Das Eigengewicht von Ausrüstung war schon immer ein wesentlicher Faktor. Besonders, wenn man sie selbst tragen muss; über mehrere Stunden, wenn nicht sogar Tage. Neue Materialien und Verarbeitungstechnologien können in Summe eine signifikante wortwörtliche Erleichterung bringen
Die Idee, das Gesamtgewicht von Ausrüstung zu reduzieren, ist nicht neu. Trekking-Enthusiasten kürzen dafür sogar die Stiele ihrer Zahnbürsten.
Zur Gewichtsreduktion greift man im Bereich der militärischen Ausrüstung gern auf Stoffe zurück, die grundsätzlich eine geringere Grammatur haben, dennoch ausreichend Festigkeit aufweisen und Laser-Cut fähig sind.
Das Laser-Cut Laminat am Kummerbund mag reißfest genug sein, für das Anbringen von Ausrüstung, und sei es nur ein Klappmesser, besitzt es jedoch nicht die Steifigkeit |
Laser-Cut Laminat
Die Technologie des „Laser-Cut“ wurde vor etwa elf Jahren erstmalig vom polnischen Anbieter Direct Action mit dem Rucksack „Dragon Egg“ am Markt vorgestellt. Das entsprechende Material bezeichnet man auch als Laser-Cut Laminat. Mit Laser-Cut werden MOLLE kompatible Öffnungen direkt in das Material geschnitten, wodurch das Aufnähen der typischen MOLLE-Schlaufen obsolet wird. Eine signifikante Gewichtsersparnis ist die Folge. Darüber hinaus hat dieses Laminat den Vorteil, dass es wasserabweisend ist, d.h. es wird nicht nass und damit bei Regenwetter nicht schwerer.
Beim Zuschnitt von Ausrüstung, wie in diesem Fall eines Plattenträgers, kann minimalistisch vorgegangen werden. Unnötige, funktionslose Bereiche und Teile werden einfach weggelassen.
Das Resultat ist in diesem Fall ein Plattenträger mit gerade einmal 290 Gramm (!) Eigengewicht im Grundskelett. Was den Direct Action BEARCAT® zu einem der leichtesten Plate Carrier überhaupt auf dem Markt werden lässt.
Die Zeiten, in denen Plattenträger über ein Kilogramm Leergewicht hatten (ohne Schutzplatten wohlgemerkt) und sog. „Schnelltrennsysteme“ besaßen, die nur mit Schulungsvideo zu verstehen waren, sind vorbei.
BEARCAT®
Direct Action hat zwei verschiedene Plattenträger im Programm. Neben dem neueren BEARCAT® wäre noch der Spitfire Mk. II mit einem Verkaufspreis von etwa zweihundertachtzig Euro erhältlich. Schon auf den ersten Blick sind die Unterschiede deutlich erkennbar. Am ultraleicht BEARCAT® ist materialmäßig wirklich nur das nötigste dran.
Ein wichtiger Hinweis für Kaufinteressenten ist, dass der Kummerbund nicht im Lieferumfang inkludiert ist. Für die etwa einhundert Euro Kaufpreis erwirbt man lediglich das Front- und Rückenpanel sowie die Schultergurte. Der „Kummerbund Slim“ (Skeletonized Cummerbund Slim®) kostet vierzig Euro extra und wiegt gerade einmal einhundert Gramm.
Zur Komplettierung der Konfiguration sollten zumindest noch passende Magazintaschen erworben werden. Im BEARCAT® System kostet die Dreifach-Magazintasche für 5,56-mm-AR-Magazine fünfzig Euro und bringt weitere einhundert Gramm auf die Waage (Skeletonized Triple 223 Flap).
In Minimalkonfiguration ist damit ein Plattenträger zusammengestellt, der zweihundert Euro gekostet hat und gerade einmal fünfhundert Gramm wiegt.
Der Preis ist in Anbetracht der hohen Fertigungsqualität von Direct Action durchaus beachtlich. Und das geringe Taragewicht im gesamten Marktsegment vermutlich unschlagbar.
Der BEARCAT® Plattenträger im Einsatz. Hier mit dem steiferen Spitfire Mk. II Rapid Access Cummerbund® (Foto: Hersteller) |
Größen
Den BEARCAT® gibt es in Größe M und L. Grundsätzlich gehen diese beiden Größenangaben mit den Größen der SAPI-Platten linear, die eingeschoben werden sollen. Soll eine größere Platte (also L) in das Panel eingeschoben werden, muss der BEARCAT® auch in Größe L beschafft werden.
Erfahrungsgemäß empfiehlt es sich, den Plattenträger generell in Größe L zu bestellen. Je nach Hersteller der Schutzplatten, deren Schutzklasse und dem verwendeten Material, können Platten bis zu drei Zentimeter dick sein; mitunter auch noch einige Millimeter dicker. Ein Plattenträger in Größe L bietet hier etwas mehr Spielraum, der bei einem Plate-Carrier in Größe M nicht vorhanden wäre.
Der Kummerbund erhält mit den ROC-Schnallen ein Schnelltrennsystem. Verarbeitet sind hier die 40-mm-ROCs (Rapid Opening Connector) |
Skeletonized Cummerbund Slim®
Die Gewichtsersparnis am skelettierter Kummerbund wird, wie eingangs erwähnt, durch die Materialwahl (Laser-Cut Laminat) und kompromisslosen Minimalismus erzeugt. Zugegebenermaßen ist diese Fertigungstechnologie für den Träger etwas gewöhnungsbedürftig. Aber „Stärke“ und „Haltbarkeit“ werden nicht immer nur durch zusätzlich verbautes Material erzeugt.
Was der BEARCAT® Kummerbund allerdings nicht zulässt, ist das Einsetzen von Weichballistik-Schutzmodulen. Sollte dieser Seitenschutz erwünscht sein, müsste auf den Rapid Access Cummerbund® aus dem Spitfire Mk. II System zurückgegriffen werden.
Die Dreifach-Magazintasche wird mittels Fastex-Schnallen an das Frontpanel geklippt und erhält durch den Klett zusätzlichen Halt |
Skeletonized Triple 223 Flap
Die Dreifach-Magazintasche für AR-15 und M4-Magazine kann mittels Fastex-Schnallen an das Frontpanel geklippt werden. Die Magazine werden über Gummischlaufen gehalten. Die Rückseite des Triple-Flap verbindet sich mit dem Flausch-Klett des Frontpanels.
Drei verschiedene Varianten von Magazintaschen sind bei Direct Action verfügbar: Eine Dreifach-Magazintasche für .223 bzw. .308 Magazine… |
…eine Dreifach-Magazintasche mit aufgenähten Schlaufen für Kaliber-12-Flintenmunition (dreimal fünf Schlaufen)… |
…sowie eine Vierfach-Magazintasche für 9-mm-MP-Magazine. Eine Version sogar für die Magazine der Scorpion Evo |
Front-Flap Varianten
Direct Action bietet für das Frontpanel drei verschiedene Varianten von Magazintaschen: Dreifach-Magazintaschen für .223 bzw. .308 Magazine, außerdem Dreifach-Magazintaschen mit aufgenähten Schlaufen für Kaliber-12-Flintenmunition (dreimal fünf Schlaufen) sowie eine Vierfach-Magazintasche für 9-mm-MP-Magazine. Eine Version sogar für die Magazine der Scorpion Evo.
Die Rückenpolster (grau) sind vom Halifax-Rucksack bekannt und zum BEARCAT® Plattenträger kompatibel |
Innenpolster
Zur Komfortsteigerung bieten fast alle Hersteller von Plattenträgern den Einbau zusätzlicher Polster an der Innenseite an. Zum einen vermindern sich dadurch Druck- und Scheuerkräfte unmittelbar am Körper. Zum anderen bekommt der Plattenträger ein wenig mehr Abstand zum Körper, was mitunter eine bessere Luftzirkulation bewirken kann.
Der BEARCAT® ist an der Innenseite ebenfalls mit Klett ausgestattet. Hier sind alle Polster aus dem Spitfire-System kompatibel. Sogar die Polster aus der Halifax Rucksack-Serie passen systemübergreifend.
Das Utility Back Panel® ist bereits am Halifax-Rucksack genutzt worden. Mit zwei Handgriffen kann es an den Plattenträger gezippt werden |
Spitfire Mk. II Zubehör
Im Spitfire Mk. II System gibt es diverses Zubehör, welches ebenfalls zum BEARCAT® System kompatibel ist. Insbesondere die beiden Reißverschlussmodule SPITFIRE MK II Utility Back Panel® und das SPITFIRE Breacher Panel® dürften hier Interesse wecken. Das Utility Back Panel® wurde bereits im Zusammenhang mit dem Halifax Medium Rucksack (Nr. 72) vorgestellt.
Das Rückenmodul des BEARCAT® Plattenträgers ist mit einem identischen Zipper-System ausgestattet, an dem die Back Panels befestigt werden könnten. Der Plattenträger erfährt damit eine Gebrauchswertsteigerung hin zu einer spezialisierten Verwendung oder zu einem Tagesrucksack.
Fazit
Das Gesamtgewicht eines Plattenträgers relativiert sich spätestens, wenn Schutzplatten drin sind. Wenn man aber gegenüber anderen im Taragewicht schon um die fünfhundert Gramm weniger hat, dann bleibt das am Ende trotzdem ein halbes Kilogramm.
Der D.A. BEARCAT® Plattenträger ist eine interessante Minimalismus-Variante im Marktsegment, hochwertig verarbeitet und vergleichsweise preisgünstig. Außerdem ist er in der gesamten Farbpalette erhältlich.
Service
Mehr dazu in Waffenkultur Nr. 77 ab dem 30. Juli 2024
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