Montag, 26. Februar 2024

Scharfschützenwesen: Zufallsvariable Wind

 

Material vs. Können

Für einen Langdistanz-Treffer sind zwei tragende Säulen wichtig: Die Grundbefähigung des Schützen und die ballistische Leistungsfähigkeit des Kalibers. In wie weit kann Schützenleistung mangelnde ballistische Performance kompensieren? Und an welchen Details sollte der Schütze gezielt arbeiten?


Neue Long-Range-Wunderkaliber, wie die 300PRC, stechen bei
Vergleichsrechnungen heraus. Sie haben deutlich weniger
Windanfälligkeit und erreichen auf eintausend Meter eine fast
dreimal größere Erstschusstrefferwahrscheinlichkeit als eine .308 Win


Im Scharfschützenwesen spielt geeignetes Material eine weitaus größere Rolle, als bei anderen Arten des Schießens. Während jedermann schon nach kurzer Ausbildungsdauer mit einer Pistole im Kaliber 9 mm Luger einen Treffer auf ein 150 Meter entferntes, manngroßes Ziel anbringen kann, stößt der Anwender im Langdistanz-Schießen schneller an Grenzen, die ihm durch das verwendete Material gesetzt werden. An diesem Punkt steht die berechtigte Frage: Brauche ich neues Material oder nur eine bessere Ausbildung?

Ballistische Leistungsgrenze
Für das Beispiel des Kaliber 9x19 kann unterstellt werden, dass der Mannscheibentreffer über einhundertfünfzig Meter die ballistische Leistungsgrenze der Patrone 9 mm Luger bedeutet. Diese Leistungsgrenze auszureizen, schafft der durchschnittlich begabte Anwender schon nach kurzer Ausbildungszeit. Der Grenznutzen von noch mehr oder noch besserer Ausbildung ist hier sehr gering, da die ballistische Leistungsfähigkeit der 9x19 schlichtweg erschöpft ist.
Übertragen auf das Langdistanz-Schießen und bspw. das Kaliber .308 Winchester wäre das Ende der ballistischen Leistungsfähigkeit bei etwa achthundert Meter angesiedelt. Um wiederholbar 800-m-Treffer anbringen zu können, hat der Schütze jetzt die beiden o.g. Möglichkeiten: Er verbessert seine Schützenleistung oder beschafft sich eine Waffe mit höherem ballistischen Potential.
Das Dilemma in diesem Fall ist die Kosten-Nutzen-Rechnung. Denn man kann nur einmal Zeit in Ausbildung investieren und man kann nur einmal Geld für ein neues Gewehr ausgeben. (Zugegebenermaßen ist ein neues Gewehr reizvoller)

Das Kaliber 6.5 Creedmoor hat sich querschnittlich etabliert.
Bei identischen Rückstoßverhalten hat die 6.5CM für Schüsse zwischen
800 und 1.000 Meter ballistische Vorteile gegenüber einer .308 Win.


Annahmen
Um die folgende Betrachtung einigermaßen vergleichbar zu halten, sei davon ausgegangen, dass der Schütze über eine Grundbefähigung verfügt, die sich wie folgt definiert: Der Schütze erfüllt mit einer Pistole zu jedem beliebigen Zeitpunkt und beliebig oft den Präzisionsanspruch „Kornbreite“. Das heißt, er trifft entfernungsunabhängig ein Ziel, das jeweils seiner Kornbreite entspricht.
Mit einem Gewehr ist er in der Lage, zu jedem beliebigen Zeitpunkt eine Gruppe zu schießen, die kleiner oder gleich 0,6‰ ist. Das bedeutet, die Gruppe ließe sich auf 25 Meter mit dem Zeigefinger abdecken. Auf einhundert Meter entspräche das einem Streukreis von sechs Zentimeter. Hochgerechnet auf die vorgenannten achthundert Meter wäre das eine Streuung von weniger als fünfzig mal fünfzig Zentimeter; also ein sicherer Treffer auf einer Mannscheibe. Man könnte auch sagen, die schützenbedingte Durchschnittsstreuung ist kleiner als das Zielmedium.

Variablen bei Langdistanz
Im Scharfschützenwesen kommen mehrere Faktoren zusammen, die signifikanten Einfluss auf den präzisen Treffer haben. Das sind Entfernung zum Ziel, Luftdruck, Temperatur, Windverhältnisse, Anfangsgeschwindigkeit, Geschossgewicht, ballistischer Koeffizient.
Von allen Faktoren können nur zwei Variable nicht exakt bestimmt, d.h. gemessen, werden. Das sind die Faktoren Wind sowie die Anfangsgeschwindigkeit des Projektils (vor dem Schuss). Während die Anfangsgeschwindigkeit durch statistisch aussagekräftige V0-Messungen hinreichend genau eingegrenzt werden kann und die Varianz durch Verwendung hochwertiger Munition reduziert werden kann, bleibt der Wind die eine Zufallsvariable. Und damit der einzige Einflussfaktor, an dem menschliche und ballistische Leistungsbeiträge sichtbar werden können.

Die Hornady 7mmPRC ist das jüngste Produkt
der Precision Rifle Cartridge Serie


Zufallsvariable Wind
Die meisten Fehlschüsse über Langdistanz haben ihre Ursache in der Falschbeurteilung der Windverhältnisse. Wind kann weder exakt gemessen noch stochastisch geschätzt werden. Wind muss „gelesen“ werden. (An dieser Stelle wird auch bewusst der Begriff der „Wind-Schätzung“ vermieden, um semantische Konflikte mit dem Begriff der stochastischen Schätzung zu verhindern.)
Da es im Jahr nur ganz wenige windstille Tage gibt, ist die günstigste Konstellation im Scharfschützenwesen nur eine Windstärke aus nur einer Windrichtung über die gesamte Entfernung bis zum Ziel. Im Normalfall allerdings sind Windrichtung und Windstärke an der Stellung des Schützen ungleich den Windverhältnissen im Zielgebiet. Noch übungsintensiver wird das Windlesen, wenn neben Schützenposition und Zielgebiet ferner auf der Flugbahn des Geschosses eine dritte Windart vorherrscht.
Das einzige Trainingsziel wird somit, Wind besser lesen zu können. Der einzige Anschaffungsgrund für ein neues Kaliber ist demnach, Auswirkungen von Fehlern im Windlesen zu minimieren. An diesem Punkt setzt die Kosten-Nutzen-Rechnung für den Schützen ein: Geht er den steinigen Weg und lernt den Wind anhand von Geländemerkmalen besser zu lesen? Oder rüstet er auf ein Kaliber um, das grundsätzlich weniger windanfällig ist?

Die vor etwa drei Jahren eingeführte .375 Swiss P
des RUAG-Konzerns besticht mit extrem hohen Energietransport
jenseits der eintausend Meter (Foto: RUAG)


Wind-Vergleichbarkeit von Patronen
Das bestimmende Maß für den Einfluss des Windes auf ein Geschoss ist dessen Flugzeit. Je länger ein Geschoss fliegt, desto länger kann eine seitliche Kraftkomponente (Wind) auf das Geschoss einwirken. Die Lösung ist daher, die Flugzeit des Projektils zu minimieren.
Die Flugzeit des Projektils wird umso kürzer, je höher die Anfangsgeschwindigkeit und je geringer der Geschwindigkeitsverlust während der Flugzeit sind. Die Verlangsamung eines Geschosses ist umso kleiner, je höher der ballistische Koeffizient ist.
Um den Windeinfluss zu minimieren, sollten die Anfangsgeschwindigkeit sowie der ballistische Koeffizient maximiert werden. Das Geschoss sollte also in seiner Kalibergruppe eine möglichst große Masse haben, vor einer möglichst großen Pulverladung sitzen und durch einen möglichst langen Lauf getrieben werden.

Vergleichsrechnung von sechs Patronen, die im Langdistanz-Schießen
relativ weit verbreitet sind. Die 300 Norma Mag entspricht außenballistisch
ziemlich genau der 300PRC. Eine 6.5 Creedmoor besitzt trotz besserer
Außenballistik weniger Rückstoßimpuls als eine .308 Win. Ebenso hat eine
300 Norma Mag / 300PRC weniger Rückstoßimpuls als die 338 Lapua Mag bei
deutlich weniger Seitenwindanfälligkeit. Theoretisch muss der Schütze bei
drei Meter pro Sekunde Seitenwind mit einer 300PRC bis 500 Meter überhaupt
keine Seitenkorrektur vornehmen. Bei 750 Meter ist die Ersttreffer-Wahrscheinlichkeit
mit diesem Kaliber fast doppelt so hoch, wie mit einer außenballistisch optimierten .308 Win


Wunderpatronen
In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich die Welt der Long-Range-Patronen grundlegend verändert. Spätestens mit dem Design der Kaliberserie der Precision Rifle Cartridge (PRC) vor etwa zehn Jahren erlebte die Szene eine Zeitenwende. Erstmals wurden auf Grundlage sowohl mathematischer als auch praktischer Erfahrungen Patronen explizit für den Einsatz über weite Distanzen konzipiert. Das erste Kind dieser Serie war die 6.5PRC (in 2013/2018), die vornehmlich unter Wettkampfbedingungen eingesetzt wurde. Die 300PRC folgte in 2018/2019 und sollte vorwiegend zur Jagd auf 4-beinige oder 2-beinige Beute eingesetzt werden. Schnell zeigte sich die Austauschbarkeit beider Kaliber in der jeweiligen Rolle.
Eine weitere Patronenserie ist die seit der Jahrtausendwende verfügbare CheyTac in den Dimensionen .408 und .375 CheyTac sowie die vor etwa drei Jahren eingeführte .375 Swiss P des RUAG-Konzerns.
Was all diese Geschossentwicklungen gemeinsam haben, ist die Balanced Flight/Controlled Spin-Technologie. Wodurch stark vereinfacht formuliert eine höhere Flugreichweite im Überschallbereich sowie eine bessere Vorhersagbarkeit des Geschossverhaltens im transsonischen Bereich erzeugt werden soll.

Nachteile
Längere Geschosse mit signifikant höheren Geschwindigkeit erzeugen deutlich mehr Laufverschleiß. Die Lebensdauer eines Laufes dürfte bei diesen Kalibern so gut wie nie die Eintausend-Schuss-Grenze erreichen. Kostenrechnerisch bedeutet das: Neben den fünf bis acht Euro pro verschossene Patrone sollte der Anwender gleichzeitig pro Schuss zwei bis drei Euro Abschreibung auf den Lauf kalkulieren. Man kann eben entweder sparen oder erfolgreich Long-Range schießen.

Eine halbe Sekunde weniger Flugzeit bedeutet eine
halbe Sekunde weniger Angriffsmöglichkeit für Seitenwind


Vergleichsrechnungen
Auf Grundlage der Erkenntnis, dass eine kürzere Flugzeit gleichbedeutend mit höherer außenballistischer Leistung ist, können verschiedene Patronen miteinander verglichen werden. Ziel ist, die Wahrscheinlichkeit eines Ersttreffers zu schätzen.
Dafür wird für die jeweilige Patrone die maximale Mündungsenergie angenommen. Als Projektil wird jeweils das auf dem Markt verfügbare Geschoss mit dem höchsten ballistischen Koeffizienten gewählt. Aus der bekannten Geschossmasse kann über die Mündungsenergie die Mündungsgeschwindigkeit errechnet werden. Beispielhaft wurden für die Vergleichsrechnungen die Kaliber .308 Win / 6.5 Creedmoor / 7mm Rem Mag / 300 Win Mag / 338 Lapua Mag sowie die 300 Norma Mag einbezogen, welche außenballistisch ziemlich genau der 300PRC entspricht.
In der Realität werden diese theoretisch errechneten Daten je nach Umgebungsbedingung abweichen. Für eine vergleichende Betrachtung von Patronen eignet sich dieses Vorgehen allerdings umso mehr, da es auf Basis rein technisch-objektiver Parameter stattfindet.

Eintausend Meter Entfernung und drei Meter Seitenwind gehören
beim Langdistanz-Schießen ohnehin zum Fortgeschrittenenprogramm.
Mit einer .308 Win wären sieben bis acht Versuche erforderlich.
Mit einer 300PRC vermutlich nur drei


Schätzung des Ersttreffers
Außenballistisch wird mit einer Standard-Atmosphäre von eintausend Millibar Luftdruck und 15 Grad Celsius Umgebungstemperatur gerechnet. Außerdem wird angenommen, dass der Schütze den Wind jeweils auf drei Meter pro Sekunde genau schätzen kann. Das entspricht eher mittelmäßigen Windlese-Fähigkeiten. Mit Hilfe eines stochastischen Verfahrens, der sog. „Monte-Carlo-Simulation“ werden mehrere tausend Schuss simuliert. Aus der Anzahl der Treffer auf eine Zielgröße von 45 mal 45 Zentimeter kann die Trefferwahrscheinlichkeit errechnet werden.

Das Ergebnis der Monte-Carlo-Simulation veranschaulicht graphisch
die Ersttreffer-Wahrscheinlichkeit auf ein Ziel von 45 mal 45 Zentimeter
auf eintausend Meter Entfernung. Oben .308 Win unten 300 Norma Mag / 300PRC


Ergebnisbetrachtung
Das Ergebnis überrascht, weil es der grundsätzlich gültigen Regel „Ausbildung vor Ausrüstung“ widerspricht. Zwar ist die Fähigkeit, Wind lesen zu können, bei Verwendung des Kalibers .308 Winchester deutlich wertvoller – allerdings nur, weil die .308 Winchester außenballistisch deutlich weniger Potential hat, als bspw. die .300 Norma Magnum. Das bedeutet aber im Umkehrschluss, dass der Grenznutzen von immer besseren Windlese-Fähigkeiten sehr klein wird. Praktische Erfahrungen zeigen, dass die Fähigkeit den Wind auf anderthalb bis zwei Meter pro Sekunde lesen zu können, ausreicht. Insbesondere die Fähigkeit, Wind besser als ein Meter pro Sekunde lesen zu können, bringt keine wesentliche Erhöhung der Ersttrefferwahrscheinlichkeit und wäre in Anbetracht begrenzter zeitlicher Trainingsressourcen Verschwendung.

Fazit
Der präzise Erstschusstreffer auf eintausend Meter scheint der Anwendungsbereich zu sein, bei dem mehr Materialeinsatz auch zu wesentlicher Ergebnisverbesserung führen kann. Jedoch ist ein leistungsstarkes Kaliber allein nicht alles. Die Kette ist nur so stark, wie ihr schwächstes Glied. Grundbefähigung und Mindset des Schützen, eine qualitativ hochwertige Optik und die korrekte Kombination aus Patrone und Gewehr sind gleichermaßen wichtig. Wer glaubt, Materialkonsum macht wehrhaft, kann sich den Weg in die Schützenstellung sparen.

Mehr dazu in "Die Waffenkultur" Nr. 74

 

Mittwoch, 14. Februar 2024

UF Pro: Delta Eagle Gen. 3

 

UF Pro bietet seit Kurzem die beliebte Softshell Delta Eagle in einer Weiterentwicklung als Generation 3 an. Die Jacke wurde mit der UF Pro typischen Liebe fürs Detail überarbeitet und setzt jetzt im Marktsegment der Softshells neue Akzente


Der Begriff Softshell Jacke ist genauso dehnbar, wie die Jacken selbst. Eine einheitliche Definition gibt es nicht. Allerdings hat jeder Outdoor-Hersteller meistens zwei Modelle in seiner Angebotspallette. Eine gefütterte und eine leichte, ungefütterte Variante. Softshell Jacken stehen im Ruf, alles zu können, aber nichts davon richtig. Sie sind nie absolut wasserdicht, nie völlig windabweisend und als warme Außenschicht für Extremtemperaturen keine reale Alternative. Hier liegt die Abgrenzung zu den so genannten Hardshell Jacken. Eine Hardshell ist auf einen oder mehrere Einsatzzwecke hin optimiert. Sie hält Regenwetter länger stand und ist winddicht, was meist mit einer geringeren Wasserdampfdurchlässigkeit erkauft wird. Oder die Hardshell ist eine Jacke mit hohem Wärmerückhalt für „Extreme Cold Weather Conditions“ (ECWC) mit einem Einsatzbereich für unter minus zwanzig Grad Celsius, was sie für alle anderen Temperaturbereiche untragbar werden lässt.

Von den drei Lagen einer Softshell hat UF Pro
das Innenfutter separiert. Nur noch die Außenhaut
und die Membran werden laminiert


Softshell Konzept
Für gewöhnlich bestehen Softshell Jacken aus drei Schichten: Der Außenhaut, einer Membran und dem Innenfutter. Meist werden diese drei Schichten zu einer Grundware laminiert, welche dann als Ausgangsmaterial für den Zuschnitt der Jacke verwendet wird. Das reduziert die Herstellkosten. Das Ausgangsmaterial ist dabei durchaus hochwertig und besitzt je nach Hersteller ganz unterschiedliche Produktbezeichnungen, wie bspw. StormStretch® oder ePTFE Membran GORE 3-L. Softshell-Material ist grundsätzlich winddicht und aufgrund einer Appretur, z.B. mit DWR (Durable Water Repellent) in den meisten Fällen auch stark wasserabweisend.

Die UF Pro typischen Air/pac-Polsterungen in
den Schultern verhindern Kältebrücken und
Druckstellen beim Tragen schwerer Ausrüstung


UF Pro Konzept neu
UF Pro hat sich insbesondere diesem Drei-Lagen-Konzept angenommen und es verbessert. Das Innenfutter wurde separiert. Nur noch die Außenhaut und die Membran werden laminiert. Dadurch wird es möglich, das Material für das Innenfutter frei zu wählen. UF Pro entschied sich hierbei für das sog. Cocona Fleece von 37.5™ Technology, welches bereits aus mehreren anderen UF Pro Jacken bekannt ist. Aus 37.5™ Technology wird Bettwäsche hergestellt, sowie Sportbekleidung oder Herrenoberbekleidung. Renommierte Marken, wie Burberry und Calvin Klein verwenden es genauso, wie Salomon, TREK oder Vertx.
Cocona® bzw. 37.5™ unterscheidet sich von anderen Fleece-Grundwaren durch deutlich bessere Eigenschaften im Dampfmanagement. Das heißt, die durch den menschlichen Körper abgegebene Wärme wird schneller nach außen weitertransportiert ohne das es sofort zu einem Feuchtigkeitsstau innerhalb der Jacke kommt. Darüber hinaus werden so dreihundert Gramm Gewichtsersparnis gegenüber der Jacke aus 2. Generation erreicht. Die Außenhaut der Delta Eagle Gen. 3 ist weiterhin ein Nylon-Ripstop-Gewebe.

Das neue 2-Knopf-System am Kragen ermöglicht
ein schnelles Lösen und Aufsetzen der Kapuze


Auch neu: Kapuze
Die Kapuze ist von ihrem Schnitt unverändert. Allerdings hat UF Pro das Verstauen der Kapuze im Kragen überarbeitet. Durch das neue 2-Knopf-System am Kragen ist es jetzt möglich, die Kapuze schnell mit zwei Handgriffen aus dem Kragen zu lösen und aufzusetzen.

Belüftung
Ein Reißverschluss unter den Armen, der geöffnet werden kann, um etwaigen Wärmestau abzuleiten und die Jacke etwas zu klimatisieren, ist bei fast allen Softshell oder Outdoor-Jacken vorhanden.
UF Pro hat diesen Reißverschluss vergrößert. Es ist möglich, die Jacke seitlich vom Bund bis zum Ellenbogen zu öffnen. Damit werden zwei Dinge erreicht: Neben der Klimatisierung kann so auch auf ein eventuell vorhandenes Gürtelholster nebst Waffe zugegriffen werden. Der Bund der Jacke wird in diesem Fall weiterhin durch eine Druckknopflasche zusammengehalten.

Der Seitenreißverschluss öffnet vom Bund bis
zum Ellenbogen. Neben der Klimatisierung kann
so auch auf ein eventuell vorhandenes Gürtelholster
nebst Waffe zugegriffen werden


Schulterpolster
Im Schulterbereich hat die Softshell die UF Pro typischen Air/pac-Polsterungen. Die machen nicht nur ein breites Kreuz, sondern haben auch Funktion: Das permanente Tragen eines Plattenträgers wird durch die Polster wesentlich angenehmer. Und: Es entsteht keine Kältebrücke, weil kein direkter Kontakt zwischen Ausrüstung und dem Körper aufgebaut wird.

Preis und Farben
Innovation kostet. Der Verkaufspreis der Gen. 3 liegt bei etwa 320 Euro. Die Jacke ist in fünf Colorits verfügbar: Schwarz, Oliv, Grau; außerdem in Navy Blue und gegen einen Aufpreis von achtzig Euro in MultiCam.

Fazit
Wer einfach nur „schlichte“ Oberbekleidung sucht, ist bei UF Pro falsch. UF Pro ist aufs Detail bedacht und zwar ungeachtet der Herstellkosten. Das ist, neben anderen Faktoren, Unternehmensphilosophie und die immer größer werdende UF Pro Fangemeinde sucht genau nach diesem Bekleidungsstil. Die neue Delta Eagle Gen. 3 entspricht genau dieser UF Pro Philosophie.

Service
https://www.tripleaction.de/uf-pro/


Montag, 5. Februar 2024

Helikon-Tex®: SAS Smock

 

Im Herbst 2023 brachte Helikon-Tex eine Neuauflage des legendären SAS Smock auf den Markt. Klassische Elemente dieser Militärjacke blieben im Schnitt erhalten, wurden aber durch moderne Details zu einem attraktiven Vintage-Stil ergänzt. Tradition trifft auf Moderne

Afghanistan 2001: Angehörige des Australischen SAS
während der Operation Slipper. Gut zu erkennen die
Smock-ähnlichen Kampfjacken mit Kapuze. Über dem Smock
werden noch zusätzlich Kampfmittelwesten getragen


Von Arne Mühlenkamp

Der „Smock“, oder eingedeutscht auch „hängender Kittel“, ist ein typisch militärisches Kleidungsstück. Glaubt man der Überlieferung, dann war der britische SAS der erste Verband, der in den frühen 1940er Jahren mit dieser Art von Kampfjacken ausgerüstet wurde.

Ebenfalls Australischer SAS in Afghanistan, bekleidet
mit dem typischen Smock als äußere Schicht


Historie
Die eigentlichen Wurzeln des „Kittels“ dürften aber eher in der Deutschen Wehrmacht bzw. Luftwaffe zu verorten sein, die ihre Fallschirmjäger mit einem Sprungkittel ausrüstete; dem sog. „Knochensack“.
Die heute als SAS Smock bekannte Jacke ist eine direkte Weiterentwicklung des deutschen Knochensacks durch den britischen Offizier Major Denison. Insbesondere von Fallschirmjägern wurde dieser Jackentyp über der gesamten Ausrüstung getragen, um zu verhindern, dass sich Teile des Fallschirms mit der restlichen Ausrüstung verheddern können. Der Smock hatte auch nur wenige (meistens vier), aber dafür große, meist balgförmige Taschen.

Der Helikon SAS Smock im Farbton Earth Brown kann ein
attraktiver Alltagsbegleiter sein (Foto: Hersteller)

Trageweise
Eine, nicht jedem bekannte, Information zur Trageweise ist, dass der Smock immer als äußere Schicht getragen wird. Eine wärmende Isolationsschicht und selbst Nässeschutz wird bei diesem Trageprinzip unter den Smock gezogen. Damit ist gewährleistet, dass der Zugriff auf die Taschen des Smocks völlig unabhängig vom Umgebungswetter gleich bleibend ist. Die Taschen befüllen sich, selbst armeeübergreifend, wiederum immer relativ identisch: In den Brusttaschen wird alles verstaut, was zur Navigation dienen kann; bspw. Karten, Kompass, kleiner Entfernungsmesser, Schreibutensilien. In den unteren Taschen der Vorderseite werden Reservemagazine transportiert. Sollte der Smock weitere Taschen im Oberarm- oder Rückenbereich haben, können diese mit Erste-Hilfe-Ausrüstung bzw. Verpflegung bestückt werden. Die Trageweise des Smock sollte grundsätzlich ein „Leben aus der Jacke“ gewährleisten.

Unter den Armen ausreichend große Reißverschlussöffnungen
zur Belüftung (Foto: Hersteller)

Allround-Kampfjacke
Besonders zu Beginn des 21. Jahrhunderts erlebte der klassische Smock eine Weiterentwicklung zur Allround-Kampfjacke, die der Idee von „Leben und Kämpfen aus der Jacke“ immer näher kam. Ein typisches Beispiel ist die sog. „Einsatzkampfjacke KSK“. Allein das Tragen der Jacke bietet dem Soldaten auch noch nach eventuellem Verlust seines Rucksacks ein Höchstmaß an Autonomie sowie an Kampf- und Überlebensfähigkeit.

Traditionell werden in den Brusttaschen eines Smock
Hilfsmittel zur Navigation verstaut. Unten gut zu erkennen
die bandvernähten Canadian Buttons (Foto: Hersteller)



Helikon Smock
Helikon-Tex hat viele klassische Elemente dieser Ur-Kampfjacke beibehalten, dem Smock jedoch ebenso eine modische Vintage-Optik verpasst. Insbesondere im Farbton Earth Brown wird der Helikon Smock zu einem unauffälligen – fast schon eleganten – Alltagsbegleiter für jede Jahreszeit.
Die Jacke ist ungefüttert, was der Ursprungsidee entspricht. Bei kälteren Außentemperaturen kann somit eine Kunstfaser-Isolationsjacke unter dem Smock getragen werden.

Der Frontreißverschluss schließt sehr hoch,
fast bis zur Nase des Trägers (Foto: Hersteller)


Taschenanordnung
Der Smock besitzt vier Pattentaschen, was ebenfalls sehr nah an der Ursprungsidee ist. Im Inneren sind die Brusttaschen mit einer Fangschnur ausgestattet. Wichtige Kleinutensilien, wie bspw. der Kompass können so relativ verlustsicher getragen werden.
Um die Belademöglichkeiten des Smock insgesamt etwas zu erweitern, hat Helikon jede der Pattentaschen mit einer zweiten Zippertasche hinterlegt. Die Gesamtanzahl summiert sich so auf acht Taschen total.
Eine besondere Reminiszenz sind die Canadian Buttons, mit denen die Pattentaschen verschlossen werden. Canadian Buttons sind sog. Langlochknöpfe, die nicht direkt angenäht sind, sondern über ein kleines Band am Kleidungsstück fixiert werden. Bandgenähte Knöpfe bringen etwas mehr Verlustsicherheit. Eine Idee, die im Ursprung auf kanadische Uniformteile aus dem Zweiten Weltkrieg zurückgeht.
Über Innentaschen verfügt der Smock nicht. Ebenso wurde zu Gunsten des zivilen Erscheinungsbildes dankeswerterweise auf Armtaschen verzichtet.

Zur besseren Ausrüstungs-Orga ist jede Pattentasche
mit einer Reißverschlusstasche hinterlegt (Foto: Hersteller)

Wärmeregulation
Zur besseren Wärmeregulation besitzt der Smock unter den Armen ausreichend große Reißverschlussöffnungen zur Belüftung. Die Kapuze ist angenehm groß und lässt sich zweifach anpassen. Der Frontreißverschluss schließt sehr hoch, fast bis zur Nase des Trägers und schützt damit hervorragend vor kaltem Wind.

Material
Das DuraCanvas Gewebe besteht zu 65 Prozent Polyester, 33 Prozent Baumwolle und zwei Prozent Elastan. DuraCanvas, auch als „Duck“ bzw. nur als „Canvas“ bezeichnet, ist ein Segeltuchgewebe. Im Fall des Helikon Smock jedoch mit einer relativ geringen Grammatur von etwa 230 Gramm pro Quadratmeter. Das leichte Segeltuch hat außerdem eine Weichmacher-Appretur erhalten, wodurch sich die Trageeigenschaften nochmals verbessern. Für eine erweiterte Witterungsbeständigkeit gegen Regen und Wind könnte das Gewebe gewachst werden.

Typisch Helikon: Eine kleine Bandschlaufe dient zur
Aufnahme eines Karabiners für Handschuhe oder den
Gehörschutz (Foto: Hersteller)

Bushcraft Linie
Im Helikon-Tex Universum firmiert der SAS Smock unter der Bushcraft Linie. In diesem Sortimentsbereich bietet Helikon allerlei nützliche Ausrüstung und Bekleidung für Outdoor-Enthusiasten an. Im direkten Vergleich zu Premiumanbietern allerdings, muss der Helikon-Kunde manchmal nur die Hälfte des Budgets aufbringen und zwar ohne Qualitätsverluste in Kauf zu nehmen. Wie z.B. beim Swagman Roll 2.0, der in der Folgeausgabe im März vorgestellt wird.

Fazit
Der leichte und attraktive Vintage-Smock von Helikon ist derzeit in den Farben Schwarz, Oliv, Coyote und Earth Brown erhältlich und kostet um die neunzig Euro. Erstklassig verarbeitet und ohne militärisches Erscheinungsbild wird die Jacke schnell zu einem beliebten Alltagsbegleiter.

Mehr dazu in "Die Waffenkultur" Nr. 74