Leistungsfähige Wasserfiltersysteme werden mit jeder
Generation kompakter und günstiger. In den letzten Jahren hat die Konkurrenz
vor allem im Ultrakompaktsegment zugenommen und ist nun selbst für gelegentliche
Anwender eine Anschaffung wert. Marktüberblick mit Katadyn Be-Free, LifeStraw
und Sawyer Mini
Von Christian Väth
Wenn jemand im
deutschsprachigen Raum von "Disaster Preparedness" spricht schwimmt
er wahrscheinlich auf einer modisch-urbanen Pseudo-Survivalwelle. Wer sich
jedoch ernsthaft vorbereitet spricht von Bevölkerungs- oder Zivilschutz, im
staatlichen Rahmen auch von Katastrophenschutz. Jedermann (ganz besonders
Familienväter) sollte über ein grundsolides Wissen und zumindest über eine
minimalistische Ausrüstung verfügen. Das erste und wichtigste Thema in allen
Krisenzeiten ist stets anlassunabhängig: Wie komme ich an sauberes Trinkwasser?
Life Straw, Sawyer Mini und Katadyn Be-Free |
Klein und leicht soll es sein
Grundsätzlich ist es
möglich mit einem Mehrzwecktuch und Materialien aus der Natur (Kiesel, Sand,
etc.) oder kleineren Ergänzungen (zum Beispiel Kohle) Wasser bis zu einem
gewissen Grad zu filtern. Eine solche Methode ist einfach und jederzeit mit
minimalen Mitteln anwendbar, allerdings von geringer Effektivität und damit
stets ein Notbehelf. Solche Techniken fallen in den Bereich einer
Überlebensausbildung, die vor allem Personen ohne jegliche militärische
Erfahrungen auf anderem Wege erlangen sollten. Oberhalb dieser Notfähigkeiten
(ohne materielle Ausstattung) ist die Rucksackarbeit angesiedelt. Angelehnt an
ein militärisches Sturmgepäck, wie es grundsätzlich jede professionelle
Infanterieeinheit dieser Welt verwendet, enthält ein speziell vorbereiteter
Rucksack tragbare Ausrüstung, die den Anwender für eine gewisse Zeit unabhängig
von jeglicher Versorgung macht. Um die Vorgabe "tragbar" auch bei
höherer physischer Belastung zu erfüllen, sollte das auserwählte Gepäckstück
nicht mehr als 35 Liter Fassungsvermögen haben. Daraus ergibt sich ein
minimalistischer Ansatz hinsichtlich Maße und Gewicht der zu verpackenden
Ausrüstung. Hinzu kommen selbstredend die Kriterien Einfachheit in der
Bedienung und Zuverlässigkeit.
Was bleibt hängen?
Die drei
Testkandidaten arbeiten alle mit einem einfachen Hohlfaserfilter. Mit diesem
Funktionsprinzip lassen sich Partikel bis zu einer Größe von 0,1 Mikron (0,0001
Millimeter) herausfiltern - alles was kleiner ist unter Umständen jedoch nicht
mehr. Dieser Wert ist ausreichend, um kleinere Sedimente und Bakterien
(Salmonellen, Cholera, Ruhr etc.) abzufangen, jedoch keine Viren. Im
Katastrophenfall ist eine erhöhte Übertragungsrate von Viren, die
beispielsweise entzündliche Magen-Darm-Erkrankungen auslösen (wie Rota-, Adeno-
oder Norovirus) vor allem durch verunreinigtes Trinkwasser denkbar. Hier müssen
dem Anwender die Grenzen von Anfang an bewusst sein. Nur weil man einen Filter
dabei hat, heißt das nicht, dass man bedenkenlos aus jeder Brühe trinken kann.
Grundsätzlich gilt: Fließende, kleinere Gewässer in gering bewohnten Gebieten
sind potentiell von geringerer Belastung und damit zu bevorzugen. Diese Orte
sind sowieso das Ziel, wenn man durch äußere Umstände zum Leben aus dem
Rucksack gezwungen wird.
Nutzung des Life Straw direkt an der Wasseroberfläche |
Life Straw
Der Life Straw wurde
2005 für Nothilfemaßnahmen in Entwicklungsländern entwickelt. Das System ist
der Minimalist schlechthin: ein Plastikrohr, ein Filter, ein Mundstück -
fertig. Der Hohlfaserhalm wiegt gerade einmal 57 Gramm und ist 22,5 Zentimeter
lang. Der Life Straw ist zur unmittelbaren Anwendung am Gewässer gedacht. Man
trinkt also durch den Filter entweder direkt am Gewässer oder führt in breiten
Gefäßen Wasser mit. Die Lebensdauer des Filters wird mit etwa 1.000 Litern
angegeben. Bei allen Filtersystemen ist die tatsächliche Nutzungszeit von der
jeweiligen Wasserverschmutzung abhängig. Eine regelmäßige Reinigung mittels
rückwärtigem Durchfluss von sauberem Wasser kann die Haltbarkeit verlängern.
Einziges "Zubehör" des Life Straw ist eine befestigte Umhängeschnur.
Kosten: Ca. 20 Euro.
Der Sawyer Mini mit Zubehör |
Sawyer Mini
Der kleinste
Wasserfilter des Herstellers Sawyer kommt als Einziger im Test mit etwas
Zubehör daher: Neben der eigentlichen Filtereinheit die gerade einmal 59 Gramm
wiegt werden ein Strohhalm, ein Wasserbehälter (0,45 Liter) und eine Spritze
zur Reinigung mitgeliefert. Der Mini kann auf zwei verschiedene Arten
verwendet. In Kombination mit dem Strohhalm wird er wie der Life Straw direkt
an der Wasserquelle genutzt. Alternativ und viel praktischer wird der
mitgelieferte Beutel befüllt, der Filter aufgeschraubt und ein Behälter der
Wahl betankt. Mit dieser Methode kann man seine Wasservorräte auffüllen und
dann wieder für einige Zeit unabhängig von der Quelle bleiben. Besonders
praktisch: Das Filtergewinde passt auf handelsübliche PET-Flaschen und mittels
Adapter auch an Trinksysteme - so wird einem die Improvisation leicht gemacht.
Die Lebensdauer soll beachtliche 100.000 Gallonen (Ca. 375.000 Liter) betragen.
Die Zubehörbeutel sind in diversen Größen separat erhältlich, ihre Öffnung ist
allerdings am Gewässer unpraktisch klein. Kosten: Ca. 30 Euro.
Die weite Öffnung des Trinkbeutels macht die Verwendung des Be-Free besonders effizient |
Katadyn Be-Free
Ein sehr flexibler
Behälter von Hydrapak und ein Filter mit verschließbarem Mundstück von Katadyn:
Das ist der Be-Free. Der Trinkbeutel mit angenehm breiter Öffnung wird im
Gewässer gefüllt, anschließend kann direkt getrunken werden oder man stockt die
Vorräte auf. Die Durchflussrate ist etwa doppelt so groß, wie die der
Konkurrenz - das erleichtert das Auftanken. Mit etwas Übung kann bei einem Halt
von wenigen Minuten der Wasservorrat von zwei bis drei Personen wirklich
schnell erneuert werden. Durch den sehr klein faltbaren Trinkbeutel kann hier
das geringste Packmaß im Test erreicht werden. Der Be-Free verschwindet in
jeder Hosentasche. Auch dieser Filter bleibt mit 59 Gramm sehr leicht. Die
Lebensdauer der Hohlfasern wird mit 1.000 Litern angegeben. Zur Reinigung ist
kein Zubehör notwendig, der Filter kann einfach im Wasser ausgeschwenkt werden.
Kosten: Ca. 45 Euro.
Fazit
Die drei Filter
erfüllen alle ihren Zweck und sind sehr leicht (unter 60 Gramm). Der Life Straw
fällt allerdings zurück, da mit ihm keine anderen Behälter gefüllt werden
können: der Anwender bleibt an die Wasserquelle gebunden. Durch die geringen
Kosten und die äußerst einfache Anwendung kann er jedoch in
Mehrpersonenhaushalten als Ergänzung zu einem anderen Filtersystem beschafft
werden. Der Sawyer Mini besticht durch seine Variabilität (kompatibel zu
PET-Flaschen) und das verfügbare Zubehör. Unsere klare Kaufempfehlung ist
jedoch der Katadyn Be-Free: Das kleine Packmaß, die hohe Durchflussrate, die
einfache Handhabung und Reinigung konnten auf Anhieb überzeugen. Außerdem
liefert der Hersteller hier eine wirklich aussagekräftige Bedienungsanleitung
mit zahlreichen sinnvollen Hinweisen zum Thema Filtration. Mit einem
Katadyn-Filter pro Person ist man gut ausgestattet. Genau das richtige für
unser minimalistisches Sturmgepäck.
Mehr dazu in Waffenkultur Nr. 36
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