Des Öfteren erreichen mich Anfragen, was der richtige Schießkurs sei, für eine umfassende Ausbildung an der Langwaffe. Die Antwort ist: Den „einen Gewehrkurs“, der alles abdeckt, gibt es nicht.
Die Frage nach dem richtigen Gewehrkurs lässt sich nicht eindeutig beantworten, hängt die Antwort doch von mehreren individuellen Faktoren ab, wie z.B. den Vorkenntnissen, der Zielsetzung, zeitlichen und finanziellen Ressourcen. Sie hängt allerdings weniger von der vorhandenen Ausrüstung ab. Ein effizientes Gewehrtraining lässt sich mit einem Luftgewehr genau so gut gestalten.
Allgemeingültige Tipps
Dennoch lassen sich einige allgemeingültige Anhaltspunkte zusammentragen, auf was bei der Auswahl des Kurses geachtet werden sollte.
Die Lehrinhalte – Sicherheitserziehung, Grundfertigkeiten, Schießtechnik, Waffenkunde
Jeder Schießkurs – nicht nur jeder Gewehrkurs – sollte gleichzeitig der Sicherheitserziehung dienen. Den Standard bilden hier die vier Sicherheitsregeln, wie sie von Jeff Cooper auf Gunsite manifestiert wurden:
1.) Jede Waffe ist geladen.
2.) Meine Mündung überstreicht nur das, was ich auch beschießen will.
3.) Der Finger berührt erst dann den Abzug, wenn ich bewusst die Entscheidung zum Schuss getroffen habe.
4.) Ich kenne mein Ziel und achte auf das, was dahinter ist.
Die vier Grundfertigkeiten des Schießens verlieren auch beim Umgang mit einer Langwaffe nicht an Bedeutung: Visierbild, Haltepunkt, Abzugskontrolle und Nachzielen sind bei jeder Schussabgabe anzuwenden. Egal in welchem Umfeld, egal mit welchem Waffensystem.
Ein Gewehrkurs sollte darüber hinaus technische Elemente enthalten, wie bspw. das Nutzen von Referenzpunkten zwischen Mensch und Waffe. Außerdem sollten Standardschießpositionen wie der Kniendanschlag und Liegendanschlag so ausführlich besprochen und geübt werden, dass jeder Teilnehmer am Ende in der Lage ist, eine stabile Schießplattform ohne Hilfsmittel, wie Zweibein oder Sandsack aufzubauen.
Kurzum: Der Teilnehmer wird befähigt, sein Ziel treffen.
Das Waffensystem zum Funktionieren zu bringen und am Funktionieren zu halten, wäre ein weiterer wichtiger Punkt.
Neuer Trend
Seit einigen Jahren geht der Trend hin zu Leuchtpunktoptiken. Die Zielerfassung wird etwas erleichtert. Leider vernachlässigt der Anwender dabei das Training im Umgang mit der mechanischen Eisenvisierung; mit Kimme und Korn. In diesem Bereich entsteht eine Fähigkeitslücke, welche durch die Verwendung von Leuchtpunktoptiken nur kaschiert wird. Technologie kann niemals Ausbildungsdefizite beseitigen! Wenn immer möglich sollte ein Gewehrkurs ohne optische / optoelektronische Zielhilfen absolviert werden. Die Lernkurve ist signifikant höher.
Der Ausbilder
Neben den Lehrinhalten des Kurses sollte auch der Ausbilder hinterfragt werden. Mit wem hat der Ausbilder trainiert? Welche Referenzen hat er? Was vermittelt er? Wo wurde er zum Ausbilder ausgebildet? Auf die Frage nach einer Lehrmeinung sollte der Ausbilder Rede und Antwort stehen können.
Erntet man stattdessen nur erstaunte Blicke oder den Lapidarsatz: „Ist doch egal. Hier geht es ums Treffen.“, sollte vom Kursbesuch Abstand genommen werden.
Hat der Ausbilder keine anderen Referenzen als ein paar gewonnene Schießsportwettkämpfe, ist es mit einem allgemeingültigen System der Waffenhandhabung auch nicht weit her. Hier sind allerhöchstens spezifische Wettkampftipps zu erwarten, die für die Masse der Endanwender von keiner Relevanz sein dürften.
In der Realität angekommen
Ausbildungszeit ist immer eine knappe Ressource. Sie muss daher möglichst effizient genutzt werden. Ein Privatier hat im Monat mitunter nur eine, maximal zwei Stunden Zeit für den Schießstandbesuch. Angehörige von Spezialeinheiten haben noch andere nicht unwichtige Sachen zu trainieren: z.B. Sprachen, Kommunikation, Medic, Taktik und Nachtoperationen und immer öfter auch die Rolle als Risk Manager / Advisier. Für sie ist Schießen das kleine Einmaleins und bisweilen nicht einmal eine direkt missionsrelevante Fähigkeit.
Ein guter Gewehrkurs sollte sich daher nicht in der Vermittlung von zu vielen verschiedenen Elementen und Techniken verlieren.
Kursempfehlungen
Der ambitionierte Gewehrschütze wird nicht umhinkommen, mehrere Gewehrkurse bei verschiedenen Anbietern zu besuchen. Ganz oben auf der Liste stehen dabei natürlich Adressen, die aufgrund der aktuellen Rechtslage für die meisten Nicht-US-amerikanischen Endanwender schwer zu erreichen sein werden:
Paul Howe von Combat Shooting and Tactics http://www.combatshootingandtactics.com
und Gunsite Academy in Arizona http://www.gunsite.com/main/course-offerings/rifle/270-rifle/ bietet immer noch eine grundsolide Ausbildung an der Langwaffe an.
In der Schweiz, einer der letzten Bastionen der Freiheit in Europa, sind nach wie vor alle freien Bürger auf Schießkursen willkommen – auch wenn sie keinen US-amerikanischen Pass haben. Zu allererst fällt dabei NDS ein. NDS bietet hochkarätige Ausbildung am Gewehr.
Die Kurse K31 und der S4G sollten im Trainingsbuch eines jeden „Rifleman“ stehen. Beim K31 lernt der Teilnehmer die Handhabung des alten Schweizer Militärgewehrs im Kaliber GP 11 (7,5 Swiss). Die Erfahrung lehrt, dass Absolventen des K31 auf dem Kurs Sniping 4. Generation (S4G) signifikant bessere Ergebnisse erzielen.
Nicht zuletzt empfehlen sich die Gewehrkurse von Akademie 0/500 http://0-500.org
Zur Verdeutlichung, welchen Stellenwert eine Langwaffe hat, hier die Zitate einiger Schießausbilder:
Jeff Cooper: „A Rifle turns a Taxpayer into a citizen.”
Jeff Cooper: „Personal weapons are what raised mankind out of the mud, and the rifle is the queen of personal weapons. … In fact, it is the only means of resisting tyranny, because a citizenry armed with rifles simply cannot be tyrannized.”
Paul Gomez: „Anything you can do with a pistol, you can do easier, with less effort and more impact on thread with a longgun.”
Clint Smith: "The only purpose for a pistol is to fight your way back to the rifle you should have never laid down."
Hallo Henning,
AntwortenLöschenkonsequente Umsetzung einer Philosophie. Weiter so!
Hendrik!