Donnerstag, 9. März 2023

Die Präsentpistole: Automatische Pistole „Z“ (6,35 mm Browning)

 

Die kleine DUO-Z ist im Taschenpistolenbau weder ein Meilenstein noch eine Rarität. Was sie für Sammler aber dennoch interessant werden lässt, sind die vielfältigen Verkaufsbezeichnungen, die hohe Fertigungsqualität und die Verwendung als Dienstwaffe unter anderem beim Ministerium für Staatssicherheit und der NVA



Als Konstrukteur der Taschenpistole DUO gilt Frantischek Duschek. Duschek gründete gegen 1908 im heute wieder zu Tschechien gehörenden Opotschno (Opočno) eine Büchsenmacherwerkstatt. Bis in die 1930er Jahre hinein importierte er spanische Taschenpistolen der Marken Singer und Ydeal zum Weiterverkauf. Mit dem beginnenden Spanischen Bürgerkrieg versiegte diese Beschaffungsquelle. Etwa ab Mitte der 1930er Jahre verkaufte Duschek Pistolen aus Eigenproduktion unter dem Markenname DUO, welcher sich aus den ersten beiden Buchstaben seines Familiennamens und dem ersten Buchstabe des Ortsnamens zusammensetzte.
In der Anfangszeit bot Duschek seine DUO auch unter den Markennamen Ydeal und Singer an, wie aus einem Katalog ersichtlich ist. Beide spanischen Marken waren bei der einheimischen Käuferschaft schon länger etabliert. Der Konstrukteur der DUO machte sich diese Marktposition zu Nutze, indem er seine Waffe mit Griffschalen mit den Schriftzügen Ydeal und Singer ausstattete.

Die 6,35-mm-Pistole CZ „Duo“ als Präsentumbau
mit eingelassener Mützenkokarde


Kopie oder Neuentwicklung?
Taschenpistolen des früher Zwanzigsten Jahrhunderts bargen keine großen Geheimnisse in Bezug auf Konstruktion und Fertigung. Die allermeisten Pistolen hatten einen unverriegelten Masseverschluss. Sie waren hammerlos und hatten ein Schlagbolzenschloss. Die außen liegende Drehflügelsicherung ist bei fast allen Modellen zu finden. Darüber hinaus hatten viele Pistolen zusätzlich eine Magazinsicherung. Nur Waffen mit einer aufwendigeren Konstruktion verfügten über eine Griffrückensicherung. Das Merkmal der Griffrückensicherung war typischerweise das erste, was bei Nachbauten dem Vereinfachungsgedanken zum Opfer fiel.
Es wird gemutmaßt, dass Frantischek Duschek sich bei der Neukonstruktion seiner DUO die Taschenpistole MARS zum Vorbild nahm. Die MARS wiederrum war eine vereinfachte Kopie der kleinen FN 1906 bzw. einer Colt 1908, bei der lediglich die Griffrückensicherung weggelassen wurde.

Die rechte Griffschale weist
nach wie vor das „Z“ auf


Hohe Qualität
Dennoch besaßen die Pistolen aus Duscheks Werkstatt von Beginn an eine hohe Fertigungsqualität. Bis in die 1940er Jahre hinein waren DUO Pistolen auch bei Käufern im Deutschen Reich sehr gefragt. Einer der deutschen Importeure war die Firma Eblen. Mitunter sind aus diesem Importgeschäft auch DUO Pistolen bekannt, die keine „DUO“-Markierung tragen, sondern ausschließlich den Schriftzug „Eblen“.
Der Produktionsausstoß bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wird auf etwa einhunderttausend Pistolen geschätzt.
Ein zeitgenössisches Verlaufsprospekt weist die Pistole DUO mit einem Verlaufspreis von 240 Tschechischen Kronen aus. Für die vernickelte Luxusausführung musste der Käufer 300 Tschechische Kronen berappen. Zum Vergleich: Eine FN Baby im Kaliber 6,35 mm Browning wechselte damals den Besitzer für 350 Kronen.

Feldmäßig zerlegte Pistole „Z“


Verstaatlichung
Mit der Verstaatlichung im Jahr 1948 wurde der Firmensitz von Opočno in das tschechische Waffenwerk Ceska Zbrojovka (CZ) nach Uherský Brod verlagert. Die Modellbezeichnung änderte sich von DUO in Pistole „Z“. Seither zierte das Z sowohl den Verschluss als auch die Griffschalen. In einer Sondervariante wurde die Ganzstahlwaffe vernickelt und erhielt perlmuttartige Kunststoffgriffschalen.
Ihren ursprünglichen Name DUO konnte die Waffe allerdings nie richtig ablegen. Daher sind auch die Bezeichnungen DUO-Z oder auch CZ-DUO in Literatur und Umgangssprache anzutreffen.

Die Nachkriegsfertigung der Pistole „Z“ war im Original
vernickelt. Die Präsentpistole wurde verchromt


Nachkriegsverwendung
Obwohl die kleine Taschenpistole DUO-Z offiziell bei den bewaffneten Organen der DDR eingeführt war, hatte sie nie den Staus einer Strukturwaffe. Sie wurde lediglich als Zweitwaffe bzw. Zusatzwaffe an höhere Offiziere der Nationalen Volksarmee, des Ministeriums für Staatssicherheit sowie der Polizei ausgegeben. Funktionäre im Partei- und Staatsapparat führten die DUO-Z mitunter als Verteidigungspistole.
In seinem Buch „Die Faustfeuerwaffen der bewaffneten Organe der SBZ/DDR“ führt Fachautor Dieter H. Marschall die verschiedenen Kategorien von Schützenwaffen der NVA detaillierter aus: Strukturwaffen waren demnach festgelegte Waffenarten und Waffenmodelle gem. dem Stellenplan und Ausrüstungsnachweis. Was man heute als STAN-Waffe bezeichnen würde.
Als „Zusatzwaffe“ wurden für bestimmte Funktionen festgelegte Waffen definiert, die zusätzlich zur Normausstattung ausgegeben wurden, wie bspw. Signalpistolen und vermutlich auch Taschenpistolen zur persönlichen Verteidigung.
Ob die kleine Taschenpistole im Kaliber 6,35 mm Browning wirklich als Zweitwaffe zum Verwendungszweck der Verteidigung ausgegeben wurde bzw. dafür geeignet war, ist aber fraglich. Hätte für diese Personen eine ernstzunehmende Gefahrenlage existiert, wäre die Wahl eher auf eine der zahlreichen in der DDR eingeführten 7,65 mm Pistolen oder die 9 mm Makarow gefallen.
In der NVA erhielt die DUO die offizielle Bezeichnung: 6,35-mm-Pistole CZ „Duo“. Eine eigene Dienstvorschrift zur CZ „Duo“ existiert nach bisherigem Kenntnisstand jedoch nicht.

Als sicher gilt, dass die Präsentumbauten in
Waffenwerkstätten des MfS durchgeführt wurden


Verwendung beim MfS
Es ist nicht ausschließen, dass auch Angehörige des Ministeriums für Staatssicherheit die Pistole CZ „Duo“ zu Selbstverteidigungszwecken führten. Als sicher gilt jedoch, dass die Umbauten zur Präsentpistole in Waffenwerkstätten des MfS durchgeführt wurden. Die Waffen wurden verchromt und in die linke Griffschale wurde eine Mützenkokarde mit Hammer-Sichel-Ehrenkranz eingesetzt.
Auffällig bei diesen Präsentumbauten ist eine Ausfräsung auf der linken Seite des Verschlusses, die mit einer Kunststoffeinlage versehen ist. Ausgefräst wurde dabei die Punzierung „Made in Czechoslovakia“. Bekannt sind Kunststoffeinlagen in den Farben Grün und Orange.
Empfänger dieser Präsentpistolen waren nicht nur Angehörige des MfS, sondern auch Offiziere der NVA und des Ministeriums des Inneren sowie hochrangige Vertreter im In- und Ausland.
Anhand der bekannten Seriennummern der Umbauten dürfte die Gesamtzahl bei einigen Hundert Pistolen liegen.

In den Anfangsjahren versah Frantischek Duschek seine DUO Pistole
mit Griffschalen der etablierten Marke „Singer“
(Foto: Dorotheum GmbH & Co KG)


Fazit
Die kleine Taschenpistole DUO ist ein Beispiel dafür, dass im europäischen Pistolenbau in der ersten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts kopiert und lizenzlos gefertigt wurde, was die Werkbänke hergaben. Auf Eigenentwicklungen wurden Griffschalen anderer, etablierter Hersteller geschraubt; was heute wohl im besten Fall als Markenpiraterie gewertet werden würde.
Gleichsam ist die DUO ein Beispiel, dass Kopien nicht zwangsläufig von minderer Fertigungsqualität sein müssen. Immerhin erlebte die Pistole DUO mit ihren Verkaufsbezeichnungen „Singer“, „Ydeal“ und „Eblen“ und den Namensänderungen in Pistole „Z“ oder DUO-Z bis hin zur CZ „Duo“ in den Streitkräften der DDR etwa ein halbes Jahrhundert Produktionszeitraum.

Die DUO Pistolen mit den „Singer“ bzw. „Ydeal“ Griffschalen
wechselten für 180 bzw. 210 Tschechische Kronen den Besitzer
(Prospekt vermutlich um 1938)

Ein zeitgenössisches Verlaufsprospekt weist die Pistole DUO mit einem
Verlaufspreis von 240 Tschechischen Kronen aus. Für die vernickelte
Luxusausführung musste der Käufer 300 Tschechische Kronen berappen
(Prospekt vermutlich um 1938)



Technische Daten
Modell: Selbstladepistole DUO (auch DUO-Z oder Pistole „Z“)
Hersteller: bis 1948 Frantischek Duschek, Opotschno
Hersteller: ab 1948 Ceska Zbrojovka (CZ), Uherský Brod
Waffenart: unverriegelter Masseverschluss
Kaliber: 6,35 mm Browning (.25 ACP)
L x B x H: 114 x 16 x 74 Millimeter
Lauflänge: 53 Millimeter
Gewicht: 400 Gramm
Magazinkapazität: 6 Patronen



Literaturempfehlung
Die Faustfeuerwaffen der bewaffneten Organe der SBZ /DDR
von Dieter H. Marschall
Blätterdach GmbH; 2. unv. Auflage (Februar 2014)
106 Seiten
ISBN:978-3935210157
Preis: 15,95 Euro

Mehr dazu in "Die Waffenkultur" Nr. 63


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