Mittwoch, 21. Dezember 2011

Zwischen den Jahren

21. / 22. Dezember – Sonnenwende. Heute endet das Sonnenjahr, bzw. astronomisch korrekt endet es in 2011 am 22. Dezember in den frühen Morgenstunden. Die Tage werden wieder länger. Das Sonnenjahr dauert von Wintersonnenwende zu Wintersonnenwende und misst exakt 365,25 Tage.

Dem gegenüber steht das Mondjahr mit seinen 12 Mondmonaten. Jeder Mondmonat hat 29,5 Tage; das Mondjahr demzufolge 354 Tage. Die Differenz von 11 Tagen und 12 Nächten nennt man auch die Zeit zwischen den Jahren. Für die Altvorderen waren diese 12 Rauhenächte von großer Bedeutung. Die Geschehnisse jeder einzelnen Nacht stehen symbolisch für einen Monat des kommenden Jahres. Rudimentär hat sich dieser Brauch im Bleigießen zu Silvester erhalten.
Die Zeit zwischen den Jahren soll eine Zeit der Besinnung und Ruhe sein und eine Zeit des Kraftschöpfens, um den Herausforderungen des neuen Jahres gewachsen zu sein.

In dieser Beziehung steht uns Privatwaffenbesitzern einiges bevor. Leichter werden die Zeiten nicht. Antifreiheitliche Kräfte betreiben schon seit geraumer Zeit Initiativen zur schleichenden Entwaffnung des Bürgers; egal, ob in der Schweiz, in Österreich oder der Bundesrepublik. Ein Patentrezept, wie diesen Umtrieben entgegenzuwirken sei, gibt es kaum.




Kauft Euch so viele Waffen, wie Euch gem. der gesetzlichen Regelungen zustehen. Jetzt.
Kauft Euch so viel Magazine und Munition wie Ihr kriegen und lagern könnt. Jetzt. (Bitte auch hier die gesetzlichen Bestimmungen des jeweiligen Landes beachten.)
Achtet beim Kauf bitte darauf, ob und in wie weit sich Hersteller und Händler für den Erhalt des Privatwaffenbesitzes einsetzen. Wer sein Heil einzig im Behördenmarkt sucht, soll seine € auch dort generieren.



Vielleicht erwächst in der besinnlichen Zeit bei manch einem auch der Wunsch, sich im neuen Kalenderjahr stärker zu engagieren und sich zu organisieren.

Werdet Mitglied bei proTell, IWÖ und Forum Waffenrecht.

proTell



IWÖ



Forum Waffenrecht



Ich wünsche allen Lesern und Kursteilnehmern
eine ruhige und besinnliche Zeit zwischen den Jahren.
Henning Hoffmann

Waffenkultur.com
Akademie 0/500

Freitag, 9. Dezember 2011

Trainingsgutscheine

Noch kein Weihnachtsgeschenk? Wie wäre es mit einem Trainingsgutschein für Akademie 0/500?

Der Gutschein kostet 200 € und berechtigt zur Teilnahme an einem Schießkurs (Tageskurs) mit Akademie 0/500.
Die Gültigkeitsdauer beträgt 18 Monate. Es gelten die Teilnahmebedingungen von Akademie 0/500. ( http://www.0-500.org/fragen.html )

Kontakt über: http://www.0-500.org/kontakt.html

Aktuelle Termine: Hier

Dienstag, 29. November 2011

Die Waffenkultur – Ausgabe 01 (November/Dezember 2011)

Der Waffenkultur-Server registrierte bis heute fast 25.000 Zugriffe. Auf der calameo-Plattform blätterten mehr als 8.260 Leser in der Pilotausgabe. Diese Resonanz ist für ein Newcomer Projekt spektakulär. Das haben wir Euch zu verdanken.

Magazine werden an ihrer verbreiteten Auflage oder der Abonnentenzahl gemessen. Online-Magazine an ihren Zugriffszahlen. Die Zahl 30.000 war unser erklärtes Ziel für das Frühjahr 2012. Der Zuspruch, den Waffenkultur am Markt erfahren hat, übertrifft alles, was wir uns erhofft hatten. Das äußert sich nicht nur in virtuellen Klicks. Neben unzähligen Kommentaren und Leserzuschriften haben auch über ein Dutzend Internetforen unser Open-Source-Magazin positiv reflektiert und verlinkt.

Waffenkultur scheint das Format zu sein, auf das alle gewartet haben. Für uns, das Netzwerk hinter Waffenkultur, ist das Ansporn und Verpflichtung gleichermaßen. Wir hoffen daher mit der echten Ausgabe 01 auch wieder Euren waffenkulturellen Nerv zu treffen und Euch den einen und anderen weiterbildenden Beitrag liefern zu können.

Waffenkultur ist da. Die Pilotausgabe ist raus. Es gibt kein zurück. Ab Ausgabe 01 werden wir besser und größer. Das geht gar nicht anders, denn wir sind Open Source.


Ausgabe 01 November/Dezember 2011


Als Portal steht jetzt die Internetseite www.waffenkultur.com zur Verfügung.


Die November/Dezember Ausgabe hat folgenden Inhalt:

- 1-1000: 5-tägiger Scharfschützenkurs in der Schweiz
- Gedämpft: MFD für SIG-Büchsen
- Der Ziehvorgang und seine Varianten
- Die Ruger Gunsite Scout Rifle
- Das Böker Sniper Blade Works S2
- 7 Tipps für schnelle Schussfolgen
- Das X-Bionic Combat Energizer
- Recht: Verbotene Waffen und Gegenstände
- Buchempfehlungen




calameo: http://www.calameo.com/read/000704571b904a428a4e7



Werbepartner:

- Helikon-Tex.com
- Surefire.com
- Partisan Verlag
- 0-500.de – Akademie 0/500
- vikingtactics.de
- brunox.com
- aimpoint.com
- riversandrocks.com
- sierra-313.de

Dienstag, 8. November 2011

Leseempfehlungen (2)

Handwaffen und Panzerabwehrhandwaffen der Bundeswehr – Geschichte, Taktik, Technik
von Jan-Phillipp Weisswange


208 Seiten gebunden mit Schutzumschlag
Verlag: E.S. Mittler & Sohn GmbH
ISBN-13: 978-3813209327
Format: 21 x 27 cm
Preis: 24,95 €

Direktlink

Der renommierte Autor Dr. Jan-Phillipp Weisswange stellt mit dieser Neuveröffentlichung ein Standardwerk vor und füllt gleichzeitig eine seit mittlerweile zehn Jahren bestehende Lücke im Fachbereich Handwaffen. Der letzte Titel zum Thema erschien 2001 durch das Autorenteam Abresch / Wilhelm im Report Verlag. Zehn Jahre in denen sich mit der sicherheitspolitischen Lage auch die Anforderungen an Ausbildung und Bewaffnung geändert haben – in Teilbereichen sogar grundlegend.

Jan-Phillipp Weisswange nähert sich dem Untersuchungsgegenstand „Handwaffen“ aus verschiedenen Perspektiven. Zum einen unterteilt er die Phasen der Bundeswehrbewaffnung in sechs Epochen. Chronologisch beginnend bei der Aufstellungsphase, dem Kalten Krieg, der Wendezeit, der Transformation zur Einsatzarmee über die Armee im Gefecht und einem Zukunftsblick. Für jede Epoche schildert er sicherheitspolitische und militärstrategische Rahmenbedingungen, um schließlich die jeweils eingeführten Waffen detailliert vorzustellen.

Zum anderen begeht Weisswange den notwendigen Spagat einer Betrachtung aus der taktischen Perspektive heraus. Der Leser erhält dadurch einen zusätzlichen Erkenntnisgewinn. Für den Autor besitzt der Soldat selbst eine Schlüsselstellung. Die mentale Einstellung zum Kampf bezeichnet Jan-Phillipp Weisswange als taktischen Kampfkraftmultiplikator.

Der dritte Teil des Buches beleuchtet technische Aspekte etwas genauer: Die Verschlusstechnik von Handwaffen, die Leistungsfähigkeit von Munition sowie Optik und Optronik.

Vereinzelt greift Weisswange auf Gastautoren zurück. Beispielsweise auf Peter Dannecker, einem deutschsprachigen Kompetenzzentrum in Sachen Verschlusstechnik oder Oliver Mark Baumann, einer treibenden Kraft hinter dem neuen Schießausbildungskonzept der Bundeswehr.

Das Buch ist darüber hinaus hochaktuell und lässt auch die jüngsten Entwicklungstendenzen im Bereich „DMR 7,62“ nicht aus.

Im Fazit bleibt festzustellen: Auch im Zeitalter der "Vernetzten Operationsführung" durch hochkomplexes militärisches Großgerät haben der Fußsoldat und sein Gewehr immer noch entscheidenden Einfluss auf das Kampfgeschehen.







Verdammt und geliebt - Erinnerungen eines Fremdenlegionärs
von Wolf-R. Barthel


348 Seiten
Verlag: Epee Edition e.K.
ISBN-13: 978-3943288018
Preis: 19,90 €

Direktlink

Wolf-R. Barthel nimmt den Leser mit in die Zeit des Algerienkriegs, den er als junger Fremdenlegionär aus Deutschland erlebte. Sein autobiographischer Erlebnisbericht beginnt Ende des Jahres 1957 mit seinem Weggang aus seinem Elternhaus in Berlin als Halbstarker und endet 1962 mit seinem Vertragsende und dem darauf folgenden Schritt ins Zivilleben.
Bei „Verdammt und geliebt“ handelt es sich um eine schnörkellose und ehrliche Abrechnung mit einem Lebensabschnitt voller Abenteuer, Entbehrungen, Kameradschaft und Leid.
Nicht die politischen Ereignisse und Hintergründe, welche zum Algerienkrieg führten, stehen im Mittelpunkt, sondern der Mikroorganismus des „Soldat seins“. Meine Kameraden, meine Vorgesetzten, meine Einheit, die Legion – meine Heimat.
Die distanzlose Darstellung und die kurzweilige Erzählweise machen das Buch sehr empfehlenswert.







Tödlicher Irrtum – Die Geschichte der RAF
von Butz Peters


Taschenbuch: 863 Seiten
Verlag: Fischer (Tb.), Frankfurt;
3. Aufl. (Juni 2007)
ISBN-13: 978-3596172658
Preis: 12,95 €

Direktlink

Egal was man über die RAF wissen möchte, auf den 860 Seiten von Butz Peters wird man fündig.
Das Buch gliedert sich in sieben Abschnitte. Drei davon bilden die drei Generationen ab. Ein Abschnitt widmet sich dem Thema RAF und MfS und einer den Nachwirkungen der Selbstauflösung im Jahr 1998. Butz Peters erzählt chronologisch. Dennoch kann das Buch auch abschnittsweise oder kapitelweise ohne Informationsverlust gelesen werden. Was besonders gefällt: Jede involvierte Person wird mit einem kurzen Lebenslauf in die Erzählung eingeführt. Dem Leser fällt es somit leicht, den Überblick zu behalten. Der Autor verrät, dass bis heute weitgehend unbekannt ist, wer zur 3. Generation der RAF gehörte, dass es eine RAF-Angehörige gibt, deren Identität zwar bekannt ist, die aber bisher nicht gefasst werden konnte. Ebenso ist die Tatwaffe, mit der Hanns Martin Schleyer und Gerold von Braunmühl erschossen wurden immer noch spurlos verschwunden.

Samstag, 29. Oktober 2011

Die Ruger Gunsite Scout Rifle (2)

Im ersten Teil des Berichts ging es um Jeff Coopers Scout-Rifle-Konzept und welche Vorgaben er an die Waffe hatte. Im zweiten Abschnitt werden ein paar Details der Waffe näher betrachtet.


Lauf und Feuerdämpfer
Eingerichtet für das Kaliber .308 Win. besitzt der Lauf eine Dralllänge von 1:10. Zumindest auf dem US-Markt ist die Repetierbüchse sowohl in Rechts- als auch Linkshänderausführung lieferbar.
Der Mündungsfeuerdämpfer der US-Ausführung besitzt ein UNF-Gewinde der Größe 5/8“-24. Das bedeutet, das Feingewinde hat einen Außendurchmesser von 5/8 Zoll und eine Gewindesteigung von 24 Umdrehungen pro Zoll. Der MFD ist abnehmbar und kann durch einen Schalldämpfer ersetzt werden. Was vermutlich der Grund für die Exportbeschränkung ist.
Gefüttert wird die Waffe über ein abnehmbares Kastenmagazin von zehn bzw. fünf Schuss. Waffenanwender, die jetzt hoffen, die Feuerkraft ihrer vorhandenen M77-Büchsen durch Austausch des Triggerguard und Magwell zu erhöhen, werden enttäuscht sein. Die Abzugs- und Magazinaufnahme der Gunsite Scout Rifle ist nach Herstellerangaben nicht mit anderen M77, M77 Mk.II oder M77 Hawkeye Büchsen kompatibel.


Foto: Sturm, Ruger & Co. Inc.



Die Visierung
Die Gunsite Scout besitzt verschiedene Visieroptionen. Zum einen die Ghost-Ring-Eisenvisierung. Die Lochkimme ist in Höhe und Seite justierbar. Sie bietet ein überaus brauchbares Visierbild und ermöglicht Treffer auf einer 10er-Ringscheibe bis zu mindestens 100 Metern. Von einer Rucksackauflage über 75 Meter Entfernung geschossen, ließen sich ohne größere Anstrengung Streukreise von 4 cm halten.
Darüber hinaus besitzt die Scout Rifle ganz der Idee Jeff Coopers folgend, eine 15 cm lange Picatinnyschiene, auf der eine nach vorn verschobene optische Zielhilfe in Form von Rotpunkt oder ZF montiert werden kann.


Foto: Sturm, Ruger & Co. Inc.


Seitenjustierung und Höhenkorrektur
Das Justieren der Lochkimme ist mit etwas Glück verbunden. Soll der Treffpunkt nach rechts verschoben werden, muss zuerst die rechte Verstellschraube gelöst werden. Eine viertel Drehung ist hier ausreichend. Danach wird über dieselbe Schraube die eigentliche Verstellung vorgenommen. Eine komplette Linksdrehung (d.h. entgegen dem Uhrzeigersinn) bewirkt auf 100 m eine Treffpunktverlagerung um ungefähr 12,5 cm (5 inch) nach rechts.
Nachdem die Seiten entsprechend korrigiert wurde, wird die Lochkimme über die linke Verstellschraube wieder festgezogen. Die linke Schraube drückt somit gegen die rechte und die Lochkimme ist fixiert.
Für die Höhenkorrektur muss wiederum zuerst die rechte Verstellschraube gelöst werden. Empfohlen wird hierbei, eine komplette Drehung zu vollziehen. Dadurch ist gewährleistet, dass die bereits vorgenommene Seitenjustierung erhalten bleibt. Die Lochkimme kann jetzt um jeweils halbe Drehungen bewegt werden. Eine halbe Drehung im Uhrzeigersinn hat auf 100 m eine Treffpunktverlagerung um etwa 3 cm nach unten zur Folge (1,25 inch / 100 yards). Ist die Höhe korrigiert, wird die Lochkimme über dieselbe Feststellschraube wieder fixiert, mit der sie auch gelockert wurde. Im Idealfall ist das eine Umdrehung und die Seitenjustierung bleibt gleich.
Zum Lösen der Schrauben ist ein Inbusschlüssel der US-amerikanischen Dimension 5/64 erforderlich. Europäische Schlüsselgrößen würden die Verstellschrauben ruinieren.

Aimpoint Hunter H34S
Zum Testschießen bekam die Waffe ein Aimpoint Hunter H34S verpasst. Die entsprechende Montage stellte Oliver Falk von vikingtactics.de zur Verfügung. Die Entscheidung fiel auf eine ERA-TAC Blockmontage mit 34 mm Mittelrohrdurchmesser und Hebelbefestigung. Diese Montage zeichnet sich durch hervorragende Wiederholgenauigkeit aus. Eine Treffpunktverlagerung ist praktisch nicht wahrnehmbar. Die ERA-TAC Montage ist auch mit einer 20 MOA Vorneigung erhältlich und empfiehlt sich daher als Verbindungsglied zwischen einem Scharfschützengewehr und einem Zielfernrohr.

Das Aimpoint Hunter H34S ist eine seit etwa zwei Jahren verfügbare Rotpunktoptik, welche speziell jagdlichen Erfordernissen angepasst wurde. Es existieren insgesamt vier Varianten: Mit 30 bzw. 34 mm Mittelrohrdurchmesser sowie eine lange und kurze Ausführung. Der Punkt ist zwei MOA groß. Die Leuchtkraft lässt sich über zwölf Stufen regeln. Die Justierung des Aimpoint ist denkbar einfach. Und als Werkzeug werden lediglich die Verschlusskappen der Verstelltürme benötigt.
Natürlich wird die Zielerfassung mit einer Rotpunktoptik wie dem Aimpoint etwas erleichtert. Allerdings erhöht sich in dieser Konfiguration auch das Gewicht der Waffe um 560 g. Und nach Ansicht von Puristen geht der Charme der Scout Rifle dabei etwas verloren.





Die Zielgruppe
Die Zielgruppe wurde durch Jeff Cooper klar definiert: Jeder.
Als Jagdbüchse ist die Waffe geeignet. Sportschützen werden die offene Visierung in Form der Lochkimme und die 10 Schuss im Magazin mögen. Und als ständiger Begleiter auf einem Trail ist die leichte, robuste und feuerstarke Waffe gerade zu ideal.
Eine zusätzliche Käuferschicht könnte auf dem Schweizer Markt erschlossen werden, würde die Scout Rifle im Kaliber GP11 (7,5x55 Swiss) angeboten. Ob Sturm, Ruger & Co. Inc. in Newport ein paar Tausend Schweizer für ihre Marketingpolitik als wesentlich erachtet, ist eine andere Frage. Zumal Absatzprobleme in der aktuellen Konfiguration der Scout Rifle kein Thema sind.




In einem Punkt weicht die Gunsite Scout Rifle jedoch vom Cooper-Konzept ab: Die Ruger besitzt am Vorderschaft nicht die dritte Riemenöse zur Aufnahme des Ching Sling. Einem Drei-Punkt-Riemen entwickelt von Eric Ching und von Jeff Cooper favorisiert.

Fazit
Die Gunsite Scout Rifle ist „The one rifle to have, if you can have only one.”


Technische Daten
Modell: Ruger Gunsite Scout Rifle
Hersteller: Strum, Ruger & Co. Inc., Newport, NH, USA
Importeur: Testwaffe gestellt von Albrecht Kind GmbH
Waffenart: Repetierbüchse mit Zylinderverschluss
Kaliber: .308 Win.
Lauflänge: 46 cm
Drall: 1:10“
Magazinkapazität: 10 Schuss (5 Schuss), abnehmbar
Visierung: Offene Visierung mit Lochkimme und Picatinnyschiene
Sicherung: Dreistellungssicherung
Gesamtlänge: 97 cm
Gewicht: 3,4 kg
Preis: 1.190 Euro
Optik: Aimpoint Hunter H34S
Montage: ERA-TAC Blockmontage mit Hebelbefestigung



Ruger Gunsite Scout Rifle Teil 1

Sonntag, 16. Oktober 2011

Eine Woche Waffenkultur

Seit nicht ganz einer Woche ist die Pilotausgabe der Waffenkultur online.
Die Resonanz übertraf alles, was wir uns erhofft hatten.
In den ersten sechs Tagen erfolgten etwa 4.700 Einzeldownloads der .pdf-Ausgabe vom Waffenkultur-Server. Insgesamt registrierte unser Server über 10.000 Zugriffe.

Zusätzlich blätterten etwa 3.900 Leser in der iPad-optimierten Version bei calameo ( http://de.calameo.com/browse/formats/magazines/categories/school/dialects/de/?o=0&w=DESC ), was uns zur meistgelesenen Publikation auf dieser Plattform werden ließ.
http://de.calameo.com/read/00070457156e9cd47cda2



Der Internetauftritt unter waffenkultur.com wird in den nächsten Tagen fertig gestellt.

Die Waffenkultur und Akademie 0/500 sind jetzt auch bei Facebook:
http://www.facebook.com/pages/Die-Waffenkultur/168858039867369?sk=wall


http://www.facebook.com/pages/Akademie-0500/135284946572087

Montag, 10. Oktober 2011

Die Waffenkultur – Pilotausgabe

Dürfen wir uns vorstellen?
Angenehm; Die Waffenkultur! – Das deutschsprachige Open Source Magazin für Waffenanwender.
Wir sind neu und kommen jetzt öfter.
Alle zwei Monate und kostenlos, um genau zu sein.



Einige Akademie 0/500 Teilnehmer wussten es schon. Einige Gerüchte waren zu hören. Nach monatelanger intensiver Arbeit liegt das Resultat jetzt vor.
Die Waffenkultur ist nicht nur ein neues Waffenmagazin, sondern im deutschsprachigen Raum ein völlig neues Format. Wir sind komplett elektronisch und für den Leser kostenlos. Das Ganze kommt im professionellen Layout und mit interdisziplinärem Anspruch.
Erscheinungszeitpunkt ist jeweils das Ende jeden ungeraden Monats.



Pilotausgabe September/Oktober 2011



Die Pilotausgabe hat folgenden Inhalt:

- Wir über uns
- Ausbildung & Taktik: Die Triangel der Schießausbildung
- Ausbildung & Taktik: 0/500 – Der infanteristische Halbkilometer
- Ausbildung & Taktik: Der ECQC mit SouthNarc
- Hieb & Stich: Genesis des Messers
- Zubehör: Die GECO .223 Rem.
- Recht: 2 Jahre verdachtsunabhängige Kontrollen
- Vorschau auf Ausgabe 01 November / Dezember

Das .pdf kann hier herunter geladen werden:
http://waffenkultur.com








Zur Ausgabe 01 (November / Dezember 2011)

Montag, 26. September 2011

Die Ruger Gunsite Scout Rifle (1)

Sie entstand aus einem Konzept, dass Jeff Cooper 1983 verfasste. Sie ist 96 cm lang und 3,36 kg schwer. Sie ist für das Kaliber .308 Winchester eingerichtet. Vor allem aber ist sie eins: Die Waffe des Jahres 2011


Coopers Konzept

Die Entstehung des Konzepts ist relativ zuverlässig auf das Jahr 1983 datiert. Jeff Cooper, legendärer Schießausbilder und Gründer der Gunsite Range in Arizona, befasste sich intensiv mit der Konzeption einer „General Purpose Rifle“ – einem Mehrzweckgewehr für alle Lebenslagen. Die Waffe sollte sowohl auf der Jagd Verwendung finden können, als auch im taktischen Bereich, zur Selbstverteidigung oder als „Überlebensgewehr“. Auch Coopers Definition ist zuverlässig überliefert:

„A general purpose rifle is a conveniently portable, individually operated firearm, capable of striking a single decisive blow on a live target of up to 400 kilos in weight, at any distance at which the operator can shoot with the precision necessary to place a shot in a vital area of the target.”

Da Jeff Cooper der Ansicht war, alle modernen Langwaffenkaliber sind wirkungsvoll genug, wenn sie nur von einem guten Schützen verschossen werden, wurde beim Bau der Waffe von Beginn an der Fokus auf die Plattform gelegt und weniger auf das Kaliber.


Die Version mit Mündungsfeuerdämpfer ist nur auf dem US-Markt erhältlich



Coopers Vorgaben
Das Gewehr darf nicht länger als 39“ sein und ungeladen nicht schwerer als 6,6 Pounds.
Der Lauf sollte so leicht und so kurz wie möglich sein, und dennoch die ballistische Leistungsfähigkeit des noch zu wählenden Kalibers gewährleisten.
Der Verschluss sollte ein Mausersystem sein.
Das Magazin sollte abnehmbar sein und eingearbeitete Schultern sollten verhindern, dass sich die Patronenspitzen beim Rückstoß verformen.
Der Schaft sollte leicht aber trotzdem stabil sein. Er sollte die Aufnahme eines Zweibeins ermöglichen.
Der Gewehrriemen sollte sowohl zum Tragen der Waffe geeignet sein als auch unterstützend beim Schießen wirken.
Und das Gewehr sollte über zwei Visiereinrichtungen verfügen. Neben der Eisenvisierung sollte auch die Montage einer Optik in Form von ZF oder Rotpunktvisier möglich sein.



Die Exportversion mit 46 cm Lauf



RUGER GUNSITE SCOUT
Die Testwaffe wurde uns vom Deutschlandimporteur AKAH - Albrecht Kind GmbH, Gummersbach zur Verfügung gestellt. Die Exportausführung unterscheidet sich von der US-amerikanischen Version durch den fehlenden Mündungsfeuerdämpfer und den dadurch 4 cm längeren Lauf.
Aufgrund von Exportbeschränkungen seitens der USA ist es nicht möglich, die US-Variante mit Feuerdämpfer zu erwerben.




Der Abzug
Die Ruger Gunsite Scout gehört zur Modellreihe M77. Die derzeitigen M77-Ausführungen haben den verbesserten LC6-Abzug, welcher ein leichteres Abzugsgewicht haben soll und trockener bricht als die bisherigen Serienabzüge in Rugerbüchsen.
Der Abzug der Testwaffe ist makellos und löst mit ausgesprochen angenehmer Charakteristik bei etwa 1,7 kg aus.


Die Visierung
Die Gunsite Scout besitzt verschiedene Visieroptionen. Zum einen die Ghost-Ring-Eisenvisierung. Die Lochkimme ist in Höhe und Seite justierbar. Sie bietet ein überaus brauchbares Visierbild und ermöglicht Treffer auf einer 10er-Ringscheibe bis zu mindestens 100 Metern. Von einer Rucksackauflage über 75 Meter Entfernung geschossen, ließen sich ohne größere Anstrengung Streukreise von 4 cm halten.
Darüber hinaus besitzt die Scout Rifle ganz der Idee Jeff Coopers folgend, eine 15 cm lange Picatinnyschiene, auf der eine nach vorn verschobene optische Zielhilfe in Form von Rotpunkt oder ZF montiert werden kann.
Bei weiteren Testschießen wird die Waffe mit einem Aimpoint Hunter H34S und einem Schmidt & Bender Short Dot ausgestattet.




Fazit
Die Gunsite Scout Rifle ist Rugers Umsetzung von Jeff Coopers Konzept. Durch die Kooperation mit Gunsite ist die Waffe nach fast 30 Jahren wieder an den Ort ihres Ursprungs zurückgekehrt.
Die Waffe ist qualitativ hochwertig gearbeitet und bot bei ersten Testschießen eine gute Präzision, die noch mehr Potential erwarten lässt.
Vor allem aber sieht die Ruger Gunsite Scout Rifle gut aus und macht eine Menge Spaß.


Ruger Gunsite Scout Rifle Teil 2

Donnerstag, 21. Juli 2011

Akademie 0/500

Die dwj Verlags-GmbH hat aus internen Gründen entschieden, dass Projekt DWJ-Akademie vorerst nicht weiter fortzuführen. Einhergehend mit der Trennung erfolgt auch unsere Umbenennung in Akademie 0/500.

Somit machen wir ein Konzept zum Name. 0/500 steht für eine ganzheitliche Schießausbildung, welche die Entfernungen von Null bis 500 Meter anspricht. Natürlich werden auch weiterhin der Sportschütze und der Jagdscheininhaber von unseren Kursen profitieren können. Privatwaffenwaffenbesitzer bleiben nach wie vor die Hauptzielgruppe.

Der Name ändert sich, aber die hohe Qualität der Kurse bleibt. Ebenso unsere Kundennähe und das individuelle Eingehen auf alle Teilnehmer – ganz gleich aus welcher Sparte sie kommen.

Mit Akademie 0/500 werden wir unser Kursangebot sogar noch erweitern. Neben reinen Schießkursen werden wir in Zukunft verstärkt Waffenmeisterkurse (sog. Armorer-Kurse) anbieten.

Kooperationen mit ausländischen Schießschulen, wie z.B. NDS aus der Schweiz oder US-amerikanischen Schulen sind ebenfalls geplant.

Beachtet bitte unsere neue Internetseite:
http://www.0-500.org

Freitag, 17. Juni 2011

0/500 – Der infanteristische Halbkilometer

Der infanteristische Halbkilometer ist mehr als nur eine Entfernungsangabe. Er ist eine Philosophie, die der Ausbildung von Soldaten – insbesondere Infanteristen – zu Grunde liegen sollte.


Der Halbkilometer steht für die ersten 500 Meter Kampfentfernung. Beginnend bei der Kontaktdistanz bis zur Grenze der Wahrnehmungsfähigkeit des unverstärkten menschlichen Auges. Der Infanterist sollte dazu befähigt werden, die ihm zur Verfügung stehenden Mittel im gesamten Bereich effektiv einzusetzen. In den allermeisten Fällen wird das Einsatzmittel mit der größten Wirkung das Sturmgewehr sein. Das einfachste Mittel werden seine Hände sein, gefolgt von einem Messer und der Kurzwaffe.

In der Ausbildung werden Distanzen von Null bis 3 Meter und jenseits der 300 Meter gern vernachlässigt. Entweder stehen keine adäquaten Schießbahnen zur Verfügung oder beim Training in Kontaktdistanz überwiegt die Angst vor Verletzungen bei sich oder dem Gegenspieler. Rechnerisch werden somit über 40% des Halbkilometers ausgeklammert. Das Resultat ist ein rudimentäres Ausbildungskonzept, welches die Teilnehmer in einer trügerischen Sicherheit ob ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten wiegt. Nur weil man etwas nicht trainiert, heißt das nicht, dass man es nicht braucht.

Schema der fünf Ringe
Wir dürfen nicht in Kategorien wie „Schießstand“ und „Schießsportentfernung“ denken. Draußen haben wir es grundsätzlich mit unbekannten Entfernungen zu tun und mit einer 360°-Umgebung. Waffensicherheit wird zu einem Faktor.
Die Schweizer Armee vermittelt ihren Soldaten innerhalb der Triangel der Schießausbildung ein Konzept, dass man als Schema der fünf Ringe bezeichnen könnte. In dieser schematischen Darstellung symbolisiert jeder Ring eine mögliche Entfernung zum Gegner, der eine spezielle, charakteristische Abwehrhandlung erfordert. Im innersten Kreis befindet sich der Kopf, oder die Psyche. Im englischen wird dieser Teil auch als Mindset bezeichnet. Der zweite Kreis entspricht der Armlängendistanz, gefolgt von der Messer- und Spraydistanz. Beim vierten Kreis spricht man von der Pistolendistanz. Der fünfte Kreis reicht bis zu einer Entfernung von 500 m und symbolisiert die Einsatzentfernung des Sturmgewehrs.

Sturmgewehr bleibt Primärwaffe
Das Sturmgewehr ist und bleibt (voraussichtlich noch sehr lange) die Primärwaffe des Fußsoldaten. Er muss sein Gewehr im 0/500-Bereich sicher einsetzen können. Den Fokus der Schießausbildung aber auf so genanntes „Nahbereichsschießen“ zu legen, ist kontraproduktiv. Zu allem Übel findet dabei meistens auch noch eine sehr freie Interpretation des Begriffs „Nahbereich“ statt. Dieser spielt sich nämlich nicht im Entfernungsbereich 30 oder 50 Meter ab. Der Nahbereich endet in der Gewehrausbildung bei 200 Metern.

Natürlich kann eine Langwaffe auf kurze Distanz sehr effektiv eingesetzt werden. Sie sollte aber nicht als Surrogat für eine Pistole und als Wirkmittel für einzig diesen Entfernungsbereich missverstanden werden. Ein Gewehr dient dazu, das Kampfgeschehen auf Distanz zu halten.

Verlorenes Wissen
Es waren u.a. die US Marineinfanteristen, die Anfang des 20. Jh. mit ihrer Schießausbildungsvorschrift einen Maßstab setzten, der bis heute gilt. Jeder US Marine ist zu allererst ein „Rifleman“ und als solcher befähigt, einen präzisen Manntreffer auf mindestens 500 Meter anzubringen. Das US-amerikanische Marineinfanteriecorps manifestierte mit seiner Ausbildungsvorschrift eine Entwicklung, die ihren Ursprung im deutschen bzw. Schweizer Sprachraum des 19. Jh. hatte.

Allerdings müssen wir uns den Vorwurf gefallen lassen, dass im ausgehenden 20. Jh. und auch zu Beginn des 21. Jh. mit einer Fokussierung auf technische Hilfsmittel und auf „Spezialeinsatzkräfte“ querschnittlich in der Schießausbildung viel Wissen verloren ging.
Mancherorts wurde versucht, durch neue Körperhaltungen und bizarr anmutende Gewehrhaltetechniken das Rad neu zu erfinden. Im Ergebnis ist das nur eine unnötige Spezialisierung, welche eine Einschränkung von Universalität zur Folge hat.

Fazit
Schießen ist nicht wie Eiskunstlauf, wo es um Pirouetten und Grazie geht. Es ist eher wie Eishockey: Im Kollektiv unter Druck und ständiger Einwirkung des Gegners ein Ziel zu treffen.
Und wieso schießen wir 0-500? Weil wir es können…

Verbindlichsten Dank in die Schweiz für die Inspiration zu diesem Beitrag!

Dienstag, 31. Mai 2011

Das Flashbang Holster

Eine neue Idee des verdeckten Führens einer Schusswaffe für Frauen kursiert derzeit in den USA. Frau befestigt sich dabei das Holster direkt am BH.

Der Markt hält eine Vielzahl von Holstern für Schusswaffen bereit. Diese können mit den unterschiedlichsten Tragevarianten kombiniert werden. Die gebräuchlichsten Positionen sind am Hosengürtel auf drei, vier oder fünf Uhr. Im taktischen Bereich wandert ein Holster auch gern einmal an den Oberschenkel. In den letzten Jahren hat die Tragevariante des „Appendix“ vermehrt Einzug gehalten. Hier trägt der Anwender das Holster frontal auf zwei Uhr und zwar innerhalb des Hosenbundes.



Quelle: www.flashbangholster.com


Eine neue Idee kursiert derzeit in den USA. Das Flashbang Holster der Firma Looper Brand ist aus vorgeformten Plastik gefertigt. Es nimmt Kurzwaffen mit der Größe einer Taschenpistole auf oder dementsprechend große Revolver. Das Holster wird direkt am BH befestigt.



Quelle: www.flashbangholster.com


Für den Fall, dass die Waffe gezogen werden muss, hebt die Schützin mit der Unterstützungshand ihr Oberteil an und zieht mit der Schusshand die Waffe. Nach Herstellerangaben soll der Ziehvorgang recht schnell ausführbar sein. Die Bauart des Holsters gewährleistet, dass der Abzug verdeckt ist.


http://www.youtube.com/watch?v=h8r6CY5UZyw&feature=player_embedded#at=17


Produktvideo von www.flashbangholster.com


Das Holster wird derzeit für folgende Waffen angeboten: Ruger LCP und LCR, J-Frame Revolver, Kel Tec .380, S&W Bodyguard .38 und .380 und SIG P238.

Freitag, 13. Mai 2011

Triangel der Schießausbildung

Ein Schießausbildungskonzept sollte auf Einfachheit basieren, es sollte außerdem doktrinfrei, unabhängig, robust und kohärent sein. Vor allem aber sollte es überhaupt einen konzeptionellen Anspruch erheben. Die Triangel der Schießausbildung stellt hierfür einen sehr brauchbaren Rahmen dar.


Das Vermitteln eines allgemeingültigen Systems der Waffenhandhabung ist zu einem zentralen Punkt der Ausbildungsszene geworden. Ein Schießausbildungskonzept sollte folgende Anforderungen erfüllen: Es muss für alle Waffenarten gleichermaßen anwendbar sein. Es muss den Einzelschützen genauso ausbilden können, wie die Kleingruppe bestehend aus zwei, vier oder mehr Personen. Außerdem hat es den Forderungen nach Einfachheit, Unabhängigkeit, und Kohärenz zu genügen und robust sollte es auch sein. Es muss Abwehr- als auch Angriffshandlungen im Entfernungsbereich des infanteristischen Halbkilometers (null bis 500 m) abdecken können. Eine weitere Anforderung ist die nach einem doktrinfreien System.

Darüber hinaus sollte ein Schießausbildungssystem von den Eckpunkten „Sicherheit“, „Waffenmanipulation“ und „Treffen“ begrenzt werden. Das Resultat ist eine Triangel. Erstmals publiziert wurde dieser Modellgedanke von Jeff Cooper. Es entstanden seither mehrere Abwandlungen und Modifikationen. Die derzeit gebräuchliche Triangel kann wie folgt abgebildet werden:





Sicherheitsregeln
Es existiert eine Vielzahl von Sicherheitsregeln. Insbesondere Schießsportordnungen und unzeitgemäße behördliche Schießausbildungen unterliegen dem Dogma der absoluten Sicherheit. Oftmals wird versucht durch mehr Sicherheitsregeln mehr Sicherheit zu erzeugen. Dieser rein theoretische Denkansatz führt jedoch regelmäßig zu einer nicht mehr praxisgerechten Waffenhandhabung.
Ebenfalls Jeff Cooper war es, der vier Sicherheitsregeln aufstellte, die bis heute Gültigkeit besitzen:

1.) Jede Waffe ist geladen. (Keine Zusätze. Keine Einschränkungen)
2.) Die Mündung überstreicht nur das, was ich auch beschießen will.
3.) Der Finger berührt erst dann den Abzug, wenn ich die Entscheidung zum Schuss getroffen habe.
4.) Ich kenne mein Ziel und achte auf das, was dahinter ist.


Erst wenn der Anwender die Eckpunkte dieser kleinsten Triangel fehlerfrei umsetzen kann, sollten weitere Ausbildungssegmente integriert werden. Wie z.B. das Nutzen von anderen Schießpositionen, Das Schießen aus der Deckung und die Integration des Element Bewegung. Es könnte noch ein weiteres Segment hinzugefügt werden, bei dem der Schütze alle Waffenmanipulationen und das Schießen bei Dunkelheit übt sowie das Schießen im extremen Nahbereich oder auch die Messgröße Zeit implementiert wird. Dieser erweiterte Teilbereich der Schießausbildung lässt sich in einer erweiterten Triangel darstellen.





Der 2-Mann-Trupp
Bis zu diesem Punkt fand lediglich die Ausbildung am Einzelschützen statt. In einem aufbauenden Schritt werden von nun an Partnerübungen im 2-Mann-Trupp integriert. Die Komplexität erhöht sich und damit auch die Anforderungen an den Schützen. Er muss jetzt nicht nur sich selbst kontrollieren, sondern auch jederzeit über die Bewegungen seines zweiten Mannes im Bilde sein. Defizite in der kleinsten Triangel „Sicherheit, Waffenhandhabung und Treffen“ sind jetzt nicht mehr akzeptabel und würden eher eine Gefährdung darstellen als den Lernfortschritt zu fördern.

BAD – Brutal, Aggressiv, Dynamisch
Lehrinhalte im 2-Mann-Trupp sollten sich zu allererst um den Punkt „Feuerüberlegenheit“ drehen. Wie kann Feuerüberlegenheit gewonnen werden. Wie kann sie gehalten werden. Über welche Hilfsmittel zur Destabilisierung des Gegners verfügt der 2-Mann-Trupp und wie können die eingesetzt werden. Das Gewinnen von Feuerüberlegenheit ließe sich mit der Abkürzung BAD zusammenfassen: Brutal – Aggressiv – Dynamisch. Auch für alle anderen Vorgehensweisen im Trupprahmen sollten diese Eigenschaften bestimmend sein.
Das Element „Bewegung“ erhält im Trupprahmen eine neue Dimension. Feuer und Bewegung müssen unter den Partnern abgestimmt werden. Kein Feuer ohne Bewegung, keine Bewegung ohne Feuer. Das taktische Element Kommunikation muss ab diesem Niveau der Ausbildung mit eingebunden werden.
Die bereits erworbene Befähigung zum Treffen des Ziels wird jetzt um Ziele erweitert, die außerhalb der Normaldistanz des Durchgehenden Visierbereichs liegen, um Ziele hinter Deckungen und um multiple Ziele (Ziele in Überzahl).





Der 8-Mann-Trupp
Nachdem der 2-Mann-Trupp dieses Ausbildungssegment durchlaufen hat, ist die Symbiose hin zum 4-Mann oder gar 8-Mann-Trupp nur noch ein formeller Schritt. Im letzten Segment liegt der Schwerpunkt auf Führungsarbeit des jeweiligen Gruppenführers. Diese Lehrinhalte sollten aber dennoch jedem Gruppenmitglied nahe gebracht werden. Ein Ersatz des Gruppenführers sollte in einer Kleingruppe ad hoc ohne Abstriche in der Führungsbefähigung möglich sein.
Darüber hinaus ließen sich in diesem Segment noch Elemente der einsatzbezogenen Ausbildung integrieren.





Fazit
Die Triangel der Schießausbildung stellt in dieser oder ähnlicher Form das Gerüst der Schießausbildung in der Schweizer Armee dar. Das Schweizer Schießkonzept gilt als das weltweit durchdachteste.
Weitere Informationen zu diesem und anderen Bereichen der Schießausbildung sind nachzulesen in der 2. Auflage von Feuerkampf & Taktik

Mittwoch, 16. März 2011

Feuerkampf & Taktik, 2. Auflage

Der Verkaufserfolg von „Feuerkampf & Taktik“ machte eine Folgeausgabe schneller erforderlich, als Verlag und Autor vermutet hatten. Die erste Auflage war innerhalb von 15 Monaten vergriffen. Der große Zuspruch, den das Buch am Markt erfahren hat, äußert sich aber nicht nur in den Verkaufszahlen, sondern auch in vielen Leserzuschriften, wofür sich Verlag und Autor bedanken. Besonderer Dank gilt den Lesern aus der Schweiz und Angehörigen der Bundeswehr, deren Anregungen unmittelbar in die nun vorliegende überarbeitete und ergänzte 2. Auflage eingeflossen sind.

Bilddarstellungen wurden verbessert und die Struktur des Buches leicht verändert. Textliche Ergänzungen in erheblichem Umfang machen die Neuauflage auch für Leser interessant, welche die erste Ausgabe schon kennen. Die von aufmerksamen Lesern entdeckten Druckfehler wurden behoben, das Schlagwortregister vervollständigt.

Während Gabriel Suarez schon in der ersten Auflage ein Vorwort an die Leserschaft richtete, konnte mit Paul Howe ein weiteres Schwergewicht der US-amerikanischen Ausbildungsszene als Vorwortgeber für die zweite Auflage gewonnen werden.

Nach wie vor richtet sich das Buch an den vier wesentlichen Teilbereichen des taktischen Schusswaffengebrauchs aus: Psyche, Taktik, Schießtechnik und Ausrüstung. Mit diesem ganzheitlichen Ansatz hat das Buch nicht nur im deutschsprachigen Raum Alleinstellungscharakter.

Der dritte Abschnitt des Buches, in dem es um Fertigkeiten geht wurde textlich um die historische Entwicklung von Schießtechniken erweitert. Die maßgebende Schießtechnik der heutigen Zeit ist kein Produkt der Retorte, sondern lediglich vorläufiges Ende eines Entwicklungsprozesses. Wer bestimmte Elemente und Details einer Schießtechnik verstehen will, sollte ihren Ursprung kennen. Das trifft umso mehr auf Ausbilder zu, die in der Lage sein sollten, ihren Studenten Rede und Antwort zu stehen.

Ebenso wurde der dritte Abschnitt um die „Triangel der Schießausbildung“ erweitert. Mit dieser Darstellung sind die Zusammenhänge eines ganzheitlichen Schießkonzeptes besser zu verstehen. Sie dient Ausbildern und Studenten gleichermaßen als methodisches Lerngerüst.

Die Kapitel zu Bereitschaftshaltungen, Nachladetechniken und dem einhändigen Bedienen einer Pistole wurden zu großen Teilen neu geschrieben. Zu einem Schwerpunkt wurde der Abschnitt „Grundübungen und Standards“. Hier werden dem Leser wenig komplexe aber effektive Trainingsmöglichkeiten aufgezeigt.




Feuerkampf & Taktik
von Henning Hoffmann


Broschiert: 288 Seiten
Verlag: dwj Verlags-GmbH, 2. Auflage (März 2011)
ISBN: 978-3936632712
Preis: 22,95 €

Zu beziehen über:
amazon


Montag, 7. März 2011

Was ist ein Grundrecht?

Selbst Juristen kommen bei der Antwort auf diese Frage manchmal etwas ins Stammeln. Denn einzig darauf abzustellen, ein Grundrecht wäre etwas, was einem durch eine Verfassung eingeräumt wird oder im Grundgesetz steht, ist zu kurz gegriffen. Dieser Beitrag versucht eine Definition, eine historische Herleitung und einen kritischen Blick auf die Umsetzung und Wahrnehmung von Grundrechten.


Definition

Ein Grundrecht wird einem nicht eingeräumt. Ein Grundrecht ist etwas, was einem nicht genommen werden kann. Ein Grundrecht ist unveräußerlich. Es ist überpositiv und vorstaatlich. Ein Grundrecht besteht auch dann, wenn es nicht niedergeschrieben ist.

Ein Grundrecht soll nicht den Bürger vorm Bürger schützen oder den Bürger vor Kriminellen, sondern ein Grundrecht soll den Bürger vorm Staat schützen. (*) Insbesondere sind hier die Erfüllungsgehilfen des Staats, in Form von Strafverfolgungsbehörden gemeint. Sinn eines Grundrechts ist es, der Strafgewalt des Staates Grenzen zu ziehen, nicht ihren Einsatz zu fordern.

Grundrechte begrenzen die Macht des Staates, nicht aber die Freiheit des Bürgers. Im Gegenteil: Sie konstituieren diese Freiheit. (*)

Ein Grundrecht ist absolut. Es darf niemandem vorenthalten werden, egal wer er ist oder was er getan hat. Das ist das Wesen der Grundrechte, und dieses darf niemals aufgeweicht werden.

Der Staat muss auch in der existenziellen Katastrophe noch die Grundrechte wahren. Denn genau für den Fall sozialer Unordnung wurden Grundrechte geschaffen.

Aber: Die grundrechtlichen Schutzpflichten geben dem Staat nicht das Recht, dem Einzelnen den Schutz aufzunötigen, das Leben einer polizeilichen Betreuung zu unterwerfen und so eine fürsorgerische Polizeistaatlichkeit aufzubauen. Der Schutz darf nicht zur Bewachung ausarten. Der Rechtsstaat schuldet auch dem schutzbedürftigen Bürger grundrechtliche Distanz. (*)


Ideengeschichtliches Fundament

Staatslegitimation durch Sicherheit

Nach Ansicht von Thomas Hobbes ist der erste Legitimationsgrund eines Staates die Sicherheit. Um diese philosophische Rechtfertigung mit wenigen Worten auszudrücken: Die Menschen verzichten darauf, sich gegenseitig Gewalt anzutun. Sie unterwerfen sich dem Staat und setzen ihn als den Garanten für ihre Sicherheit voreinander ein. Doch der Verzicht auf private Gewalt ist nicht bedingungslos. Er gilt nur, solange der Staat willens und mächtig ist, die Sicherheit des Bürgers zu gewährleisten. Der Staat, der nicht die Macht besitzt, zu schützen, besitzt auch nicht das Recht Gehorsam zu verlangen. (*)

Sicherheit vor dem Hüter der Sicherheit
Aber: Der Staat, der die Furcht der Bürger voreinander aufhebt, wird selbst zum Gegenstand der Furcht. Der Hüter der Sicherheit wird zur Bedrohung. Das neue Bedürfnis richtet sich auf Sicherheit vor dem Staat. Sicherheit vor dem Staat bedeutet Freiheit. Freiheit ist der zweite Legitimationsgrund. Ihr grundlegender Theoretiker ist John Locke. (*)

Mit Locke setzen Differenzierungen und Abwägungen ein zwischen Sicherheit durch den Staat und Sicherheit vor dem Staat. Er entwirft Vorkehrungen zum Schutz der Rechte des Menschen gegenüber dem Staat: Repräsentation, Gewaltenteilung, Bindung der Staatsgewalt an das vorgegebene natürliche Recht und an das selbstgesetzte positive Recht. Der Bürger erhält das Widerstandsrecht als das äußerste Mittel der Verteidigung seiner natürlichen Rechte gegen die Tyrannis. (*)


Wieder einmal „Terroralarm“?

Es gehört in den Grundkurs für Berufsrevolutionäre: Der Terrorakt aber auch der Terroralarm vermitteln dem Bürger das Gefühl von Unsicherheit. Das bewusste Schüren von Angst im Volk leistet somit seinen Beitrag zur Entlegitimierung des freiheitlichen Staates und trägt dazu bei, beim Bürger das Bedürfnis nach einem autoritären Sicherheitsgaranten zu wecken. Das Volk soll freiheitsmüde und diktaturreif werden. (*)

Beim Ruf „Terroralarm“ beginnt das reflexartige Kläffen nach Gesetzesverschärfungen. Vorratsdatenspeicherung, Einschränkung der Pressefreiheit bei Terrorgefahr, Einsatz der Bundeswehr im Inneren und die auf einmal dringend notwendige Neustrukturierung von Geheimdiensten und Polizei sind nur einige Ideen, welche auf ein unterentwickeltes Rechtsverständnis schließen lassen.


Staatliche Versuche Grundrechte einzuschränken
Die Liste von staatlichen Versuchen, Grundrechte des Bürgers einzuschränken ist lang und ihre Punkte wiederholen sich turnusartig.

Art. 13 GG
Legaler Waffenbesitz reicht in der Bundesrepublik heutzutage schon aus, um das Grundrecht auf Unverletzlichkeit der Wohnung einzuschränken bzw. abzuschaffen.

Art. 5 GG
Die Einschränkung der Pressefreiheit bei „Terrorgefahr“ ist ein beliebter Dauerbrenner. Und Internetzensur ist keineswegs nur in China an der Tagesordnung.

Art. 10 GG
Auch die Vorratsdatenspeicherung ist ein Instrument, was Strafverfolgungsbehörden zu gern unter dem Vorwand der „Terrorbekämpfung“ implementiert sehen möchten. Nach aktueller Rechtsauffassung ist die Vorratsdatenspeicherung verfassungswidrig.

Art. 8 GG
Unlängst forderte ein Innenminister auf Landesebene eine „Diskussion“ zur Versammlungsfreiheit. Vermutlich mit dem Ziel sie einzuschränken. Versammlungsfreiheit ist ein Grundrecht. Eine Einschränkung bringt keinen Gewinn an innerer Sicherheit, sondern bedeutet nur ein Opfer an Freiheit.


Fazit
Die Beschneidung von Grundrechten beginnt nicht erst mit Versuchen den Waffenbesitz einzuschränken oder zu verbieten. Wie die Beispiele zeigen, beginnt sie sehr viel eher: Im alltäglichen Leben. Manchmal mit banalen und hanebüchenen Äußerungen der Politik und der Tatsache, dass zu wenige Bürger ein Bewusstsein für ihre Grundrechte entwickelt haben.
Grundrechte werden obsolet, wenn sie nicht wahrgenommen werden. Wahrgenommen werden sollten sie von denjenigen, für die sie geschaffen wurden: Den Bürgern!


Quellen:




(*) Josef Isensee, Das Grundrecht auf Sicherheit – Schutzpflichten des freiheitlichen Verfassungsstaates, Berlin, 1983, ISBN 3-11-009816-4

und

Bundeszentrale für politische Bildung

Freitag, 25. Februar 2011

Modifikationen an Sicherungen bei Langwaffen und den Sicherheitsregeln?


Die Zuschriften zum Thema, wann eine Langwaffe gesichert bzw. entsichert werden soll waren sehr zahlreich. Von aufmerksamen Lesern kamen Hinweise, wie z.B. die Sicherung an einer AK/AKM modifiziert werden kann. Es gab Verständnisfragen zur Ausbildungsmethodik, die geklärt werden sollten und tatsächlich – und das war mir neu – gibt es in der Ausbildungsszene eine willkürliche Umgestaltung der Sicherheitsregeln, welche die Grundsatzidee ad absurdum führt.



Keinesfalls sollte mit dem Eintrag vom 18. Februar 2011 der Eindruck erweckt werden, Schießkurse mit Gabe Suarez oder Kyle Lamb seien weniger sicher, nur weil in manchen Situationen eine andere Philosophie des Benutzens der Langwaffensicherung gelehrt wird. Sowohl Gabe als auch Kyle gehören zu den Top-Ausbildern weltweit. Jedem dem sich eine Gelegenheit bietet, Schießkurse bei ihnen zu besuchen, sollte diese wahrnehmen.

Im Beitrag ging es lediglich darum, eine Detailfrage aufzuwerfen und verschiedene Lösungsansätze zu zeigen. Beide Lösungsansätze sind möglich. Beide haben Vor- und Nachteile.


Modifikationen
Die unergonomische AK/AKM Sicherung kann durch einen bedienerfreundlicheren Hebel ersetzt werden, der sich auch nur mit dem Zeigefinger der Schusshand bedienen lässt. Soll die Sicherung leichtgängiger gemacht werden, ist darauf zu achten, dass die Funktion als solche erhalten bleibt und sich die Sicherung nicht selbstständig löst.







Umgestaltung von Sicherheitsregeln
Es gibt mindestens eine US-amerikanische Schule, die durch eine Umgestaltung der 4 Sicherheitsregeln hofft, mehr Sicherheit erzeugen zu können. Man hat zu den vier bestehenden und allgemein als grundlegend anerkannten Sicherheitsregeln eine fünfte Regel erfunden. Diese wird in der firmeneigenen Chronologie an Stelle #4 geführt.
Sie besagt: „Keep your weapon on safe until your sights are on target!“






„Die Waffe bleibt gesichert, bis die Visierung auf dem Ziel liegt.“ Betrachten wir den Sachverhalt etwas genauer. Mit grundlegenden Sicherheitsregeln verhält es sich wie mit Grundrechten: Sie gelten immer, überall und für jeden. Sie sind wortwörtlich zu nehmen und haben keinen Diskussionsspielraum. Das ist das Wesen von allen grundsätzlichen Sachen und auch das Wesen der 4 Sicherheitsregeln nach Jeff Cooper.


Haltepunktverlagerung aufgrund Battlefield Zero oder Seitenwind?
„Sights on target“ bedeutet Kimme und Korn liegen auf dem Ziel. Es bedeutet nicht „Point of Aim“ (Haltepunkt).



„Sights on target“



Erfordert es die Situation, dass ein Gewehrschütze bei einer mittleren Entfernung von 300m bis 400m mit einem gewissen Maß an Seitenwind umzugehen hat, werden seine Kimme und Korn nicht auf dem Ziel liegen. Um einen Treffer zu platzieren, muss er den Seitenwind kompensieren, indem er u.U. seinen Haltepunkt eine Zielbreite versetzt wählt. „Sights not on Target“ – Nach wortwörtlicher Auslegung der Sicherheitsregel hieße das, die Waffe darf nicht entsichert sein. Eine Schussabgabe ist so unmöglich. Eine willkürliche Sicherheitsregel ohne jeden Praxisbezug.



„Sights not on Target“



Bei Verwendung eines Battlefield Zero ist es je nach Waffenkonfiguration notwendig ein 100m entferntes Ziel aufsitzen zu lassen oder generell tiefer anzuhalten. „Sights not on Target“ – gemäß dieser neu erdachten Sicherheitsregel bedeutet das, die Waffe wird gesichert.


„Sights on Target“ beim Ziehvorgang mit Kurzwaffen?
Die Ausbildungsindustrie hat sich zu weiten Teilen auf einen standardisierten Ziehvorgang mit Kurzwaffen geeinigt. Dieser Ziehvorgang gliedert sich in vier Phasen. Phase 2 ist dabei auch als Retentionposition bekannt. Laut Lehrmeinung erfolgt in dieser Position das Entsichern bzw. Sichern von Kurzwaffen mit einer manuellen außen liegenden Sicherung, wie sie bspw. bei 1911er-Pistolen vorhanden ist. Hintergrund ist, der Schütze möchte sich die Option offen halten, bereits aus dieser Haltung heraus zu feuern und im absoluten Nahbereich Wirkung ins Ziel zu bringen. Ähnlich verhält es sich mit der Position 3 (Compressed Ready). Auch hier sollte die Waffe schon entsichert sein.
Zu beiden Zeitpunkten muss die Visierung noch nicht zwangsläufig auf dem Ziel liegen.






„Keep your weapon on safe“ bei Kurzwaffen?
Die Waffe bleibt gesichert, bis die Visierung auf dem Ziel liegt. Was machen Glockschützen? Was machen Revolverschützen? Wären diese von Zusatzregel #4 befreit? Offensichtlich. Dann ist es aber keine grundlegende Sicherheitsregel, denn diese würden immer, überall und für jeden gelten.


Fazit
Es ist beachtenswert, dass sich Leute Gedanken machen, wie sie ihre eigenen Schießkurse sicherer gestalten können (vermeintlich). Dazu aber eine neue Sicherheitsregel zu erfinden, die letztlich dem Anspruch nicht gerecht wird, ist wohl eher auf das Bestreben zurück zu führen, sich ein Alleinstellungsmerkmal zu geben. Die 4 Sicherheitsregeln nach Jeff Cooper sind robust und kohärent. Sie bedürfen keiner Ergänzung.

Freitag, 18. Februar 2011

Die Sicherung bei Langwaffen

Alle Waffen sind geladen – besagt die erste und wichtigste Sicherheitsregel. Wann eine Langwaffe zu sichern ist, wird durch die Sicherheitsregeln allerdings nicht definiert. Selbst in der Ausbildungsszene wird diese Frage sehr kontrovers betrachtet und ausgebildet.


Mitunter entwickeln sich auf Kursen der Akademie 0/500 interessante Gespräche zu Detailfragen im Umgang mit Schusswaffen. Tobias, einer der Stammteilnehmer, warf vor kurzem das Thema auf, wann eine Langwaffe zu sichern sei. Diese Frage erscheint auf den ersten Blick wenig bedeutsam. Die darauf folgende Diskussion zeigte jedoch, dass die Antwort auf diese Frage keinesfalls dem Selbstlauf überlassen werden sollte.

Auch wird die Antwort nicht durch die 4 Sicherheitsregeln definiert und lässt sich auch nicht aus diesen ableiten. Gemäß diesen 4 Regeln ist jede Waffe geladen. Die Mündung darf nichts überstreichen, was nicht beschossen werden soll. Der Finger berührt erst dann den Abzug, wenn die Entscheidung zum Schuss gefallen ist und das Ziel als auch der Zielhintergrund müssen positiv identifiziert worden sein.

Zwei Philosophien
Etwas Recherche zum Thema zeigt, wie kontrovers selbst die Ausbildungsszene mit dieser Frage umgeht. Es gibt zwei Glaubensrichtungen. Die einen sagen, eine Langwaffe ist grundsätzlich zu sichern, sobald der Anschlagschaft die Wange des Schützen verlässt. Die andere Auffassung ließe sich dadurch beschreiben, dass die Langwaffe erst in einer Situation wieder gesichert wird, in der eine Kurzwaffe zurück ins Holster gesteckt werden würde.
So weit so gut. Das menschliche Wesen könnte jetzt den Weg des geringsten Widerstands gehen und unbesehen Option 2 für sich annehmen.
Anhänger der Philosophie eins sind beispielsweise Ausbilder wie Paul Howe oder James Yeager. Anhänger von Philosophie zwei sind Gabe Suarez und Kyle Lamb. Diese Namen allein zeigen, dass beide Philosophien mit Vor- und Nachteilen behaftet sein müssen und hinter beiden ein großes Maß an Praxiserfahrung steht.

Waffensystembedingte Besonderheiten
Betrachtet man die am (vermutlich) häufigsten verwendeten Waffensysteme im taktischen Bereich, nämlich
das AR-15,
die AK/AKM,
die MP-5,
das SIG 55x
und vielleicht das G36
gibt es in Punkto Sicherung einige Besonderheiten.
Ein AR-15 lässt sich im entspannten Zustand nicht sichern.
Eine AK/AKM lässt sich mitunter nur sichern, wenn man die Schusshand vom Griffstück nimmt.
Eine MP-5 erfordert je nach Handgröße und Fingerlänge ebenfalls ein leichtes Umgreifen.
Einzig das SIG und das G36 sind mit gut erreichbaren, beidseitigen Sicherungen ausgestattet, die sich jederzeit aktivieren lassen.






Situationsbedingte Besonderheiten
Die typische Situation, in der die Frage „sichern“ oder „nicht sichern“ Bedeutung gewinnt, ist beim Wechsel von Lang- auf Kurzwaffe – der so genannten Transition.
Grund für eine Transition ist (und zwar in den aller meisten Fällen) eine leergeschossene oder funktionsgestörte Langwaffe. Der Schütze muss weiterhin Wirkung ins Ziel bringen und wechselt daher unverzüglich zu seiner Kurzwaffe.
In diesem Szenario ist die Langwaffe mit hoher Wahrscheinlichkeit „sicher“; im Sinne von „schussunfähig“. Die Sicherung zu betätigen wäre hier nicht zwingend nötig. Beim AR-15 sogar technisch ausgeschlossen und bei einer AK/AKM zumindest zeitraubend.

Darüber hinaus gibt es aber noch andere Gründe für eine Transition.
Beispielsweise, nachdem eine Flinte als ballistisches Aufbrechwerkzeug benutzt wurde und der Breacher wieder zu seiner Primärwaffe greift.
Oder die räumlichen Platzverhältnisse erlauben den Einsatz einer Langwaffe nicht weiterhin.
Oder die Kleingruppe hat einen Verwundeten, der evakuiert werden muss und ein oder zwei Gruppenmitglieder müssen dazu ihre Hände frei bekommen, indem sie sich ihre Langwaffen auf den Rücken werfen. Spätestens hier sollten Langwaffen gesichert werden. In einem 360°-Verwundetenszenario ist Sicherheitsregel #2 Mündungsdisziplin nicht vollumfänglich zu gewährleisten. Durch taktische Ausrüstung, die unmittelbar am Körper getragen wird und sich im Abzug verfangen kann, erhöht sich das Risiko einer ungewollten Schussabgabe enorm. Deshalb sollte die Langwaffe immer gesichert sein.



Quelle: Tactical Response, Tennessee, USA



Eine Erziehungsfrage
Die Frage ist also nur noch WANN die Langwaffe gesichert wird. Die Schießausbildung sollte hier einen konkreten Zeitpunkt festlegen und diesen Standard auch kompromisslos umsetzen. Der Zeitpunkt an dem die Sicherung aktiviert wird, muss irgendwo zwischen dem Anschlag und allen erdenklichen Bereitschaftspositionen und Tragehaltungen liegen.
Die erste Variante, die in den Sinn kommt, ist zu sichern, sobald der Schaft die Wange verlässt. Damit ist die Waffe bei allen Folgebewegungen gesichert. Egal, ob sie in der Low-Ready Position verbleibt oder in eine Tragehaltung vor dem Oberkörper oder auf dem Rücken genommen wird oder bei Auftauchen einer weiteren Gefahr wieder in den Anschlag gebracht und entsichert wird. In der Tat ist es eine Erziehungsfrage. Wird dieser Bewegungsablauf im Training konsequent geübt, wird er zum Automatismus und erhöht gleichzeitig das Sicherheitsniveau.
Der Nachteil: Wie oben beschrieben lässt sich ein abgeschlagenes AR-15 nicht sichern. Der Versuch es dennoch zu tun, kann bei einer Transition die wertvolle Sekunde kosten, auf die es ankommt. Bei einer AK/AKM ist der Bewegungsablauf sehr unergonomisch.

Fazit
Letztlich muss der Waffenträger selbst entscheiden, welchen Weg er geht. Den der relativen Sicherheit oder den der relativen Schnelligkeit. Zwei Entscheidungshilfen seien noch genannt: Waffenkonstrukteure haben viel Gehirnaktivität in Sicherungssysteme investiert. Sie nicht zu nutzen wäre Frevel.
Wenn das Projektil den Lauf verlassen hat, kann man es nicht mehr zurückholen. Auch nicht, wenn man die Waffe sofort im Anschluss sichert.

Montag, 14. Februar 2011

Initiative abgelehnt

Die Schweizer lassen sich nicht entwaffnen. Ein Sieg der Freiheitlichkeit und Eigenverantwortung.



„Wer Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.“
–Benjamin Franklin


“Every citizen should be a soldier. This was the case with the Greek and Romans and must be that of every free state.”
–Thomas Jefferson



Fast 1,4 Mio. Schweizer Bürger und Bürgerinnen stimmten mit NEIN zur „Initiative gegen Waffengewalt“. Das entspricht insgesamt 57% aller abgegebenen Stimmen. Die Stimmbeteiligung lag bei lediglich 49%.

Am deutlichsten war die Ablehnung in den Kantonen der Zentralschweiz sowie Appenzell mit mehr als 70%.
Lediglich in den welschen Kantonen der Westschweiz, Zürich und Basel-Stadt konnte die Initiative punkten.






Quelle: http://www.blick.ch/news/politik/wird-die-schweiz-entwaffnet-166244

Dienstag, 1. Februar 2011

Initiative zum Schutz vor Waffengewalt (Entwaffnungsinitiative)

Für die Schweizer geht es diesmal um viel. Eine von Waffengegnern erdachte „Initiative zum Schutz vor Waffengewalt“ möchte gravierende Veränderungen im Waffenrecht herbeiführen. Die Demagogen setzen dabei bewusst auf das Angstelement bei den Un-Informierten und suggerieren eine Verbesserung der „Bedrohungslage“. Am 13. Februar 2011 stimmen die Schweizerinnen und Schweizer über diese Volksinitiative ab.



Die Schweiz gilt weltweit als eine der letzten Bastionen des freiheitlichen Waffenbesitzes. Eine Entwaffnungsinitiative will das bestehende Bewilligungs- und Kontrollsystem für Waffen jedoch durch ein neues ersetzen. Die von pazifistischen Kreisen unter der Führung der Sozialdemokratischen Partei (SP) lancierte Volksinitiative will das derzeitige Waffenrecht radikal verschärfen. Sie verlangt unter dem Vorwand der Bekämpfung von Gewaltdelikten auch die Abschaffung der Heimabgabe der persönlichen Armeewaffe an Schweizer Milizsoldaten.





Die Forderungen
- Bedarfs- und Fähigkeitsnachweis für den Erwerb und den Besitz von Feuerwaffen
- Verbot von so genannten "besonders gefährlichen Waffen" wie Seriefeuerwaffen und Pump Actions
- Errichtung eines zentralen Waffenregisters beim Bund
- Verzicht auf die Heimabgabe der persönlichen Waffe an die Angehörigen der Armee
- Verbot, den aus der Wehrpflicht entlassenen Armeeangehörigen ihre Waffen abzugeben

Der Schweizer Bundesrat hat die Initiative geprüft und lehnt sie ohne Gegenvorschlag ab. Er ist der Ansicht, dass dem Schutz vor Waffenmissbrauch im aktuellen Waffengesetz ausreichend Rechnung getragen wird und dass im Bereich Armeewaffen bereits Schritte getroffen wurden, um mögliche Missbräuche mit Ordonnanzwaffen zu verhindern. Auch die Sicherheitspolitische Kommission des Nationalrats (SiK-N) empfiehlt ihrem Rat die Initiative "Schutz vor Waffengewalt" mit 18 gegen 8 Stimmen zur Ablehnung.

Im Grunde verfolgt die Entwaffnungsinitiative zwei Ziele. Sie möchte den Bestand verringern und den Neuerwerb erschweren. Würde die Initiative angenommen werden, wäre u.a. die Einführung des Bedürfnisprinzips die Folge.


Das Bedürfnisprinzip
Mit dem Bedürfnisprinzip ist der Verwaltung ein sehr geschicktes Instrument in die Hand gegeben, um Waffenbesitzer zu reglementieren und zu kontrollieren. Auch eignet sich ein Bedürfnisprinzip ausgesprochen gut dafür, die Daumenschrauben systematisch weiter anzuziehen. Einer schleichenden und permanenten Waffenrechtsverschärfung ist somit Tür und Tor geöffnet.

In der Regel unterscheidet das Bedürfnisprinzip in verschiedene Gruppen von Waffenbesitzern. Das können sein: Sportschützen, Jäger, Waffensammler und Sachverständige. Im Sportschützenbereich ist eine weitere Differenzierung nach Schießsportdisziplinen denkbar. Jeder Waffenbesitzer muss gem. des Bedürfnisses, dass ihm von der Verwaltung zugestanden wurde, regelmäßig Nachweise erbringen, welche sein Bedürfnis rechtfertigen. Selbstverteidigung wird gemeinhin nicht als Bedürfnisgrund anerkannt.





Gleichzeitig wird so noch ein sehr nützlicher Nebeneffekt erreicht: Man spaltet die Waffenbesitzer in mehrere Gruppen auf. Waffenbesitzer nehmen sich nur noch als zu einer Teilgruppe zugehörig war. Entweder olympischer Schütze oder Jäger oder Sammler oder IPSC-Schütze etc. – aber eben nicht mehr als Waffenbesitzer im Ganzen. So lassen sich die Gruppen besser gegeneinander ausspielen und gemeinsame Aktionen auf breiter Front sind weitgehend ausgeschlossen. Weitere Gesetzesverschärfungen werden wahrscheinlicher.
Das Bedürfnisprinzip ist wie Herpes: Hat man es erst einmal, bekommt man es nicht wieder los.





Des Weiteren wird ein Verbot von ganzen Waffengruppen angestrebt. Die niederträchtige „Pump-Gun“, dieser Ausbund der Hölle, muss wieder einmal herhalten. Sie büßt damit für die querschnittlich unseriöse Darstellung in TV-Serien durch fachfremde Regisseure. Eine belastbare Statistik zur „besonderen Gefährlichkeit“ dieser Waffe existiert jedenfalls nicht.


Das Zugpferd: „Frauen in Angst“
Zu weiten Teilen fußt die Rechtfertigung der Entwaffnungsinitiative auf dem Angstelement und der „angespannten Bedrohungslage“ in der Schweiz. Insbesondere Frauen, so wird suggeriert, sehen sich einer ständigen Bedrohung durch Waffengewalt ausgesetzt. Selbst wenn dem wirklich so wäre, würde durch eine Entwaffnungsinitiative auch nicht mehr Sicherheit geschaffen. Sie richtet sich ausgerechnet gegen jene, die kein Sicherheitsrisiko darstellen: Milizsoldaten und verantwortungsvolle Bürgerinnen und Bürger. Die Initiative verhindert den kriminellen und illegalen Waffenmissbrauch nicht und ebenso wenig bekämpft sie die tatsächlichen Ursachen von häuslicher Gewalt und von Suiziden.





Die Kosten
Über die Kosten schweigen sich die Initiatoren der Entwaffnungsidee aus. Für die Errichtung eines zentralen Waffenregisters ist eine Erfassung aller Waffen notwendig. Hier geht es nicht nur um die Militärwaffen in Privatbesitz, sondern um ALLE Waffen. Der zusätzliche Verwaltungsaufwand wird zweifelsohne in die Milliarden CHF steigen. Ein Aufwand, der in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen stehen wird. Darüber hinaus wird auch die Umsetzung des Bedürfnisprinzips die Bürokratie erhöhen und den Staatshaushalt mit permanenten Kosten belasten. Finanzielle Mittel, die anderweitig besser verwendet werden könnten. Bspw. für den Bau neuer Schießstätten…


Verweise:
http://www.waffeninitiative-nein.ch/

Donnerstag, 20. Januar 2011

PTSD – Post Traumatic Stress Disorder

Eine Posttraumatische Belastungsstörung kann das Resultat von nicht verarbeiteten Gewalterfahrungen sein. Kriegerische Konflikte bringen immer ein hohes Maß an Gewalt mit sich. Körperlich als auch psychisch. Jeden heimkehrenden Soldaten aber eine Stressverarbeitungsstörung andichten zu wollen, ist unseriös und kontraproduktiv.


Als deutsche Übersetzung des englischen Fachterminus Post Traumatic Stress Disorder (PTSD) hat sich die Bezeichnung Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) eingebürgert. Dieser Begriff ist jedoch nicht immer differenziert genug und birgt wortsemantische Missverständnisse. Treffender wäre die Bezeichnung Posttraumatische Stressverarbeitungsstörung. Oder noch besser: Eine Verarbeitungsstörung von posttraumatischem Stress.

Posttraumatischer Stress ist auf ein belastendes Lebensereignis zurückzuführen, dass mitunter schon mehrere Monate oder gar Jahre zurück liegt. Deshalb „post“-traumatisch. Dieser posttraumatische Stress ist aber weder ungewöhnlich noch Krankheitsbild. Vielmehr ist er eine normale Reaktion des Körpers, eine wie auch immer geartete Gewalterfahrung zu verarbeiten. Erst wenn die Selbstheilungskräfte des menschlichen Körpers nicht mehr ausreichen, um diesem Stress Herr zu werden, liegt eine „disorder“, eine Verarbeitungsstörung vor, die zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen kann und zurecht als Krankheitsbild anerkannt ist.

Aber nicht jede Gewalterfahrung führt zu einem Trauma. Und nicht jedes Trauma mündet zwangsläufig in einer Stressverarbeitungsstörung.


Die Ursachen: Wahrnehmungsentkopplung
Ein breiter Konsens in der Psychotraumatologie herrscht bei der Ursachenforschung zum Entstehen von Stressverarbeitungsstörungen. Demnach führen Gewalterfahrungen im körperlichen aber auch emotionalen Sinne im Zusammenhang mit einem Wahrnehmungsabriss zu einer Traumatisierung. Ein Wahrnehmungsabriss tritt immer dann auf, wenn Ängste so groß werden, dass sie das bewusste Erleben einer Situation unmöglich machen und dabei nicht selten in Todesangst gipfeln. Es ist dabei unerheblich, ob das Ereignis zeitlich punktuell oder über einen bestimmten Zeitraum abläuft. Eine Wahrnehmungsentkopplung findet auf dem Höhepunkt des Stresserlebens statt und mündet meist in einem Schock. Die Forschung ist sich darüber einig, dass eine Wahrnehmungsentkopplung zwangsläufig zu einer Traumatisierung führen muss. Weniger klar definiert ist hingegen, in welchem Ausmaß Gewalteinwirkung stattgefunden haben muss, um eine Traumatisierung hervorzurufen.

Die Auswirkungen
Die Medizin unterscheidet in drei Traumatisierungsgrade:
Die einfache Posttraumatische Belastungsstörung, die chronisch-komplexe und als dritter Grad die dissoziative Identitätsstörung. Im Jahr 1940 beschrieb Charles Myers erstmals, wie sich die Persönlichkeit von Soldaten im ersten Weltkrieg durch die Kriegstraumatisierungen in eine „Anscheinend Normale Persönlichkeit“ (ANP) und eine „Emotionale Persönlichkeit“ (EP) aufspaltet. Diese Aufspaltung einer Persönlichkeit ist Kriterium, um den Schweregrad der traumatischen Belastungsstörung zu definieren und eine Erfolg versprechende Therapie zu organisieren.

Einfache Posttraumatische Belastungsstörung
Der Komplexitätsgrad I, die einfache PTBS, besteht aus einer ANP und einer EP. „Einfach“ bedeutet in diesem Fall, das Trauma welches die Verarbeitungsstörung hervorgerufen hat, ist nur einmal und zeitlich eng begrenzt aufgetreten. Diesem Schweregrad werden sehr gute Heilungschancen zugesprochen.

Chronisch-komplexe Belastungsstörung
Wenn es sich um mehrere Traumata handelt, die länger andauern und/oder von brutaler Natur sind, kann sich die Persönlichkeit des Opfers aufspalten in eine „Anscheinend Normale Persönlichkeit“ ANP, welche den Alltag regeln muss und mehrere „Emotionale Persönlichkeiten“ EP’s. So kann zum Beispiel eine EP den größten Teil der Angst und der Schmerzen aus der traumatischen Erfahrung enthalten, eine andere EP die Wut des Täters und wieder eine anderer Teil eine depersonalisierte Beobachterhaltung.

Dissoziative Identitätsstörung
Der dritte Schweregrad beschreibt eine strukturelle Dissoziation, die auftritt wenn es für das Opfer aufgrund von langjährigen und schweren traumatischen Erfahrungen notwendig war mehrere alltagstaugliche Persönlichkeiten (ANP) zu entwickeln und mehrere emotionale Persönlichkeiten (EP). In diesem Fall liegt eine dissoziative Identitätsstörung vor. Die beiden wichtigsten Symptom-Cluster der PTBS sind das Wiedererleben des Traumas und die dauerhafte Vermeidung von Reizen, die mit dem Trauma zu tun haben.

Die Symptome
Erkannt wurde, dass Ignoranz des gesamten Krankheitsbildes regelmäßig eine Quelle der Retraumatisierung für die Opfer sein kann oder gar als Multiplikator wirkt. Moderne Traumatherapie ist heute gut strukturiert und folgt einem konsequenten und überprüfbaren Behandlungsmodell.

Symptome von PTSD sind unter anderem:
- Depressionen, Angst, Panikstörungen
- Psychotische Entgleisungen
- Chronische, psychosomatische Schmerzstörungen
- Ausgeprägte körperliche Beschwerden, wie z.B. Entzündungsherde im Körper
- Selbstverletzendes Verhalten
- Impulskontrollstörungen
- Fremdaggression und Autoaggression
- Abnorme Sexualität
- aber auch Überwachheit und seismographische Fähigkeiten, Situationen vorwegzunehmen

Insbesondere in populärwissenschaftlichen Abhandlungen wird gern suggeriert, jedes der genannten Merkmale hätte Alleinstellungscharakter und jeder Mensch, der ein oder mehrere Symptome aufweist sei an Stressbewältigungsstörung erkrankt. Was grundsätzlich falsch ist. Alle aufgeführten Symptome können, einzeln und in Kombination, ebenso bei gesunden, nicht traumatisierten Menschen auftreten. Selbst der vorübergehende Verlust von Konzentration, Wechsel im Aufmerksamkeitsfokus oder andere Bewusstseinszustände wie Tagträumen, Imagination, verändertes Zeitgefühl und tranceartiges Verhalten sind per se keine Anzeichen für PTSD und Dissoziation. Konzentrations- und Schlafstörungen sowie Alpträume können auch Symptome für die Selbstheilungskräfte des Körpers sein, der versucht ein belastendes Lebensereignis zu verarbeiten.

Eine Frage die auch von der aktuellen Forschung nur unzureichend beantwortet werden kann, ist die Tatsache, weshalb ein und dasselbe Ereignis bei mehreren Personen unterschiedlich stark ausgeprägte Traumata hervorrufen kann. Ein Anschlag auf einen Fahrzeugkonvoi beispielsweise, der von allen Beteiligten mit gleicher Intensität wahrgenommen werden sollte, bewirkt bei der einen Person eine Stressverarbeitungsstörung, die zur Arbeitsunfähigkeit führt und auch weitestgehend ein normales Leben unmöglich macht. Bei einer anderen Person löst sie lediglich eine einfache Posttraumatische Belastungsstörung aus. Eine dritte Person leidet zwar zeitlich begrenzt unter posttraumatischen Stress, bleibt jedoch von Krankheitssymptomen verschont.
Die Forschung vermutet, dass unterschiedliche Grade der Vortraumatisierung zu unterschiedlichen Graden der Stressverarbeitungsstörung führen. Eine Vortraumatisierung kann entweder gezielt herbeigeführt werden oder sie tritt willkürlich durch bestimmte Lebensumstände teilweise auch vom Betroffenen unbemerkt ein.


Quellen:

Onno van der Hart, Michaela Huber, „Die Phobie vor dem Trauma überwinden“, Trauma und Gewalt, 1/2007

Michaela Huber, Strukturelle Dissoziation, 2006

Dave Grossman, On killing, Back Bay Books, New York, 1996

Henning Hoffmann, Feuerkampf & Taktik, dwj Verlags-GmbH, Blaufelden, 2008