Montag, 5. März 2018

Revic PMR 428 (4,5-28x56)




Die Bestimmung relevanter Umweltdaten ist spätestens für einen Gewehrschuss jenseits der 500 Meter unumgänglich. Der US-amerikanische Hersteller Revic integriert hierfür eine kleine Wetterstation in seine Zielfernrohre. Waffenkultur hatte die ersten in Europa verfügbaren Geräte zum Vorab-Test

Von Dr. Leif Richter und Henning Hoffmann



Das Revic PMR 428 war eine der bedeutenden IWA-Neuheiten 2017. Anfang 2018 erreichten die ersten Exemplare den europäischen Markt. In einem Vorab-Test konnte Waffenkultur die Verarbeitungsqualität und das Innovationspotential näher in Augenschein nehmen.
Das Besondere am Revic sind die integrierte Wetterstation und der ballistische Rechner. Der Schütze bzw. der Beobachter muss hier nicht mehr extern mit einem Kestrel arbeiten. Alle Messungen übernimmt das ZF selbst. Auch das Umsetzen der gemessenen Daten erfolgt automatisch. Damit dürfte das Revic PMR 428 weltweit ein Alleinstellungsmerkmal haben. Zumindest unter den marktreifen und derzeit lieferbaren Zielfernrohren.



Aufbau
Das ZF wird in der Dimension 4,5-28x56 geliefert. Der Mittelrohrdurchmesser beträgt 34 mm. Der Augenabstand liegt zwischen 85 mm mit der schwächsten und 82 mm mit der stärksten Vergrößerung. Das Revic 428 ist 36,5 cm lang und ohne Montage 1,3 kg schwer. Ein Parallaxenausgleich ist ab 50 Yards möglich.
Der Zielfernrohrkörper kann in Form und Farbe seine Herkunft nicht verleugnen. Revic nutzt hier die Bodys der bewährten Razor HD Serie des US-Herstellers Vortex.
Am Okular befindet sich das Batteriefach für eine AAA Batterie, welches für den Schützen gleichzeitig einen robusten Griffwiderstand zum Verstellen der Vergrößerung erzeugt.



MOA oder MRAD?
Die Frage nach der Maßeinheit stellt sich vorerst nicht. Die ersten über den Teich geschwappten Modelle sind alle in MOA ausgeführt. Mit der Lieferfähigkeit der sinnvoller nutzbaren MRAD-Skalierung wird nach Aussage des deutschen Ansprechpartner Waffen-Holthaus frühestens im Sommer 2018 gerechnet.



Die Türme
Links befindet sich der Parallaxenausgleich. Über diesen Turm wird ebenfalls das Head-Up Display im Absehen aktiviert. Der Ballistikrechner lässt sich über die Schaltflächen intuitiv programmieren. Ebenfalls wird bei Bedarf die Windstärke über diese Schaltflächen eingegeben.
Der Höhenturm legt pro Umdrehung 30 MOA zurück. Insgesamt stehen 75 MOA Höhenverstellweg zur Verfügung. Ein Klick entspricht dabei ¼ MOA.
Der Seitenturm arbeitet gleichfalls mit ¼ MOA Klicks. Sowohl nach links als auch nach rechts stehen 14 MOA zur Verfügung.



Das Absehen
Beim Absehen handelt es sich um ein Absehen, dass in MOA skaliert ist. Auch hier muss sich der Anwender vorerst in Geduld üben, bis Mitte des Jahres die mil-Version verfügbar sein wird. Das Fadenkreuz selbst ist natürlich beleuchtet. Der Bordcomputer erlaubt die Auswahl aus den Farben: Grün, Rot, Weiß, Magenta, Cyan, gelb und blau (allein dafür lohnt sich die Anschaffung).
Im oberen Bereich des Okulars ist ein Head-Up Display (HUD) installiert, dass die wichtigsten Werte abbildet. Zu sehen sind: Das gewählte Profil aus Waffe und Laborierung, Himmelsrichtung, Batteriekapazität, die vorher eingegebene Windrichtung und -stärke, den Wert für die Windkorrektur inkl. Spindrift, Entfernung zum Ziel, barometrischer Luftdruck, Wasserwaage und Temperatur. Windrichtung und -stärke können einfach über die Tasten am Parallaxenturm verändert werden. Die errechnete Windkorrektur kann der Schütze entweder über den Seitenturm oder durch eine Haltepunktverlagerung mit dem Absehen kompensieren.



Bordcomputer
Um die korrekten Berechnungsgrundlagen für den ballistischen Rechner zu erfassen, kann eine kostenlose App für iOS und Android geladen werden. In dieser App wird ein Profil mit allen Rahmendaten erzeugt und anschließend über Bluetooth mit dem Zielfernrohr synchronisiert. In Kombination mit den im Zielfernrohr verbauten Sensoren für Luftdruck, Temperatur, Neigung, Himmelsrichtung und den erfassten Rahmendaten für das Geschoss und die Waffe wird eine ballistische Lösung errechnet und dem Schützen in Echtzeit angezeigt.
Die tatsächliche Entfernung zum Ziel muss mit einem separaten Gerät gemessen oder alternativ ermittelt werden.
Durch Drehen des Höhenturmes wird im Display eine Entfernung angegeben, bei der unter Berücksichtigung aller eingegebenen und gemessenen Daten der Point of Impact liegt. Point of Aim und Point of Impact stimmen bei der angegebenen Entfernung somit überein. Im Vergleich zu anderen am Markt erhältlichen Lösungen wandert der Haltepunkt somit nicht im Zielbild des Schützen, sondern bleibt konstant in der Mitte des Fadenkreuzes. Dies wiederum ermöglicht die Nutzung von Montagen mit unterschiedlichen Vorneigungen.



Fazit
Das Revic PMR 428 besitzt in der Tat viel Innovationspotential und könnte den Zielfernrohrmarkt nachhaltig verändern. Versagt einmal die Elektronik oder ist keine Energiequelle mehr verfügbar, steht dem Schützen mit diesem Zielfernrohr immer noch eine vollwertige Zieloptik zur Verfügung. Ein Langzeittest der mil/mil-Version erfolgt sobald in Europa verfügbar in „Waffenkultur“.

Service


Technische Daten
Hersteller: Revic Optics, Wyoming, USA
Modell: PMR428 (4,5-28x56)
Absehen: in 1. BE
Länge: 36,5 cm
Mittelrohr: 34 mm
Max. Höhenverstellung: 75 MOA
Parallaxenausgleich: ab 50 m
Gewicht (o. Montage): 1.330 g
Augenabstand: 82 bis 85 mm
Klickverstellung: ¼ MOA
Drehrichtung: ccw
Energiequelle: AAA Batterie
Empf. Verkaufspreis: 2.900 Euro

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