Freitag, 25. Februar 2011

Modifikationen an Sicherungen bei Langwaffen und den Sicherheitsregeln?


Die Zuschriften zum Thema, wann eine Langwaffe gesichert bzw. entsichert werden soll waren sehr zahlreich. Von aufmerksamen Lesern kamen Hinweise, wie z.B. die Sicherung an einer AK/AKM modifiziert werden kann. Es gab Verständnisfragen zur Ausbildungsmethodik, die geklärt werden sollten und tatsächlich – und das war mir neu – gibt es in der Ausbildungsszene eine willkürliche Umgestaltung der Sicherheitsregeln, welche die Grundsatzidee ad absurdum führt.



Keinesfalls sollte mit dem Eintrag vom 18. Februar 2011 der Eindruck erweckt werden, Schießkurse mit Gabe Suarez oder Kyle Lamb seien weniger sicher, nur weil in manchen Situationen eine andere Philosophie des Benutzens der Langwaffensicherung gelehrt wird. Sowohl Gabe als auch Kyle gehören zu den Top-Ausbildern weltweit. Jedem dem sich eine Gelegenheit bietet, Schießkurse bei ihnen zu besuchen, sollte diese wahrnehmen.

Im Beitrag ging es lediglich darum, eine Detailfrage aufzuwerfen und verschiedene Lösungsansätze zu zeigen. Beide Lösungsansätze sind möglich. Beide haben Vor- und Nachteile.


Modifikationen
Die unergonomische AK/AKM Sicherung kann durch einen bedienerfreundlicheren Hebel ersetzt werden, der sich auch nur mit dem Zeigefinger der Schusshand bedienen lässt. Soll die Sicherung leichtgängiger gemacht werden, ist darauf zu achten, dass die Funktion als solche erhalten bleibt und sich die Sicherung nicht selbstständig löst.







Umgestaltung von Sicherheitsregeln
Es gibt mindestens eine US-amerikanische Schule, die durch eine Umgestaltung der 4 Sicherheitsregeln hofft, mehr Sicherheit erzeugen zu können. Man hat zu den vier bestehenden und allgemein als grundlegend anerkannten Sicherheitsregeln eine fünfte Regel erfunden. Diese wird in der firmeneigenen Chronologie an Stelle #4 geführt.
Sie besagt: „Keep your weapon on safe until your sights are on target!“






„Die Waffe bleibt gesichert, bis die Visierung auf dem Ziel liegt.“ Betrachten wir den Sachverhalt etwas genauer. Mit grundlegenden Sicherheitsregeln verhält es sich wie mit Grundrechten: Sie gelten immer, überall und für jeden. Sie sind wortwörtlich zu nehmen und haben keinen Diskussionsspielraum. Das ist das Wesen von allen grundsätzlichen Sachen und auch das Wesen der 4 Sicherheitsregeln nach Jeff Cooper.


Haltepunktverlagerung aufgrund Battlefield Zero oder Seitenwind?
„Sights on target“ bedeutet Kimme und Korn liegen auf dem Ziel. Es bedeutet nicht „Point of Aim“ (Haltepunkt).



„Sights on target“



Erfordert es die Situation, dass ein Gewehrschütze bei einer mittleren Entfernung von 300m bis 400m mit einem gewissen Maß an Seitenwind umzugehen hat, werden seine Kimme und Korn nicht auf dem Ziel liegen. Um einen Treffer zu platzieren, muss er den Seitenwind kompensieren, indem er u.U. seinen Haltepunkt eine Zielbreite versetzt wählt. „Sights not on Target“ – Nach wortwörtlicher Auslegung der Sicherheitsregel hieße das, die Waffe darf nicht entsichert sein. Eine Schussabgabe ist so unmöglich. Eine willkürliche Sicherheitsregel ohne jeden Praxisbezug.



„Sights not on Target“



Bei Verwendung eines Battlefield Zero ist es je nach Waffenkonfiguration notwendig ein 100m entferntes Ziel aufsitzen zu lassen oder generell tiefer anzuhalten. „Sights not on Target“ – gemäß dieser neu erdachten Sicherheitsregel bedeutet das, die Waffe wird gesichert.


„Sights on Target“ beim Ziehvorgang mit Kurzwaffen?
Die Ausbildungsindustrie hat sich zu weiten Teilen auf einen standardisierten Ziehvorgang mit Kurzwaffen geeinigt. Dieser Ziehvorgang gliedert sich in vier Phasen. Phase 2 ist dabei auch als Retentionposition bekannt. Laut Lehrmeinung erfolgt in dieser Position das Entsichern bzw. Sichern von Kurzwaffen mit einer manuellen außen liegenden Sicherung, wie sie bspw. bei 1911er-Pistolen vorhanden ist. Hintergrund ist, der Schütze möchte sich die Option offen halten, bereits aus dieser Haltung heraus zu feuern und im absoluten Nahbereich Wirkung ins Ziel zu bringen. Ähnlich verhält es sich mit der Position 3 (Compressed Ready). Auch hier sollte die Waffe schon entsichert sein.
Zu beiden Zeitpunkten muss die Visierung noch nicht zwangsläufig auf dem Ziel liegen.






„Keep your weapon on safe“ bei Kurzwaffen?
Die Waffe bleibt gesichert, bis die Visierung auf dem Ziel liegt. Was machen Glockschützen? Was machen Revolverschützen? Wären diese von Zusatzregel #4 befreit? Offensichtlich. Dann ist es aber keine grundlegende Sicherheitsregel, denn diese würden immer, überall und für jeden gelten.


Fazit
Es ist beachtenswert, dass sich Leute Gedanken machen, wie sie ihre eigenen Schießkurse sicherer gestalten können (vermeintlich). Dazu aber eine neue Sicherheitsregel zu erfinden, die letztlich dem Anspruch nicht gerecht wird, ist wohl eher auf das Bestreben zurück zu führen, sich ein Alleinstellungsmerkmal zu geben. Die 4 Sicherheitsregeln nach Jeff Cooper sind robust und kohärent. Sie bedürfen keiner Ergänzung.

2 Kommentare:

  1. Gerade bie der Glock sorgt das imho geniale System dafür, dass die Waffe gesichert ist, bis der Abzug betätigt wird. Insofern erfüllen Glock-Schützen die angesprochene Regel 4 auf jeden Fall.
    (von Red von Spartanat, mein Wordpress Login klappt nicht)

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  2. Wenn ich sehe, wieviele Schützen ihre Ausbildung aus (wie gut auch immer gemachten) Actionfilmen beziehen*, wieviele Waffenkontrolleure ich bei Wettkämpfen rein dadurch gefoppt habe, daß ich mein SL8 nach dem Schließen des Verschlusses auf 'S' belassen habe, und ich regelmäßig Schützenkameraden an ihren eigenen Waffen zweifeln lasse, weil ich sie ihnen gesichert zurückgebe, halte ich es zumindest für sinnvoll, Schützen den korrekten Gebrauch der Sicherung anzutrainieren.
    Ob das über eine fünfte Regel sinnvoll ist, darüber läßt sich streiten.
    Wenn man die Regel nun umformulieren würde zu: "Waffe erst unmittelbar vor einer möglichen Schußabgabe entsichern und wieder sichern, wenn keine Schußabgabe unmittelbar bevorsteht."
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    *) Black Hawk Down: "DAS ist meine Sicherung!"

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