Zubehör für Waffen des Typs AR-15 muss auffällig, teuer und kontraproduktiv sein - könnte man jedenfalls angesichts vieler Produkte meinen. Doch es gibt Ausnahmen. So wie die beidseitige Sicherung von Oberland Arms. DIE WAFFENKULTUR hat sich dieses auffällig unauffällige Stück Ausrüstung angesehen
Gesichert |
Von Dr. Matthias Dominok
In Sachen Modularität kann dem AR-15 keine andere Waffe das Wasser reichen. Bei vielen Zubehörteilen scheint es jedoch nur noch darum zu gehen, dass die jeweilige Neuerscheinung „cooler“ ist, als das Gadget der Shot Show oder IWA des vergangenen Jahres. Das ist schade, denn es sind oft die unscheinbaren Lösungen, die wirklichen Mehrwert bringen. Einer dieser stillen Helden ist die von Oberland Arms in Huglfing angebotene doppelseitige Sicherung.
Konstruktion
Die beiden außen an den Waffenseiten sichtbaren Hebel der Sicherung sind im MIM-Verfahren gefertigt und im Aussehen von einem Milspec-Sicherungshebel kaum zu unterscheiden. Der Hebel für die Schusshandseite ist etwas kürzer gehalten. Dies verhindert bei entsicherter Waffe, dass sich das Ende des Hebels unangenehm in den Ansatz des Abzugsfingers drückt. In der Waffe selbst befindet sich das Hauptteil der Sicherung, die Sicherungswalze. Sie besteht aus einem überfrästen Drehteil aus Stahl, das nach der Bearbeitung nitriert wird. Dies verleiht der Walze eine sehr harte und glatte Oberfläche. Die Sicherungswalze ist so gestaltet, dass der Schwenkbereich der Sicherung ca. 60 Grad beträgt; die von OA ursprünglich gewählte Bezeichnung „45-Grad-Sicherung“ war daher irreführend. Sie wurde inzwischen korrigiert.
Entsichert |
Befestigung
Von sehr vielen doppelseitigen Sicherungen unterscheidet sich das Modell von OA durch die Art der Befestigung der Sicherungshebel an den beiden Stirnseiten der Sicherungswalze. Gerne werden dazu kleine Schrauben verwendet, die sich immer im ungünstigsten Moment lösen und die Sicherung damit unbrauchbar machen, weil dann die Sicherungswalze nicht mehr verlässlich in der Waffe fixiert ist. Die naheliegende Verwendung von Schraubensicherungsmittel führt oftmals dazu, dass ein Löseversuch ohne geduldiges Aufwärmen zu einem Runddrehen der Schraubenköpfe führt. Durchdachtere Modelle arbeiten aus diesem Grund mit angefederten Stiften, die die Hebel auf der Walze arretieren. Die Zuverlässigkeit dieser Lösung hängt indes sehr von ihrer konkreten Ausführung ab.
Montage
Die Sicherung von OA geht insoweit den „bombensicheren“ Weg: Die Stirnseiten der Sicherungswalze sind so ausgeformt, dass die Hebel formschlüssig aufgesteckt werden können. Dort werden sie dann durch das Einschlagen von jeweils einem Stahlstift durch korrespondierende Bohrungen in Hebel und Walzenansatz fixiert. Diese Bohrungen sind konisch. Die einseitig angefasten Stifte können daher nur in eine Richtung hinein- oder herausgetrieben werden und sind so bemaßt, dass einige Kraft erforderlich ist, sie einzuschlagen. Die Montage ist daher nichts für ängstliche Naturen, da ein Abrutschen mit dem Werkzeug schnell zu unschönen Macken auf dem Lower führen kann. Hier hilft ein sorgfältiges Abkleben oder die Verwendung einer Zange mit parallelen Backen (z.B. von Knipex) statt Hammer und Durchschlag.
Die Bauteile der doppelseitigen Sicherung. Zu erahnen ist die konische Bohrung der Sicherungshebel durch die unterschiedlichen Durchmesser der beiden sichtbaren Bohrlöcher |
Anwendung
Die Belohnung für diese Mühen sind Sicherungshebel, die sich nach menschlichem Ermessen nicht unbeabsichtigt lösen können. Das freilich sorgt dafür, dass auch die gewollte Entfernung der OA-Sicherung einiges an konzentrierter Arbeit mit Hammer und Durchschlag erfordert. Wer also gern und regelmäßig seine Sicherungen wechselt, der wird mit der OA-Sicherung nicht glücklich werden. Allerdings gibt es kaum nachvollziehbare Gründe, einen Ausbau in Angriff zu nehmen. In der praktischen Verwendung erweist sich die Sicherung nämlich als nahezu perfekt: Sie lässt sich weder zu leicht noch zu schwer betätigen, läuft sehr geschmeidig und rastet mit einem vertrauenserweckenden „Klick“ in den Endpositionen ein. Dazu kostet sie mit 45 Euro weniger als die Masse ihrer Mitbewerber - und hätte auch deshalb mehr Beachtung verdient.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.