Verschlusssysteme von Feuerwaffen
von Peter Dannecker
Paperback, 600 Seiten
Format: 23 x 17 x 3,1 cm
Verlag: dwj Verlags-GmbH, 4.
überarbeitete und erweiterte Auflage, Blaufelden 2016
ISBN 978-3-936632-97-2
Preis: 39,95 Euro
Moderne Selbstladewaffen
funktionieren in der Regel ohne Probleme, denn die technische Evolution hat im
Zusammenwirken mit modernen Fertigungsverfahren für einen Grad an Perfektion
gesorgt, der vor einigen Jahrzehnten noch nicht denkbar war. Im Zuge dieses
Fortschritts haben sich einige Verschlusssysteme durchgesetzt, die in modernen
Selbstladewaffen immer wieder anzutreffen sind. Zu nennen sind hier etwa der
Browning- bzw. der modifizierte Browning-Verschluss bei Kurzwaffen oder der
Drehkopfverschluss bei Langwaffen.
Bei vielen Waffenanwendern
kommt früher oder später der Wunsch auf, die Funktionsweise von
Selbstladewaffen auf einer tieferen technischen Ebene zu verstehen. Dazu gehört
auch, den Blick zu weiten und ungewöhnliche oder in Vergessenheit geratene
Systeme zu betrachten, die abseits des konstruktiven Mainstreams liegen. Peter
Dannecker hat mit der nunmehr vierten Auflage seines Standardwerkes ein Buch
verfasst, das für beide Zwecke einen guten Einstieg liefert.
Der Autor verfolgt
ausweislich seiner Einleitung den Versuch, die Verschlussdefinitionen
nachvollziehbar aufzugliedern, d.h. sie nicht mit einem Begriff wie z.B. „Rückstoßlader“
zu beschreiben, sondern in die vier aus Sicht des Autors wichtigen Elemente zu
zerlegen. Diese sind (1) das Verriegelungselement, (2) das Übertragungsglied,
(3) die Entriegelungsart und (4) die Verschlussantriebsart. Zusätzlich wird zu
jedem Verschlusssystem jeweils ein Kinematikmodell dargestellt, das mittels
eines einfachen grafischen Schemas - zusammengesetzt aus standardisierten
Darstellungsgrundelementen - einen Eindruck über die Funktionsabläufe liefern
soll.
In seiner Einleitung definiert
Dannecker zunächst die im weiteren Verlauf des Werks verwendeten Einheiten und
Bezeichnungen. Danach legt er seine Systematisierung der vier wesentlichen
Verschlusselemente dar. So unterscheidet Dannecker hinsichtlich des
Verriegelungselements zwischen stoffschlüssig, formschlüssig und
kraftschlüssig. Bei Übertragungsglied, also dem verbindenden Element zwischen
Waffengehäuse und Verschluss, differenziert er u.a. zwischen Schwenkriegel,
Klappe, Hebel, Rolle, Kugel, Warze und Block. Die verschiedenen Entriegelungsarten
unterscheidet er nach Fremdantrieb, Eigenantrieb oder dem Fehlen einer
Entriegelung (z.B. Vorderlader). Hinsichtlich der Verschlussantriebsart
differenziert der Autor zwischen dem Verschlussvor- und Rücklauf sowie dem
Resteigengasdruck, der kinetischen Restenergie der bewegten Massen, dem Antrieb
über einen Schleuderhebel etc. und natürlich dem Antrieb durch einen
mechanischen Energiespeicher (Verschlussfeder).
Im Hauptteil des Buches
werden sodann rd. 130 verschiedene Verschlüsse anhand der oben genannten
Kriterien systematisiert und in ihrer Funktionsweise erläutert. Neben einer
kurzen Funktionsbeschreibung enthalten die Darstellungen technische
Zeichnungen, s/w-Fotografien sowie die o.g. Kinematikmodelle. Das Spektrum der
behandelten Verschlüsse ist dabei außerordentlich weit gefasst, was viel zum
Reiz des Buches beiträgt. So werden nicht nur längst vergessene Exoten
behandelt, sondern auch moderne Jagdrepetierer, wie z.B. die Blaser R 93 und R
8 oder die Heym SR 30. Ebenso wenig fehlen Klassiker wie die C 93, die C 96,
die P 08, die P 38, der Colt 1911, das StG 44 oder die MGs 08, 34 und 42. Den
Bogen zu moderneren Modellen spannen z.B. die P 7, das M 16, verschiedene
Modelle der AK-Familie und das G 11 bis hin zur Steyr TMP, der MP 7 und der
Arsenal Strike One.
Das Buch ist sehr technisch
orientiert und daher zum beiläufigen Lesen nicht geeignet. Ohne konzentriertes
Mitdenken lassen sich die grafisch dargestellten mechanischen Abläufe -
jedenfalls für den technisch nicht ausgebildeten Leser - nicht erfassen. Das
kann freilich weder dem Buch noch dem Autor zum Vorwurf gemacht werden und
schmälert seinen Wert als Nachschlagewerk in keiner Weise. Bedauerlich ist
jedoch, dass sich der Verlag mit dem Layout des Buches nicht mehr Mühe gegeben
hat. Es enthält stellenweise Seiten, deren Anblick an die gute alte
Schreibmaschine bzw. die Anfänge der elektronischen Textverarbeitung erinnern.
Eine derart aus der Zeit gefallene Erscheinung hat das Buch nicht verdient.
Zudem ist es schade, dass zwar das Cover ein farbiges Kinematikmodell zeigt,
diese Modelle im Buch aber allesamt schwarzweiss gehalten sind. Farbige
Darstellungen wären hier indes besonders leserfreundlich, weil hierdurch die
verschiedenen Funktionselemente leichter zu unterscheiden wären, was wiederum
für das Verstehen der technischen Abläufe förderlich wäre.
Dies alles soll aber nicht
die Leistung des Autors schmälern, dem eine zugleich kompakte und breit
gefächerte Darstellung gelungen ist. Gerade deshalb hätte es das Buch verdient,
in einer zukünftigen Auflage auch hinsichtlich der Darstellung überarbeitet und
auf einen aktuellen Stand gebracht zu werden. Trotz der o.g. Kritik ist das
Buch für den waffentechnisch ernsthaft Interessierten daher eine klare
Kaufempfehlung. (md)
The SKS Carbine (CKC45g)
von Steve Kehaya und Joe
Poyer
Paperback, 224 Seiten
Format: 21,6 x 14,1 x 1,5 cm
Verlag: North Cape
Publications, 5. überarbeitete und erweiterte Auflage, Tustin (USA) 2014
ISBN 978-1-882391-14-1
Preis: ca. 23 USD
Der
SKS-45 ist eine Militärwaffe, die von den Streitkräften der UdSSR nur wenige
Jahre lang verwendet wurde. Die Serienproduktion lief dort nur von 1949 bis
1955, da die AK-47 als moderneres Design bereits 1953 eingeführt wurde und den
SKS-45 verdrängte. In Deutschland wurde die Waffe über lange Jahre als
Kriegswaffe angesehen, was infolge rechtlicher Implikationen den legalen Erwerb
von nicht modifizierten SKS-45 unmöglich machte. Diese rechtliche Einstufung
hat sich jedoch durch eine Entscheidung des VG Wiesbaden vom 03.08.2015
geändert, sodass inzwischen gut erhaltene SKS-45 aus Arsenalbeständen auch hier
verfügbar sind.
Die
Literatur zu dieser interessanten Waffe ist jedoch vergleichsweise dünn gesät,
sodass der Interessierte seinen Blick weiten und nach ausländischen Büchern
Ausschau halten muss. Dabei stößt man unweigerlich auf das englischsprachige Buch
der Autoren Steve Kehaya und Joe Poyer. Beide sind durch eine Vielzahl von
Veröffentlichungen ausgewiesene Experten auf dem Gebiet historischer und
zeitgenössischer militärischer Langwaffen.
Im
ersten Kapitel des Buches geben die Autoren über rund 20 Seiten einen kurzen
Überblick zur Entwicklungsgeschichte des SKS-45. Behandelt werden die
Ausschreibung zu Einführung eines Selbstladegewehrs in den Streitkräften der
UdSSR von 1938, die Einführung des SVT-38 bzw. SVT-40 sowie die Entwicklung der
Patrone M43 des Kalibers 7,62x39 mm. Sehr kurz dargestellt werden sodann
experimentelle Abwandlungen des SKS-45 sowie der militärische Einsatz der
Waffe. Ferner geben die Autoren einen Überblick zu den heute erhältlichen
Varianten des SKS-45, z.B. dem russischen Modell, den Varianten aus der DDR,
Jugoslawien, Nordkorea und insbesondere aus China, wo verschiedene Varianten
ausschließlich für den US-Zivilmarkt produziert wurden.
Im
zweiten Kapitel versuchen die Autoren einen Überblick zu den Seriennummern und
den Produktionszahlen der Varianten aus Russland, Albanien, der DDR, Nordkorea,
Nordvietnam, Rumänien und Jugoslawien zu geben. Dabei räumen sie ein, dass
infolge der militärtypischen Geheimhaltung zu Seriennummernbereichen und
Produktionszahlen viele Angaben zwangsläufig vage sind und auf
Marktbeobachtungen beruhen. Mittels einer Vielzahl von Tabellen,
Stempeldarstellungen, Schwarzweiss- und Farbbildern gibt das Buch dem interessierten
Leser jedoch zumindest Anhaltspunkte für die zeitliche Zuordnung einer
bestimmten Waffe. Daneben werden die verschiedenen Produktionsländer in
alphabetischer Reihenfolge abgehandelt und es werden mittels erläuternden
Texten und Bildern die jeweilige Geschichte der SKS-Produktion in diesem Land
sowie die für die jeweilige Landesvariante typischen Merkmale dargestellt.
In
den nachfolgenden Kapiteln wird auf die einzelnen Baugruppen des SKS-45 in aller
Ausführlichkeit eingegangen und auch bei dieser Gelegenheit werden ausführlich die
Unterschiede zwischen verschiedenen Ländervarianten dargelegt. Behandelt werden
insbesondere der Schaft, das Verschlussgehäuse, Verschluss und
Verschlussträger, der Abzugsmechanismus, das integrierte Magazin, Lauf und
Gassystem, das Bajonett sowie das Putzwerkzeug und das Munitionstragezubehör.
Abgeschlossen
wird das Buch durch eine Vielzahl von Anhängen. Diese enthalten u.a. eine
Explosionszeichnung des SKS-45 samt einer Bezeichnung aller 85 Einzelteile der
Waffe, eine kurze Darstellung der Patrone M43 sowie eine ballistische Tabelle
dieser Munition bei der Verwendung im SKS-45. Ferner finden sich dort z.B.
Hinweise zur Zerlegung und Reparatur, zur Auswahl eines SKS-45, zur Verwendung
der Visierung, zur Behandlung von Fehlfunktionen sowie zur Wartung der Waffe.
Das
Buch ist durchgehend sehr knapp gefasst, was sowohl seine Stärke, als auch
seine Schwäche ist. Einerseits werden eine Vielzahl von Themen abgehandelt,
aber an vielen Stellen bleibt der Leser mit dem Wunsch zurück, tiefergehende
Informationen zu erhalten. Zudem enthalten die Ausführungen zur Verwendung der
Waffe oder zur Fehlersuche nichts, was über Selbstverständlichkeiten
hinausgeht. Womöglich wäre es hier sinnvoller gewesen, auf diese Teile zu
verzichten und den gewonnen Platz für eine detailliertere Darstellung der
Entwicklungsgeschichte zu nutzen. Zur Verteidigung der Autoren ist freilich zu
bemerken, dass das Buch über ein Literaturverzeichnis verfügt und der Leser so
die Möglichkeit hat, bei Interesse tiefer in die Materie einzusteigen. Als
kompaktes Einstiegswerk ist das Buch daher ohne Zweifel geeignet. (md)
Hot Defense
von Derek Rosenfield (USA)
Format: DIN A5, Softcover,
160 Seiten, durchgehend bebildert.
Verlag: S.Ka.-Verlag, 1.
Auflage (März 2017)
ISBN: 978-3-9815795-3-6
Preis: 19,90 Euro
Pfefferspray gehört zu den am
Weitesten verbreiteten Mitteln zum Selbstschutz. Gleichzeitig dürfte es das
Mittel mit dem höchsten Talismanfaktor sein: Es wird gekauft und mitgeführt,
ohne sich weiter damit beschäftigt zu haben.
"Hot Defense"
befasst sich in 8 Kapiteln auf 160 Seiten umfassend mit dem Thema Pfefferspray.
Nach einem kurzen Abriss der
rechtlichen Aspekte wird zunächst der biologische Hintergrund der Wirkung
umfassend erläutert. Hier erfährt der Leser etwa, wie Schärfegrad und
Konzentrationsangabe zu deuten sind und was diese Kennzahlen nicht leisten
können.
Praxisrelevanter sind die
aufgeführten technischen Aspekte, die ein schlechtes von einem guten Produkt
unterscheiden, z.B. die Art der Entsperrung und die Möglichkeit, mit kopfüber
gehaltener Dose sprühen zu können.
Hier findet sich auch ein
Vergleich verschiedener Produkte in Bezug auf Reichweite, Bedienbarkeit,
Sprühverhalten usw. Im Zuge einer kleinen Marktübersicht wird ausdrücklich und
löblicherweise vor verschiedenen Billigprodukten und praxisfernen Spielereien
gewarnt.
Auch im folgenden Kapitel wird
hinsichtlich der praktischen Anwendung stets betont, wie wichtig Aufmerksamkeit
und Situationsgespür sind, im Grunde wichtiger als das Pfefferspray selbst.
Eine umfassende Behandlung
der Vorkampfphase hätte hier jedoch den Rahmen gesprengt.
Ebenso ist der Kontext auf
zivile Selbstverteidigung begrenzt; wer dienstlich Pfefferspray führt, wird
sich hier nur bedingt wiederfinden.
Im Erste-Hilfe-Kapitel wird
verdeutlicht, dass die eigenen Möglichkeiten ohne größeren logistischen und
zeitlichen Aufwand eher beschränkt sind. Immerhin reinigen sich die Augen nach
einer Exponierung selbst, aber diesen Prozess muss man größtenteils einfach
aushalten und aussitzen.
Tipps bezüglich verschiedener
im Alltag auffindbaren Alternativen zu eigens hergestellten Gegenmitteln fehlen
hier leider ebenso wie das Vorgehen für die mittelfristig nötige Dekontamination
von Kleidung und Körper.
Etwas verrannt hat man sich
mit weiteren Selbstverteidigungsmitteln wie Schreckschusswaffen, Kubotan und
anderen. All das kann nur kurz angerissen werden und die Betrachtung bleibt
daher oberflächlich.
"Hot Defense"
bietet insgesamt einen guten Einstieg in das Thema Pfefferspray, insbesondere
in technischer Hinsicht. (tb)
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