Terrorismus - wie wir uns schützen können
von Florian Peil
Herausgeber: tredition GmbH, 3. aktual. und erw. Aufl. (Mai 2023)
Taschenbuch: 180 Seiten
ISBN-13: 978-3347-32628-6
Preis: 12,90 Euro
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In Deutschland werden jährlich etwa einhundert Menschen vom Blitz getroffen. Die Hälfte davon stirbt. Seit 2001 sind in Deutschland genau 22 Menschen durch Terroranschläge getötet worden. Allein zwölf davon während des Anschlags im Dezember 2016 auf dem Berliner Breitscheidplatz.
Auch im internationalen Vergleich wird deutlich, dass Terrorismus vor allem ein Problem in den Ländern ist, die von politischen und konfessionellen Unruhen erschüttert werden. Zur Liste gehören: Afghanistan, Irak, Nigeria, Somalia, die Sahelzone aber auch Indien, Jemen, Pakistan, Syrien, Kongo und die Philippinen. In den letzten Jahren ereignete sich die Hälfte aller Terroranschläge in nur fünf Ländern.
Diese Statistiken erfassen jedoch einen wesentlichen Aspekt nicht: Die psychische Bedrohung in unseren Köpfen. Die psychische Bedrohung verändert unsere Wahrnehmung und trägt durch die Unterwanderung unseres Sicherheitsempfindens zur Destabilisierung unserer Gesellschaften bei. Das ist ein zentrales Ziel und gleichsam ein Merkmal von Terrorismus.
Florian Peil, Islamwissenschaftler mit den Schwerpunkten für die Regionen Nahost und Nordafrika, legt mit der 3. aktualisierten und erweiterten Auflage seines Buchs „Terrorismus - Wie wir uns schützen können“ ein umfassendes, tiefgründig recherchiertes aber gleichsam leicht verständliches Werk zum Thema ab.
In fünf Kapiteln und auf 180 Seiten begleitet er den Leser durch eine Schritt-für-Schritt Analyse. Welche Ziele verfolgen Terroristen und wie können ihre Botschaften entschlüsselt werden? Wie gehen Terroristen vor? Florian Peil legt hier den fünf-stufigen Angriffszyklus zu Grunde, wie er auch aus der Kriminalistik bekannt ist. Zum terroristischen Angriffszyklus gehören die Phasen: Auswahl des Ziels / Planung und Vorbereitung / Durchführung / Flucht / Mediale Verwertung. Mit der Einschränkung, dass bei Selbstmordanschlägen die Phase „Flucht“ vernachlässigt werden kann.
In Kapitel 3 erörtert Peil die Bedrohungslage in Europa. Dieses Kapitel gewann durch die Neuauflage auch maßgeblich an Umfang. Der Autor geht hier auf eine in den letzten Jahren komplexer gewordene Bedrohungslandschaft ein. Für die Bundesrepublik Deutschland führt er dabei explizit Reichsbürger und sog. Neue Extremisten („Delegitimierer“) auf. Auf der anderen Seite des Spektrums nennt er die „Letzte Generation“, „Fridays for Future“ und die „Extinction Rebellion“ als neue Bedrohungsakteure. Der Autor scheint sich hier unmittelbar an Darstellung und Gliederung des Verfassungsschutzes bzw. des Verfassungsschutzberichtes zu orientieren. Jede dieser Gruppierungen wird anhand der Merkmale: Bedrohungsakteure, Ideologie, Ziele und Modus Operandi analysiert.
In Kapitel 4 geht der Autor auf die vier Arten von Terroranschlägen ein. Neben Sprengstoff- und Brandanschlägen können das des Weiteren Active Shooter Szenarios sein sowie Entführungen und Geiselnahmen.
Als Sicherheitsberater verfügt Florian Peil gleichwohl über detailliertes Fachwissen, wie mit diesen Bedrohungslagen umzugehen ist und wie sich jeder, also auch der Durchschnittsbürger, auf risikobehaftete Lagen vorbereiten kann. Ein wichtiges Kapitel im Buch ist daher das fünfte: Souverän handeln, Gefahrenbewusstsein schärfen. Hier gibt Peil Tipps, wie sich Anschlagsvorbereitungen erkennen lassen. Dabei wird auf den Planungs- und Angriffszyklus aus Kapitel 2 zurückgegriffen. Wie kann ich erkennen, dass ein Objekt ausgespäht wird? Woran erkennt man Selbstmordattentäter oder Bombenbauer? Der Autor nennt hier Merkmale, die einzeln völlig bedeutungslos sein können; aber in Kombination deutliche Hinweise auf Anschlagsvorbereitungen geben können.
Das Buch „Terrorismus - wie wir uns schützen können“ ist zweifelsfrei eines der erkenntnisreichsten Werke, die derzeit zum Thema erhältlich sind. (hh)
Mehr dazu in Waffenkultur Nr. 71 ab dem 30. Juli 2023
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