Die so genannte „Stabile Grifftechnik“ beschreibt die Art und
Weise, wie eine Kurzwaffe (in diesem Fall eine Pistole) gehalten werden
soll. Dieser beidhändige Pistolenanschlag ist ein wesentliches Elemente
der Schießtechnik. Einfluss auf die Präzision der Schussabgabe hat sie
jedoch keinen
Die stabile Grifftechnik, wie sie heute im
beidhändigen Pistolenanschlag ausgebildet wird, hat ihren Ursprung in
den 1980er Jahren. Wettkampfschützen wollten ihre machbaren Schussfolgen
erhöhen, indem versucht wurde, die Schnittstelle zwischen Mensch und
Waffe zu optimieren. Teilweise wurde dabei mit wissenschaftlicher
Akribie vorgegangen. Das Resultat wurde im US-amerikanischen Sprachraum
als „High Grip“ bekannt. Amerikanische Schießausbilder, wie Andy
Stanford oder der 2012 verstorbene Paul Gomez entwickelten in ihren
Kursen die Idee dieser stabilen Grifftechnik weiter zum sog. Full Firing
Grip.
Grifftechnik hat als Element der Schießtechnik keinen Einfluss auf die Präzision der Schussabgabe. Der Beweis: Auch mit dem willkürlichen Halten einer Pistole sind präzise Treffer machbar |
FFG: Full Firing Grip
Paul Gomez beschrieb seine Variante als Full Firing Grip; mitunter auch als Full Fighting Grip. Andy Stanford bezeichnete seine Grifftechnik als „Modern Isosceles Grip“, da er mit seiner Schießschule OPS in Abgrenzung zur damals vorherrschenden Lehrmeinung des Weaver Stance oder der Modern Technique die seinerzeit relativ neue Lehrmeinung des Modern Isosceles vertrat.
CSAT: Thumbs Forward Grip
Paul Howe beschreibt die beidhändige Grifftechnik als sog. Thumbs Forward Grip und vermittelt diese Technik auch auf den Kursen seiner Schießschule Combat Shooting and Tactics in Nacogdoches, Texas.
Thumbs Forward Grip wie von Paul Howe gelehrt (Foto: The CSAT Way, S. 54) |
Aufbau
Das Herstellen der stabilen Grifftechnik ist mit wenigen Worten und drei Bildern erklärt. Die Schusshand legt sich so hoch wie möglich ans Griffstück. Die Unterstützungshand legt sich so hoch wie möglich ans Griffstück. Zur Selbstkontrolle: Die Finger der Unterstützungshand sollten im geöffneten Zustand 45 Grad nach vorn und unten zeigen.
Die Haltearbeit wird von der Unterstützungshand erbracht. Die Schusshand liegt relativ entspannt am Griffstück.
Aufbau einer stabilen Grifftechnik: Schritt 1) Schusshand so hoch wie möglich ans Griffstück (Foto: „Feuerkampf & Taktik“, 4. Auflage, 2014, S. 112) |
Nützliche Details
Der Daumen der Schusshand hat keine Funktion. Er liegt am Ende funktionslos auf der Unterstützungshand. Der Daumen der Unterstützungshand zeigt nach vorn und liegt am Rahmen der Pistole an.
Aufbau einer stabilen Grifftechnik: Schritt 2) Unterstützungshand so hoch wie möglich ans Griffstück (Foto: „Feuerkampf & Taktik“, 4. Auflage, 2014, S. 112) |
Drei Ziele
Mit der stabilen Grifftechnik werden drei Ziele umgesetzt: Durch das hohe Greifen der Pistole wird das beim Schuss auftretende Drehmoment der Waffe optimal kompensiert.
Mit der stabilen Grifftechnik gelingt es, maximal viel Handfläche an die Pistole zu legen. Wodurch die Eigenbewegung der Waffe während des Rückstoßes bestmöglich reduziert werden kann.
Aufgrund des Greifens „so hoch wie möglich“ liegen die Hände zwangsweise an einem Endpunkt. Dieser Umstand verringert ungewünschte Varianz in der Grifftechnik und unterstützt das Trainingsziel der Wiederholgenauigkeit.
Resultat: Stabile Grifftechnik. Wiederholgenauigkeit ist oberster Anspruch jeder (Schieß-)Technik (Foto: „Feuerkampf & Taktik“, 4. Auflage, 2014, S. 113) |
Häufige Fehler
Der Daumen der Schusshand liegt krampfhaft am Griffstück an. Was zum Folgefehler führt, dass die Unterstützungshand nicht hoch genug ans Griffstück gelegt werden kann. Bei der Positionierung der Unterstützungshand erfolgt im Training nie eine Selbstkontrolle, ob die Finger selbiger in einem Winkel von 45 Grad nach vorn und unten zeigen. Ein krampfhaftes und zu starkes Pressen mit der Unterstützungshand ist ebenso falsch, wie die Vorgabe einer Druckkraftverteilung in Prozent auf linke / rechte Hand. Die Stabilität entsteht durch Technik; nicht durch Kraft.
Präzision vs. Schnelligkeit
Grundfertigkeiten machen präzise – Schießtechnik macht schnell. Grifftechnik als wesentliches Element der Schießtechnik hat keinen Einfluss auf die Präzision einer Schussabgabe. Die Beweisführung erfolgt, indem eine Pistolenhaltung angewandt wird, bei der alle zentralen Merkmale der stabilen Grifftechnik vernachlässigt werden. Bspw. wird die Pistole verkehrt herum gehalten und es wird mit dem kleinen Finger abgekrümmt (oder auch mit einem Stift). Sofern der Schütze die vier Grundfertigkeiten des Schießens (Visierbild / Haltepunkt / Abkrümmen / Nachzielen) umsetzt, wird er einen präzisen Schuss anbringen können.
„Feuerkampf & Taktik“, 5. Auflage |
Service
Ausbildung im präzisen Einzelschuss, schnellen Schussfolgen und stabiler Grifftechnik bei Akademie 0/500® im Kursmodul Surgical Speed Shooting. www.0-500.org
Fachbuch „Feuerkampf & Taktik“, 5. Auflage
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