Donnerstag, 25. Februar 2016

Tikka T3 TAC (#12)



Zwei Kurstage / 300 Meter

Gesamtschusszahl: 670 + 70 = 740
Davon mit SD: 10 + 70 = 80

Auf zwei Kurstagen “ZF-Gewehr 300“ im MSZU Ulm absolvierte die Tikka T3 insgesamt 70 Schuss. Am ersten Tag etwa 40 Schuss mit der Laborierung Federal Gold Medal Match 168 grain. Am zweiten Tag etwa 30 Schuss mit der Cineshot 9,5 g / 147 grain.



An beiden Tagen gelangen Streukreise von etwa 6 cm auf 300 m. Dieses Resultat überrascht insbesondere für die Cineshot. In den nächsten Wochen werden wir die Cineshot daher ausgiebig auf der 500-m-Distanz testen.


ZF-Gewehr (1)
ZF-Gewehr (2) 
ZF-Gewehr (3)
ZF-Gewehr (4)
ZF-Gewehr (5)
ZF-Gewehr (6)
ZF-Gewehr (7)
ZF-Gewehr (8)
Tikka T3 TAC (9)
Tikka T3 TAC (10)
Tikka T3 TAC (11)
Tikka T3 TAC (12)
Tikka T3 TAC (13)
Tikka T3 TAC (14)
Tikka T3 TAC (15)
Tikka T3 TAC (16)
Tikka T3 TAC (17)
Tikka T3 TAC (18)
Tikka T3 TAC (19)
Tikka T3 TAC (20)
Tikka T3 TAC (21)
Tikka T3 TAC (22)
Tikka T3 TAC (23)


Dienstag, 23. Februar 2016

Standardübung: Rifleman


Die Fähigkeit einen präzisen Schuss mit dem Gewehr abzugeben, kann mit der Übung „Rifleman“ geschult aber auch überprüft werden. Umsetzbar ist das Ganze mit einem Kleinkalibergewehr, Repetiergewehr oder einem Selbstlader.

Ursprung
Die Übung hat ihren Ursprung in einer US-amerikanischen Bürgerbewegung namens Project Appleseed (Waffenkultur Nr. 13). Dort wird sie unter der Bezeichnung „Red Coats“ verwendet. Die Silhouette des liegenden Schützen auf dem Original-Zielmedium wurde für die Variante „Rifleman“ gegen Dreiecke mit sehr ähnlichen Abmaßen ersetzt.

Ablauf
Die Entfernung beträgt 25 Meter. Der Schütze gibt in jedes Dreieck drei Schuss ab zzgl. einen Bonusschuss in das Rechteck. Er beginnt dabei beim größten Dreieck. Die Schießposition ist jeweils frei wählbar. Im fortgeschrittenen Stadium sollte der Anwender in der Lage sein, unter Verwendung eines Schießriemens beim ersten Dreieck im Stehendanschlag zu beginnen und bei jedem folgenden Dreieck eine tiefere; lies: stabilere Position einzunehmen: Kniend, Sitzend und schlussendlich Liegend. Als Beginner kann die Übung komplett liegend aufgelegt vom Rucksack geschossen werden. Grundsätzlich sollte „Rifleman“ mit der offenen Visierung; also Kimme und Korn absolviert werden.

Zielmedium
Die Ziele entsprechen einer Maßstabsgerechten Verkleinerung für die Distanzen 100 Yard, 200 Yard, 300 Yard und 400 Yard sowie 250 Yard für das Rechteck. Das Rechteck hat demnach eine reale Breite von 18 cm, die Dreiecke von 59 cm. Auf der Zielscheibe ist eine kurze Gebrauchsanweisung mit abgedruckt.



Übungselemente
Zentraler Übungsbestandteil ist das Grundlagentraining beim Gewehrschießen. Geübt wird der Aufbau einer stabilen Schießplattform, die Wahrung des Natürlichen Zielpunktes sowie das Umsetzen der Grundfertigkeiten Visierbild, Haltepunkt, Abzugskontrolle und Nachzielen. Ebenso das richtige Nutzen eines Schießriemens, sofern dieser zur Anwendung kommt.

Schusszahl & Zeitansatz
Für einen Durchgang sind 13 Schuss erforderlich. Nach der Vorgabe stehen 60 Sekunden zur Verfügung. Zzgl. Auswertezeit.

Steigerungsmöglichkeit
In der einfachsten Durchführung wird „Rifleman“ aufgelegt vom Rucksack geschossen. Der Schweregrad erhöht sich, wenn vom nicht unterstützten Liegendanschlag aus gearbeitet wird, bzw. an Stelle des Rucksack nur ein Schießriemen verwendet wird. Eine weitere Steigerung ergibt sich, wenn die Dreiecke jeweils aus unterschiedlichen Schießpositionen beschossen werden. Das 100-Yard-Dreieck stehend, das 200-Yard-Dreieck kniend, 300-Yard-Dreieck sitzend sowie 400-Yard-Dreieck und Morgan’s Shingle liegend.


Mittwoch, 17. Februar 2016

Schießstand Rosenberg 1: Der weite Schuss im Labor



Tief im Erzgebirge in einem stillgelegten Bergwerkstolln [sic!] bei Marienberg existiert eine Schießanlage, die es erlaubt, auf 500 Meter zu schießen. Darüber hinaus stellt der Standbetreiber gleichsam modernste Messelektronik zur Schussauswertung zur Verfügung.

Von Dr. Leif Richter und Henning Hoffmann

Schießstände, die eine Möglichkeit bieten, eine Waffe auf 100 Meter einschießen, gibt es relativ viele. Schießstände mit Zielentfernungen von 500 Metern sind da schon eine Ausnahme. Bei einer Zielentfernung von 500 Metern in einer geschlossenen Anlage kann man in Deutschland aber gewiss von Einzigartigkeit sprechen. Genau das hat der Schützenverein „Mittleres Erzgebirge e. V.“ mit seiner „Raumschießanlage Rosenberg 1“ in Marienberg erschaffen. Die beiden 500 Meter Bahnen liegen in einem ehemaligen, nicht vollendeten Wasserüberleitungsstolln zwischen zwei Talsperren.



Weite Schüsse
Bei Schüssen auf größere Entfernungen wirken Umweltbedingungen länger auf das Geschoss ein und beeinflussen das Trefferergebnis somit deutlich mehr. Luftdruck, Lichtverhältnisse, Spindrift und insbesondere die Einflüsse des Windes erschweren die Analyse der Trefferbilder. Welcher Fehler letztendlich worauf zurückzuführen ist, stellt dabei die Kernfrage bei Long-Range-Schützen dar. Je mehr Variablen eliminiert werden, umso leichter und genauer können die Trefferleistungen analysiert und das gesamte Waffensystem bzw. die Schützenleistung beurteilt werden. Die Anlage erlaubt das Nutzen von Kalibern mit einer Energie von bis zu 18.000 Joule.

Arbeitsplatz: Der Schütze erhält über seine WLAN-fähigen Geräte eine sofortige Trefferauswertung


Konstante Bedingungen
Durch die Lage im Stolln eines stillgelegten Bergwerks sind die Umgebungsparameter relativ konstant und die Schützen können sich bereits vorab auf die folgenden Bedingungen einstellen:

Temperatur: +9 bis +10 °C
Relative Luftfeuchte: 85 bis 95 Prozent
Luftdruck (bei Abluftbetrieb): 1.000 bis 1.050 hPa
Höhe über Normalnull: 577 Meter
Neigung der Bahn zum Ziel: -0,52 Prozent
Lichte Höhe Schießbahn: 2,80 Meter

Mit diesen Angaben können ballistische Überlegungen und Berechnungen bereits im Vorfeld durchgeführt werden. Gravierende Änderungen der Umgebungsbedingungen durch z.B. Veränderungen in der Wetterlage sind dabei ausgeschlossen. Auch die Temperatur ist das ganze Jahr über konstant.



Wind
Jeder, der sich mit Schüssen auf große Entfernungen beschäftigt, kann bestätigen, dass richtiges „Windlesen“ eher eine Kunst als ein Messvorgang ist. Wind kann seine Richtung und seine Intensität auf der Geschossflugbahn unendlich oft ändern. Wind absolut korrekt zu messen, um daraus Korrekturen zu errechnen ist somit eher wenig wahrscheinlich. Einfacher ist es da, die Variable Wind schlicht auszuschalten. Im Bergwerkstollen „Rosenberg 1“ kann der Faktor „Wind“ absolut ausgeklammert werden.

Licht am Ende des Tunnels: Die Sohle-Firste des Stollns ist 2,80 m hoch. Ausreichend für weite Schüsse


Messtechnik
Das Auswertungssystem in „Rosenberg 1“ wird mit Messtechnik der Firma Silver Mointain Targets aus Kanada betrieben. Die Schützen können sich dabei mit ihrem eigenen WLAN-fähigen Gerät (Smartphone, Tablet oder Notebook) in das Netzwerk der Schießanlage einwählen und bekommen jeden Treffer sofort angezeigt. Zusätzlich zur Trefferlage auf der Zielscheibe werden die Koordinaten des Treffpunktes angezeigt sowie die Größe der Streukreise umschlossen oder nach Höhe und Breite.
Neben der eigentlichen Trefferlage kann die Anlage auch die Geschossgeschwindigkeit bei 15 bzw. bei 100 bei 200 und 300 Meter messen, sowie natürlich die Geschwindigkeit im Ziel bei 500 Meter. Voraussetzung dafür ist allerdings eine Geschossgeschwindigkeit jenseits der Schallgrenze. Auch diese Parameter bekommt der Schütze elektronisch zur Verfügung gestellt.
Innerhalb der Messstrecke werden die Projektile in einem virtuellen Koordinatensystem angeordnet, so dass auch die Streukreise an den 15, 100, 300 und 500 Meter Messpunkten ausgegeben werden können.
In der nächsten Ausbaustufe soll die maximale Entfernung bis auf 800 Meter erweitert werden. Eine Nutzung der Stolln wäre sogar bis zu einer Entfernung von 1.500 Metern möglich.

Als Haltepunkt auf 500 Meter dient ein schwarzer Kreis mit 100 cm Durchmesser


Flugbahn in einem geschlossenen Raum
Ist eine lichte Raumhöhe von 2,80 Meter für weite Schüsse ausreichend? Beim Schuss über größere Entfernungen spielen Ansatzpunkte, wie zum Beispiel die „GEE“ (Günstigste Einschießentfernung) oder der Wunsch nach einer „möglichst gestreckten“ Flugbahn eine untergeordnete Rolle. Der Schütze nimmt bewusst in Kauf, dass sich das Projektil auf einer Kurve bewegt und versucht zu errechnen, wie er den Abgangswinkel modifizieren muss, um am Ende der Flugbahn sein Ziel zu treffen. Hier stellt sich die Frage nach der maximalen Höhe, auf der sich das Geschoß durch den Raum bewegt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang aber nicht der maximale Geschossabfall, sondern die Flugbahnhöhe über der Visierlinie. Auf 1.000 Meter beträgt der absolute Geschossabfall beim Kaliber .50 BMG mit einer V0 von 750 m/s zum Beispiel zehn Meter. Wird der Abschusswinkel korrigiert, ergibt sich lediglich eine maximale Flugbahnhöhe zur Visierlinie von 2,50 Metern bei einer Scheitelpunktentfernung von 520 Metern.

Rosenberg 1 ist mit seinen konstanten Umweltbedingungen ideal zum Testen von Long Range Ausrüstung


Exkurs Geschossgeschwindigkeit
Präzise Messdaten der Geschwindigkeit sind für Long-Range-Schützen von besonderem Wert. Die angegebene V0 auf einer Munitionsschachtel ist nur in den wenigsten Fällen auf die eigene Kombination von Waffe und Munition übertragbar. Wie wichtig eine genaue Messung der Geschossgeschwindigkeit ist, zeigt sich deutlich, wenn man sich intensiver mit dem ballistischen Koeffizienten beschäftigt. Insbesondere der G1-Koeffizient ist direkt von der Geschwindigkeit des Geschosses abhängig und keineswegs konstant. Die Auswirkungen dieses Effektes werden bei größeren Entfernungen deutlich, wenn die ermittelten Klickkorrekturen bis zu einer bestimmten Entfernung passen, dann aber plötzlich deutliche Abweichungen zwischen den theoretischen ballistischen Korrekturen und der tatsächlichen Trefferlage entstehen. Eine Erklärung kann hier zum Beispiel ein fehlerhafter ballistischer Koeffizient sein.
Mit den derzeitigen und besonders mit den zukünftigen Messmöglichkeiten der Anlage können individuelle auf das jeweils vorliegende Waffensystem abgestimmte ballistische Koeffizienten ermittelt werden, was den Wert dieser Anlage für den Long-Range-Enthusiasten noch einmal deutlich erhöhen dürfte.

Persönliche Vorbereitung
Um die gebotenen Möglichkeiten von „Rosenberg 1“ vollumfänglich nutzen zu können, sollte der Anwender einige Kleinigkeiten beachten.
Das Waffensystem sollte eingeschossen sein und der Schütze sollte zumindest grob seine Ballistik kennen. Montage- und Verstellwerkzeug für das jeweilige Zielfernrohr sollten dabei sein. Neben einem oder auch zwei WLAN-fähigen Geräten zur Trefferauswertung sollte auch eine Schießmatte als Unterlage mitgeführt werden. Darüber hinaus natürlich zweckentsprechende Kleidung für die saisonunabhängigen 10°C bei 90% Luftfeuchte innerhalb der Anlage.

Hinter dem Kugelfang wohnt ein feuerspeiender Drache


Zusatznutzen
Die Anlage liegt unter Tage und bietet somit einen hohen Schutz gegen Einbruch, Sabotage und Spionage. Sie ist bei Bedarf absolut abhörsicher und besitzt eine vollkommen autarke Versorgung mit Energie und Wasser.
Die Kompetenz des Standbetreibers in Sachen Longe Range Schießen, Messelektronik und deren Auswertung steht außer Frage. Auch hier ergibt sich ein Zusatznutzen für den professionellen oder Semi-professionellen Anwender.
Von Chemnitz aus ist Marienberg verkehrsgünstig über die neu ausgebaute B174 zu erreichen. Ein Besuch der Schießanlage könnte durchaus mit einem Kurzurlaub in der naturbelassenen und sehr bodenständigen Region des Mittleren Erzgebirges verknüpft werden.

Fazit
Idee und Umsetzung sind in Europa einmalig und eine deutliche Bereicherung für alle Anwender, die gern weiter als die üblichen 100 Meter schießen.
Mit modernster Messelektronik und Auswertungssoftware ist die Anlage bestens für Testreihen und die Weiterentwicklung von Waffensystemen geeignet.

Waffenkultur Ausgabe 42.5: Scharfschützen-Spezial

Vorlesung: Urbane Sniper Konzepte