Donnerstag, 30. September 2021

Die Waffenkultur – Ausgabe 60 (September/Oktober 2021)

 

Ausgabe 60 (September/Oktober 2021)


Die September/Oktober Ausgabe hat folgenden Inhalt:

Infanterieporträt (3): Das Telemark Bataillon
Die Attentatspistole: FN Browning Modell 1910
Meisterstück: Pistole Walther PDP in 9x19
Unkonventionelle Schießposition: SBU Prone
Bewaffnete Konfrontationen: 10 Lehren
Trainingsmentalität: Wider dem fetten Ego
Standardübungen (29): Strong/Weak 2/2
Beamtentasche?: TT Officers Bag
Das Kalenderblatt: 78 Jahre Operation Gunnerside
Buchempfehlung: Von der Diktatur zur Demokratie

http://waffenkultur.com

Dienstag, 28. September 2021

Langzeittest: Black Label M4 – Nr. 155

 

Gewehrmodul CCO (½ & ½ Drill)

Gesamtschusszahl: 16.100 + 30 = 16.130
Davon mit SD: 860
Neuer Lauf bei: 13.400

Störungen Typ I: 0
Störungen Typ II: 0
Störungen Typ III: 0
Störungen Typ IV: 0



Das Black Label M4 teilt sich die Schussbelastung derzeit mit dem neu angeschafften OA-15 M5. Auf einem Gewehrkurs absolvierte die Waffe daher nur den ½ & ½ Drill mit exakt 30 Schuss.
Der ½ & ½ Drill mit seinen drei Teilübungen aus zwanzig, zehn und fünf Yard lässt sich mit einer offenen Visierung einfacher schießen. Darüber hinaus ist das Black Label eine außerordentlich leichte Waffe, was den Gebrauch zusätzlich vereinfacht.
Es ist erstaunlich, wie „wenig“ Waffe erforderlich ist, um diese Fortgeschrittenenübung fehlerfrei zu bewältigen. Teure Anbauteile erzeugen nicht unbedingt einen Zusatznutzen – schon gar nicht proportional zu ihren Anschaffungskosten.
Die einzige dauerhafte Modifikation, die am Black Label während des Langzeittestes stattfand, war der Austausch der Standard A2-Tragegriffvisierung gegen ein Klappkorn des Herstellers TROY.



Beim aktuellen Durchgang blieb der ½ & ½ Drill aufgrund zweier Schützenfehler nicht fehlerfrei. Aus zwanzig Yard gab es einen Fehlschuss; aus zehn Yard eine Zeitüberschreitung um sechs Zehntel.



Archiv
Beginn des Langzeittest im September 2014


Mittwoch, 15. September 2021

Akademie 0/500®: Integriertes Trockentraining

 

Den 100-Meter-Simulations Drill mit einem Double-Action Abzug zu schießen, ist keine Kunst, sondern die Konsequenz aus richtig umgesetzten Grundfertigkeiten des Schießens: Visierbild, Haltepunkt, Abkrümmen (ohne die Waffe zu bewegen) und Nachzielen

Die Trainingsmethode des integrierten Trockentrainings unterstützt dabei die positive Zielerreichung.



Links: Zehnmal ein Schuss aus dem Holster aus fünf Meter Entfernung ohne integriertes Trockentraining
Rechts: Zehn Schuss mit „Fünfmal trocken – einmal scharf“
Waffe: SIG Sauer P250 mit DAO (Double Action Only)

Integriertes Trockentraining ist Bestandteil aller Pistolenkurse bei Akademie 0/500®: https://0-500.org/page/Kurzwaffe-Pistole-1
(Freie Kursplätze für Tschechien, Donnerstag, 23. September)

Service
100-Meter-Simulations Drill

Dienstag, 14. September 2021

Langzeittest: OA-15 M5 (Nr. 03)

 

Gewehrkurs CCO mit ELCAN

Gesamtschusszahl: 170 + 280 = 450
Davon mit SD: 0

Störungen Typ I: 0
Störungen Typ II: 0
Störungen Typ III: 0
Störungen Typ IV: 0





Absolviert man einen Gewehrkurs mit offener Visierung, ist die Lernkurve höher. Das ist die Erfahrung aus über 15.000 Schuss Langzeittest mit dem Black Label M4. Das Black Label wurde nur selten mit einer Optik bestückt. Die meisten Schießübungen fanden nur mit Kimme und Korn statt.
Auch Teilnehmer, die Gewehrkurse nur mit offener Visierung absolvieren, empfinden die Lernkurve als besonders hoch. Wer Kimme und Korn beherrscht, kann auch alles andere.

Ein dreitägiger Gewehrkurs im September wurde dazu genutzt, um das neue Oberland OA-15 M5 fast durchgängig mit der Premiumoptik ELCAN Specter 1x/4x zu schießen.
Bei Standardübungen, wie dem 5/1-Drill oder dem ½ & ½ Drill haben Leuchtpunktvisiere nicht zwangsläufig einen Vorteil.

Gleichwohl kann das ELCAN Specter seinen größten Vorteil durch die Umschaltbarkeit von einfacher zu vierfacher Vergrößerung ausspielen. Wodurch die Übung „Rifleman“ fehlerfrei geschossen werden konnte.

Das OA-15 M5 absolvierte im Kurs 280 Schuss ohne Störung.

Nicht schlecht für einen alten Mann
mit Brille: Rifleman fehlerfrei Dank
dem ELCAN Specter 1x/4x



Archiv
Nr. 00 (Erstvorstellung)
Nr. 01 (Einschießen Offene Visierung)
Nr. 02 (Erster Gewehrkurs)
Nr. 03 (Gewehrkurs CCO mit ELCAN)


Mittwoch, 8. September 2021

Akademie 0/500®: Robust Pistol Management

 

Mit dem Auftritt in St. Pölten im August des Jahres wurde der vierte und damit letzte RPM in 2021 absolviert. Die Lehren, welche die Teilnehmer aus dem dreitägigen Kursprogramm mitnehmen, ähneln sich bei jedem Kurs



Das Fortgeschrittenen-Modul RPM lebt von den sogenannten drei Turboladern für die Lernkurve, die aus jedem Schützen einen besseren Schützen machen. Diese sind: Schießen bei Dunkelheit, Schießen auf Stahlziele und der permanente Wechsel zwischen Rechts- und Linksanschlag. Im Detail beschrieben wurden diese Turbolader im Beitrag „5 Jahre RPM

Lehren aus dem RPM

Integriertes Trockentraining ist der Schlüssel zur Verbesserung der Abzugskontrolle (solange die Trockenarbeit korrekt ausgeführt wird)



Häufige Fehler beim Trockentraining



Die Kaufentscheidung für eine Taschenlampe sollte sich vorrangig der Einfachheit des Bedienkonzeptes unterwerfen


Der präzise Einzelschuss ist die Grundlage von allem. Jeder Schuss wird so abgegeben, als wäre es der Schuss auf den es ankommt. Jede Schussabgabe ist eine präzise Schussabgabe. Zehn schnelle Schüsse in Folge sind zehn präzise Einzelschüsse. Jedes Betätigen des Abzugs ist eine in sich geschlossene Trainingseinheit für den Abzugsfinger.



Schwere Abzüge verbessern die Abzugskontrolle. Leichte Abzüge hingegen kaschieren nur den Abzugsfehler, ohne ihn zu beseitigen.

Das Lernziel für die Fortgeschrittenenausbildung ist die ambidextere Waffenhandhabung. Im Fortgeschrittenenniveau darf es für den Anwender keinen Unterschied mehr machen, ob er aus dem Rechtsanschlag oder dem Linksanschlag heraus arbeitet. Das gilt sowohl für Pistole als auch für Gewehr oder Flinte.

Die nächsten RPM-Termine sind angesetzt für den 8. bis 10. April 2022 in Bad Soden
sowie für die KW27 und KW34 in St. Pölten

Termine


Sonntag, 5. September 2021

Die Ortgies-Pistole: Die Glock der 1920er Jahre

 

Die Ortgies besitzt keine Schraube, kann ohne Werkzeug zerlegt werden und besteht aus gerade einmal 28 Einzelteilen. Die von Heinrich Ortgies um 1916 entwickelte und unter der Deutsche Werke AG produzierte Pistole ist wahrlich die Glock der 1920er Jahre



Nimmt man es genau, besitzt selbst eine Glock Pistole mindestens eine Schraube. Die Ortgies Selbstladepistole, die bis 1923 gefertigt wurde, dagegen keine einzige. Ein weiteres Merkmal der Ortgies ist die Zerlegbarkeit ohne Werkzeug und die Tatsache, dass dabei gerade einmal 28 Einzelteile entstehen; das Magazin nicht mitgerechnet. Vergleicht man die Ortgies mit anderen Pistolen ihrer Epoche, ist dieses Merkmal besonders beachtlich und zeigt die Fortschrittlichkeit der Gesamtkonstruktion. Darüber hinaus weist die Ortgies-Pistole kaum außenliegende Bedienelemente auf. Lediglich eine Sicherung, die gleichzeitig als Verschlussstücksperre (Zerlegeknopf) dient und die Handballensicherung wären zu nennen.

Zeitgenössische Darstellung der Ortgies-Pistole
im Kaliber 7,65 mm Browning


Laufwechselmöglichkeit
Ein Alleinstellungsmerkmal erfährt die Ortgies-Pistole aufgrund ihrer Laufwechselmöglichkeit. Im teilzerlegten Zustand kann der Anwender den .380 Auto Lauf mit einem Handgriff gegen einen Lauf des Kalibers 7,65 mm Browning austauschen. Der Lauf ist dabei das einzige Bauteil, welches getauscht werden muss. Ein Wechsel der Schließfeder ist nicht erforderlich. Und sogar das Magazin, welches in der Originalbeschreibung als „Laderahmen“ bezeichnet wird, ist für beide Kaliber kompatibel.

Die Ortgies-Pistole im Kaliber .380 Auto mit
Handballensicherung im gesicherten Zustand

Handballensicherung deaktiviert. Zum neuerlichen
Aktivieren muss der Sicherungsknopf gedrückt werden


Produktionsende 1923
Diese konstruktive Besonderheit der Laufwechselmöglichkeit wurde der Waffe und damit dem Hersteller zum Verhängnis. Pistolen im Kaliber neun Millimeter waren im Sinne des Versailler Vertrags als verbotene Gegenstände deklariert. Die Produktion dieser einzigartigen Waffe musste daher 1923 bei einer Gesamtstückzahl von etwa 446.000 Exemplaren eingestellt werden.

Die Ortgies teilzerlegt


Deutsche Werke AG
Die Deutsche Werke AG war eine Zusammenfassung von 13 ehemaligen Heeres- und Marinewerkstätten nach dem Ende des Weltkriegs, deren Produktion auf zivile Güter umgestellt wurde. In diesen Firmenbund integriert war auch die Gewehrfabrik Erfurt, die ab 1921 die von Heinrich Ortgies entwickelte Pistole mit Patent und auf den Maschinen der Firma H. Ortgies & Co. am Standort Erfurt weiterproduzierte.
Eine Fußnote der Weltgeschichte ist, dass später unter Beteiligung der AEG die Produktion auf Büromaschinen umgestellt wurde und ab 1937 das Schreibmaschinenmodell „Olympia“ und im Zweiten Weltkrieg die Chiffriermaschine Enigma hergestellt wurden.

Nur der Lauf muss gewechselt werden.
Schließfeder und Magazin sind kaliberkompatibel

Das Magazin nimmt sowohl die .380 Auto als
auch die 7,65 mm Browning auf



Varianten
Die Ortgies-Pistole gibt es in drei Kalibern: Als Taschenpistole im Kaliber 7,65 mm Browning (neun Schuss im Magazin) und im Kaliber neun Millimeter Kurz (.380 Auto) mit acht Schuss im Magazin. Die subkompakte Taschenpistole ist für das Kaliber 6,35 mm Browning eingerichtet und fasst ebenfalls acht Patronen.
Eine weitere Ausführung, die speziell für Polizeikräfte gefertigt wurde, besitzt eine zusätzliche Druckknopfsicherung auf der linken Waffenseite direkt oberhalb der Griffschale. Die Griffschalen wiederum sind mit Schrauben befestigt, wodurch sich die „Behördenausführung“ der Ortgies eindeutig abhebt. Bspw. wurden mit dieser Waffe Sicherheitskräfte der Tschechoslowakischen Republik ausgestattet.

Die Laufwechselmöglichkeit ergibt sich über eine
absolut spielfreie, bajonettartige Schwenkverriegelung


Produktbeschreibung
Die Gebrauchsanweisung der Ortgies äußert sich im Eingangstext wie folgt: „Die Ortgies-Pistole vereint in sich alle bisherigen Errungenschaften der Pistolentechnik. Die Mängel anderer Systeme sind bei ihr vermieden. Dazu sind Neuerungen aufgenommen, die in Verbindung mit sauberster Ausführung diese Pistole zu einer Verteidigungswaffe ersten Ranges machen.“
Und weiter: „Die Ortgies-Pistole gehört zur Gruppe der Selbstlader mit federndem Verschluss, sie hat also keine Verriegelung. Dieses System hat sich als das im Gebrauch bei weitem zuverlässigste erwiesen.
Die Vorzüge der Pistole:
1. Wenige und solide Teile
2. Gute Lage in der Hand
3. Festgelagerter und starkwandiger Lauf, daher größte Schussgenauigkeit
4. Auswechselbarkeit aller Teile
5. Weiche Vorholfeder, daher leichtes Spannen
6. Sicherung durch teilweises Entspannen der Schlagfeder und Festlegen der Stange: Keine andere Pistole hat diese Einrichtung
7. Sie ist im gesicherten Zustande sofort schussbereit. Man braucht in der Gefahr nicht an das Entsichern zu denken. Das Entsichern erfolgt durch festes Umfassen des Griffes. Nur bei den Pistolen, an denen auf besonderen Wunsch eine zweite Sicherung angebracht ist, muss diese erst ausgeschaltet werden, was durch einen bequem gelegenen Druckknopf leicht zu bewerkstelligen ist
8. Anzeigevorrichtung, dass die Pistole geladen, nicht, dass sie gespannt ist. Das Geladensein macht die Pistole gefährlich, nicht das Gespanntsein. Der geladene Zustand ist sichtbar und fühlbar. Die ungespannte Pistole lässt sich nicht sichern, weil es unnötig ist
9. Sie kann in gesichertem Zustande geladen und entladen werden
10. Nichtvorhandensein von Schrauben
11. Vornehmes und geschmackvolles Äußeres, keine vorspringenden Teile, keine Öffnungen, durch die Schmutz in das Innere eindringen könnte
12. Leichte Zerlegbarkeit in sämtliche Teile ohne Gebrauch eines Werkzeuges, daher bequemes Reinigen, desgleichen rasches und leichtes Zusammensetzen.“

Schlagbolzen mit Schlagbolzenfeder


Visierung
Die Visierung ist aus dem Vollen gefräst und somit weder austauschbar noch verstellbar. Sie genügt dem Anspruch an eine Taschenpistole zu Verteidigungszwecken vollkommen. Das Visierbild war ausreichend, um die Standardübung Dot Drill fehlerfrei zu schießen.

Die beiden Griffschalen können durch das Lösen
des Griffschalenhalters entfernt werden


Ladestandsanzeiger
Spätere Modelle der Ortgies-Pistole besitzen einen Ladestandsanzeiger. Befindet sich eine Patrone im Patronenlager, verriegelt der Verschluss nicht bündig. Er steht um 0,8 Millimeter nach hinten vom Griffstück ab. Diese Verschlussstellung ist sichtbar und fühlbar. Es handelt sich dabei keineswegs um eine Waffenstörung.

Auch nach einhundert Jahren ist die Ortgies noch
ein Handschmeichler in höchster Verarbeitungsqualität


Sicherung
Die Handballensicherung im Griffrücken ist für Pistolenmodelle der Epoche des beginnenden Zwanzigsten Jahrhunderts nichts Ungewöhnliches; die Colt M1911 A1 hatte sie ebenso wie die FN Modelle 1910 und 1922.
Die Ausführung an der Ortgies ist jedoch bemerkenswert. Wurde die Handballensicherung deaktiviert, aktiviert sie sich beim Loslassen nicht wieder automatisch von selbst. Erst durch das Drücken des Sperrknopfes wird die Sicherung wieder aktiviert. Ausführendes Bauteil für die Aktivierung der Handballensicherung ist die Schlagbolzenfeder.
Der Hersteller empfahl damals, die Waffe grundsätzlich ohne Patrone im Patronenlager zu führen. Aufgrund der Sicherung, wäre ein Führen im fertiggeladenen Zustand aber dennoch möglich. Dazu musste nach dem Zuführen einer Patrone lediglich der Knopf der Sicherungssperre gedrückt werden. „Was sich dem Ohr infolge des Zurückschnellens der Sicherung deutlich bemerkbar macht.“, so die Bedienungsanleitung. Im gesicherten Zustand ist die Pistole teilweise entspannt, wodurch die Schlagfeder stark entlastet wird. Keine andere Pistole der Epoche verfügte über dieses Merkmal.
Im Grunde handelt es sich hierbei um ein „teilgespanntes System“, das erst durch Drücken der Handballensicherung fertiggespannt wird.

Das Modell links zeigt die Ladestandsanzeige bei „Patrone im Patronenlager“
durch den 0,8 Millimeter überstehenden Verschluss. Die Griffschalen weisen
die Initialen des Firmengründers aus: H. O. für Heinrich Ortgies.
Am rechten Modell ist die aus dem Vollen gefräste Visierung zu erkennen


Druckknopfsicherung
Die zusätzliche Druckknopfsicherung der „Behördenausführung“ wirkt unmittelbar auf die Handballensicherung. Ein Deaktivieren der Handballensicherung ist unmöglich, solange die Druckknopfsicherung aktiviert ist.

Die subkompakte Taschenpistole wurde nur
im Kaliber 6,35 mm Browning gefertigt


Zerlegen
Das Zerlegen der Ortgies ist simpel und erfordert kein Werkzeug. Zuerst wird das Magazin (Laderahmen) entfernt und eine etwa im Lauf befindliche Patrone herausrepetiert. Nach Herstellerangabe ist sodann die Schlagfeder zu entspannen indem der Abzug abgeschlagen wird. Jetzt kann der Verschluss nach hinten abgezogen werden. Dazu greift die rechte Hand das Griffstück und drückt den Sperrknopf (Sicherungsknopf / Zerlegeknopf) ein. Die linke Hand zieht den Verschluss so weit zurück, bis der vordere Strich der Riffelung mittig über dem Sicherungsknopf liegt. Jetzt kann der Verschluss angehoben und nach vorn abgenommen werden. Wichtig ist: Der Daumen oder Zeigefinger der linken Hand sollte dabei auf der Rückseite der Verschlussbaugruppe liegen, um den Verlust der Schlagbolzenfeder zu vermeiden. Die Ortgies-Pistole kann grds. im gespannten Zustand zerlegt werden.
Der Lauf kann entfernt werden, indem er eine Vierteldrehung (90 Grad) nach links geschwenkt wird.
Die beiden Griffschalen sind geklemmt und können durch das Lösen einer Sperre (Griffschalenhalter), die sich im Magazinschacht befindet, entfernt werden.

Mit ihren 28 Bauteilen (ohne Magazin) und der kompletten Zerlegbarkeit
ohne Werkzeug ist die Ortgies ein Meilenstein im Pistolenbau


Waffentechnische Versuchsstation
Die Waffentechnische Versuchsstation Neumannswalde bescheinigte der Ortgies: Die Schussleistung und Funktionierung lassen nichts zu wünschen übrig. Die Pistole Ortgies stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Waffentechnik dar.

Deutsche Versuchsanstalt für Handwaffen
Die Deutsche Versuchsanstalt für Handwaffen in Berlin-Halensee schreibt: Die Ortgies-Pistole ist eine sehr gut durchkonstruierte, sicher und zuverlässig arbeitende Waffe. Sie bedeutet einen Fortschritt der Waffentechnik. Sie ist als Taschenpistole für jedermann durchaus zu empfehlen.

Die Nomenklatur der Teile



Fazit
Die Ortgies-Pistole ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst. Einfachheit im Aufbau sowie der Handhabung deuten auf einen Weg im Waffenbau, der bis heute relevant ist. Es bedarf keiner Erwähnung, dass die Ortgies den Dot Drill fehlerfrei absolvieren kann. Trotz ihrer einfachen Visiereinrichtung. Die hohe Ausbringungsmenge von fast 500.000 Pistolen in einem relativ kurzen Produktionszeitraum von nicht einmal fünf Jahren, dürfte eine weitere Besonderheit für dieses Pistolenmodell darstellen.


Technische Daten
Modell: Ortgies
Hersteller: H. Ortgies & Co. und Deutsche Werke AG - Werk Erfurt
Produktionszeitraum: 1919 bis 1923
Waffenart: Selbstladepistole (feststehender Lauf, unverriegelter Masseverschluss)
Abzugssystem: Single-Action (teilvorgespanntes System)


Kaliber: 7,65 mm Browning und .380 Auto
Stückzahl: etwa 263.000
L x B x H: 165 x 21 x 110 Millimeter
Lauflänge: 91 Millimeter
Visierlinie: 140 Millimeter
Gewicht: 628 Gramm
Magazinkapazität: 9 bzw. 8 Patronen


Kaliber: 6,35 mm Browning
Stückzahl: etwa 183.000
L x B x H: 133 x 19 x 85 Millimeter
Lauflänge: 69 Millimeter
Visierlinie: 120 Millimeter
Gewicht: 390 Gramm
Magazinkapazität: 8 Patronen

Mehr dazu in Waffenkultur Nr. 59