Dienstag, 17. Mai 2022

Munition: RUAG 9x19 LF Training SX

 

RUAG Ammotec hat seit Kurzem eine neue Kurzwaffenpatrone im Programm. Die LF Training ist schadstoffarm und bleifrei und zielt auf Behörden und deren Schießtraining in Raumschießanlagen ab. Dieser Beitrag ist eine Erstvorstellung und erklärt auch, weshalb die Munition für deutsche Behörden vorerst nicht nutzbar sein wird

 

9x19 LF Training SX: Das 6,1 Gramm-Geschoss ist ein
Kupfer-Monolith. Das Zündelement ist ein SINTOX® SX
(Foto: Hersteller)


In den vergangen fünf Jahren hat sich die Wahrnehmung zur Schadstofflastigkeit bei Handwaffenmunition grundlegend geändert. Endverbrauer reagieren wesentlich sensibler auf die gesundheitsschädigenden Folgen von massenhaften Munitionsverbrauch. Während behördliche Anwender mitunter schon seit mehr als einer Dekade auf entsprechend schadstoffarme Munitionssorten umgestellt haben, dauerte die Selbsterkenntnis im Privatbereich etwas länger. Blei- und andere Schwermetallverbindungen in Munition, und da insbesondere im Zündsatz, sind nachweislich gesundheitsschädigend. Die Industrie reagierte mit schadstofffreien oder zumindest schadstoffreduzierten Zündelementen und Treibladungssätzen.

9x19 LF Training SX

Die LF Training SX ist seit März 2022 verfügbar. Sie besitzt ein 6,1 Gramm schweres monolithisches Kupfergeschoss und ein schadstoffarmes Zündhütchen. Die Ladung der LF Training SX ist so abgestimmt, dass sich zur bewährten Action-4 Einsatzpatrone eine identische Treffpunktlage ergibt. Wodurch die neue Patrone insbesondere für Behörden eine kostengünstigere Alternative für das Training ergibt. Beim Geschäftsbereich Defence and Law Enforcement (DLE) der RUAG Ammotec wurde die Patrone umfangreichen Testreihen unterzogen. Die LF Training SX kann aus allen gängigen Dienstpistolen sowie Maschinenpistolen verschossen werden. Aus letztgenannten selbstverständlich auch im Modus „vollautomatisch“.


CIP und TR-Qualifikation
Die neue Patrone erfüllt sämtliche Anforderungen und Spezifikationen der Normungs- und Prüfungskommission CIP (Commission Internationale Permanente pour l’Epreuve des Armes à Feu Portatives) uneingeschränkt. Aufgrund fehlender TR-Qualifikation für Trainingsmunition ist sie allerdings bis auf weiteres nicht für Behörden in Deutschland geeignet.
Wie alle Munitionssorten von RUAG, besitzt auch die LF Training SX eine Mindesthaltbarkeit von zehn Jahren und ist stoß- und wassergeschützt.

Praxistest
Das lediglich 6,1 Gramm schwere Geschoss in Verbindung mit der Bezeichnung „Trainingspatrone“ sowie die Marktplatzierung mit dem Slogan „Erste Wahl für Indoor-Training“, könnte beim Anwender den Eindruck erwecken, die LF Training SX sei wegen mangelnder ballistischer Leistung für Außenschießanlagen oder pistolenuntypische Distanzen grundsätzlich nicht geeignet.
In einer, wenn auch nicht repräsentativen, Testreihe verwendete Akademie 0/500® die LF Training SX für den 150-Meter-Pistolenschuss auf Mannscheibe. Die Scheibe fiel genauso gut und oft, wie bei der Verwendung einer herkömmlichen 9x19 FMJ SX mit acht Gramm Geschoss. Auch bei anderen Übungen im Nahbereich trat kein anderes Präzisionsverhalten auf. Verschossen wurde die Patrone bisher aus zwei Waffen: Einer Glock 19X sowie der israelischen Masada.

Einen 15-cm-Lauf verlässt das Projektil mit 440 Meter
pro Sekunde und bringt auf 150 Meter ausreichend Energie
ins Ziel, um Klappfallscheiben kippen zu lassen

Fazit
Zuverlässige Funktion, Präzisionspotential bis mindestens 150 Meter und eine identische Ballistik zur weit verbreiteten Einsatzmunition Action-4 machen die 9x19 LF Training SX zu einer interessanten Alternative. Darüber hinaus ist die Patrone als schadstofffrei klassifiziert. Aus Sicht deutscher Behörden wäre die fehlende TR-Qualifikation das einzige Manko.

Technische Daten 9x19 LF Training SX
Projektil: Monolith mit 6,1 Gramm
Material: Kupfer
Zündhütchen: SINTOX® schadstofffrei
Hülse: Kupfer-Zink Legierung
Gesamtgewicht: 10,1 Gramm
term of reference: C.I.P.
Druck: max. 2.350 bar (bei 21°C)
Mündungsgeschwindigkeit: 440 m/s (150 mm Lauf)
Mündungsenergie: 590 J
Präzision: < 14,6 mm auf 25 Meter (30-Schuss-Gruppe)

Mehr dazu in "Die Waffenkultur" Nr. 64 ab 30. Mai 2022


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