Dienstag, 30. Januar 2018

Die Waffenkultur – Ausgabe 38 (Januar/Februar 2018)



Ausgabe 38 (Januar/Februar 2018)

Die Januar/Februar Ausgabe hat folgenden Inhalt:

Englische Akkuratesse: AXMC in .338 LM
Neuer Stern: Glock 17 Gen. 5 in 9x19
Nachladen: Zuviel Hokuspokus
Flinte: Die Wirkungszonenmethode
Luxuriöser Landstreicher: Swagman Roll von Helikon-Tex
2-Punkt-Riemen von Clawgear
Die Mütze, die keine ist: Woolpower Balaclava
Tasmanian Tiger Medic Assault Pack MKII S
Scharfschützenwesen: Kleine Helferlein
Las Vegas: SHOT Show 2018
ZF-Gewehr Kurse mit 0/500®
Kalenderblatt: 50 Jahre Luftkavallerie
Buchempfehlungen



Freitag, 26. Januar 2018

Glock 17, Gen. 5 in 9x19



„Wer eine solide Gebrauchswaffe sucht, kauft eine Glock.“ Dieser einfachen und richtigen Kaufempfehlung kann man seit nunmehr 30 Jahren bedenkenlos folgen, ohne dabei einen Fehler zu begehen. Mittlerweile ist der Urvater aller Polymerpistolen in der fünften Generation erhältlich.



Seit über 30 Jahren dominiert Glock den Markt der Gebrauchspistolen. Insgesamt sollen 16 Millionen Stück im Umlauf sein. Wer eine Pistole mit hohem Präzisionspotential aber geringem Ausbildungsaufwand sucht, die immer funktioniert und für die es Holster und anderes Zubehör in Masse gibt, beschafft sich eine Glock. Diese Kaufentscheidung treffen Schätzungen zu Folge weltweit 1.000 Menschen täglich – jeden Tag.



Einfachheit & Minimalismus
Wie kein anderes Pistolenmodell zuvor revolutionierte die Glock den Waffenbau aber auch die Handhabungssicherheit. Während andere Konstrukteure immer nach dem zusätzlichen Extrabauteil suchen, welches die Konstruktion vollkommener machen soll, beschritt Gaston Glock schon Ende der 1970er-Jahre den Weg des Minimalismus. Er analysierte, welche Bauteile eine moderne Selbstladepistole nicht benötigt. Das Ziel war, eine Waffe aus möglichst wenigen Einzelteilen zu konstruieren sowie einen wenig aufwendigen Produktionsprozess sicherzustellen. Perfektion sollte erreicht werden, indem nichts mehr weggelassen werden kann und nicht, indem nichts mehr hinzugefügt werden kann; um mit den Worten des französischen Schriftstellers Antoine de Saint-Exupéry zu sprechen. Das Resultat war die erste serienmäßig gefertigte Pistole mit Polymergriffstück, ohne außenliegendes Schlagstück und ohne äußere Sicherungen. Gaston Glock hatte das Abzugsprinzip des Schlagbolzenschloss (engl. striker-fired) perfektioniert.



Pistole 80 und folgende
Die P80, heute umgangssprachlich auch als Glock Generation 1 benannt, wurde ab den 1980er-Jahren beim österreichischen Bundesheer eingeführt und war perfekt, so wie sie war. Alle Änderungen in den folgenden Evolutionsstufen geschahen „aus dem Markt heraus“, verbesserten das Konstruktionsprinzip der Waffe aber kaum.
Mit der ersten Evolutionsstufe 1988 (sog. Generation 2) wurde die Haptik des Griffstücks angepasst. Mindestens sechs weitere Griffstückoptionen sollten im Laufe der Jahre folgen. 1990 wurden erstmalig die Modelle der Compactreihe vorgestellt.
Erst 1997 gab es eine neue Entwicklungsstufe, die heute als Generation 3 bezeichnet wird. Das Griffstück erhielt Fingerrillen und wiederum eine neue Haptik. Als Option waren hier die RTF-2 Griffstücke mit einer etwas aggressiveren Textur lieferbar. Der Rahmen erhielt des weiteren Mil-Spec Schienen zur Aufnahme eines Lichtmoduls.


Ein Konstruktionsmerkmal, dass Glock Pistolen insbesondere bei Zerlege- und Wartungsarbeiten verbesserte, ist der 2-Pin-Verriegelungsblock. Im Laufe der Generation 3 erhielt die Waffe mit dem Locking Block Pin (#34 bzw. #30) ein zusätzliches Bauteil. Auch als „First Pin“ bezeichnet, wird dieser Sicherungsstift beim Zerlegen zuerst entfernt und beim Zusammenbau zuerst eingesetzt. Seine Aufgabe ist, den Verriegelungsblock (#22) im Gehäuse zusätzlich zu sichern. Darüber hinaus verhindert der „First Pin“ zuverlässig ein fehlerhaftes Einsetzen des Verschlussfanghebels und insbesondere dessen Feder.


Spätestens mit der Gen. 4 ab 2010 verließ Glock den Weg des Minimalismus. Das geschah gezwungenermaßen durch Anforderungen, die der Behördenmarkt mit sich brachte. Bei großen Ausschreibungen zu Dienstpistolen gab es immer häufiger die Forderung nach variablen Griffstückumfängen und beidseitigem Magazinauslösern. Glock reagierte in der Gen. 4 mit austauschbaren Griffrücken und wechselseitig verwendbarem Magazinhalter. Außerdem erhielt die Gen. 4 eine neue Schließfederstruktur.



Gen. 5 ab 2017
Auch die neuste Evolutionsstufe der Generation 5, seit Ende 2017 am Markt verfügbar, ist ein Resultat aus Großvorhaben. Glock bewarb sich in den USA um die neue Dienstpistole des FBI sowie für das Modular Handgun System (MHS) der US Streitkräfte. Nach aktueller Nomenklatur zählt eine Waffe der Gen. 5 ohne Magazin lediglich 29 Bauteile. Darunter insgesamt acht Federn. Bei der Gen. 4 waren es noch insgesamt 30 Bauteile.



Griffstück
Im Vergleich zu vorhergehenden Generationen gibt es augenscheinliche Änderungen. Die fehlenden Fingerrillen am Griffstück dürften das deutlichste Wesensmerkmal der Gen. 5 darstellen. Im Grunde erfolgt hier eine Rückbesinnung zur Gen. 2.
Der Magazinschacht ist jetzt trichterförmig. Offensichtlich ein Zugeständnis an Anwender aus dem Sportbereich. In 25 Jahren Glockanwenderschaft wurde das Nichtvorhandensein eines Magazintrichters nie als Mangel empfunden. Wer nicht in der Lage ist, sein Magazin ohne Trichter zu wechseln, wird auch mit einem Trichter scheitern. Vorrangig sollte hier ein robuster Bewegungsablauf für das Nachladen installiert werden, als vom Hersteller eine trichterförmige Öffnung zu fordern.


Den Locking Block Pin gibt es nicht mehr. Der Verriegelungsblock wird wie bei Gen. 2 wieder nur durch die Abzugsachse fixiert. Da der Verschlussfanghebel ab der Gen. 5 beidseitig ausgeführt ist, bringen die Glock Ingenieure hier eine Neukonstruktion. Die Feder des Fanghebels wanderte in den Verriegelungsblock. Der Verriegelungsschieber (#21) änderte ebenfalls seine Position und erhielt eine neue Feder.



Verschluss
Die Frontkontur des Schlittens besitzt jetzt eine Fase. Typischerweise ist das genau die Stelle, die bei fortwährenden und regelmäßigen Holster- und Ziehvorgängen der Waffe unschöne Abriebspuren zeigte. Die Zündstiftsicherung ist anders geformt. Die Deaktivierung dieser Sicherung erfolgt während des Abkrümmens. Die neue Formgebung dürfte daher, wenn auch nur im Detail, Einfluss auf die Abzugscharakteristik haben. Ebenfalls neu ist die nDLC Beschichtung. Die Metalloberfläche wird dadurch noch widerstandsfähiger. 



Lauf
Die mit Abstand bedeutsamste Neuerung ist der Glock Marksman Barrel (GMB). Der Hersteller versichert hier aufgrund einer neuen Fertigungstechnologie erhöhte Präzision. Die ersten 500 Schuss scheinen dieses Versprechen zu bestätigen.
Spätestens mit dieser neuen Fertigungsqualität dürfte die Eigenpräzision einer Glock der einer überarbeiteten Sportpistole in nichts mehr nachstehen.


Magazin
Den Magazinen der neuen Generation wurde ein orangefarbener Zubringer spendiert. Durch diese Neuerung ist ein leeres Magazin sehr leicht zu identifizieren. Der Magazinboden ist im vorderen Bereich größer ausgeführt. Das Entfernen des Magazins wird damit erleichtert.

Die ersten 500 Schuss
Die ersten 500 Schuss absolvierte die Glock Gen. 5 erwartungsgemäß störungsfrei. Die Abzugscharakteristik unterscheidet sich im Detail tatsächlich etwas von den Vorgängermodellen.

Fazit
Die Glock Gen. 5 ist die Antwort auf veränderte Anforderungen bei Großausschreibungen, denen ein Hersteller heutzutage genügen muss, um im Spiel zu bleiben. Trotz der Modifikationen bleibt die Glock Gen. 5 immer noch eine perfekte Pistole. Vermutlich die perfekteste Pistole, die es jemals gab.

Service

Technische Daten
Modell: Glock 17 Gen. 5
Hersteller: Glock Ges.m.b.H., Österreich
Waffenart: Selbstladepistole
Kaliber: 9 mm Luger (9x19)
L x B x H: 202 x 138 x 30 mm
Lauflänge: 114 mm
Visierlinie: 165 mm
Abzugssystem: Glock Safe Action
Abzugsgewicht: 2,5 kg
Gewicht: 710 g
Magazinkapazität: 17 Schuss


Mittwoch, 24. Januar 2018

Swagman Roll von Helikon-Tex


Luxuriöser Landstreicher

Nässeschutz sowohl in der Bewegung als auch im Schlaf bei möglichst geringem Gewicht und Volumen: das liefert der klassische Poncho. Der polnische Hersteller Helikon-Tex will mit der Swagman Roll eine ähnlich vielseitige Kälteschutzkomponente liefern

Von Tobias Bold


Militärisch genutzte Nylon-Ponchos gibt es seit den 1950er Jahren. Der zugehörige Poncholiner wurde ab den 60er Jahren als leichte Schlafsackalternative an US-Soldaten ausgegeben. Dieser Poncholiner wird alleinstehend als Decke genutzt, wenn der Poncho als Tarp aufgespannt ist. Er verfügt aber auch über Schnüre an den Ecken, um ihn mit den Ösen am Poncho zu verbinden. Das ist praktisch, wenn die Windbedingungen oder die Umgebung ein Aufspannen als Tarp schwierig machen.
Allerdings hat diese Urform des Poncholiners keine Öffnung für den Kopf, so dass die Kombination mit dem Poncho auf die Nutzung als wasserdichte Decke beschränkt ist. Für eine halbwegs praxistaugliche Nutzung in der Bewegung musste damals Eigeninitiative bewiesen werden, indem mit mehr oder weniger Geschick und Sachkunde eine passende Öffnung in die Mitte des Liners geschnitten wurde. Da dies aber die Effektivität als Decke reduzierte, ging man dazu über, einen Reißverschluss anzubringen. In die Serienproduktion dienstlich gelieferter Poncholiner schaffte es diese Truppenlösung jedoch nie.



Als Abgrenzung zu neueren Ansätzen hat sich für diese ersten Poncho- und Poncholiner-Modelle der Zusatz USGI (United States government issue) eingebürgert.
Von diesem Stand ausgehend ist das Bessere der Feind des Guten: Entweder ist der Poncho als stationärer Regenschutz zu klein und es wird ein Tarp mitgeführt. Oder die fehlende Atmungsaktivität des Ponchos stört und man nutzt in der Bewegung lieber moderne Nässeschutzkleidung. Oder der Poncholiner wird durch einen leichten Schlafsack ersetzt.
Dieses Mitführen zusätzlicher, auf einzelne Zwecke spezialisierter Ausrüstung führt dazu, dass das ursprüngliche Alleskönner-Duo in seiner Nützlichkeit reduziert wird und redundant erscheint. Schnell erreicht man den Punkt, an dem Poncho und Liner durch weitere Spezialisten für die verbliebenen Bereiche ersetzt werden. Als Letztes versucht man, das gestiegene Gewicht und das größere Volumen durch hochwertigere Einzelgegenstände wieder zu reduzieren. Am Ende stehen entweder höheres Gewicht oder eine kleine Gewichtsersparnis durch empfindliche Ultraleicht-Ausrüstung. Beides zu höheren Kosten.
Soll dieses Spielchen vermieden werden, müssen Poncho und vor Allem Poncholiner ihre Sache so gut machen, dass die Anschaffung spezialisierter Ausrüstung für einzelne Teilbereiche nicht sinnvoll erscheint.



Konzept
Die Swagman Roll hat ihren Namen von den australischen Landstreichern und Wanderarbeitern des 19. Jahrhunderts. Diese legten gezwungenermaßen weite Strecken zu Fuß zurück und kampierten entsprechend oft im Freien.
Die Verwendung als Shelterkomponente ist also ein Eckpfeiler des Konzepts. Althergebrachte Unzulänglichkeiten des Poncholiners für diese Anwendung müssen also verschwinden.
Zugleich soll die Swagman Roll aber auch in der Bewegung vollwertigen Nässe- und Kälteschutz zur Verfügung stellen.
Damit ist klar, dass es eine Koppelmöglichkeit mit dem USGI-Poncho geben muss. Diese Anforderung gibt die Abmessungen vor: 145 x 200 cm, etwas kleiner als der zugehörige Poncho (je nach Hersteller gibt es kleinere Abweichungen bei den Größen von Poncho und Liner).
Ebenso sind für eine Nutzung auf dem Marsch Notlösungen wie ein mittiger Reißverschluss zu vermeiden - eine richtige Kapuze ist Pflicht.
Anders als der USGI-Poncholiner ist die Swagman Roll auch alleine wind- und wasserabweisend. Mit der Climashield Apex-Füllung ist eines der modernsten synthetischen Isolationsmaterialien verbaut. Bei annähernd gleichem Gewicht (820 g laut Hersteller) ist die Swagman Roll damit deutlich wärmer als der technisch veraltete USGI-Liner.
Dem Gesamtkonzept folgend wurde die Swagman Roll im Test sowohl alleine getragen als auch mit einer Helikon-Reproduktion eines USGI-Ponchos gekoppelt. Diese moderne Ausgabe des Ponchos unterscheidet sich vom Vorgänger nur in Details.



Eigenschaften
Im Vergleich zum klassischen USGI-Poncholiner und auch zu mancher modernen Konkurrenz punktet die Swagman Roll mit einer Vielzahl gut durchdachter Details.
Ein zweiseitig umlaufender YKK-Reißverschluss ermöglicht die Verwendung als Sommerschlafsack oder Schlafsack-Inlet. Dieser Reißverschluss öffnet sich unter Zug auch ohne direkte Einwirkung auf den Schieber. Das vermeidet Materialschäden und erleichtert das Verlassen des Schlafsacks. Der Zwei-Wege-Zipper erlaubt es auch, die geschlossene Swagman Roll vom Fußende her zu öffnen, um kurze Strecken im Schlafsack zurücklegen zu können.
Die Kapuze lässt sich mittels einer einzigen Kordel bis auf einen kleinen Augenschlitz verengen.
Bei der Nutzung mit einem Poncho werden die beiden Kapuzen nicht gekoppelt, sondern nur ineinander gesteckt. So kann je nach Situation wahlweise nur eine oder beide Kapuzen getragen werden. Speziell bei der Beobachtung der Umgebung ist die Kapuze des USGI-Poncho störend laut und kann so weggeklappt bleiben.
Für die Verwendung als Schlafsack lässt sich die Kapuze in eine eigens dafür angebrachte kleine Tasche verstauen und mit Klett fixieren. So wird kalte Zugluft vermieden - hier hat eindeutig jemand Praxiserfahrung mit Konkurrenzmodellen gesammelt.



Auf der Vorderseite der Swagman Roll befindet sich eine geräumige Brusttasche mit einer kleinen Schlaufe, an der mittels Karabinerhaken GPS-Gerät, Taschenlampe o.Ä. angebracht werden kann. Die Brusttasche dient außerdem auf links gedreht als integrierter Packsack.
Die Frage, warum der Swagman  Roll zusätzlich zur Verstaumöglichkeit in der eigenen Brusttasche ein getrennter Packsack beiliegt, ist leicht beantwortet: In letzteren passt auch die Kombination von Poncho und Poncholiner problemlos hinein. Auch dieser Packsack ist gut durchdacht. An der Unterseite befindet sich Netzgewebe, damit Feuchtigkeit entweichen kann. Außerdem findet sich dort eine Griffschlaufe, um den Inhalt ohne zeitraubendes Nachgreifen entnehmen zu können.
An den vier Ecken der Swagman Roll befinden sich Kordelstopper für die Zugbänder, mit denen der Saum enger gestellt werden kann. Direkt daneben befinden sich kleine Kunststoffbalken, um die Swagman Roll mit dem USGI-Poncho zu koppeln. Diese sind besonders mit kalten Fingern wesentlich dankbarer in der Handhabung als die Schnüre beim klassischen Poncholiner.
Im Trageversuch hat sich gezeigt, dass diese kleinen Balken je nach Schrittlänge regelmäßig an die Kordelstopper stoßen und damit ein Klicken von Plastik auf Plastik erzeugen. Abhilfe lässt sich leicht dadurch schaffen, dass die Balken durch die Befestigungsschlaufe der Kordelstopper gezogen werden.



Sehr positiv aufgefallen sind die Schnallen an den Seiten. Damit lässt sich der Poncholiner überlappend vor und hinter dem Körper schließen. So hebt auch starker Wind den Liner nicht an und ein großer Teil des Körpers wird von einer doppelten Schicht Material bedeckt. Auch die Hände können so einfach und schnell vor Wettereinflüssen geschützt werden.
Um Bewegungsfreiheit zu gewährleisten, sind diese Schnallen mit elastischen Bändern befestigt. Bei starkem Zug über die Dehnfähigkeit hinaus stellen sich diese Bänder auf ihre größte Länge. So sollen Beschädigungen vermieden werden, wenn man den Poncholiner zunächst unbemerkt an Ästen oder anderen Hindernissen eingehakt hat.
Die überlappende Trageweise lässt sich auch dann problemlos nutzen, wenn die Swagman Roll mit einem Poncho gekoppelt ist. Hier kommt dann nur noch eine kleine Bewegung hinzu, wenn man die Hände ganz nach außen bringen will.
Sollte es nötig werden, zeitweise ungehinderten Zugriff auf am Körper getragene Ausrüstung zu haben, lässt sich die Swagman Roll mit diesen Schnallen hinter dem Rücken fixieren. Dazu wird das vordere Schnallenpaar nach außen geschlossen, der Poncholiner etwas zur Seite gedreht und beide herunterhängende Hälften nach hinten geschwenkt. Das Schnallenpaar der Rückseite wird jetzt um das gesamte Material geschlossen. Auch diese Trageweise ist in Kombination mit dem USGI-Poncho umsetzbar.



Erfahrungswerte
Wer je einen Nylon-Poncho eine Weile unter körperlicher Belastung getragen hat, kennt das Problem: Feuchtigkeit sammelt sich auf der Innenseite und auf lange Sicht ist man lediglich warm und nass statt ohne Poncho kalt und nass. Bei kombinierter Trageweise hält die Swagman Roll diese Feuchtigkeit vom Nutzer weg und das Problem verschwindet. Das höhere Gewicht der Kombination reduziert windbedingtes Flattern. Die oben erwähnte überlappende Trageweise der Swagman Roll beseitigt auch dieses Phänomen komplett.
Leichten Niederschlag hält die Swagman Roll auch ohne zusätzlich getragenen Poncho ab. Aufgrund der besseren Atmungsaktivität und der geringeren Flatterneigung sowie der niedrigeren Geräuschentwicklung fiel die entweder-oder-Wahl bei wechselhaftem Wetter damit meistens auf die Swagman Roll statt auf den Poncho.
Herstellerseitig gibt es keine Angaben zum Temperaturbereich. Für vergleichbar schwere Schlafsäcke mit identischem Isoliermaterial finden sich Komforttemperaturen im Bereich um die 5°C mit einigen Grad Abweichung in beide Richtungen. Im Selbstversuch mit einem USGI-Poncho als Tarp und einer 1,4 mm dicken Evazote-Isomatte als Unterlage war ein halbwegs erholsamer Schlaf bis knapp unter den Gefrierpunkt machbar. Die getragene Kombination von Poncho und Swagman Roll über einem X-Bionic-Funktionsshirt als einziger Oberbekleidung reichte aus, um bei ähnlichen Temperaturen auf einem Stück Isomatte sitzend stundenlang entspannt auszuharren. Der Autor ist zwar recht wetterfest, aber das wird sich für andere Nutzer durch eine weitere Schicht Bekleidung ausgleichen lassen. Je nach Kälteempfindlichkeit und Komfortanspruch ist eine Nutzung irgendwo im einstelligen °C-Bereich also durchaus realistisch.
Der einzige Wermutstropfen dürfte für einige Nutzer die "universelle" Größe sein. Wer deutlich über 180 cm misst oder gerade im Schulterbereich sehr breit gebaut ist, wird bei der Nutzung als Schlafsack Probleme haben. Auch mit eher durchschnittlichen Abmessungen dreht man sich mit dem und nur selten im Schlafsack. Als Alternative für breite Nutzer lässt sich die Swagman Roll mit den Schnallen unter der Isomatte schließen. So hat man spürbar mehr Platz zur Verfügung, muss aber mehr auf das Vermeiden kalter Zugluft achten.



Die Swagman Roll ist in Coyote oder im MultiCam-ähnlichen Camogrom erhältlich. Die Innenseite ist jeweils coyote-farben. Mit 100 Euro bewegt sich der Preis deutlich jenseits des alten USGI-Poncholiners, aber im Hinblick auf Funktionalität und Vielseitigkeit hat die Swagman Roll die Nase sogar gegenüber vielen teureren Konkurrenzprodukten vorn.



Fazit
"Advanced poncho liner" steht auf dem Packsack und genau das bekommt man mit der Swagman Roll: einen vielseitigen Ausrüstungsgegenstand, dem man die eingeflossene Praxiserfahrung an vielen Stellen anmerkt. Viele Probleme und Problemchen der Kombination Poncho und Poncholiner sind überzeugend beseitigt.
Nach dem sehr positiven Ersteindruck geht unser Exemplar in den Langzeittest.

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