Donnerstag, 9. Februar 2023

Buchempfehlung: Reinhard Heydrich - Biographie

 

Reinhard Heydrich: Biographie
von Robert Gerwarth



Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
Verlag: Pantheon Verlag (4. Auflage April 2013)
Format: DIN A5 hoch
ISBN-13: 978-357055206-3
Preis: 18 Euro
Originaltitel‏: Hitler's Hangman: The Life and Death of Reinhard Heydrich

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Die Wannseekonferenz im Januar 1942 ist untrennbar mit dem Name Reinhard Heydrich verbunden. Der damalige Chef des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) verkörpert wie kaum ein anderer die für den nationalsozialistischen Terrorapparat charakteristische Kombination aus beflissener Effizienz, fanatischer Ideologie und kaltem Verbrechertum. Obwohl Reinhard Heydrich zum Zeitpunkt des Attentats auf ihn erst 38 Jahre alt war, spielte er eine zentrale Rolle innerhalb des komplexen Machsystems des Dritten Reiches.

Lange Zeit, fast siebzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, gab es keine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende, empirisch gesättigte Studie, die mehr bietet als die gängigen Klischees vom „junge, bösen Todesgott“ oder das irreführende Bild des ideologisch gleichgültigen, allein karriereorientierten Manager des Massenmordes.
Der deutsche Historiker Robert Gerwarth liefert mit seinem Werk daher nicht nur die erste umfassende Biographie zu Reinhard Heydrich ab, sondern überhaupt die erste.
Der Inhalt gliedert sich in neun Kapitel und beginnt mit einer kompletten Beschreibung des Attentats in Prag am 27. Mai 1942 seiner Vorbereitungsmaßnahmen sowie den weitreichenden Auswirkungen.

Im weiteren Verlauf gliedern sich die Kapitel chronologisch und beleuchten die einzelnen Lebensabschnitte Heydrichs: Kindheit und Jugend in Halle (Saale) und Heydrichs Zeit in der Kriegsmarine, Begegnung mit Himmler und Machtergreifung, Bekämpfung der „Reichsfeinde“, Proben für den Krieg, erste Experimente mit Massenmorden im Osten, Im Krieg mit der Welt und schließlich der Reichsprotektor.

Dem Autor Robert Gerwarth gelingt nicht nur eine umfassende, sondern auch eine außerordentlich informative und kurzweilige Darstellung Reinhard Heydrichs. Dessen Strahlungsfelder zeitlebens vielfältig waren und mit seinem gewaltsamen Tod keineswegs endeten. Historisch erwiesen ist, dass erst aufgrund des Attentats eine besonders aggressive Welle der Vergeltung mit enormen Zahlen an Verhaftungen, Deportationen und Massenmorden einsetzte.

Auf die immer wiederkehrende Frage, „wie es soweit kommen konnte“, liefert Gerwarth überaus plausible und im historischen Kontext logische Antworten. Die grundlegenden Merkmale sind eine ideologische Festigkeit und Gewissheit der Protagonisten, der so genannte kumulative Radikalisierungsprozess über die Jahre 1933 bis 1942/43 und nicht zuletzt die Fähigkeit der beiden Männer Reinhard Heydrich und Heinrich Himmler, immer wieder neue fiktive Bedrohungsszenarien zu erschaffen, um die Gefahrabwehr durch neuerliche präventive Gewaltmaßnahmen gegen vermeintliche „Reichsfeinde“ zu rechtfertigten. (hh)


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