Das schnelle
Nachladen kennt ja nach Lehrmeinung oder Verwendungszweck der Waffe viele
Interpretationen. Die meisten beschäftigen sich ausschließlich damit, ein neues
Magazin (so schnell wie möglich) in die Waffe zu bringen. Vernachlässigt werden
dabei grundsätzlich die Gesamtumstände. Welche Praxisrelevanz hat der Speed
Reload?
Ist das Magazin einer Waffe leergeschossen, muss ein neues
(volles) Magazin eingeführt werden. So weit so gut. Damit wäre der Prozess des
schnellen Nachladens eigentlich umfassend erklärt.
Problem: Feindeinwirkung
Die Ausbildungsindustrie verkompliziert an dieser Stelle
jedoch gern. Bestimmte Handhabungen und Bewegungsabläufe werden rein unter dem
Optimierungsgedanke vermittelt. Das gleiche gilt für spezifizierte
Ausrüstungsgegenstände, die das schnelle Nachladen noch schneller gestalten
sollen. Die Tipps zum schnellen Nachladen sind so vielfältig, wie die
Trainingslandschaft in den USA. In allen Darstellungen zum Speed Reload ist ein
Ausbilder zu sehen, der aufrecht und allein auf weiter Flur steht und seine
Technik des schnellen Nachladens praktiziert. Meist mit optimal positionierter
Ausrüstung, bei Sonnenschein, ohne Winterjacke und kalte Hände und ganz
wesentlich: Ohne Feindeinwirkung.
Lage
Ein leeres Magazin macht ein schnelles Nachladen
erforderlich. Im Kontext der praxisorientierten Schusswaffenanwendung bedeutet
das: Ich befinde mich im Feuerkampf und habe zehn oder 15 Schuss abgeben
müssen. Oder mit einem Gewehrmagazin in Standardkapazität sogar 28 Schuss. Das
bedeutet, die Gegenseite wird höchstwahrscheinlich ebenso viele Schuss
abgefeuert haben. In meine Richtung. Ich befinde mich entweder in Deckung oder
bin im schnellsten Sprint meines Lebens auf dem Weg in eine Deckung oder laufe
nicht mehr ganz so schnell, weil die Gegenseite nämlich auch treffen kann.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird in diesem Kontext niemand
mehr aufrecht im offenen Gelände stehen und einen Speed Reload praktizieren.
Die Technik wird obsolet. Folgerichtig muss auch keine kostbare Trainingszeit
in dieses Element investiert werden.
Realitätsnah üben
Soll der Speed Reload dennoch mit ins Trainingsprogramm
integriert werden, sollte realitätsnah geübt werden. Das heißt, der Speed
Reload sollte im Sprint oder zumindest im schnellen Laufen ausgeführt werden.
Die Magazintaschen sollten dabei verdeckt sein oder aber in der Konfiguration,
wie in der Praxis jenseits des Schießstandes auch. Der Speed Reload sollte in
Körperhaltungen praktiziert werden, die man typischerweise hinter einer Minimaldeckung
einnimmt, aber nicht aufrecht stehend. Alles andere ist Selbstbetrug.