Freitag, 30. September 2022

Die Waffenkultur – Ausgabe 66 (September/Oktober 2022)

 

Ausgabe 66 (September/Oktober 2022)


Die September/Oktober Ausgabe hat folgenden Inhalt:

Infanterieporträt (9): Die Fallschirmjäger des 2e REP
Colt: The Fitz Special
Schießposition Sitzend (2): Gestapelte Füße
Stabile Grifftechnik: The Full Firing Grip
Die Zweitvisierung: Zweite Wahl?
Umhängetasche: TT Shoulder Bag
Windjacke: Tramontane von Helikon-Tex
Kfz-Verbandskasten: Neue DIN 13164
Das Kalenderblatt: 75 Jahre Fallschirmjäger der Legion
Buchempfehlung: „Tatwaffe Messer“ von Karl Peiner und „Von der Diktatur zur Demokratie“ von Gene Sharp

http://waffenkultur.com


Donnerstag, 29. September 2022

Langzeittest: Black Label M4 – Nr. 160

 

Ein Tag Gewehrkurs

Gesamtschusszahl: 17.100 + 120 = 17.220
Davon mit SD: 860
Neuer Lauf bei: 13.400
Neuer Abzug bei: 16.900

Störungen Typ I: 0
Störungen Typ II: 0
Störungen Typ III: 0
Störungen Typ IV: 0



Der Eintägige Gewehrkurs verlief für das Black Label M4 erwartungsgemäß unspektakulär. Alle Übungen wurden mit dem M4 und offener Eisenvisierung vorgeschossen. Auffällig war dabei der 2-Promille-Drill.

2-Promille-Drill
Bei dieser Schießübung wird die schützenbedingte Durchschnittsstreuung ermittelt. Der Schütze gibt im Stehendanschlag aus zehn Meter Entfernung zehn Schuss ohne Zeitlimit ab. Ziel der Übung ist, eine möglichst kleine Gruppe zu schießen, die am Ende mit dem Daumen abgedeckt werden kann. (Gruppengröße zwei Zentimeter = Streuung von 2‰, deshalb auch 2-Promille-Drill)
Jedes Gewehr ist in der Lage, diesen Präzisionsstandard zu erfüllen. Ist die Gruppe größer, als Daumenbreit, liegt der Fehler bei Defiziten in der Umsetzung von Grundfertigkeiten des Schießens durch den Schützen (Visierbild / Haltepunkt / Abkrümmen / Nachzielen).

Das relativ gute Ergebnis des 2-Promille-Drill ist auf eine neu angepasste Schießbrille zurückzuführen. Das Korn der Waffe kann wieder scharf gesehen werden und die Schussabgabe wird aufgrund eines nahezu perfekten Visierbilds signifikant präziser.

Bewährt: Klappkimme des Herstellers Troy


Rifleman
Die Schussgruppen beim obligatorischen Rifleman waren für eine offene Visierung geschossen in einer spärlich beleuchteten Raumschießanlage relativ gut aber tendenziell zu tief.



Visiereinrichtung
Über die acht Jahre Langzeittest hinweg hat sich die Klappkimme des Herstellers Troy in Verbindung mit Standard-A2-Korn sehr gut bewährt. Erfahrungsgemäß sollten Kunststoffvisiereinrichtungen nicht genutzt werden. Um die Höhenverstellung der Visierung zu gewährleisten, sollte das Korn von Zeit zu Zeit mit einem Tropfen Öl versorgt werden.

Bewährt: Standard-A2-Korn


Archiv
Beginn des Langzeittest im September 2014

Donnerstag, 22. September 2022

Windjacke Tramontane von Helikon-Tex

 

Windjacken können bei Extremwetterlagen der Vorteilsbringer sein. Moderne Produktionstechnologien machen sehr dicht gewebte aber dennoch sehr leichte Grundwaren möglich. Windjacken haben heute ein minimalistisches Packmaß und kaum Gewicht, so wie bspw. die Tramontane von Helikon-Tex

Das Leichtgewicht Tramontane ist bis auf die kleine Brusttasche
taschenlos. Die Tasche ist groß genug für ein A6 Notizbuch


Wind kann ein unangenehmer Gesell sein. Besonders jetzt im kommenden Herbst, nehmen die windreichen Tage naturgemäß wieder zu. Längere Aufenthalte im Freien werden schnell strapaziös, wenn der Körper permanent einem kalten Wind ausgesetzt ist. Abhilfe in Form eines zweckdienlichen Kleidungsstücks möchte man da schon mal in Gold aufwiegen. Die gute Nachricht ist, dass die Windjacke Tramontane aus dem Hause Helikon-Tex nicht einmal vier Unzen auf die Waage bringt und verpackt nicht wesentlich größer als eine Männerfaust ist. Es gibt also keinen Grund, keine Tramontane im Gepäck zu haben.

Tramontane
Windjacken werden bei Helikon nach berühmten oder bisweilen auch berüchtigten Windarten benannt. Der Tramontane ist ein Fallwind, der in den Pyrenäen und im französischen Massif central entsteht und zum Mittelmeer hin weht. Auch in Italien und Kroatien ist die Tramontana als kalte und oft böige Windströmung bekannt.


Das altgediente Woodland-Tarnmuster der US-Army
ist zu einer aktuellen Trendfarbe geworden
(Foto: Helikon-Tex)


Material
Helikon selbst beschreibt das Material als WindPack® Nylon (100% Nylon). Die Grundware ist extrem leicht. Eine Dichtheit gegen Wind wird vor allem durch sehr feine und enge Gewebestruktur erreicht. Obwohl Nylon von Haus aus kein Wasser aufnimmt, ist die Oberfläche zusätzlich mit einer dauerhaft wasserabweisenden Appretur versehen. DWR (Durable Water Repellency) dringt in die Fasern des Materials ein und reduziert die Oberflächenspannung des Textils. Dadurch bilden sich Tropfen und das Wasser perlt ab. Die Windjacke ist damit zwar nicht wasserdicht, aber extrem schnell trocknend.

Der Frontreißverschluss schließt hoch am Hals.
Die Kapuze bietet zusätzlichen Windschutz
(Foto: Helikon-Tex)


Schnitt
Die Windjacke fällt vom Schnitt her etwas großzügiger aus. Das ist nur konsequent gedacht. Die Tramontane soll vorrangig dazu dienen, als windabweisende Schicht schnell über eine bereits vorhandene Außenschicht in Form einer gefütterten Jacke gestülpt zu werden. Die Ärmel sind entsprechend lang sowie die Schulter- und Rückenpartie entsprechend breit. Der Schnitt ist keinesfalls „sackartig“ aber eben auch nicht „slim“. Für den angedachten Einsatzzweck ist die Jacke sehr durchdacht geschnitten.
Der Frontreißverschluss schließt hoch am Hals und selbstverständlich besitzt die Tramontane eine Kapuze.

Die Windjacke verpackt sich in ihrer eigenen
Brusttasche zu einem Männerfaust großen Knäul


Fazit
Dafür, unangenehmen Wind schutzlos ausgeliefert zu sein, gibt es ab sofort keine Ausrede mehr. Die Helikon Tramontane blockt den Wind zuverlässig ab. Es wird vermutlich auch nicht bei der Anschaffung von nur einer Tramontane Windjacke bleiben: Notfallrucksack, Schießstandtasche, Auto und eine als Reserve für die Freundin.
Der Preis von weniger als 60 Euro macht die Jacke attraktiv; ebenso, wie die große Bandbreite von derzeit neun verfügbaren Farbvarianten.

Montag, 19. September 2022

Buchempfehlung: Tatwaffe Messer

 

Tatwaffe Messer: Verteidigung gegen Stichwaffenattacken
von Karl Painer


Taschenbuch: 128 Seiten
Verlag: Leopold Stocker Verlag Graz (1. Auflage 2022)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-37020201562
Preis: 19,90 Euro

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Konfrontationen mit Messern sind hässlich, blutig und enden meist tödlich. Die Wahrscheinlichkeit, eine Schussverletzung zu überleben ist vergleichsweise höher als bei einer Verletzung durch Hieb- oder Stichwaffen. Darüber hinaus sind Schneidwerkzeuge leichter zu beschaffen, dementsprechend weit verbreitet und für ihre Anwendung ist keine tieferführende Ausbildung erforderlich. Für die Verteidigung gegen Stickwaffenattacken hingegen schon. An diesem Punkt setzt das Buch „Tatwaffe Messer“ an.
Es beginnt mit Statistiken zur Deliktrelevanz von Stichwaffen in Österreich und Deutschland, gefolgt von einigen Fallbeispielen. Der Autor gliedert die möglichen Konfrontationen in die vorhersehbare und unvorhersehbare Messerattacke sowie in Bedrohung und Nothilfe.
Einflussfaktoren auf den Verlauf einer Konfrontation haben neben dem Können und der allgemeinen körperlichen Verfassung des Angreifers auch dessen Motiv, Art und Größe des Tatwerkzeugs an sich und nicht zuletzt mein eigenes Können in Bezug auf geeignete Verteidigungshandlungen. Der Autor Karl Peiner kommt hier zu dem richtigen Schluss, dass Flucht, wenn immer möglich, die erste Option sein sollte. An dieser Stelle wäre das Buch dann auch zu Ende.
Dankeswerterweise geht Karl Peiner auch auf Situationen ein, wo Flucht keine Option ist. Er beschreibt die vier möglichen Distanzen in denen sich Messerattacken abspielen können sowie die 3S-Regel – schnell, stark, mit System.
Im zweiten Teil des Buches werden geeignete Verteidigungswaffen und auch Alltagsgegenstände vorgestellt, mit denen man sich im Falle zur Wehr setzen könnte.
Am Ende geht der Autor noch auf zwei wesentliche Punkte ein: Die Erste Hilfe sowie grundlegende Gedanken zum realitätsnahen Training.
Dem Fachautor Karl Peiner gelingt mit dem Buch „Tatwaffe Messer“ der Spagat, dem unbedarften Leser ein hässliches Thema ohne „Kampsport-Guru-Allüren“, wie sie in der Szene durchaus üblich sind, näher zu bringen. „Tatwaffe Messer“ ist eine Leseempfehlung unabhängig vom Einstiegsniveau. (am)

Mehr dazu in Die Waffenkultur Nr. 66 ab 30. September

Montag, 5. September 2022

James Yeager (1973 – 2022)

 

„Celebrate my life, not my death. I am fucking serious about this issue.“


Der US-amerikanische Schießausbilder James Yeager verstarb am 2. September 2022 an der Nervenerkrankung ALS. Er wurde 49 Jahre alt.

James Yeager war Inhaber der 1996 gegründeten Ausbildungseinrichtung Tactical Response, ansässig in Tennessee. Er war ein prominenter und gleichsam kontroverser Vertreter der US-amerikanischen Schießausbildungsbranche.
In den vergangenen 25 Jahren durchliefen mehrere zehntausend Teilnehmer die Ausbildung bei Tactical Response. Mit den Kursmodulen „Fighting Pistol“ und „Fighting Rifle“ setzte Tactical Response einen weltweiten Standard in Sachen Schießausbildung mit Pistole und Selbstladegewehr. Darüber hinaus leistete James Yeager seit 2005 mit dem High Risk Civilian Contractor (HRCC) Shooting Package Pionierarbeit in der kommerziellen Ausbildung bewaffneter Sicherheitskräfte für Auslandseinsätze. Seine Erfahrungen publizierte er 2008 im Buch „High Risk Civilian Contracting – Working in a War torn World“. Er schrieb das Vorwort für Andy Stanfords Fachbuch „Surgical Speed Shooting“, auf dem er auch auf dem Titelbild zu sehen ist. James Yeager war außerdem omnipräsent mit seinen zahlreichen Internetvideos.
Im Jahr 2001 war er neben Andy Stanford Co-Ausbilder bei der ersten Combat Week im niederösterreichischen Brunn am Gebirge.

Freund und Mentor
James Yeager war mein Freund und Mentor. Er ermöglichte mir die Teilnahme an all seinen Kursmodulen und öffnete mir Türen zu anderen US-amerikanischen Schulen, die mir ohne seine Fürsprache verschlossen geblieben wären.
Die Lehrinhalte seiner Kurse aber auch seine Ausbildungsmethode hatten großen Einfluss auf die Entstehung des Buchs „Feuerkampf & Taktik“. Das Titelbild, das zweifelsohne zum großen Verkaufserfolg beitrug und immer noch beiträgt, wurde mir von James Yeager zur Verfügung gestellt. Es zeigt eine Momentaufnahme aus seinem Kursmodul HRCC Shooting Package vom März 2007.


„Henning, you are an asshole…“
Meine damalige Frage, ob sein Buch „High Risk Civilian Contracting“ neben der A4-Spiralbindung auch als „richtiges Buch“ erscheinen würde, kommentierte Yeager mit der Widmung: „Henning you are an asshole, … Eat Shit, Kraut!“
Fragt man mich, was sich hinter der Fassade des öffentlichkeitswirksamen James Yeager verbarg, sage ich: Einer der großherzigsten Menschen, die ich jemals gekannt habe.

James Yeager starb so, wie er gelebt hat: Straight forward. Am 10. und 11. September findet auf der Tactical Response Schießanlage in Camden, Tennessee eine „Big Ass Party“ zu Ehren James Yeagers statt.