Dienstag, 21. Februar 2023

Oberland Arms G96c

 

G96c: Das Oberklasse-Flaggschiff aus Huglfing in Bayern verspricht neben einem Custom Shop Design auch eine Topausstattung mit allem, was Oberland Arms an Extras und Anbauteilen zu bieten hat. Die Waffenkultur hat ein Gewehr aus laufender Produktion angekauft und über zweckdienliche 2.500 Schuss getestet



Von Jan Oettgen

Das in Bayern neben Premium-Autos auch Waffen von absoluter Premium-Qualität gefertigt werden, ist dem Oberland Arms Kenner und Kunden nicht neu. Neben der sehr guten Black Label und den exzellenten Premium-PR-Modelle ist mit dem G96c ein Flaggschiff-Modell oberhalb der PR-Serie entstanden. Verrückt? – Nicht wirklich!

Beim OA-15 G96c sind viele Extras, die Oberland Arms zu bieten
hat, inkludiert. (Das LPV EO-Tech ist nicht inklusive)

Spannschieber und die 60-Grad-Sicherung
funktionieren ambidexter


Die Vergleichswaffen

In einem über zwei Monate andauernden Test musste das G96c sich gegenüber einer OA-15 M4 Black Label und einer OA-15 Premium M8 behaupten. Die Ergebnisse waren teilweise überraschend.

Geschmiedetes Gehäuse in 7075T6 Aluminium,
harteloxiert und mit höchstem Qualitätsanspruch


Das System
Das OA G96c ist, OA-Typisch, ein direct-impingement System. Die Ausstattung ist üppig. Die Waffen besitzen geschmiedete Gehäuse mit engen Passungen nach Mil-Spec in 7075T6 Aluminium, harteloxiert in Cerakote Battleship Grey. In der Testwaffe arbeitet ein 12,5 Zoll langer Lothar Walther LW50 Stainless Steel Matchlauf mit exklusivem OA-Design ebenfalls in Cerakote Battleship Grey.
Die Dralllänge beträgt 1/7 und das Patronenlager ist als 5.56-Lager ausgeführt. Das Mündungsgewinde hat die Dimension ½-28 und ist ab Werk mit dem hauseigenen OA-KDA Mündungsfeuerdämpfer bestückt.
Die Verschlussbaugruppe und der KDA-Mündungsfeuerdämpfer sind verschleißmindernd kupferfarben PVD beschichtet. Der Vorderschaft ist ein 11,5 OA MDR light mit M-LOK Schnittstellen und durchgehender Picatinny Top-Rail sowie einer kurzen Picatinny-Schiene vorn rechts. Die Beschichtung ist im Farbton Cerakote Coyote Tan ausgeführt.
Die Abzugseinheit ist eine Geissele G2S Druckpunkt Matchabzug.
Der Spannschieber und die 60-Grad-Sicherung sind beidseitig bedienbar. Die offene Visierung ist ein Eratac Klappvisier aus Stahl. Die Mil-Spec Buffertube ist ebenfalls in Cerakote Coyote Tan beschichtet. Der OA M4 Schubschaft ist wie gewohnt in sechs Positionen verstellbar. Er besitzt das aktualisierte Golfball-Design in Coyote.
Darüber hinaus sind im Lieferumfang enthalten: Zwei OA Griffe New-Generation 15° in den Größen L und M. Drei Stück OA Active Mag 10-Schuss-Magazin (in Coyote). Drei Stück OA M-LOK Rail-Abdeckungen auch in Coyote sowie ein Waffenkoffer.

Der hauseigene OA-KDA Feuerdämpfer besitzt ein
Außengewinde zur Aufnahme des OA Blast Deflector oder des
Knalldruckabweisers in Stahl- oder Titanausführung


Weitere Extras
Das sehr hochwertige System überrascht noch mit weiteren durchdachten Bauteilen. Die Gasentnahme ist verstiftet und damit gegen Verdrehung gesichert. Das bedeutet eine einfache und automatisch korrekte Montage. Weiterer Pluspunkt: Die Gasentnahme besteht nur noch aus einem Teil zzgl. Splint. Echter durchdachter Minimalismus. Dieser Minimalismus zieht sich durch das ganze System der Waffe. Ein weiteres Beispiel stellt der Handschutz dar. Neben der üblichen durchgehenden Picatinny Top-Rail gibt es ausschließlich eine kleine Picatinny-Schiene vorne rechts, z.B. für den Anbau eines Lichtmoduls.
Unnötige Spielerrein sind am G96 keine zu finden. Diese Konsequenz spiegelt sich schlussendlich im Gesamtgewicht des Gewehrs wieder. Leichte 2,9 Kilogramm zeigt die Waage. Durchaus beindruckend für ein robustes AR-15.
Optische Highlights sind der mit Golfballmuster versehene Laufmantel, die neuen Magazine und der leichtere Schiebeschaft, ohne außenliegende Riemenöse. Gut gefallen hat im Test die Möglichkeit, zwischen zwei Griffgrößen zu wählen. Die Griffe liegen somit auch in kleinen Händen wie maßgefertigt.
Die Mündungskomponente des G96 ist der hauseigene OA-KDA Feuerdämpfer, der aufgrund seines Außengewindes zur Aufnahme des OA Blast Deflector oder des Knalldruckabweisers in Stahl- oder Titanausführung dient. In seiner Wirkweise entspricht er grundsätzlich einem Standard-A2-Feuerdämpfer. Jedes AR ließe sich mit dieser Schalldämpfer-Schnittstelle nachrüsten. Die Kosten für Bauteil und fachgerechtes Anbringen summieren sich auf über einhundert Euro. Gleiches gilt für die wertige Metall-Klappvisierung und den Geissele 2-Stage Matchabzug, die bei nachträglicher Einzelbeschaffung mit über fünfhundert Euro zu Buche schlage würden. Ohne Einbau. Beim G96 ist das sowie die anderen Extras inklusive, was den nicht ganz unerheblichen Kaufpreis von 3.500 Euro erklärt und auch relativiert.

Die Verschlussbaugruppe ist ebenso wie der Feuerdämpfer
PVD-beschichtet. Wodurch die Reinigung erleichtert wird


2.500 Schuss Vergleichstest
Ergänzt um ein EoTech EXPS 3.0 konnte der Test ohne Probleme und störende Vorkommnisse starten. Geschossen wurden je Waffe 2.300 Schuss GECO .223 Remington 4,1 Gramm (63grs. FMJ) und 200 Schuss Federal .223 Remington Vital-Shok Barnes TSX 3,6 Gramm (55grs.) Deformationsgeschosse.
Das Einschießen erfolgte nach bewährtem Muster. Mit der Anschussscheibe von Akademie 0/500® war nach drei Durchgängen mit je drei Schuss das Gewehr auf fünfzig Meter eingeschossen.
Zum Standardprozedere im Testverfahren gehört ein Intervall von eintausend Schuss ohne Reinigung, mit Übungen wie dem Delta-Drill, dem Grid of Fire sowie Light the Fuse und dem ½ & ½ Drill.
Von Beginn an auffallend war die gute Balance des G96c. Das Gewehr ermöglicht eine schnelle wiederholgenaue Herstellung von Visierbild und Haltepunkt. Gepaart mit dem Weltklasse Geissele Abzug und der durchdachten Ergonomie wurden bei Standardübungen wie Light the Fuse und ½ & ½ neue Bestzeiten geschossen.

Der Geissele 2-Stage Matchabzug arbeitet „digital“
und ist jeden Euro wert


Hohe Schussfolgen und Trefferbild
Bei hohen Schussfolgen und dynamischen Übungen zeigten sich zum Teil Unterschiede zu den Vergleichswaffen. So konnte das Black Label bei dieser Kadenz nur noch unter Verwendung von Handschuhen weiterbetrieben werden. Wohingegen Design und Form des G96c Handschutz die Abwärme nicht direkt an die Hände des Schützen weitergeben. Balance und Abzug tun ihr Übriges für schnellere und präzisiere Arbeit. Der Abzug kann als absolut gleichmäßig und gleichbleibend bezeichnet werden, der Ausdruck „digital“ beschreibt die Arbeitsweise wohl am besten. Der Abzugsfinger bekommt immer eine perfekte Rückmeldung über Weg, Druckpunkt und Reset.
Das Trefferbild lag von Beginn an auf dem Niveau eines Repetiergewehrs. Liegend, auf dem Rucksack aufgelegt, lassen sich auf der Anschussscheibe und der Rifleman-Standardübung Streukreise von unter zehn Millimeter realisieren. Abhängig von der Leistung des Schützen, vermag die Waffe höchste Ansprüche zu bedienen. Die Schwestermodelle sind, ehrlicherweise, auf einem ähnlichen Level.
Der Weg zurück zu einer OA-15 M4 und OA-15 Premium M8 fällt dagegen schwer. Viel zu schnell gewöhnt sich der Anwender an Verarbeitung, Ergonomie, Balance und Abzugsverhalten des G96c. So hatte in allen dynamischen Übungen das neue G96c, in Bezug auf Trefferbild und Zeit, einen erkennbaren Vorteil. Dieser Vorteil summiert sich auf und fällt über den Zeitraum der Nutzung immer größer aus.

Die Anbauteile in Golfballoptik sind relativ
neu und in drei Farben verfügbar


Bestandsaufnahme
Alle drei Oberland Arms Gewehre blieben über den Testverlauf komplett störungsfrei. Die Reinigung des PVD-beschichteten Verschluss war erwartungsgemäß etwas leichter. Verschleiß war nicht erkennbar. Für 2.500 Schuss sind lediglich leichte bzw. übliche Gebrauchspuren sichtbar. Das Abzugsverhalten blieb ebenfalls komplett konstant. Der Handschutz und die Cerakote-Beschichtung stellten sich als großer Wurf heraus. Der Handschutz hat eine angenehme Haptik und ein sehr gutes Temperaturverhalten. Neben den hauseigenen OA Active Magazinen verdauen alle OA Gewehre auch handelsüblichen AR-15 Magazine von Drittherstellern.

Die Mündungskomponente des G96 ist zur Aufnahme eines
Signaturverzerrers oder Blast Deflectors vorgesehen
(Foto: Hersteller)


Fazit
Ein qualitativ sehr gut verarbeitetes Gewehr mit vielen inkludierten Extras. Weswegen es die Schwestermodelle übertrifft. Überrascht hat der nochmals gesteigerte Qualitäts- und Leistungs-Aspekt gegenüber der Premium-Serie. Das Oberland Arms G96c ist aktuell die Benchmark der direct-impingement Gasdrucklader. Der bedürfnisgegeißelte deutsche Waffenbesitzer kauft in seinem Waffenbesitzerleben vermutlich nur eine AR. Dabei hat er ab jetzt die Wahl zwischen einem Low-Budget-Modell (Black Label) oder dem All-Inclusive-Modell G96c.



Service
Direktlink zum Hersteller


Technische Daten
Hersteller: Oberland Arms
Modell: OA-15 G96c 12,5“
Kaliber: .223 Remington
Waffenart: DI-Gasdrucklader
Lauflänge: 12,5“ (317,5 mm)
Visierung: ERATAC Klappvisier aus Stahl
Gewicht: 2,9 kg
Preis: UVP 3.500 Euro
Vertrieb: Oberland Arms KG


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