Die Bestimmung relevanter Umweltdaten ist spätestens für
einen Gewehrschuss jenseits der 500 Meter unumgänglich. Der US-amerikanische
Hersteller Revic integriert hierfür eine kleine Wetterstation in seine
Zielfernrohre. Waffenkultur hatte die ersten in Europa verfügbaren Geräte zum
Vorab-Test
Von Dr. Leif Richter und Henning Hoffmann
Das Revic PMR 428
war eine der bedeutenden IWA-Neuheiten 2017. Anfang 2018 erreichten die ersten
Exemplare den europäischen Markt. In einem Vorab-Test konnte Waffenkultur die
Verarbeitungsqualität und das Innovationspotential näher in Augenschein nehmen.
Das Besondere am Revic sind die integrierte Wetterstation
und der ballistische Rechner. Der Schütze bzw. der Beobachter muss hier nicht
mehr extern mit einem Kestrel arbeiten. Alle Messungen übernimmt das ZF selbst.
Auch das Umsetzen der gemessenen Daten erfolgt automatisch. Damit dürfte das
Revic PMR 428 weltweit ein Alleinstellungsmerkmal haben. Zumindest unter den marktreifen
und derzeit lieferbaren Zielfernrohren.
Aufbau
Das ZF wird in der Dimension 4,5-28x56 geliefert. Der
Mittelrohrdurchmesser beträgt 34 mm. Der Augenabstand liegt zwischen 85 mm mit
der schwächsten und 82 mm mit der stärksten Vergrößerung. Das Revic 428 ist
36,5 cm lang und ohne Montage 1,3 kg schwer. Ein Parallaxenausgleich ist ab 50
Yards möglich.
Der Zielfernrohrkörper kann in Form und Farbe seine Herkunft
nicht verleugnen. Revic nutzt hier die Bodys der bewährten Razor HD Serie des
US-Herstellers Vortex.
Am Okular befindet sich das Batteriefach für eine AAA
Batterie, welches für den Schützen gleichzeitig einen robusten Griffwiderstand
zum Verstellen der Vergrößerung erzeugt.
MOA oder MRAD?
Die Frage nach der Maßeinheit stellt sich vorerst nicht. Die
ersten über den Teich geschwappten Modelle sind alle in MOA ausgeführt. Mit der
Lieferfähigkeit der sinnvoller nutzbaren MRAD-Skalierung wird nach Aussage des deutschen
Ansprechpartner Waffen-Holthaus frühestens im Sommer 2018 gerechnet.
Die Türme
Links befindet sich der Parallaxenausgleich. Über diesen
Turm wird ebenfalls das Head-Up Display im Absehen aktiviert. Der
Ballistikrechner lässt sich über die Schaltflächen intuitiv programmieren.
Ebenfalls wird bei Bedarf die Windstärke über diese Schaltflächen eingegeben.
Der Höhenturm legt pro Umdrehung 30 MOA zurück. Insgesamt
stehen 75 MOA Höhenverstellweg zur Verfügung. Ein Klick entspricht dabei ¼ MOA.
Der Seitenturm arbeitet gleichfalls mit ¼ MOA Klicks. Sowohl
nach links als auch nach rechts stehen 14 MOA zur Verfügung.
Das Absehen
Beim Absehen handelt es sich um ein Absehen, dass in MOA
skaliert ist. Auch hier muss sich der Anwender vorerst in Geduld üben, bis
Mitte des Jahres die mil-Version verfügbar sein wird. Das Fadenkreuz selbst ist
natürlich beleuchtet. Der Bordcomputer erlaubt die Auswahl aus den Farben:
Grün, Rot, Weiß, Magenta, Cyan, gelb und blau (allein dafür lohnt sich die
Anschaffung).
Im oberen Bereich des Okulars ist ein Head-Up Display (HUD)
installiert, dass die wichtigsten Werte abbildet. Zu sehen sind: Das gewählte
Profil aus Waffe und Laborierung, Himmelsrichtung, Batteriekapazität, die
vorher eingegebene Windrichtung und -stärke, den Wert für die Windkorrektur
inkl. Spindrift, Entfernung zum Ziel, barometrischer Luftdruck, Wasserwaage und
Temperatur. Windrichtung und -stärke können einfach über die Tasten am
Parallaxenturm verändert werden. Die errechnete Windkorrektur kann der Schütze
entweder über den Seitenturm oder durch eine Haltepunktverlagerung mit dem
Absehen kompensieren.
Bordcomputer
Um die korrekten Berechnungsgrundlagen für den ballistischen
Rechner zu erfassen, kann eine kostenlose App für iOS und Android geladen
werden. In dieser App wird ein Profil mit allen Rahmendaten erzeugt und
anschließend über Bluetooth mit dem Zielfernrohr synchronisiert. In Kombination
mit den im Zielfernrohr verbauten Sensoren für Luftdruck, Temperatur, Neigung,
Himmelsrichtung und den erfassten Rahmendaten für das Geschoss und die Waffe
wird eine ballistische Lösung errechnet und dem Schützen in Echtzeit angezeigt.
Die tatsächliche Entfernung zum Ziel muss mit einem
separaten Gerät gemessen oder alternativ ermittelt werden.
Durch Drehen des Höhenturmes wird im Display eine Entfernung
angegeben, bei der unter Berücksichtigung aller eingegebenen und gemessenen
Daten der Point of Impact liegt. Point of Aim und Point of Impact stimmen bei
der angegebenen Entfernung somit überein. Im Vergleich zu anderen am Markt
erhältlichen Lösungen wandert der Haltepunkt somit nicht im Zielbild des
Schützen, sondern bleibt konstant in der Mitte des Fadenkreuzes. Dies wiederum
ermöglicht die Nutzung von Montagen mit unterschiedlichen Vorneigungen.
Fazit
Das Revic PMR 428 besitzt in der Tat viel
Innovationspotential und könnte den Zielfernrohrmarkt nachhaltig verändern. Versagt
einmal die Elektronik oder ist keine Energiequelle mehr verfügbar, steht dem
Schützen mit diesem Zielfernrohr immer noch eine vollwertige Zieloptik zur
Verfügung. Ein Langzeittest der mil/mil-Version erfolgt sobald in Europa verfügbar
in „Waffenkultur“.
Service
Technische Daten
Hersteller: Revic Optics, Wyoming, USA
Modell: PMR428 (4,5-28x56)
Absehen: in 1. BE
Länge: 36,5 cm
Mittelrohr: 34 mm
Max. Höhenverstellung: 75 MOA
Parallaxenausgleich: ab 50 m
Gewicht (o. Montage): 1.330 g
Augenabstand: 82 bis 85 mm
Klickverstellung: ¼ MOA
Drehrichtung: ccw
Energiequelle: AAA Batterie
Empf. Verkaufspreis: 2.900 Euro
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