Sonntag, 8. April 2012

Zündversager

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Zündversager verspätet zündet? Verschwindend gering und statistisch kaum mehr auswertbar. Daher findet sich auch kaum ein dokumentierter Fall. Es sei denn, die Munition ist veraltet und überlagert…

Eine häufige Störungen mit Schusswaffen ist eine Typ-I-Störung, auch als failure to fire bezeichnet. Es ertönt ein Klick. Ursache ist entweder ein leeres Patronenlager oder ein Zündversager. Die Sofortmaßnahme des Schützen sollte ein Schlag auf das Magazin sein, um sicherzustellen, es ist eingerastet. Anschließend ist eine Ladebewegung auszuführen, mit der eine Patrone ins Patronenlager befördert wird bzw. vorher die schadhafte Patrone ausgeworfen wird.
So weit so gut.

Tap Rack
In der Praxis wird manchmal gefordert, die Mündung für 20 Sekunden weiter auf das Ziel gerichtet zu lassen. Damit soll erreicht werden, dass im Falle eines Spätzünders das Projektil die Waffe in Richtung Kugelfang verlässt.
Das ist jedoch praxisfern. Im Gefecht bzw. einer Verteidigungssituation hat man weder einen Kugelfang noch 20 Sekunden Zeit.
Ziel muss sein, die Waffe schnellstmöglich zurück ins Gefecht zu bringen. Deshalb die drillmäßige Anwendung der Sofortmaßnahme „Tap-Rack-Bang“.

Zündversager
Bei qualitativ hochwertiger Munition (und das ist heutzutage jede handelsübliche Fabrikladung für Gebrauchswaffen) wird der Initialsprengstoff im Zündhütchen das Treibladungsladungspulver entweder sofort zünden oder gar nicht. Daher ist es völlig unbedenklich, den Zündversager unmittelbar herauszurepetieren und weiter zu schießen.
Selbst wenn die Patrone am Boden liegt und es kommt jetzt zu einem Spätzünder, erfolgt keine Schussabgabe im eigentlichen Sinne. Im schlimmsten Fall macht es „Biff“ und die Hülse wird beschleunigt, nicht das Geschoss.




Spätzünder
Bei einem Schießkurs im März mit Repetierflinten passierte es, dass eine Ladung tatsächlich verspätet zündete. Verwendet wurden u.a. Schrotkartuschen älteren Datums.
Beim Vorschießen der Übung machte es „Klick“. Der Schütze reagierte richtig und repetierte den Zündversager sofort heraus. Zum Zeitpunkt als die Schrotkartusche sich im Hülsenauswurf befand, zündete das Treibladungspulver verspätet. Deutlich zu sehen war, wie der Pappmantel der Kartusche seitlich aufgerissen wurde. Das Explosionsgeräusch war ein leichtes „Biff“. Die Ladung Vogelschrot wurde ohne große Wucht nach vorn aber auch seitlich ausgestoßen. Ein Fall, der auch beweist, wie wichtig das Tragen einer Schutzbrille beim Schießen ist.
Der Schütze beendete den Repetiervorgang, führte eine neue Ladung zu und schoss weiter. Die Waffe war sofort wieder zurück im Gefecht. Alles richtig gemacht.




Fazit
Handlungsroutinen beim praktischen Einsatz von Schusswaffen haben ihre Gründe. Vor allem dienen sie dazu, die Waffe schnellstmöglich wieder in Feuerbereitschaft zu bringen. Deshalb sollten sie drillmäßig aber auch korrekt geübt werden. In diesem Kontext bedeutet „korrekt“, die Handlungsroutine endet immer mit einer weiteren Schussabgabe.
Bei der Auswahl der Trainingsmunition sollte man dennoch die Augen offen halten. Ob man wirklich alte, überlagerte Munition verwenden will, hängt letztlich vom Ziel des Trainings ab. Für Spezialeffekte ist solche Munition jedenfalls ganz brauchbar.

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