Mittwoch, 21. Juni 2017

Reinigungsintervalle AR-15



Schusswaffen brauchen ein Mindestmaß an Pflege und Reinigung. Wer bei seinem AR-15 ein paar Grundsätze beachtet und sich auf funktionsrelevante Teile konzentriert, erspart sich nicht nur Arbeit und Ärger, sondern erkennt auch, dass ein direct impingement System kein Nachteil sein muss.

Annähernd 15.000 störungsfreie Schuss mit der Langzeittestwaffe Black Label M4 stellen unter Beweis, dass ein direct impingement System nicht zwangsläufig störungsanfällig sein muss. Obwohl bei dem so genannten Stoner System die Pulvergase direkt in den Verschluss geleitet werden und ein entsprechend hoher Verschmutzungsgrad unumgänglich ist, arbeitet das Stoner M4 nicht weniger zuverlässig, als die SIG 516 aus dem vorangegangenen Langzeittest.
Auch die Piston betriebene SIG 516 wurde über einen Zeitraum von 10.000 Schuss genutzt. Und wird das noch immer.



Reinigungsintervalle
Auf der Erfahrung beider Langzeittests basieren die im Folgenden vorgestellten Tipps zu Reinigung und deren Intervallen. Als sinnvoll hat sich erwiesen, Reinigungsarbeiten in Zwischenreinigung und Detailreinigung zu unterscheiden.
Eine Zwischenreinigung sollte etwa einmal im Monat oder spätestens aller 400 bis 500 Schuss erfolgen. Eine Detailreinigung aller zwei Monate bzw. spätestens aller 800 bis 1.000 Schuss.



Zwischenreinigung
Eine Zwischenreinigung beschränkt sich auf feldmäßiges Zerlegen des AR-15 und dauert nicht länger als fünf Minuten. Die erforderlichen Materialien sind Lappen, eine Laufreingungsschnur „Bore Blitz“ und etwas Mehrzweckfett.
Ober- und Untergehäuse werden getrennt, der Verschluss entnommen und zerlegt und der Pulverschmauch abgewischt. Sodann wird am Verschlusskopf etwas Mehrzweckfett aufgetragen. Das gleiche gilt für die Stellen am Verschlussträger, welche Reibungsspuren aufweisen.
Der „Bore Blitz“ wird drei- bis fünfmal trocken durch den Lauf gezogen.
Das Obergehäuse innen mit dem Lappen ausgewischt und mit einer dünnen Fettschicht versehen. Die Waffe wird wieder komplettiert. Zwischenreinigung beendet.



Detailreinigung
Detailreinigung bedeutet, es werden alle Arbeiten der Zwischenreinigung ausgeführt. Zusätzlich wird der Verschlussträger und Verschlusskopf mit einem Lösemittelhaltigen Reiniger bearbeitet. Das kann Bremsenreiniger sein, aber auch Öle wie WD-40 oder Brunox. Schmauchrückstände werden im Detail [sic!] entfernt. Es findet eine Sichtprüfung auf Verschleiß und Beschädigungen statt. Das betrifft am Verschlusskopf die Gasringe, die Verriegelungswarzen und eventuelle Haarrisse im Bereich der Bolt Cam Pin Bohrungen.
Bei jeder zweiten Detailreinigung sollte die Ausziehkralle am Verschlusskopf entfernt werden, um den Schlagbolzenkanal säubern zu können. Auch die Ausziehkralle selbst sollte von Messingresten und Schmauch befreit werden.
Der Verschlussträger wird auch innen gründlich gereinigt. Hierzu bietet sich eine zweite Patronenlagerreinigungsbürste an, bzw. ein Wollwischer im Kaliber .45. Der Gas Key wird auf festen Sitz geprüft.



Auch die Reinigungsarbeiten am Lauf sind detaillierter. Als Reinigungsmittel dient Brunox-Öl oder seltener ammoniakhaltige Lösung (bspw. Shooter Choice). Die Putzutensilien sind hochwertig. Verwendet werden Putzstöcke von Dewey sowie gewindekompatible Bronzebürsten und Adapter für VFG-Filzpfropfen.
Die Bronzebürste wird unter Benutzung von Öl mit zehn Hüben durch den Lauf getrieben. Im Anschluss folgen drei bis fünf VFG Filze. Diese Prozedur wird insgesamt mindestens dreimal wiederholt bzw. so oft, bis der letzte VFG Filz annähernd sauber den Lauf verlässt.
Der Lauf ist danach trocken. Auf ein nochmaliges Einölen des Laufs wird grundsätzlich verzichtet. Eine Putzstockführung für AR-15 Gewehre ist empfehlenswert.
Benutzt werden auch eine Patronenlagerreinigungsbürste aus Bronze sowie der entsprechende Patronenlagerwollwischer.
Der Zeitansatz für eine Detailreinigung beträgt etwa eine halbe Stunde, wobei der größte Teil dabei auf die Laufreinigung entfällt.



Weitergehendes Zerlegen
Detailreinigung kann ein weitergehendes Zerlegen der Waffe beinhalten. Bspw. können vorderer Handschutz und Schiebeschaft abgenommen werden, um Regenwasser und Schmutz gründlich zu entfernen. Die Bufferfeder inkl. Buffer kann entnommen werden. Je nach Verschmutzungsgrad kann auch das Griffstück abgenommen und der Sicherungshebel entfernt und gereinigt werden. Für diese Arbeiten sollten jedoch Grundkenntnisse im Aufbau des Untergehäuses vorhanden sein.
Ein weitergehendes Zerlegen kann zum Arbeitsumfang jeder zweiten Detailreinigung gehören. Beim Black Label M4 erfolgt es etwa ein- bis zweimal im Jahr.



Zusatzarbeiten
Falls gewünscht können Metalloberflächen versiegelt werden. In den beiden Langzeittests wurden dafür zwei Produkte erfolgreich angewandt. Zum einen das US-amerikanische FireClean zum anderen das in Österreich hergestellte FlunaTec. Zur genauen Verwendung bitte Herstellerhinweise beachten. Grundsätzlich werden diese Lösungen auf eine saubere und absolut fettfreie Metalloberfläche aufgebracht und über Nacht einwirken gelassen. Die Lösungen dringen in das Metall ein und versiegeln dessen Poren. Pulverschmauch haftet weniger stark an bzw. lässt sich leichter entfernen.



Fazit
Die regelmäßige Pflege von funktionsrelevanten Teilen trägt zur störungsfreien Funktion eines AR-15 in großem Maße bei. Allerdings beginnt Waffenhygiene immer bei der Wahl der richtigen Munitionssorte. Und nicht zuletzt sollte auch der Anwender wissen, was er tut. Wird diese Triangel aus robuster Waffe, gute Qualitätsmunition und kompetenten Anwender stabil gehalten, arbeitet ein direct impingement System genauso zuverlässig, wie ein Piston System.


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