Montag, 23. April 2012

SIG 516 Langzeittest – Woche 15 und 16

Geschossen wurde nur eine kurze Trainingssitzung mit 160 Schuss. Schwerpunktmäßig wurden der freihändige Liegendanschlag und der Sitzendanschlag geübt. Trotz Teiletausch hatte die SIG 516 wieder eine Störung.


Gesamtschusszahl: 950 + 160 = 1.110

Störungen Typ I: 4 +1 = 5
Störungen Typ II: 0
Störungen Typ III: 0
Störungen Typ IV: 2

Verschleiß- und Austauschteile:

Dämpfer (Buffer)
Schließfeder (Buffer Spring)
Steuerstift (Bolt Cam Pin)
3 Gasringe (Bolt Gas Ring)



Schießrhythmus-Übung
Die erste Übung des Tages war eine Schießrhythmus-Übung. Aus einer Entfernung von 7 Meter wird die Balkenscheibe (Größe A4) beschossen. Im linken Balken beginnt man mit einem Schuss pro Sekunde. Hierbei sollte auf eine korrekte Arbeit am Abzug geachtet werden: Ruckfrei und parallel zur Laufachse bis zum hinteren Anschlag drücken. Danach den Abzug in einer kontrollierten Bewegung nach vorn gleiten lassen, bis er spürbar und hörbar wieder einrastet. Der Abzugsfinger hat während der gesamten Bewegung nie den Kontakt zum Abzug verloren und liegt sofort wieder am Druckpunkt an.
Dieser Bewegungsablauf lässt sich in einer Sekunde sehr kontrolliert ausführen.

Beim Schießen mit Langwaffen in diesem Nahbereich darf nicht vergessen werden, das Offset - die Visierlinienhöhe - zu kompensieren. Anderenfalls werden Tiefschüsse die Folge sein.

Im zweiten Durchgang wird der mittlere Balken mit einem Rhythmus von etwa 2 Schuss pro Sekunde beschossen. Der Bewegungsablauf des Abkrümmens ändert sich dabei nicht. Er wird lediglich nur schneller ausgeführt.

Im dritten Balken kann der Schießrhythmus nochmals gesteigert werden. Ziel sollte jedoch bleiben, den Balken zu treffen ohne Fehlschuss.

Diese Übung regelmäßig angewandt, trägt zu einer signifikanten Steigerung des Schießrhythmus bei, bei gleichzeitig weiterhin engen Treffergruppen.




Die obere Balkenscheibe wurde unter Zuhilfenahme des Aimpoint PRO beschossen. Die unter Scheibe mit offener Eisenvisierung. Untypisch ist die relativ große Gruppe links unten (1 Schuss / sec mit Kimme & Korn). Ursache ist hier ein Schützenfehler: Der Schütze hat beim Schießen nicht sein Korn fokussiert, sondern aufs Ziel gesehen.


Liegend- und Sitzendanschlag
Der Liegendanschlag ist neben Stehend und Kniend ein Standardanschlag, der in jedem Langwaffengrundkurs vermittelt werden sollte. Der Sitzendanschlag ist eine Variante, die in Fortgeschrittenenkursen besprochen werden kann, bzw. hin und wieder geübt werden sollte.
Die Trainingssitzung diente dazu, beide Anschläge schwerpunktmäßig zu üben. Das Einnehmen des Anschlags, der Aufbau einer stabilen Schießplattform über die Referenzpunkte linke Hand, rechte Hand, Kopf und Position des Schafts in der Schulter und das Anwenden der „Natural Point of Aim“-Technik, um die Waffe mit der gesamten Plattform ins Ziel zubringen.
Abgefeuert wurden jeweils zehn Schuss aus 75 Meter Entfernung. Geschossen wurde immer, sobald der erstbeste Haltepunkt hergestellt worden war, was den Schießrhythmus auf etwa einen Schuss pro Sekunde beschleunigen kann.
Das Ziel war nicht, Loch-in-Loch Gruppen zu schießen, sondern Schussgruppen zu produzieren, die handtellergroß sind.







Klick

Trotz Austausch von vier Teilen kam es zu einer weiteren Störung des Typs I (failure to fire). Nach einer 10-Schuss-Gruppe wurde versucht, einen Brass-Check (Persönliche Sicherheitskontrolle PSK) durchzuführen. Der Verschluss der SIG 516 ließ sich nicht von Hand entriegeln. Die Lösung war das Betätigen der Schließhilfe und eine Schussabgabe. Hierbei erfolgte das „Klick“. Auch anschließend war es nicht möglich, den Spannschieber nach hinten zu ziehen. Erst als der Schaft in Richtung Erdboden beschleunigt wurde, konnte bei gleichzeitigem Ziehen am Spannschieber der Verschluss entriegelt und die Patrone somit ausgeworfen werden. Das Zündhütchen zeigte einen Abdruck des Schlagbolzens, der aber nicht tief genug ist.




Die Ursache ist durch mich nicht verifizierbar. Sollte der Verschluss beim Versuch einer PSK entriegelt worden sein, hätte ihn die Schließhilfe wieder in die Verriegelung drücken müssen. Das ist Aufgabe einer Schließhilfe. Beim Betätigen des Abzugs hätte demnach auch ein Schuss brechen müssen.


Persönliche Sicherheitskontrolle PSK
Auffällig ist des Weiteren, dass bei einer PSK mit vollem Magazin der Verschluss nicht jedes Mal aus eigener Kraft wieder nach vorn in die Verriegelung läuft. Die Reibung mit der oberen Patrone im Magazin ist offenbar zu groß. Bei dem Magazin handelt es sich um ein P-Mag.





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Sonntag, 15. April 2012

Kurs Pistole 3 mit Akademie 0/500

Seit Anfang 2012 haben wir das Programm des Kurses Pistole 3 leicht modifiziert. Der Munitionsverbrauch ist höher. Anspruchsvolle Standardübungen aus der internationalen Ausbildungsszene wurden in den Kursablauf integriert. Und die Teilnehmer haben sichtlich noch mehr Spaß.


Jede Schießtechnik funktioniert einwandfrei, solange man genug Zeit hat, sie auszuführen.
In dieser Aussage steckt viel Wahrheit, denn erst unter (Zeit-)Druck offenbaren sich eventuell vorhandene Fehler in der Schießtechnik oder eine mangelhafte Umsetzung von Grundfertigkeiten des Schießens.

Diese Fehler offen zu legen, ist ein Anliegen unseres Schießkurses Pistole 3. Erst wenn derartige Fehler erkannt wurden und der Schütze bereit ist, sich diese Fehler auch einzugestehen, kann an der Fehlerbeseitigung und Leistungssteigerung gearbeitet werden.
Ein weiteres Ziel ist der Spaßfaktor. Eine Schusswaffe im Grenzbereich von schneller Zielerfassung und schnellen Schussfolgen beherrschen zu lernen, ist genau so reizvoll, wie nach einem Fahrertraining sein Kfz zu beherrschen. (Und übrigens auch genau so sinnvoll.)

Häufige Fehler
Es sind meistens immer die gleichen Fehler, die auftreten sobald Zeitdruck entsteht. Der Schütze vergisst, sich bei der Schussabgabe auf sein Korn zu konzentrieren. Er schießt schneller als er Zielen kann. Er reist am Abzug, weil er unter Druck in eingeschliffene Verhaltensmuster abgleitet und eine Fehlkonditionierung des Abzugsfingers zu Tage tritt. Die Grifftechnik ist für schnelle Schussfolgen meist nicht stabil genug. usw.

Nutzen eines Timers
Für fast alle Schießübungen auf dem Kurs P3 wird ein Timer benutzt, der automatisch die Zeit des letzten Schusses anzeigt. Das Nutzen eines Timers ist in der praxisorientierten Schießausbildung nicht unumstritten. Einige Ausbildungseinrichtungen verteufeln solche Zeitmessgeräte mit der Begründung, man würde nicht nur realitätsfern trainieren, sondern auch falsche Elemente und negative Verhaltensweisen in die Schießtechnik einschleifen. Das ist in der Tat nicht ganz von der Hand zu weisen.
Grundsätzlich sollte ein Timer erst ab dem fortgeschrittenen Niveau eingesetzt werden. Bei Beginnern ist zu allererst eine saubere Umsetzung der Technik vordergründig.

Darüber hinaus gibt es zwei Arten einen Timer zu nutzen:
1) Um zu ermitteln, wer ist der Schnellste
2) Um zu prüfen, ob der Schütze bei einer Standardübung eine vorgegebene Referenzzeit einhalten kann.

Punkt 1) ist in der Praxis wenig sinnvoll. Punkt 2) hingegen ermöglicht eine Fehleranalyse und die gezielte Verbesserung in schießtechnischen Details.

Übungen
Neben den 10 Standardübungen aus dem Programm von Paul Howe, schießen wir auf dem Kurs Pistole 3 auch den „½ & ½ Drill“ nach Kyle Lamb und die Übungen „Typewriter“ sowie „3/3/3/3“. Ebenfalls neu im Kursprogramm ist der „Ball & Dummy Drill“ als Partnerübung nach Larry Vickers und der „Dot Torture Test“.

Termine 2012
Für 2012 stehen bisher nur zwei P3-Termine fest. Am 01.09. in Königs Wusterhausen und am 13. / 14.08. im Rahmen der OPS Defense Week in St. Pölten / Österreich. ( http://opstraining.at/ )
Weitere Termine sind für den Herbst in Bocholt und München in Planung.

Verfolgt dazu bitte unsere Terminlisten unter:
http://www.0-500.org/termine.html

Weiter Info zum Kurs gibt es hier:
http://www.0-500.org/pistole_3.html
Voraussetzung für die Teilnahme ist das Absolvieren unseres Kurses Pistole 1 bzw. ein Schießkurs mit einem US-amerikanischen Ausbilder.

Dienstag, 10. April 2012

SIG 516 Langzeittest – Woche 12 bis 14

Es blieb in den letzten Wochen bei der Gesamtschusszahl von 950. Die IWA-Woche incl. IWA-Nachbereitung, ein Schießkurs im Ausland, Urlaub und Ostern forderten ihren zeitlichen Tribut. SIG Sauer lieferte zwischenzeitlich die Austauschteile. Nachfolgend die kurze Dokumentation.


Gesamtschusszahl: 950 + 0

Störungen Typ I: 4
Störungen Typ II: 0
Störungen Typ III: 0
Störungen Typ IV: 2

Verschleiß- und Austauschteile:

Dämpfer (Buffer)
Schließfeder (Buffer Spring)
Steuerstift (Bolt Cam Pin)
3 Gasringe (Bolt Gas Ring)



Links die Neuteile mit den Gasringen, rechts die Originalteile



Dämpfer (Buffer)
Der neue Buffer besitzt eine Füllung aus Wolframgranulat. Ähnlich wie in Verschlussträgern anderer Selbstladewaffen, wirkt dieses Granulat als Nachschlagmasse und erzeugt ein anderes Rückstoßverhalten. Der Austauschbuffer wiegt mit 115 Gramm geringfügig mehr (acht Gramm) als der Originaldämpfer.


Links der Austauschbuffer, rechts der Originale mit der Markierung "H"



Steuerstift (Bolt Cam Pin)
Der neue Bolt Cam Pin ist aus härterem Material gefertigt, als der original Mil-Spec Steuerstift.


Links neu, rechts alt



Schließfeder und Verschlussdichtringe (Buffer Spring & Bolt Gas Ring)
Bei der Feder und den Gasringen ist äußerlich kein Unterschied erkennbar. Nach Herstellerangaben werden diese Bauteile wohl nicht mehr aus USA importiert, sondern in Deutschland gefertigt.


Abriebspuren am Steuerstift
Was beim Austausch auffiel, waren ungewöhnliche Abriebspuren. Zumindest für mein Dafürhalten. Im Foto unten zu sehen ist der SIG 516 Steuerstift (links) nach fast 1.000 Schuss und rechts der Steuerstift einer XR-15 nach etwa 10.000 Schuss.


Deutlich zu erkennen: Die Abriebspuren nach etwa 1.000 bzw. 10.000 Schuss





Wichtiger Hinweis
Nicht, dass beim Vertrieb bei SIG Sauer oder beim Produktmanager die Telefone heiß laufen: Es bringt keine Vorteile, diese Teile prophylaktisch zu tauschen. Besitzer einer problemfrei laufenden SIG 516 sollten daher von einem Austausch absehen.

Fazit
Der Austausch aller Teile dauerte nur wenige Minuten. Die nächste Trainingssitzung in KW 15 oder 16 wird zeigen, ob eine signifikante Verbesserung in der Zuverlässigkeit eintritt.


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Sonntag, 8. April 2012

Zündversager

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Zündversager verspätet zündet? Verschwindend gering und statistisch kaum mehr auswertbar. Daher findet sich auch kaum ein dokumentierter Fall. Es sei denn, die Munition ist veraltet und überlagert…

Eine häufige Störungen mit Schusswaffen ist eine Typ-I-Störung, auch als failure to fire bezeichnet. Es ertönt ein Klick. Ursache ist entweder ein leeres Patronenlager oder ein Zündversager. Die Sofortmaßnahme des Schützen sollte ein Schlag auf das Magazin sein, um sicherzustellen, es ist eingerastet. Anschließend ist eine Ladebewegung auszuführen, mit der eine Patrone ins Patronenlager befördert wird bzw. vorher die schadhafte Patrone ausgeworfen wird.
So weit so gut.

Tap Rack
In der Praxis wird manchmal gefordert, die Mündung für 20 Sekunden weiter auf das Ziel gerichtet zu lassen. Damit soll erreicht werden, dass im Falle eines Spätzünders das Projektil die Waffe in Richtung Kugelfang verlässt.
Das ist jedoch praxisfern. Im Gefecht bzw. einer Verteidigungssituation hat man weder einen Kugelfang noch 20 Sekunden Zeit.
Ziel muss sein, die Waffe schnellstmöglich zurück ins Gefecht zu bringen. Deshalb die drillmäßige Anwendung der Sofortmaßnahme „Tap-Rack-Bang“.

Zündversager
Bei qualitativ hochwertiger Munition (und das ist heutzutage jede handelsübliche Fabrikladung für Gebrauchswaffen) wird der Initialsprengstoff im Zündhütchen das Treibladungsladungspulver entweder sofort zünden oder gar nicht. Daher ist es völlig unbedenklich, den Zündversager unmittelbar herauszurepetieren und weiter zu schießen.
Selbst wenn die Patrone am Boden liegt und es kommt jetzt zu einem Spätzünder, erfolgt keine Schussabgabe im eigentlichen Sinne. Im schlimmsten Fall macht es „Biff“ und die Hülse wird beschleunigt, nicht das Geschoss.




Spätzünder
Bei einem Schießkurs im März mit Repetierflinten passierte es, dass eine Ladung tatsächlich verspätet zündete. Verwendet wurden u.a. Schrotkartuschen älteren Datums.
Beim Vorschießen der Übung machte es „Klick“. Der Schütze reagierte richtig und repetierte den Zündversager sofort heraus. Zum Zeitpunkt als die Schrotkartusche sich im Hülsenauswurf befand, zündete das Treibladungspulver verspätet. Deutlich zu sehen war, wie der Pappmantel der Kartusche seitlich aufgerissen wurde. Das Explosionsgeräusch war ein leichtes „Biff“. Die Ladung Vogelschrot wurde ohne große Wucht nach vorn aber auch seitlich ausgestoßen. Ein Fall, der auch beweist, wie wichtig das Tragen einer Schutzbrille beim Schießen ist.
Der Schütze beendete den Repetiervorgang, führte eine neue Ladung zu und schoss weiter. Die Waffe war sofort wieder zurück im Gefecht. Alles richtig gemacht.




Fazit
Handlungsroutinen beim praktischen Einsatz von Schusswaffen haben ihre Gründe. Vor allem dienen sie dazu, die Waffe schnellstmöglich wieder in Feuerbereitschaft zu bringen. Deshalb sollten sie drillmäßig aber auch korrekt geübt werden. In diesem Kontext bedeutet „korrekt“, die Handlungsroutine endet immer mit einer weiteren Schussabgabe.
Bei der Auswahl der Trainingsmunition sollte man dennoch die Augen offen halten. Ob man wirklich alte, überlagerte Munition verwenden will, hängt letztlich vom Ziel des Trainings ab. Für Spezialeffekte ist solche Munition jedenfalls ganz brauchbar.