Eisenvisier oder
Rotpunkt? Mit oder ohne Vergrößerung? Oder variabel? Was ist besonders
empfehlenswert für mein AR-15? Wo liegen Vorteile und Nachteile? Wir zeigen hier
die vier möglichen Wege auf.
Es vergeht kein Schießkurs, bei dem nicht mindestens einmal
die Frage nach Visieroptionen für moderne Selbstladegewehre aufkommt. In den
meisten Fällen geht es dabei gezielt um das Modell AR-15. Die Vielfalt am Optikmarkt
ist schier erdrückend und nicht selten wird irgendetwas angeschafft. Mitunter
entpuppt sich die Kaufempfehlung schlichtweg als „Lehrgeld“. Dieser Beitrag
soll vier mögliche Wege aus dem Optiklabyrinth aufzeigen.
Weg 1: Offene
Visierung
Auch als BUIS (Back-Up Iron-Sights) oder als Eisenvisierung
bezeichnet, obwohl schon längst nicht mehr alle Fabrikate aus Metall gefertigt sein
müssen. Grundsätzlich sollte jedes AR-15 über Kimme und Korn verfügen. Die
Visierung sollte eingeschossen sein und der Schütze mit ihrer Anwendung
vertraut. Mehr noch: Der Anwender sollte so viel Trainingszeit wie möglich für das
Schießen mit der offenen Visierung verwenden. Wer Kimme und Korn beherrscht,
beherrscht auch alles andere; und zwar spielend.
Die Vorteile einer offenen Visierung liegen auf der Hand:
Sie ist preisgünstig in der Anschaffung, sie funktioniert unter allen
Witterungsverhältnissen, sie ist unabhängig von einer Stromversorgung. Überdies
erhöht sie das Waffengesamtgewicht nur unwesentlich.
Der Nachteil: Anwender, die altersbedingt oder aus anderen
Gründen nicht mehr über 100% Sehstärke verfügen, haben u.U. Probleme beim
Aufbau eines Visierbildes oder beim Finden des Haltepunktes.
Weg 2: Rotpunktoptik
Eine Rotpunktoptik (auch „RedDot“) bietet in den meisten
aller denkbaren Einsatzszenarien Vorteile gegenüber einer offenen Visierung.
Die Zielerfassung wird erleichtert und Zielfehler des Schützen werden bis zu
einem gewissen Maß kompensiert (jedoch nicht beseitigt). Grundsätzlich ist
davon auszugehen, dass ein Treffer platziert werden kann, sobald der Punkt auf
dem Ziel liegt. Unabhängig von der Schießposition des Schützen.
RedDots sind in den Anschaffungskosten teurer als eine
Eisenvisierung. Der Anwender sollte sich mit einer Investitionssumme von mindestens
500 Euro anfreunden.
Nachteil: Bei einem nächtlichen Gefechtsschießen mit
„Gefechtsfeldbeleuchtung Rot“, neutralisierte die Umgebungsfarbe den roten
Punkt der Optik vollkommen. Eine vernünftige Zielerfassung war in diesem
Zeitraum nicht machbar. Nachteilig ist des Weiteren die Anpassung der
Leuchtintensität des Rotpunktes, bspw. zwischen Räumlichkeiten und freier
Natur. Bei den meisten Optiken vollzieht sich diese Anpassung nicht
automatisch, sondern muss von Hand vorgenommen werden. Ebenso unterliegen die
batteriebetriebenen Geräte der Gefahr, eines Totalausfalls beim Einsatz in
großer Kälte.
Da Rotpunktoptiken üblicherweise nicht vergrößernd sind,
gibt es Zusatzmodule zu kaufen. Die sog. Magnifier können mittels Extra
Montageeinheit als Vergrößerungsvorsatz genutzt werden. Die Vergrößerung
beträgt meistens 3-fach. Aimpoint bietet seit 2016 auch einen 6-fach vergrößernden
Magnifier an.
Weg 3: Fixe 4-fache
Vergrößerung
Optiken mit einer fixen 4-fachen Vergrößerung sollen hier in
eine separate Gruppe eingeordnet werden. Diese Optiken verfügen meist über
einen Rotpunkt als auch über ein ballistisches oder ein anderweitig gestaltetes
(beleuchtetes) Absehen. Der Zusatznutzen der 4-fach Vergrößerung schlägt sich
zu aller erst im Preis nieder. Für Optiken dieser Gruppe sollten mindestens
1.000 Euro Budget eingeplant werden, besser 1.500 Euro. Typische Vertreter sind
das Trijicon ACOG bzw. die verbesserte Version des Herstellers BROWE, das BCO
4x32. Außerdem das ELCAN Specter, das Zeiss ZO 4x30i oder das Kahles K4i. Wobei
das ELCAN Specter 1x/4x eine Sonderrolle einnimmt, da es von 1x zu 4x
verstellbar ist.
Der Nachteil einer permanenten 4-fachen Vergrößerung liegt
eindeutig beim Schießen im extremen Nahbereich. Ein vergrößerndes Absehen ist
dabei eher hinderlich als vorteilhaft.
Weg 4: Zielfernrohre
mit variabler Vergrößerung
Zielfernrohre mit einer variablen Vergrößerung bildet die
vierte Gruppe ab. Die Vergrößerungsbereiche umfassen für gewöhnlich 1-6fach
oder 1-8fach. In Anlehnung an den Erfinder dieser Modellgruppe, Schmidt &
Bender, werden diese ZF auch als „Short Dot“ oder Short Dot-ähnliche ZF
bezeichnet. Diese Zielfernrohre sind Zwitter aus einfach vergrößernden
Rotpunktoptiken und schwach vergrößernden Zielfernrohren. Diese Eigenschaft
kann nur durch entsprechenden technischen Aufwand realisiert werden. Wodurch
die Short Dots nicht nur relativ teuer sondern mit 800 g oder mehr auch relativ
schwer werden. Für die Anschaffung sollten min. 1.500 Euro budgetiert werden.
Zusätzlich ist bei dieser Variante noch eine ZF-Montage fällig, die ebenfalls
noch einmal mit etwa 200 bis 300 Euro zu Buche schlägt. Ob es grundsätzlich
sinnvoll ist, ein AR-15 mit einer Optik auszurüsten, die mitunter den Preis der
Waffe übersteigt, hängt letztlich vom Einsatzzweck ab. Der Anwender sollte
jedoch keine Kompromisse in Sachen Qualität eingehen und zu Produkten von
Schmidt & Bender, Kahles oder der Vortex Razor HD Serie greifen.
Fazit
Nachdem das AR-15 mit einer funktionierenden Eisenvisierung
ausgerüstet wurde, stehen dem Anwender verschiedene Wege offen. Einsatzzweck,
Ausbildungsstand des Schützen und nicht zuletzt der Geldbeutel determinieren
die möglichen Varianten. Am Ende wird es immer darauf hinauslaufen, dass man mehr
als nur eine Optik zu Haus liegen hat. Damit ließe sich das zweite AR-15
bestücken, das angeschafft wird.
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