Von Dr. med. Simon
Langer
Punkt 1: Reduktion der freigesetzten Schadstoffe
Industrie und
Arbeitsschutz haben einen einfachen Grundsatz: Schadensquellen müssen bereits
bei der Emission reduziert werden. Dieser Grundsatz ist nicht zuletzt einer der
Gründe für die immer breitere Verfügbarkeit von Schalldämpfern für Jäger.
Schadstoffreduzierte Munition ist daher ein grundlegender Faktor. Es ist und
bleibt der einfachste und effektivste Weg, die Entstehung von aufnahmefähigen
Bleiverunreinigungen zu minimieren. Wer die heilige Kuh geschlachtet und die
ewige bleifrei-Diskussion wieder entfacht sieht, sei darauf hingewiesen: Ein
verkapseltes Geschoss mit schadstoffarmen Zündhütchen ist keine bleifreie
Munition.
Die Wirksamkeit der
schadstoffreduzierten Munition ist seit Jahren wissenschaftlich gut belegt.
Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob seine Gesundheit 10% Mehrpreis wert
ist.
Einfache
Hilfsmittel, wie Einweghandschuhe oder FFP-Maske, können den Kontakt zu Blei
verhindern
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Punkt 2: Expositionsprophylaxe
Dennoch wird es
weiter freigesetztes Blei auf Schießständen geben, sei es durch Altlasten,
Geschosspartikel oder die Munition des Standnachbarn. Wo irgendwie möglich,
sollte verhindert werden, dieses in den Körper aufzunehmen. Elementares Blei
bzw. anorganische Bleiverbindungen, wie wir sie in Munition finden können,
werden nur sehr schlecht über die Haut aufgenommen. Gleiches gilt für Rückstände beim Reinigen der Waffe.
Anders sieht es jedoch aus, wenn z.B. bei der Grundreinigung der Waffe
Lösungsmittel verwendet werden. Hierdurch kann die biologische Verfügbarkeit
des Bleis über die Haut deutlich zunehmen. Wenn mit solchen Mitteln gearbeitet
wird, können z.B. handelsübliche Einweghandschuhe benutzt werden. Doch
Vorsicht: Die Standardprodukte haben nur eine kurze Widerstandszeit gegen viele
Lösungsmittel. Beim Zeitintensiven Reinigungen sollten daher zwischenzeitlich
die Handschuhe gewechselt werden.
Wie im vorangegangen
Artikel beschrieben, sind die Reinigungsarbeiten am Schießstand ein häufig
unterschätzter Faktor. Auch hier kann zwischen Maßnahmen, welche das verfügbar
machen, sprich in die Luft aufwirbeln von Verschmutzungen und solchen, die die
Aufnahme in den Köper verhindern, unterschieden werden. Während das weit
verbreitete Kehren mit einem Besen vermieden werden sollte, ist eine FFP-2
Maske eine einfache, verfügbare und kostengünstige Methode, sich vor aerogenem
Blei zu schützen. Auf die Kontamination von Kleidung wird noch in Punkt 4
genauer eingegangen.
Da es zum guten Ton gehört,
den Schießstand nicht unzumutbar zu hinterlassen, ist auch das händische
Aufsammeln von Hülsen eine praktikable Alternative. Es sei noch einmal auf die
Richtlinien des Bundesinnenministeriums zum Schießstandbau hingewiesen: Die
Pflicht zur Grundreinigung unterliegt dem Standbetreiber, der dies keineswegs
auf den Endnutzer übertragen darf! Schützenvereine, deren Mitglieder
gleichzeitig die Betreiber sind, sollten im Sinne aller professionelle
Reinigungsgeräte vorrätig haben oder professionelle Unternehmen zur
Endreinigung beauftragen.
In einer
gewöhnlichen Sporttasche oder einer Plastiktüte eines beliebigen Möbelhauses
kann die Schießstandgarnitur schnell verstaut werden
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Punkt 3: Verhaltensregeln
Während die
Aufnahmefähigkeit über die Haut sehr gering ist, besteht hier jedoch die
Gefahr, Verunreinigungen zu verschleppen. Essen und Trinken sollte auf dem
Schießstand daher tabu sein. Auch über die Zigarettenpause können zuvor an die
Hände gebundene Kontaminationen oralisiert oder inhaliert werden. Interessanter
Hinweis: Im Tabak ist ohnehin Blei und Schwermetalle enthalten, welche zu
annähernd 100% inhaliert werden…
Punkt 4: Körper- und Kleiderhygiene
Wie in der
Kinderstube gelernt, sollten unmittelbar nach dem Schießstandbesuch und bei
jeder Pause die Hände gründlich gewaschen werden. Tatsächlich ist die
Löslichkeit von elementarem Blei in Wasser und auch mit Seife gering. Der
mechanische Reinigungseffekt ist unseres Erachtens aber ausreichend, um die
Bleibelastung zu minimieren. Nach einem Tag auf dem Stand sollte zudem eine
Dusche erfolgen und – insbesondere nach dem Schießen aus Verschiedenen
Positionen – die Kleidung gewechselt werden. Ein Gedanke hierzu: Nach dem Sport
ist es selbstverständlich, die Klamotten zu wechseln. Eine herkömmliche
Sporttasche kann auch dazu dienen, die Kleidung zu verstauen, ohne das eine
Sekundärkontamination z.B. des Kfz geschieht. Zumindest Schuhe und Oberteil,
beim Schießen aus kniender oder liegender Position auch die Hose, sollten
gewechselt werden.
Zur Vermeidung des
Aufsammelns älterer Pulver- und Bleireste vom Boden bietet sich auch die
Benutzung einer Schießmatte an. Diese einfache und bequeme Methode ist ohnehin
eine sinnvolle Anschaffung und kann ebenfalls regelmäßig gereinigt werden.
Textilien mit großer
Oberfläche, das sind typischerweise wärmende Materialien wie Wolle oder Fleece,
bieten auch mehr Oberfläche um Blei zu binden. Diese sollten daher nicht
unbedingt Kleidungsstücke der ersten Wahl für den Schießstandbesuch sein oder
zumindest unmittelbar gewaschen werden. Auch hier zeigt die Fachliteratur: Im
Labortest lösen sich manche Bleiverbindungen nicht unbedingt in handelsüblichen
Waschmitteln. Jedoch geht es bei der Reinigung der Klamotten wie bei der Dusche
nach dem Schießstandbesuch vor allem um die Beseitigung flüchtiger
Bleiverbindungen, welche entweder über die Atemluft aufgenommen oder sekundär
in die Raumluft verschleppt werden können. Die Beseitigung solcher Rückstände
ist durch eine gewöhnliche Reinigung sichergestellt und darf als genügend
angesehen werden. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, der kann von Zeit zu Zeit
seiner Wäsche mit handelsübliche Zitronen- oder Essigsäure (Citrat/Acetat)
behandeln. Hierbei aber auf die Pflegehinweise der Textilien achten.
Eine Schießmatte verhindert gerade auf geschlossenen Schießständen die Aufnahme alter Verunreinigungen vom Boden und ist generell ein hilfreiches Utensil |
Fazit
Unsere Artikel
sollen keineswegs dazu führen, Schießstände zu meiden oder sein Training zu
reduzieren. Sie sollen dem Leser lediglich Hinweise auf ein mögliches
Gesundheitsrisiko und einfache, praktikable Maßnahmen bieten, dieses zu
minimieren. Ein Schießstandbesuch im ABC-Schutzanzug, welcher anschließend
verbrannt wird, ist nicht notwendig. Es
gibt einfachere und kostengünstigere Maßnahmen, die jedermann ergreifen
kann. Ob und in wie weit diese umgesetzt werden, darf jeder frei für sich
entscheiden.
Literatur
Aktories, Klaus –
„Allgemeine und spezielle Parmakologie und Toxikologie“, Elsevier-Verlag, 9.
Auflage 2004
National Departement
for Occupational Safety and Health – “Preventing Occupational Exposures to Lead
and Noise at Firing Ranges”, 2009
National Academy of
Sciences – “Potential Health Risk for Firing Range Personel from recurrent Lead
Exposure”, 2013
Eine Zusammenfassung der Artikelreihe zu Bleiexposition (1)
bis (4) kann hier herunter geladen werden: https://0-500.org/page.php?al=sonstige-Informationen
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