Mittwoch, 15. Februar 2017

Das 4-Wege-Labyrinth

Eisenvisier oder Rotpunkt? Mit oder ohne Vergrößerung? Oder variabel? Was ist besonders empfehlenswert für mein AR-15? Wo liegen Vorteile und Nachteile? Wir zeigen hier die vier möglichen Wege auf.


Es vergeht kein Schießkurs, bei dem nicht mindestens einmal die Frage nach Visieroptionen für moderne Selbstladegewehre aufkommt. In den meisten Fällen geht es dabei gezielt um das Modell AR-15. Die Vielfalt am Optikmarkt ist schier erdrückend und nicht selten wird irgendetwas angeschafft. Mitunter entpuppt sich die Kaufempfehlung schlichtweg als „Lehrgeld“. Dieser Beitrag soll vier mögliche Wege aus dem Optiklabyrinth aufzeigen.



Weg 1: Offene Visierung
Auch als BUIS (Back-Up Iron-Sights) oder als Eisenvisierung bezeichnet, obwohl schon längst nicht mehr alle Fabrikate aus Metall gefertigt sein müssen. Grundsätzlich sollte jedes AR-15 über Kimme und Korn verfügen. Die Visierung sollte eingeschossen sein und der Schütze mit ihrer Anwendung vertraut. Mehr noch: Der Anwender sollte so viel Trainingszeit wie möglich für das Schießen mit der offenen Visierung verwenden. Wer Kimme und Korn beherrscht, beherrscht auch alles andere; und zwar spielend.
Die Vorteile einer offenen Visierung liegen auf der Hand: Sie ist preisgünstig in der Anschaffung, sie funktioniert unter allen Witterungsverhältnissen, sie ist unabhängig von einer Stromversorgung. Überdies erhöht sie das Waffengesamtgewicht nur unwesentlich.
Der Nachteil: Anwender, die altersbedingt oder aus anderen Gründen nicht mehr über 100% Sehstärke verfügen, haben u.U. Probleme beim Aufbau eines Visierbildes oder beim Finden des Haltepunktes.



Weg 2: Rotpunktoptik
Eine Rotpunktoptik (auch „RedDot“) bietet in den meisten aller denkbaren Einsatzszenarien Vorteile gegenüber einer offenen Visierung. Die Zielerfassung wird erleichtert und Zielfehler des Schützen werden bis zu einem gewissen Maß kompensiert (jedoch nicht beseitigt). Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass ein Treffer platziert werden kann, sobald der Punkt auf dem Ziel liegt. Unabhängig von der Schießposition des Schützen.



RedDots sind in den Anschaffungskosten teurer als eine Eisenvisierung. Der Anwender sollte sich mit einer Investitionssumme von mindestens 500 Euro anfreunden.
Nachteil: Bei einem nächtlichen Gefechtsschießen mit „Gefechtsfeldbeleuchtung Rot“, neutralisierte die Umgebungsfarbe den roten Punkt der Optik vollkommen. Eine vernünftige Zielerfassung war in diesem Zeitraum nicht machbar. Nachteilig ist des Weiteren die Anpassung der Leuchtintensität des Rotpunktes, bspw. zwischen Räumlichkeiten und freier Natur. Bei den meisten Optiken vollzieht sich diese Anpassung nicht automatisch, sondern muss von Hand vorgenommen werden. Ebenso unterliegen die batteriebetriebenen Geräte der Gefahr, eines Totalausfalls beim Einsatz in großer Kälte.
Da Rotpunktoptiken üblicherweise nicht vergrößernd sind, gibt es Zusatzmodule zu kaufen. Die sog. Magnifier können mittels Extra Montageeinheit als Vergrößerungsvorsatz genutzt werden. Die Vergrößerung beträgt meistens 3-fach. Aimpoint bietet seit 2016 auch einen 6-fach vergrößernden Magnifier an.



Weg 3: Fixe 4-fache Vergrößerung
Optiken mit einer fixen 4-fachen Vergrößerung sollen hier in eine separate Gruppe eingeordnet werden. Diese Optiken verfügen meist über einen Rotpunkt als auch über ein ballistisches oder ein anderweitig gestaltetes (beleuchtetes) Absehen. Der Zusatznutzen der 4-fach Vergrößerung schlägt sich zu aller erst im Preis nieder. Für Optiken dieser Gruppe sollten mindestens 1.000 Euro Budget eingeplant werden, besser 1.500 Euro. Typische Vertreter sind das Trijicon ACOG bzw. die verbesserte Version des Herstellers BROWE, das BCO 4x32. Außerdem das ELCAN Specter, das Zeiss ZO 4x30i oder das Kahles K4i. Wobei das ELCAN Specter 1x/4x eine Sonderrolle einnimmt, da es von 1x zu 4x verstellbar ist.
Der Nachteil einer permanenten 4-fachen Vergrößerung liegt eindeutig beim Schießen im extremen Nahbereich. Ein vergrößerndes Absehen ist dabei eher hinderlich als vorteilhaft.



Weg 4: Zielfernrohre mit variabler Vergrößerung
Zielfernrohre mit einer variablen Vergrößerung bildet die vierte Gruppe ab. Die Vergrößerungsbereiche umfassen für gewöhnlich 1-6fach oder 1-8fach. In Anlehnung an den Erfinder dieser Modellgruppe, Schmidt & Bender, werden diese ZF auch als „Short Dot“ oder Short Dot-ähnliche ZF bezeichnet. Diese Zielfernrohre sind Zwitter aus einfach vergrößernden Rotpunktoptiken und schwach vergrößernden Zielfernrohren. Diese Eigenschaft kann nur durch entsprechenden technischen Aufwand realisiert werden. Wodurch die Short Dots nicht nur relativ teuer sondern mit 800 g oder mehr auch relativ schwer werden. Für die Anschaffung sollten min. 1.500 Euro budgetiert werden. Zusätzlich ist bei dieser Variante noch eine ZF-Montage fällig, die ebenfalls noch einmal mit etwa 200 bis 300 Euro zu Buche schlägt. Ob es grundsätzlich sinnvoll ist, ein AR-15 mit einer Optik auszurüsten, die mitunter den Preis der Waffe übersteigt, hängt letztlich vom Einsatzzweck ab. Der Anwender sollte jedoch keine Kompromisse in Sachen Qualität eingehen und zu Produkten von Schmidt & Bender, Kahles oder der Vortex Razor HD Serie greifen.



Fazit
Nachdem das AR-15 mit einer funktionierenden Eisenvisierung ausgerüstet wurde, stehen dem Anwender verschiedene Wege offen. Einsatzzweck, Ausbildungsstand des Schützen und nicht zuletzt der Geldbeutel determinieren die möglichen Varianten. Am Ende wird es immer darauf hinauslaufen, dass man mehr als nur eine Optik zu Haus liegen hat. Damit ließe sich das zweite AR-15 bestücken, das angeschafft wird.


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