(am) Zielfernrohre von Kahles gehören im Segment der
taktischen ZF zur Premiumklasse. Sie sind lichtstark, haben ein brillantes
Absehen und verfügen über alle Merkmale, die für einen praxisorientierten und
taktischen Einsatz notwendig sind.
Seit über vier Jahren befindet sich ein Kahles K312II
montiert auf einer Tikka T3 im Waffenkultur-Langzeittest. Die Optik erfüllte in dieser Zeit alle gestellten Aufgaben mit Bravur und
ermöglichte Treffer bis knapp über eintausend Meter. Die Klickverstellung
arbeitet auch nach mehreren robusten Außeneinsätzen präzise und wiederholgenau.
Das Einschießen der Waffe und das Nullen der Verstelltürme sind problemlos
machbar. Im Grunde ist das K312II aus Anwendersicht kaum mehr zu verbessern. Als
Kahles auf der IWA 2015 erstmalig ein Zielfernrohr mit dem Seitenverstellturm
auf der linken Seite präsentierte, wurde diese Innovation in Verkennung ihres
wirklichen Potentials von vielen Besuchern mit einem Lachen quittiert; auch von
Teilen der Fachpresse. Investiert man aber ein, zwei weiterführende Gedanken in
diese Idee, wird schnell klar, dass der Erfinder des ersten Zielfernrohrs
eigentlich ein Linkshänder gewesen sein muss.
K312i
Die Handhabung des ZF für Rechtsschützen ergonomischer zu
gestalten, war für Kahles der entscheidende Beweggrund für die Verlagerung des
Seitenturms nach links. Der Parallaxenausgleich, der bisher auf der linken ZF
Seite installiert war, wanderte mit in den Höhenturm. Der Anwender kann jetzt
mit einem Handgriff sowohl die Entfernung zum Ziel einstellen als auch die
Höhenkorrektur vornehmen. Diese Belegung ist einfacher zugänglich und gestattet
eine ergonomisch optimale Bedienbarkeit. Im Grunde erreicht Kahles mit dieser
Innovation eine echte Einhandbedienung für seine Zielfernrohre.
Die stufenlose Beleuchtungssteuerung für das Absehen
befindet sich auf der rechten Seite des ZF.
Beim K312i wurde diese neue Turmbelegung erstmals integriert
und in Serie produziert. Die Nachfrage ist laut Hersteller so groß, dass auch
das K624i mit Linksturmoption erhältlich sein wird.
Gesamtkonfiguration
Eingesetzt wird das K312i auf einer Ruger Precision Rifle
(RPR) im Kaliber .308 Win. Als Bindeglied zur Waffe dient eine SPUHR-Montage
Modell SP-4001. Da die RPR von Haus aus eine Picatinnyschiene mit 20 MOA
Vorneigung besitzt, kommt die SPUHR-Montage ohne Vorneigung. Es ergibt sich
eine Visierlinienhöhe von 58 mm.
Beim Absehen fiel die Wahl auf das Mil7, ein klassisches
MilDot-Absehen, das zusätzlich eine einfache Skala zur Distanzschätzung
enthält. Das zentrale Kreuz des Absehens kann stufenlos beleuchtet werden.
Türme und Klickmaß
Beide Türme arbeiten im mil-System und besitzen ein
Klickraster von 0,1mrad. Die Verstellrichtung an der getesteten Optik ist ccw.
Der Höhenturm legt pro Umdrehung 14 mrad zurück. Nach der
ersten Umdrehung symbolisiert ein kleiner roter Zapfen, der an der Oberseite
des Turms austritt, dass man in der zweiten Drehebene angekommen ist. Insgesamt
steht ein Verstellweg von 250 Klick = 250 cm zur Verfügung.
Der Seitenturm arbeitet natürlich ebenfalls mit mrad. Die
Skalierung besitzt zusätzlich noch Piktogramme mit „L“ für Links und „R“ für
Rechts. Die Klickverstellung ist auch mit Handschuhen noch deutlich
wahrnehmbar.
Handhabung
Um die Handhabung eines taktischen Zielfernrohrs an eine
Alltagsroutine anzupassen und stressresistent zu halten, sollten die
Verstelltürme im Uhrzeigersinn (cw) arbeiten. Somit hat eine Drehung nach rechts
ein positives Resultat zur Folge: Die Treffpunktlage wird angehoben, bzw. nach
rechts (in den positiven Bereich) verlagert. Die ccw-Verstellrichtung des
Kahles widerspricht diesem Ausbildungsansatz keineswegs. Befindet sich der
Seitenturm rechts und haben beide Türme eine cw-Verstellung, bedeutet eine
Rechtsdrehung mit der rechten Hand eine Bewegung „hin zur Daumenspitze“. Diese
Routine kann mit dem Kahles K312i eins zu eins übernommen werden. Befindet sich
der Seitenturm links und haben beide Türme eine ccw-Verstellung, bedeutet eine
Drehung mit der linken Hand „hin zur Daumenspitze“ immer noch eine Verschiebung
des Treffpunktes in den positiven Bereich, also nach oben bzw. rechts.
Einschießen und
Nullen
Ein wichtiges Qualitätsmerkmal eines modernen Longe-Range-ZF
ist der Parallaxenausgleich bis 25 Meter. Dem Anwender ist es somit möglich,
die ZF-Waffe auf einer 25-m-Bahn anzuschießen. Vorausgesetzt, auf der
25-m-Distanz wird sorgfältig und präzise gearbeitet, ist die Waffe im Anschluss
über die gesamte nutzbare Distanz der jeweiligen Laborierung einsatzfähig.
Das Nullen der Türme vollzieht sich denkbar einfach. Die
beiden Madenschrauben am Turm werden mit einem 1,5-mm-Innensechskantschlüssel
gelöst, die Turmkappe wieder auf Null geschoben und die Madenschrauben wieder
festgezogen. Wichtig: Dabei dürfen keine Klicks wahrgenommen werden.
Fazit
Wer für sein Gewehr in der Kaliberklasse .308 Win oder .300
Win Mag ein taktisches Zielfernrohr sucht, ist mit dem Kahles K312i bestens
bedient. Das ZF erfüllt alle Anforderungen: Es ist mit einem MilDot-Absehen
erhältlich, besitzt eine mrad-Klickverstellung, ein 34-mm-Mittelrohr mit
maximal 250 Klicks Höhenverstellweg. Der Parallaxenausgleich bis 25 Meter unterstützt
das Einschießen der Waffe auf einer 25-m-Bahn. Mit einem Ladenpreis von etwa
2.600 Euro ist das K312i mit Blick auf andere Vertreter der Premiumklasse vergleichsweise
günstig. 11 Jahre Garantie
Technische Daten:
Hersteller: Kahles GmbH, Guntramsdorf, Österreich
Modell: Kahles K312i (3-12x50)
Absehen: MiL7 (beleuchtet)
Absehenlage: 1. BE
Länge: 37 cm
Mittelrohr: 34 mm
Gewicht: ohne Montage 834 g
Augenabstand: 90 mm
Parallaxenausgleich: 25 Meter bis ∞
Max. Höhenverstellung: 250 cm
Klickverstellung: 0,1 MRAD
Drehrichtung: ccw
Preis (UVP): 2.600 Euro
Service
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