Die Phrase von der „Bleihaltigen Luft“ wird in jedem
Wildwestfilm mindestens einmal bemüht. Für Schützen stellt die Absorption von
Blei allerdings ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko dar, dass gern unterschätzt
wird
Das Schwermetall Blei besitzt eine gesundheitsschädigende
Wirkung. Mögliche Symptome einer Bleivergiftung können sein: Darmkoliken,
Anämie, Gicht sowie Schäden an der Leber, den Nieren und dem zentralen
Nervensystem. Der Mensch nimmt Blei hauptsächlich über die Nahrung oder durch
Inhalation auf; weniger über Hautkontakt. Beim Durchschnittsbürger überwiegt
die Aufnahme über die Nahrung. Bei Risikogruppen führt meist eine Inhalation zu
überhöhten Bleiwerten im Körper. Waffenbesitzer, die regelmäßig schießen, gehören
einer dieser Risikogruppen an. Bei der Benutzung von Feuerwaffen wird Blei bzw.
Bleiverbindungen an die Umgebung abgegeben. Die Quellen können entweder das
bleihaltige Geschoss, bleihaltiges Treibladungspulver oder im Besonderen der
bleihaltige Initialsprengstoff im Zündhütchen sein.
Erfahrungsgemäß ist Bleidampf etwas bedenklicher
einzustufen, als Bleistaub. Bleidampf wiederum entsteht bei der Zündung des
Initialsprengstoffs im Zündhütchen sowie aufgrund von Projektilen mit einem
offenen Geschossboden, welcher den Bleikern nicht vollständig verkapselt.
Nachweis
Die Konzentration von Blei im Blut ist zur Abschätzung einer
Bleibelastung am besten geeignet. 95% des im Blut auftretenden Bleis ist an die
Erythrozytenmembran gebunden. Im Gegensatz zur Konzentration dieses Metalls im
Serum bzw. Plasma stellt der Blutbleispiegel deshalb einen diagnostisch sehr
empfindlichen und auch genauen Untersuchungsparameter dar.
Die Bleikonzentration des Harns spiegelt die kurzzeitig
zurückliegende Belastung wider. Die Bleikonzentrationen des Harns liegt etwa
zehnfach niedriger als der Blutbleispiegel, so dass dieser Parameter sowohl aus
analytischer als auch diagnostischer Sicht weniger geeignet erscheint.
Die Angabe der Menge erfolgt in Mikrogramm Blei pro Liter
Blut (µg/l).
Referenzwerte
Im Rahmen eines Umwelt-Surveys aus dem Jahr 1998 wurden
4.646 Personen im Alter von 18 bis 69 Jahren auf den Bleigehalt im Blut
untersucht. Die Werte lagen zwischen 4 µg/l und 380 µg/l mit einem
geometrischen Mittel von 31 µg/l.
Die Kommission Human-Biomonitoring des Umweltbundesamtes
gibt seit 2003 einen Referenzwert von 90 µg/l für Männer und von 70 µg/l für
Frauen an.
Andere Studien besagen, dass eine Bleikonzentration im Blut
von bis zu 250 µg/l für einen Erwachsenen Menschen zu vernachlässigen sei.
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat den
Arbeitsplatzgrenzwert (AGW) auf eine Konzentration von 400 µg/l (Männer) sowie
300 µg/l (Frauen) festgesetzt. (Grenzwertliste der DGUV von 2017)
Risiko
Das Risiko für Schützen ist individuell und hängt von
mehreren Faktoren ab. Neben der reinen Aufenthaltszeit und Aufenthaltshäufigkeit
in einer Raumschießanlage, ist auch die Wertigkeit der eingebauten Lüftungsanlage
ausschlaggebend. Die Menge und Güte der verschossenen Munition hat vermutlich
den größten Einfluss und ist zugleich der Faktor, auf den der Anwender
unmittelbar einwirken kann.
Allerdings stellt nicht nur das Schießen mit
zentralfeuergezündeten Gebrauchswaffen einen Risikofaktor dar. Beim Schießen
mit Luftdruckwaffen oder randfeuergezündeten Kleinkaliberwaffen werden fast
ausschließlich reine Bleigeschosse verwendet. Diese Tatsache ist nicht zu
vernachlässigen.
Maßnahmen
Konsequenterweise sollte in Raumschießanlagen nur noch
schadstofffreie Munition verschossen werden. Das Geschoss sollte vollständig
gekapselt sein und Treibladungspulver als auch Zündhütchen sollten bleifrei
bzw. gänzlich schadstofffrei sein. Die Hersteller bezeichnen das für gewöhnlich
mit „SinTox®“ oder „Non-Tox“. Mit Vermeidung und Expositionsminderung kann
einer weiteren Aufnahme von Blei entgegengewirkt werden.
Die Therapie der akuten Bleivergiftung mit sogenannten
Chelatbildnern ist eine effektive Methode zur kurzfristigen Reduktion stark
erhöhter Blutbleiwerte von 500µg/l oder mehr. Aufgrund der möglichen
Nebenwirkungen sind Chelatbildner allerding nicht für eine Langzeitbehandlung
geeignet. Die wissenschaftliche Datenlage bezüglich einer medikamentösen
Therapie mit beispielweise Nahrungsergänzungen im Sinne einer
Langzeitbehandlung bei chronischer Bleiexposition beschränkt sich derzeit
leider auf einige wenige Studien. Eine signifikante Senkung der Blutbleiwerte
wurde hierbei u.a. für die tägliche Einnahme von 1000mg Vitamin C beschrieben.
Aber auch für Eisen- und Allicin-Präparate wurden positive Effekte
nachgewiesen. Ebenso wie für die Einnahme der vermahlenen Mineralerde Zeolith,
die eine stark entgiftende und schadstoffbindende Wirkung haben soll.
Akademie 0/500
Auf Schießkursen von Akademie 0/500 ist im Sinne aller
Teilnehmer seit Mai 2018 nur noch die Verwendung von schadstofffreier Munition
erlaubt. Eine Ausnahme bilden bis auf weiteres Schießkurse auf Außenanlagen. Im
Interesse der eigenen Gesundheit sollte man Schießveranstaltungen grundsätzlich
meiden, bei denen der Veranstalter weiterhin schadstoffhaltige Munition zulässt.
Eine Zusammenfassung der Artikelreihe zu Bleiexposition (1)
bis (4) kann hier herunter geladen werden: https://0-500.org/page.php?al=sonstige-Informationen
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