorhandenen Abzugsfehler des Schützen. Sie helfen aber keineswegs dabei, diesen motorisch bedingten Abzugsfehler zu beheben. Ganz im Gegenteil: Durch fortgesetztes falsches Üben schleift sich der Abzugsfehler mehr und mehr ein. Darüber hinaus stellen leichte Abzüge eine Gefahr dar, wenn in Stresssituationen das Ausführen von feinmotorischen Bewegungen nicht mehr funktioniert.





Technische Beschreibung
Die technische Umsetzung eines New York Trigger ist simpel: Während beim Standard Glockabzug die Abzugsfeder (Bauteil #25) permanent unter Zug steht und bis zur Schussauslösung noch weiter gespannt, d.h. „gezogen“ werden muss, steht die New York Abzugsfeder (Bauteil #25a/b) permanent unter Druck. Zur Schussauslösung wird sie über den Abzug und die Abzugsstange weiter komprimiert.
Es gibt zwei Ausführungen des New York Trigger. Den N.Y.1 und den N.Y.2
Der N.Y.1 Abzug ist olivgrün und besitzt eine silberfarbene Feder. Der N.Y.2 ist orange und hat eine schwarze Feder. Er ist der härtere von beiden.

Je nach Schlagbolzenfeder und Steuerfeder entstehen unterschiedliche Konfigurationen. Vorausgesetzt man nutzt die Standard Schlagbolzenfeder mit 24 Newton, erreicht die N.Y.1 Abzugsfeder in Verbindung mit einer „minus“-Steuerfeder nach Werksangaben ein Abzugsgewicht von 3,5 kg. In Verbindung mit einer Standard Steuerfeder 4,0 kg.

Die N.Y.2 Abzugsfeder kommt in Verbindung mit der Standard Steuerfeder auf 5,0 kg Abzugswiderstand.
Eine Verwendung der New York Abzugsfedern in Verbindung mit der „plus“-Steuerfeder wird werksseitig nicht empfohlen.



(Quelle: Glock Armorer's Manual 2009, S. 45)



Vergleichstest
Im Praxistest wurde in einer Glock 19 eine N.Y.1 Abzugsfeder (olivgrün) mit einer „minus“-Steuerfeder verbaut. Der tatsächliche Abzugswiderstand beträgt 3,0 kg (Durchschnittswert aus zehn Messungen). Der Glockabzug bekommt in dieser Konfiguration eine ausgesprochen angenehme Druckpunktcharakteristik. Welche denen von Selbstladegewehren der SIG 550-Baureihe nicht unähnlich ist.
Diese Wahrnehmung ist allerdings nur subjektiv. Unter der Fragestellung, ob der New York Trigger negativen Einfluss auf die Präzision, auf den Schießrhythmus oder auf die Zeit bis zum ersten Schuss hat, wurden mehrere Standardübungen mit der Waffe geschossen.
Beim Dot Drill wurde versucht, einen relativ schnellen Rhythmus von ein Schuss in zwei Sekunden zu halten. Entfernung drei Meter.
Ebenso wurden die zehn Standardübungen für Pistole von Paul Howe (CSAT) aus einer Entfernung von 6,30 m geschossen, mit besonderem Augenmerk auf die Zeit, die für den ersten Schuss benötigt wird. In die Wertung flossen dabei nur Durchgänge ein, bei denen auch ein Treffer erzeugt wurde. Mit einem Glock Standardabzug bricht der erste Schuss im Durchschnitt bei 0,93 Sekunden. Mit einem New York Trigger bei 0,94 Sekunden. Die Differenz von 1/100 ist für die Gesamtbetrachtung irrelevant. Auch der Dot Drill konnte ohne merkliche Präzisions- oder Qualitätseinbuße absolviert werden.





Fazit
Will man seiner Glock eine Abzugscharakteristik verleihen, die etwas mehr in Richtung Druckpunktabzug tendiert, stellt die New York Abzugsfeder N.Y.1 eine echte Alternative dar.
Gebrauchswaffenträger werden den etwas höheren Abzugswiderstand schnell schätzen lernen.
Weder subjektiv noch objektiv kann man zu dem Urteil kommen, der New York Trigger sei „unbeherrschbar“.

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