Die U.S. Marines ändern ihre Schießausbildung. Während
die Schießgrundausbildung der Rekruten unverändert beibehalten wird, versucht
man Aufbaumodule sowie das jährliche Qualifikations- schießen näher an die
Realität des Kampfgeschehens anzupassen
(Foto: Lance Cpl. Kerstin Roberts / Marine Corps)
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Von Arne Mühlenkamp
Ende 2019 überraschte das U.S. Marine Corps mit einer
Meldung: Die Schießausbildung wird strukturell und vom Gesamtumfang her geändert.
Experten zufolge ist es die drastischste Änderung der letzten einhundert Jahre.
Dabei gilt die Schießausbildung der U.S. Marines seit jeher als besonders
anspruchsvoll. Vor allem betroffen sind die jährlichen Qualifikationsübungen,
die jeder Marine schießen muss.
Angekündigte hatte sich diese Entwicklung schon Anfang 2019,
als das U.S. Marine Corps auf einigen Großschießständen, die zur Ausbildung
genutzt werden, ein neues Auswertungssystem implementierte. Das System zur
elektronischen Trefferaufnahme heißt intern KDAS (known distance automated
scoring) und beruht auf dem bekannten System des Herstellers Silver Mountain
Target (SMT). KDAS wird vor allem für das Marksmanship Training genutzt und
soll die Auswertezeiten deutlich reduzieren. Gleichwohl betont das Corps, dass
die Schießgrundausbildung für Rekruten unverändert bleiben wird.
Die Zeiten, in denen Marines auf die Auswertung der
Schießergebnisse warten mussten sind vorbei. In 2019 wurde das KDAS System
eingeführt. (Lance Cpl. Kerstin Roberts / Marine Corps)
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Änderungen im
Überblick
Qualifikationsübungen sind in kompletter Gefechtsbekleidung
zu schießen. Jeder Marine nutzt nur noch seine Standardwaffe; entweder M4 oder
M16 oder M27. Es gibt nur noch ein Zielmedium; keine 10er-Ringscheiben, keine
anderen Match-ähnlichen Scheiben. Mehr Realitätsnähe durch bewegliche Ziele.
Wirkungstreffer und Kopftreffer bekommen höhere Priorität. Kein sitzender
Anschlag mehr. Es gibt nur noch die Anschlagsarten Stehend, Kniend und Liegend.
Eine Auswertung mit dem Zählen der erreichten Ringe
entfällt. Es entscheidet nur noch „Ziel bekämpft“ oder „Ziel nicht bekämpft“.
Kürzere Zeitlimits beim Schießen.
Es gibt nur eine Scheibe für alle Qualifikationsübungen
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Die jährliche
Qualifikation
Die jährliche Qualifikation, die jeder U.S. Marine
durchlaufen muss, verkürzt sich auf drei Tage. Die zu erfüllenden Standards
werden angehoben. Die kämpfende Truppe begrüßt diese Änderungen. Übungen des
bisherigen Qualifikationsparcours hatten kaum mehr Praxisbezug zu den
Anforderungen des Gefechtsfeldes. Der Gesamtablauf erschien insbesondere den
Kampfveteranen veraltet. Das Auswertesystem ließ es mitunter zu, dass ein
Marine sich als „Expert“ qualifizieren konnte, ohne auch nur einen
Wirkungstreffer auf dem 500-Yard-Ziel platziert zu haben.
Im neuen Ablauf werden an Tag 1 die Waffen eingeschossen und
Anschlagsvarianten wiederholend geübt. Alle Schießübungen werden von „Nah“ nach
„Weit“ zu Trainingszwecken geschossen, inklusive Nachtschießen.
An Tag 2 absolvieren die Marines die komplette
Übungsabfolge. Dabei (und das ist neu) beginnen Sie auf weite Distanz (500
Yard) und nähern sich mit jeder Schießübung dem Ziel weiter an; bis zur
Nahdistanz auf 15 Yard. Diese Abfolge ist logisch und entspricht auch der
Kampfweise.
Am dritten Tag wiederholt sich dieser Ablauf mit dem
eigentlichen Qualifikationsschießen.
Geschossen wird nur noch aus den Anschlägen Stehend, Kniend
und Liegend. Aber; und das ist ebenfalls neu; der Marine darf nach eigenem
Ermessen eine Anschlags-Unterstützung wählen. Entweder mit Schießriemen,
Zweibein oder Rucksack. Auch das Aufstützen der Waffe auf das Magazin ist
zulässig. Der Anschlag Sitzend wird wohl noch im Marksmanship Development
Programm des Marine Corps gelehrt; im jährlichen Qualifikationsschießen findet
er nicht mehr statt.
Neu ist auch, es gibt keine vorgeschriebenen Positionen mehr
für das Schießen hinter Barrikaden.
Der Sitzendanschlag findet im Qualifikationsschießen nicht
mehr statt. (Photo by Pfc. Carlin Warren / Marine Corps)
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Vereinfachung
Im Qualifikationsschießen wird es nur noch ein einziges
Zielmedium geben: Eine Mannscheibe in schwarzer Kleidung mit Sonnenbrille, Bart
und Kalaschnikow. Eine Auswertung im Sinne von „Ringe zählen“ findet nicht mehr
statt. Obwohl es noch die Treffervarianten destroy / neutralize /
suppress und miss gibt, ist für das Bestehen der Schießübung ein
„destroy“ erforderlich.
Mit dieser Neuerung will das Marine Corps nicht nur die
Auswertezeiten verkürzen, sondern seine Marines auch dazu erziehen, bessere
Wirkungstreffer anzubringen.
Bspw. ist der zu erfüllende Standard: Fünf Schuss über 500
Yard innerhalb von 45 Sekunden. Oder auf 15 Yard ein Kopfschuss innerhalb von
drei Sekunden.
Fazit
Die Rückmeldungen aus der Truppe seien bisher durchweg
positiv, so die Marine Corps Time. Die U.S. Marines sehen sich mit dem ARQ
(jährliches Qualifikationsschießen) und dem damit verbundenen Training besser
auf Kampfeinsätze vorbereitet. Dennoch sind sich die Marines darüber im Klaren,
dass die Schießgrundausbildung im Corps zu den besten weltweit gehört.
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